Irene
Okay, so kenne ich Charlie nicht. Sie hat immer noch Witze gerissen als sie praktisch auf dem Sterbebett lag. Entweder es ist was schlimmeres mit Junior oder....
Und dann macht es Klick in meinem Kopf. Es hat vorhin schon keinen Sinn gemacht. Wer könnte Junior von der Straße abgedrängt haben. Die Mexikaner oder eine der anderen Gangs würden ihn einfach in eine Falle locken und bei Verhandlungen erschießen wenn sie ihn tot haben wollten. Das würde ihnen verdammt viel Prestige bringen, sie würden es nicht heimlich machen wo es keinen Ruhm zu ernten gibt. Die Brotherhood und die Hunter haben beide Mitglieder die mit dem neuen Frieden nicht zufrieden sind, aber sie würden niemals einen der VPs angreifen. Denn das wäre Hochverrat und würde ihnen ihr Leben kosten.
Es gibt nur eine Person die dahinter stecken könnte... Nur eine Person die so vorgehen würde.
Ich erstarre, merke gar nicht wie mir die Kaffekanne aus der Hand rutscht und auf dem Boden in tausend Scherben zerbricht, während der Kaffee überall hinspritzt. "Oscar." starre ich Charlie an und mein Magen krampft sich vor Angst zusammen.

Irene
Ich nehme wortlos das Tuch entgegen welches Charlie mir reicht und beginne den Kaffe aufzuwischen, während meine Gedanken in meinem Kopf rasen. Reiß dich verdammt nochmal zusammen Irene! Du bist keine kleine Memme und erst Recht kein Schisser! Es ist nur ein dämlicher Kerl.
Und doch sehe ich wieder die Bilder vor mir die mir im letzten Jahr Alpträume beschert haben. Charlie und ich in dieser alten Fabrik. Junior wie er voller Wut und Verzweiflung darum fleht, dass wir ihm doch bitte glauben sollen. Hannah, wie sie Oscars Mutter erschießt - auch wenn ich das natürlich nie in Person gesehen habe, immerhin war das vor meiner Geburt. Und schließlich.... mein Dad, wie er da lag mit der Kugel in der Brust.
Meine Hände zittern leicht und ich schließe einen Moment die Augen und atme tief durch. Es bringt uns nicht weiter jetzt vor Angst zu erstarren, uns dieser Angst hinzugeben. Dadurch machen wir es Oscar nur leichter.
"Okay..." sage ich und atme nochmals tief durch ehe ich die Augen wieder öffne und Charlies Blick suche. "Okay. Das heißt wir müssen schleunigst Vorkehrungen treffen. Wenn Oscar hinter dem Anschlag auf Juniors Leben steckt, arbeitet er nicht alleine. Das heißt er ist noch gefährlicher und unberechenbarer als letztes Mal. Wir dürfen ihm keine Gelegenheit geben zuzuschlagen."

Irene
Ich sehe die selbe Angst in Charlies Augen widerspiegeln. Wem mache ich etwas vor? Mir ist schlecht vor lauter Angst. Am liebsten würde ich es einfach als unmöglich erklären, dass es Oscar ist. Zumindest noch für ein paar Momente verleugnen, dass er es wirklich ist. Aber das bringt uns auch nicht weiter.
Charlie sieht mich noch einen Moment an, ehe sie die Tasse wegstellt und fluchtartig das Zimmer verlässt. Einen Moment später höre ich, wie sie sich oben im Bad übergibt. Sofort bin ich auf den Füßen, werfe das mit Kaffee vollgesaugte Handtuch in die Spüle und fülle ein Glas mit Wasser mit dem ich nach oben ins Badezimmer gehe. Ich stelle das Glas Wasser auf die Kommode neben dem Waschbecken und knie mich neben Charlie. Ich hab absolut keine Ahnung was ich sagen könnte, weil nichts die Tatsache ändert, dass unser beider Alptraum wieder in der Stadt ist um uns heimzusuchen. Ein ziehen in meiner Magengrube erinnert mich schmerzlich daran, dass es eigentlich meine Schuld ist, dass er überhaupt jemals in die Stadt gekommen ist. Meine Eltern sind Schuld daran, dass er keine Eltern hat. "Es tut mir so leid Charlie." murmle ich und streiche ihr unbeholfen über den Rücken. "Das ist alles meine Schuld."

Irene
Ich suche in ihren Augen nach den Anschuldigungen die ich eine Zeit lang nach Oscars Flucht in ihrem Blick gesehen habe. Aber davon ist keine Spur mehr zu sehen. Und obwohl ich mir insgeheim immer noch die Schuld gebe, tut es verdammt gut das von ihr zu hören.
Ich nicke und streiche mir meine Haare hinters Ohr. "Du hast Recht. Ich glaube es wird Zeit dass wir beide Clubs versammeln und ihnen klar machen, dass sie ihren lächerlichen Zwergenaufstand aufgeben müssen."

