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05.03.2021, 18:05

Cael

Als Ilea den Kuss unterbrach, wollte ich einen enttäuschten Laut von mir geben, bis ihre Worte meinen Verstand erreichten. Dort herrschte zwar momentan dichter Nebel, aber ich war fähig genug meine Hand zurückzuziehen und tief durchzuatmen. Das trommelnde Herz in meiner Brust hingegen schlug munter weiter, voller Kraft. Angeregt durch die Hitze, die Ilea in mir ausgelöst hatte. Ich hatte wirklich vergessen, dass wir nicht alleine waren. Jedes Mal, wenn wir uns näherkamen, spielte alles andere keine Rolle mehr für mich. Ich wäre sogar bereit gewesen die anderen beiden wegzuschicken, damit sie uns eine Weile lang alleine ließen. Eine ideale Lösung, über die ich kurz nachdachte, ehe ich sie verwarf, weil mir im gleichen Moment bewusst wurde, dass wir weiterziehen mussten, solange draußen noch Tag war. Eine Flucht ließ sich nicht verdrängen. Zu groß wäre das Risiko erwischt zu werden.
Seufzend drückte ich Ilea einen Kuss auf den Scheitel und rückte ein wenig von ihr ab, damit ich sie ansehen konnte. Anders als in der Traumwelt musste sie meine Lippen lesen, um mich zu verstehen. >Irgendwann wird uns nichts und niemanden stören.< versicherte ich ihr lautlos, damit die anderen es nicht hörten. Sie waren bestimmt schon wach, auch wenn sie nichts sagten. Gerade Ryu wachte für gewöhnlich sehr früh auf.

Imesha

Meine trüben Gedanken wurden unterbrochen, als Egon erschien, an unseren Händen schnupperte und anschließend zu mir kam, um mir Aufmerksamkeit zu schenken. Unwillkürlich musste ich ein klein wenig lächeln. Bei so einem süßen Kerlchen konnte ich schwer lange niedergeschlagen bleiben. >Guten Morgen, Egon.< wünschte ich dem Feuersalamander, ehe mein Blick zurück auf Ryu fiel. Ich räusperte mich leise und zog meine Hand langsam zurück, weil die Berührung nun doch etwas zu lange andauerte. Da ich nicht die Worte aussprechen konnte, die mir auf der Zunge brannten, brauchte ich kurz Zeit für mich selbst, um mich für den Tag zu sammeln. Wir sollten bald aufbrechen. Je weiter wir vorankamen, desto besser.
Ich setzte mich auf, fuhr mir durchs vom Schlafen zottelige Haar und seufzte leise. Was gäbe ich dafür in ein ordentliches Bad verschwinden zu können, um dort Stunden zu verbringen? Gewöhnte man sich erst an den Luxus, vermisste man ihn dann schon irgendwie. Kurz darauf knurrte auch mein Magen, als wollte er ebenfalls den neuen Tag begrüßen.
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05.03.2021, 18:40

Ryu

Meine Hand fühlte sich plötzlich leer an, als Imesha ihre Hand zurückzog. Ich richtete mich ebenfalls auf und kratzte kurz an meinem Kinn. Ich konnte die ersten Bartstoppeln fühlen, irgendwann würde ich eine Rasur nötig haben. Es hatte eine kurze Phase gegeben, wo ich mit verschiedene Bartvarianten ausprobiert hatte und das Ergebnis war, dass ich mein Gesicht am Liebsten glatt mochte. Neben mir hörte ich leise ein Magen knurren und mein Mundwinkel zuckte belustigt: "Zeit für Frühstück, was?" Ich langte nach einer der Taschen und hatte gleich einen Volltreffer. Ich reichte Imesha den Proviant weiter und blickte in die Richtung, wo die anderen Zwei waren. Sie schliefen garantiert nicht mehr, das konnte ich an ihre Atemzügen hören. "Aufwachen, Schlafmütze", ärgerte ich trotzdem Cael und warf einen kleinen, harmlosen Stein auf ihn.