Irene
Ich nicke Charlie noch zu, ehe ich ihr nach unten folge, dort aber in die andere Richtung abbiege und zu meinem Dad ins Büro gehe. Er scheint gerade in einem Gespräch mit einem unserer Mitglieder zu sein, aber ich platze einfach rein und scheuche den Hunter mit ein paar Worten aus dem Büro. "Dad." ich sehe ihn ernst an. "Wir müssen zusammen mit der Brotherhood ein Notfallmeeting einberufen. Alle Mitglieder der Hunter müssen daran teilnehmen. Es wird Zeit, dass wir die bleibenden Spannungen zwischen den Clubs begraben ein für alle Mal." Mein Dad mustert mich einen Moment und zieht eine Augenbraue hoch. "Und wer genau hat meine Tochter so sehr in Angst und Schrecken versetzt?" Ich sehe ihn einen Moment nachdenklich an, debattiere ob ich ihm die Wahrheit sagen soll. Doch da kommt er mir schon zuvor. "Sicherlich doch nicht diese kleine Ratte Oscar?" ich starre ihn überrascht an. "Du weißt es?" Er lacht leise und schüttelt den Kopf. "Erstens bin ich immernoch der Präsident eines der bekanntesten Clubs in ganz Phoenix und weiß wer sich wann wo befindet. Und zweitens... hat mir dein Bruder erzählt was er und Charlie für einen Verdacht haben." "Und? Haben sie Recht?" setze ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er seufzt und lehnt sich etwas in seinem Stuhl zurück. "Das... kann ich nicht sagen...." er hält einen Moment inne und ich sehe ihm an, dass er lieber etwas anderes sagen würde als das was er sagen muss. "Ich hab ein paar meiner Leute auf ihn angesetzt nach dem Vorfall vor einem Jahr. Jemand wie Oscar... sojemand gibt nicht einfach auf. Hannah und ich haben damals praktisch seine ganze Familie ermordet. Sie hatten es verdient, glaub mir. Aber das ändert für ihn nicht die Tatsache, dass er ein verdammt starkes Motiv dafür hat zu tun was er eben tut. Und er hat den Wahnsinn seiner Mutter geerbt. Oscar ist verdammt gefährlich und glaub mir wenn ich dir sage, dass ich wenige Menschen in meinem Leben als gefährlich bezeichnen würde. Also habe ich ihn damals beschatten lassen. Um zu wissen wann er zurückkommt weil ich wusste, dass dieser Tag unweigerlich kommen musste. Also wollte ich vorbereitet sein." "Aber...?" "Aber als ich zum Treffpunkt erschienen bin um mir eine Berichterstattung über Oscars Vorgänge geben zu lassen... Lag dort nur eine Box. Und in dieser Box.... Lagen nur die Nieren der beiden Hunter die ich geschickt hatte. Und ein Zettel." "Ihre NIEREN?" frage ich ungläubig. Jay seufzt und holt einen Zettel aus seinem Schreibtisch den er mir reicht. "Lies selbst." Der Zettel ist nicht groß und voll mit getrocknetem Blut. Aber man kann immernoch lesen was darauf steht. 'Falls die die ich Charlie vom Schwarzmarkt besorgt habe nicht hält.' Ich merke wie mir die Galle hochkommt und mein Magen sich umdreht. Ich lasse den Zettel sinken und sehe zu meinem Dad. "Wieso... wieso hast du niemandem was davon erzählt?" Er zuckt mit den Schultern. "Es bringt nichts. Ich habe zwei weitere, bessere Leute geschickt um ihn zu beschatten und einer davon hat es zurück geschafft, wenn auch nicht mehr in einem Stück. Danach habe ich es aufgegeben." Er steht auf und geht in seinem Büro auf und ab. "Wenn das hier wirklich Oscar ist, müssen wir uns darauf gefasst machen, dass das was er damals gemacht hat nur ein milder Vorgeschmack war davon wozu er wirklich fähig ist." ich sehe zu meinem Dad und mir ist immer noch kotzschlecht. "Also werden wir dieses Notfallmeeting einberufen. Aber ich glaube nicht dass das etwas bringt. Die Narben die die beiden Clubs tragen sind zu tief. Es wird niemals vollkommene Einheit und Frieden herrschen. Wir sollten uns lieber darauf fokussieren als getrennte Clubs uns zu wappnen für was auch immer als nächstes kommen wird."

Irene
"Das ist Suizid und das weißt du!" sehe ich meinen Dad wütend an. Unglaublich! Nachdem was er gerade erzählt hat, nachdem er zugegeben hat was für eine krasse Bedrohung Oscar wirklich darstellt und er will immer noch sein Soloding durchziehen. "Junior ist da sicher nicht dafür unser eigenes Ding durchzuziehen!" Jay zieht eine Augenbraue hoch. "Ich bin allerdings immer noch der Prsäident und Junior nur der Vize. Das letzte Wort hab ich Irene." "Gut dann lass uns doch im Club darüber abstimmen. Du kannst hier nicht mehr per Dekret regieren wie ein Diktator Dad. Nicht nach dem was letztes Jahr passiert ist." Damit stürme ich aus dem Büro meines Dads und schicke meinem Bruder eine kurze SMS.