Ilea

Überrascht stellte ich fest, dass ich gar nicht wollte, dass seine Hand sich zurückzog. Ich vermisste die Wärme auf meiner Haut. Ich errötete mich bei seine Worte noch mehr und nickte schüchtern. Ich sehnte mich nach diese ungestörte Zweisamkeit, ich wollte, dass er meine Sinnen belebte und da war diese Neugier in mir Cael näher kennenzulernen. Langsam richtete ich mich auf und brachte zuerst mein Haar in Ordnung. Dann schaute ich zaghaft in die Richtung unsere Freunde. Sie waren ebenfalls wach, aber schienen wie wir erst gerade aufgestanden zu sein und wirkten nicht, als hätten sie unsere kleine Zweisamkeit mitbekommen. Ich musstenicht vor lauter Verlegenheit im Boden versinken.


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05.03.2021, 19:36

Cael

Ich zuckte kein bisschen zusammen, als mein bester Freund einen kleinen Stein nach mir warf, der mich am unteren Rücken traf. Schmunzelnd richtete ich mich auf, zwinkerte Ilea dabei verschwörerisch zu und wandte mich dann an die anderen beiden, die gerade unser Proviant zu Tage brachten. Mein Magen reagierte mit einem leisen Knurren darauf. Er war die letzten Minuten mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen, aber jetzt meldete sich doch noch der Hunger. >Habt ihr gut geschlafen?< fragte ich Ryu und Imesha. Währenddessen zog ich meinen Reiserucksack heran, um mir meine Portion herauszusuchen. Da wir in den Bergen kaum etwas Essbares finden würden, musste ich mir alles gut einteilen, auch wenn ich alles auf einmal verputzen könnte.

Imesha

Ryu hatte mein Magenknurren natürlich bemerkt und reichte mir sogleich mein Frühstück, wofür ich mich mit einem kleinen Lächeln bedankte. Das Chaos in meinem Kopf würde ich vorerst außer Acht lassen, auch wenn in mir das Bedürfnis wuchs mich endlich jemandem zu öffnen, bevor ich die Kontrolle verlor. Nur wusste ich nicht wie... und wem. Ilea wäre meine erste Wahl, weil sie wie ich sehr viel durchgemacht hatte. Sie würde meine düsteren Gedanken vielleicht verstehen, sie besser nachvollziehen können. Grübelnd biss ich ins Brot hinein und kaute langsam, damit ich schneller satt wurde. Dann sah ich zum Pärchen rüber. Ich nickte als Antwort auf Caels Frage. Dass ich mitten in der Nacht zum Abgrund geschlafwandelt war, brauchten sie nicht erfahren. Wir hatten genug Probleme.
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05.03.2021, 19:50

Ryu

Meine Aktion ließ Cael natürlich unbeeindruckt und kurz erinnerte ich mich an unsere gegenseitige Streiche, als wir noch Kinder waren. Das waren Zeiten gewesen. "Ja und ihr?", antwortete ich meinem besten Freund. Den Teil mit den nächtlichen Ausflug von Imesha ließ ich aus. Sie hatte es nicht erwähnt und ich respektierte ihre Privatsphäre. Ich holte ebenfalls meine Portion und merkte erst dann, dass ich wie die Anderen Hunger hatte. Noch hatten wir Provianten aus dem Gasthaus, aber wie Imesha gestern schon sagte, würden sie bald zu Neige gehen und wir mussten uns mit dem Provianten aus dem Wald zufriedengeben.

Ilea

"Guten Morgen", wünschte ich den anderen Beiden und nahm mir ebenfalls eine Portion, auch wenn ich keinen großen Appetit verspürte. Jedoch wusste ich, dass ich was essen musste, um für den Tag stark genug sein zu können. Plötzlich begann die Luft sich verändern und Roselyn erschien: "Ah, da seid ihr ja!" "Hallo Roselyn", begrüßte ich sie, damit Ryu und Imesha es wussten, dass sie anwesend war. "Du siehst schon viel besser aus. Ich habe gewusst, dass Cael es schaffen wird. Deswegen bin ich losgezogen und habe dein Vater aufgespürt", erzählte sie und mein Herz blieb einen Moment stehen. "Wie...wie geht es ihm?", brachte ich angestrengt hervor und Angst schnürte mir die Kehle zu. "Sie lassen ihn am Leben, aber....sie sind nicht nett zu ihm. Sie haben ihn in einem Raum gebracht, wo ich nicht mal reingehen konnte oder deine Großmutter. Es liegt ein magischer Abwehrzauber darauf, der auch gegen uns Geister wirkt. Also dafür, dass der Kaiser so gegen die Magie ist, benutzt er starke Schutzzaubern."


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05.03.2021, 20:03

Cael

>Wie man eben auf kaltem Boden schläft.< erwiderte ich schulterzuckend und hielt beim nächsten Bissen inne, weil plötzlich Roselyn erschien. Sie gehörte zu den wenigen Geistern, die in der Lage waren weit zu reisen. Normalerweise blieben sie immer an einem bestimmten Ort, sie allerdings nicht. In unserem Fall war das von Vorteil, denn so erfuhren wir von Gawains Situation. Ich hatte damit gerechnet, dass man ihn schlecht behandeln würde, aber dass man ihn komplett vom Rest der Welt abschottete... Dafür fehlte mir der passende Ausdruck. Grausam allein reichte nicht aus. >Roselyn hat gesehen, wie man Gawain in einen magisch geschützten Raum gebracht hat. Er lebt. Mehr kann sie aber leider nicht in Erfahrung bringen.< fasste ich für die anderen beiden den Bericht kurz zusammen. Diese Nachricht sorgte dafür, dass mir der Appetit verging, trotzdem stopfte ich das Essen weiter in mich hinein. Ich musste bei Kräften bleiben.

Imesha

Plötzlich sah Ilea in eine andere Richtung und begrüßte den weiblichen Geist namens Roselyn. Wachsam verfolgte ich das unsichtbare Gespräch, während ich auf eine Zusammenfassung wartete, die uns Cael dann gab. Mir sank das Herz sofort in den Magen. Ich schluckte schwer. Sie hatten ihn also wie erwartet an diesen düsteren Ort gebracht. Ich wünschte, es wäre nicht so, aber der Kaiser kannte in dieser Hinsicht keine Gnade. Ein Teil von mir glaubte nicht daran, dass er es schaffen würde so lange am Leben zu bleiben, denn niemand konnte voraussagen, wann wir in der Lage sein würden ihn zu retten. Es könnte Wochen dauern. Im schlimmsten Fall Monate. Niemand überlebte das. Absolut niemand. >Wir werden unser Bestmögliches tun, um ihn zu befreien.< sagte ich an Ilea gewandt, denn ich wollte ihr nicht die Hoffnung nehmen. Sie war so schon völlig fertig mit den Nerven.
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1 126

05.03.2021, 20:19

Ryu

Für mich war es ein ungewohnter Anblick, dass es eine weitere Person gab, die mit Seelen sprechen konnte. In meiner Welt war es immer nur Cael gewesen. Ich erinnerte mich gut daran, wie er sich gefreut hatte, dass eine weitere Person gab, die wie er war. Wie erlöst auch dabei gewirkt hatte nicht alleine diese Last tragen zu müssen. Aber als Cael das Gespräch übersetzte, verwandelte sich das Essen in meinem Magen zu einem schweren Klumpen. Ich drehte mich zu Imesha um und ich entdeckte etwas in ihre Augen, die ihre Worte widersprach. Sie wollte Ilea nicht die Hoffnung nehmen, aber sie hatte Zweifeln, ob wir Gawain retten können. Dieser Ort, wo er jetzt war, schien ein schlimmer Ort zu sein. Ich schluckte hart und versuchte ebenfalls hoffnungsvoll auszusehen. So lange Gawain lebte, gab es immer noch eine Chance ihn retten zu können, ganz egal wie klein die Chance aussehen mochte.

Ilea

Meine Sicht verschwamm sich und erst als die Feuchtigkeit auf meine Wangen spürte, bemerkte ich die Tränen. Sie hielten ihn an einem Ort fest, der ihn fern von der Welt hielt und bestimmt litt er auch gerade in diesem Moment. Roselyn musste mir nicht beschreiben, was sie mit nicht nett meinte. Jeder in dieser Höhle wusste, wie hartherzig diese Menschen sein konnten. Ich senkte den Blick, sah auf das Essen in meiner Hand und plötzlich überschlug sich mein Magen. Hastig sprang ich auf, floh aus der Höhle und entdeckte rechtzeitig eine Nische, ehe ich mich übergab. Meine Kehle brannte. Mein Magen brannte. Und kalter Schweiß brach aus, während mein Körper unkontrolliert zitterte. Die schlimmsten Bilder erschienen in meinem Kopf wieder. Sie hatte seinen Gehstock liegen gelassen. Sie könnten dafür sorgen, dass er nie wieder laufen konnte. Und während mein Vater litt, saß ich hier in der Höhle und küsste Cael als gäbe keinen Kummer. Als wäre mein Vater mir egal geworden. Als der Krampf nachließ, ging ich in die Hocke und presste meine Hände gegen den Brustkorb. "Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dir eine schlechte Tochter geworden bin", schluchzte ich.