Junior
Die OP verlief gut und ohne Zwischenfälle. Jetzt liege ich in meinem Zimmer. Ich werde heute schon entlassen. Ich trage meinen linken Arm in einer Schiene, das kann ich auch daheim. Und so bin gerade am zusammenpacken als mein Handy vibriert und ich eine SMS von meiner Schwester erhalte. Ich überfiege sie kurz und Wut breitet sich in meinem Bauch aus. Dieser alte Sturkopf!
Aber seine Zeit ist vorbei und so werde ich die Hunter schon überzeugen. Wir werden zusammenarbeiten ob er das will oder nicht!
Ich schicke meiner Schwester eine kurze Antwort zurück und wähle dann Charlies Nummer.


Chris
Ich höre meiner Tochter aufmerksam zu und ich kann nicht verhindern, dass sich ein wenig Angst in meinem Bauch breit macht bei dem Gedanken dass Oscar wieder hier sein könnte. Er hat Charlie damals fast getötet. Und er wird es wieder versuchen. Ich habe mir vor einem Jahr geschworen in Zukunft alles dafür zu tun, dass sie niemals wieder in so eine Situation kommt. Koste es was es wolle.
Also stehe ich nach Charlies Ansprache auf, gehe um den Tisch herum und stelle mich neben meine Tochter. "Charlie hat Recht." sage ich und sofort verstummt das Gemurmel und alle Augen sind auf mich gerichtet. "Wir dürfen nie wieder den Fehler machen und Oscar unterschätzen. Das heißt ich möchte Keinen von euch mehr in meinem Büro haben der darüber heult wie ungerecht es ist, dass wir die Hunter nicht mehr abknallen. Glaubt mir. Ich bin kein Fan von Jay und auch nicht von einigen seiner Männer. Aber wir stehen auf der gleichen Seite. Und wir brauchen seine Männer. Ich werde ihm sicherlich niemals vertrauen. Aber ich vertraue Junior und seiner Schwester. Und ich vetraue meiner Tochter. Und das solltet ihr auch alle. Was sie sagt gilt. Egal was es ist, geht davon aus, dass ich mich mit allem was sie tut komplett Identifiziere. Ich stehe hinter ihr."

Junior
"Hey. Ja die OP war gut. Sie haben gesagt solange ich regelmäßig zu Check-Ups da bin und meine Tabletten nehme darf ich gehen." grinse ich. "Meinst du, du könntest mich abholen? Ich kann leider eine Weile nicht mehr fahren mit nur einem voll funktionierenden Arm." ich verlasse mein Zimmer und mache mich auf den Weg nach draußen. Keine Ahnung ob mein Dad seine Männer schon losgeschickt hat um Charlie zu beschützen, aber ich weiß, dass ich in den nächsten Wochen so wenig wie möglich von ihrer Seite weichen werde um selbst sicher zu gehen, dass ihr niemand etwas antun kann.

Junior
"Ich dich auch." lächle ich ebenfalls in mein Handy, ehe ich es wieder einstecke und mich draußen auf eine Bank setze um einen Moment die Sonne zu genießen.


Oscar
Es war zu einfach in Charlies Auto zu gelangen. Es ist beinahe so als würden sie wollen, dass ich sie töte. Natürlich ist das heute nicht mein Ziel. Aber wenn ich wollte, wären sie und Junior schon tot. Und so warte ich geduldig auf dem Rücksitz, während sie einsteigt und den Motor startet. Dann zücke ich meine Waffe, entsichere sie und halte sie ihr an die Schläfe. "Hallo meine Liebste." murmle ich in ihr Ohr. "Fahr los."

Oscar
Ich bin zufrieden ihre deutlich spürbare Angst in ihrer Stimme zu hören, auch wenn sie versucht sich das nicht anmerken zu lassen. Aber ich kenne sie gut genug um zu wissen was sie fühlt und denkt. Und so genieße ich einfach einen Moment lange das Gefühl der Macht, welches sich in mir ausbreitet ehe ich ihr antworte. "Oh ich bin nur hier um mit dir zu plaudern so von Ex zu Ex. Zum Beispiel... erzähl mir doch mal wie es dir mit der Niere ergangen ist, die ich aus einem Familienvater mit drei kleinen Kindern rausgeschnitten habe."

Oscar
Ich merke wie sehr sie das belastet was ich gesagt habe, aber sie verzieht keine Miene. Sie versucht zu überspielen wie viel Angst sie hat. Und irgendwo imponiert mir das auch ganz schön. Aber dafür ist jetzt keine Zeit. "Was spricht denn dagegen zu checken wie es dir geht? Ich hab gehört Junior hatte einen Unfall gestern. Tut mir wirklich leid zu hören."