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05.03.2021, 20:36

Cael

Mein Körper reagierte vor meinem Verstand. Schneller als ich gucken konnte, war ich schon auf den Beinen und folgte Ilea nach draußen, die sich in einer Nische übergab. Es schmerzte mich sie so zu sehen, aber ihre Worte waren es, die mir das Herz brachen. Ich verstand nicht, wieso sie glaubte eine schlechte Tochter geworden zu sein, aber ich hatte eine Vermutung, woher dieser Gedanke kam. Jetzt wurde sogar mir schlecht. Hatte ich vielleicht doch einen Fehler gemacht? War ich der Auslöser für ihr schlechtes Gewissen? War es besser, wenn ich sie nur tröstete und sonst nichts? Ich war noch nie in solch einer Situation gewesen, darum wusste ich nicht, was richtig oder falsch war. Bislang hatte ich auf meinen Instinkt gehört, aber vielleicht irrte er sich in diesen Dingen.
Mit bekümmertem Ausdruck ging ich neben Ilea in die Hocke und legte einen Arm um ihre Taille, um sie an mich zu ziehen. Sie sollte nie das Gefühl haben allein zu sein. Egal, was ihr durch den Kopf ging, ich würde für sie da sein und ihr durch den Sturm helfen.

Imesha

Ich senkte den Blick auf das halb aufgegessene Brot in meinen Händen, als Ilea überstürzt die Höhle verließ. Auch ohne ihr zu folgen, wusste ich, dass sie sich übergeben würde. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck. Diese bittere Verzweiflung, wenn einem alles zu Kopf stieg und man keinen Ausweg für die eigenen Gefühle fand. Sie machte sich bestimmt Vorwürfe. Würde ich an ihrer Stelle auch tun. Es war so leicht sich für alles die Schuld zu geben, wenn man sich machtlos fühlte. Das hatte ich viele Jahre getan, ich tat es immer noch. >Cael und du... Ihr kennt so viel Dunkelheit nicht. Man sieht euch das an.< Keine Ahnung, warum ich das jetzt sagte, aber diese Worte wollten unbedingt ausgesprochen werden. >Bist du wirklich sicher, dass es nicht besser für euch wäre euren eigenen Weg zu gehen? Weit weg, wo die Dunkelheit nicht ist? Ich weiß zwar nicht, woher ihr kommt, aber es muss euch dort sehr gut ergangen sein. Anfangs dachte ich, ihr wärt aus der sagenumwobenen Stadt.< Ich seufzte niedergeschlagen. >Schade, dass das nicht der Fall ist.< Es hätte besonders Ilea und mir viel Hoffnung auf ein besseres Morgen gegeben.
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1 128

05.03.2021, 20:57

Ryu

Ich schaute besorgt Ilea nach und Cael folgte ihr sogleich. Für sie war es besonders hart, immerhin war Gawain ihr Vater und ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, wie sie sich in diesem Moment fühlen musste. Imeshas Stimme erregte meine Aufmerksamkeit und mit ihrer Aussage näherte sie sich gefährlich meine Geheimnisse. Wie gerne würde ich ihr alles erzählen, aber ich hatte Angst, dass es ihre Situation noch schlimmer machte und ich wollte sie beschützen. "Meine Eltern kennen sehr viel Dunkelheit und sie haben mir beigebracht immer für Andere da zu sein, die in der Not sind. Dass man niemals aufgeben soll für das Licht zu kämpfen, selbst wenn es nur ein bisschen Licht ist. Stirbt jede Hoffnung, stirbt auch die Welt. Ich habe ein gutes Leben geführt, das stimmt, aber ich kann nicht einfach wegschauen, wenn ich weiß wie viele Menschen unter ihrem Schicksal leiden müssen. Warum sonst besitze ich Fähigkeiten, wenn ich sie nicht für all die Menschen nutzen kann, die ihre Stimme nicht erheben können? Und als erstes werden wir die Stadt finden. Es wäre vermutlich einfacher, wenn wir unsere volle Magie benutzen können...", antwortete ich ihr.

Ilea

Eine Berührung und dann lag ich in seine Arme. Verzweifelt klammerte ich mich fest an ihm, nur Cael allein konnte mir den Halt geben, damit ich nicht in den tiefen Abgrund fiel. "Ich habe Angst um ihn und ich weiß, dass sie ihm wehtun. Das er Schreckliches durchmachen muss. Und....und ich bin einfach in unsere kleine Welt geflüchtet, um die Wirklichkeit zu vergessen. Um nur die schönen Dingen zu fühlen, weil ich sonst auseinander gefallen wäre. Aber er kann nicht flüchten. Er ist gefangen und leidet jede Sekunde", stieß ich hervor und presste mein Gesicht fest gegen seinem Brustkorb: "E-er ist doch mir nicht egal. Er ist mein Vater."


1 129

05.03.2021, 21:12

Cael

Ich küsste sie aufs Haar und hielt sie weiterhin fest, während sie ihren Gefühlen Worte verlieh. Es war gut, dass sie das alles nicht in sich hineinfraß, sondern die Dinge beim Namen nannte. Jeden Kummer, jede Angst, jede Verzweiflung. Ich spürte sie alle, als wären sie meine eigenen Dämonen. Mir selbst war klar, dass sie keine schlechte Tochter war, nur weil sie sich in eine schöne Welt flüchtete, um nicht zusammenzubrechen. Ihr Vater würde nicht wollen, dass ihr das passierte. Er wollte sicherlich ihr Bestes, wollte, dass sie trotz allem glücklich wurde. Meine Eltern hätten nicht anders gehandelt. Sie hätten alles für mich getan und mir nie Vorwürfe gemacht, solange ich nicht vom Weg abkam. >Ilea....< Sanft umfasste ich ihr Gesicht und brachte sie dazu mich anzusehen. >Dein Vater liebt dich. In seinen dunkelsten Stunden bist du sein Licht. Solange du glücklich bist, wird er immer einen Grund zum Lächeln finden. Und du liebst ihn auch. Nur das allein zählt.<

Imesha

Diesmal erfuhr ich etwas Neues über seine Vergangenheit, denn seine Eltern hatte er bislang selten bis gar nicht erwähnt. Es überraschte mich, dass sie das Leben in der Dunkelheit kannten, aber nicht, dass sie ihre eigenen Kinder so sicher und sorglos wie möglich aufgezogen hatten. Mit den richtigen Prinzipien. Sich für die Schwachen einzusetzen, diese Hingabe floss auch in meinem Blut. Wie viele Nächte war ich in die Armenviertel geschlichen, um den Kindern und hungrigen Familien zu helfen? Wie oft hatte ich Dinge aus dem Palast gestohlen, um sie anderweitig zu verteilen? Ich wünschte, ich hätte mehr tun können, doch nun saß ich hier... in einer Höhle hoch oben in den Bergen... auf der Flucht.
Ich packte mein Essen weg und nahm daraufhin einen großen Schluck Wasser. >Mit Magie wäre alles einfacher.< stimmte ich Ryu zu und sah ihn an. >Wir sollten langsam aufbrechen.<
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05.03.2021, 21:29

Ryu

Langsam nickte ich, Imesha hatte Recht. Wir mussten weiterziehen, denn noch waren wir nicht tief genug in den Bergen, um unentdeckt zu bleiben. Und das war erstmal unser Ziel, bevor wir einen weiteren Plan schmieden konnte. Also half ich ihr beim Packen und verwischte unsere menschliche Spuren für den Fall, dass man uns doch hier suchen sollte. Einen Moment zögerte ich, doch dann fragte ich sie: "Glaubst du eigentlich, dass es mehr gibt als nur diese Welt hier?" Es war gewagt, ich wusste es und doch gleichzeitig konnte die Frage keine allzu große Bedeutung haben, denn hier ging es um einen Art Glauben und als Freunde stellte man sich solche Fragen. Aber Imesha war klug.

Ilea

Cael hielt mich die ganze Zeit fest, so wie in den letzten Tagen und Wochen. Warme Hände umschlossen mein Gesicht und ich schaute durch die feuchte Wimpern ihn an. Bei seine Worte kamen mir wieder die Tränen. Würde irgendwann der Tag kommen, wo ich nicht mehr weinen musste? Die Lippen zitterten, aber diese Worte hatte ich lesen müssen. Sie linderten ein wenig den Schmerz und ich fühlte mich nicht mehr wie die furchtbarste Tochter auf der ganzen Welt. Cael erinnerte mich daran, dass mein Vater immer gewollt hätte, dass ich glücklich war. Das hatte er auch noch vor Kurzem gesagt, bevor er gefangen genommen wurde. Ihm war mein Wohlergehen immer wichtiger gewesen, als sein eigenes. "Es ist so....schwer. Manchmal weiß ich gar nicht, was ich bei all den Durcheinander fühlen soll. Mit dir hier zusammen zu sein macht mich glücklich, gleichzeitig mache ich mir große Sorgen um meinem Vater und bin wegen meiner Großmutter sehr traurig. Ich fühle alles aufeinmal", versuchte ich das Chaos in meinem Inneren zu beschreiben. Tief atmete ich ein: "Ich hoffe wir haben irgendwo im Gepäck Kamille oder Pfefferminz, damit ich mein Mund reinigen kann." Dann legte ich eine Hand auf Seine: "Ich weiß nicht wie ich dir zeigen kann, wie unendlich dankbar ich dir bin, dass du die ganze Zeit an meiner Seite bleibst und mir den Halt gibst. Ohne dich wäre ich längst verloren."


1 131

05.03.2021, 21:51

Cael

Ich konnte verstehen, dass sie durcheinander war. Dass sie viel zu viel auf einmal fühlte. Es gab Momente, da fiel es mir leicht zu atmen, dann gab es wiederum Momente, da wurde es um meinem Herzen schwer, wenn ich an den tragischen Verlust von Makoto dachte und dass Gawain völlig auf sich allein gestellt war. Wir alle trugen schwere Lasten auf unseren Schultern und mussten damit unsere Reise fortsetzen. Immer weiter. Immer dem Licht der Hoffnung nach. >Ich bleibe bei dir, Ilea. Nichts und niemand kann mich von dir trennen. Das bedeutet meine Liebe für dich.< sagte ich voller Inbrunst und stand langsam auf, um ihr meine Hand zu reichen. Egal, was kommen mochte, wir würden aufstehen und weitermachen. So war es richtig. So boten wir der Dunkelheit in diesem Lande die Stirn.

Imesha

Seine Frage kam völlig unerwartet. Sie hatte nichts mit unserer aktuellen Lage zu tun. Trotzdem machte ich mir Gedanken darüber, denn mit dieser Frage hatte ich mich bislang nicht auseinandergesetzt. >Wenn es eine Geisterwelt gibt und Mikos wie Ilea oder Cael mit Geistern sprechen können, warum sollten keine anderen Welten existieren? Mir würde es jedenfalls Hoffnung geben, dass es nicht überall so mies läuft wie hier.< Ich zuckte mit den Schultern und zog mich warm an, weil es draußen ganz schön kalt war. Die Sonne hielt sich hinter dichten Wolken versteckt. Hauptsache, es regnete nicht. >Was ist mit dir? Glaubst du an andere Welten? Hast du welche gesehen?<
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1 132

05.03.2021, 22:09

Ryu

Hoffnung. Das war die Nahrung, die den vielen Menschen in dieser Welt fehlte und dadurch litten ihre Seelen unendlich. Cael und ich wollten diesen Menschen helfen und neue Hoffnung auf ein besseres Leben in ihnen wecken. "Ich glaube an andere Welten. Ich meine, es gibt so viele Dingen, wovon wir noch nicht wissen", antwortete ich ihr und es juckte in meine Finger, ihr die Wahrheit zu erzählen. Wie sollte ich ihre zweite Frage beantworten ohne mich dabei zu verraten oder mich zu sehr zu verleugnen? Es brachte mich in einem Zwiespalt und ich alleine hatte mich in diese Lage gebracht. "In meine Träume. Träume sind auch sowas wie Welten", war schließlich meine Antwort. Es war eine ausweichende Halbwahrheit und ich hoffte Imesha bemerkte nichts. "Lass uns nach den Anderen schauen", ich trat bereits aus der Höhle, während Egon in meine Tasche krabbelte.

Ilea

Ich blinzelte die letzten Tränen fort und seine Worte war heilsam für mich. Es ließ mein Herz ein weniger schmerzen. Meine Hand griff nach Seinem und ich ließ mich von ihm auf die Füße ziehen. Er würde bei mir bleiben und nicht mehr wollte ich von ihm. Ich wollte, dass er an meiner Seite blieb. Ich wollte eine Zukunft mit ihm. Ich wollte das Leben mit ihm teilen. Und ich wollte mich nicht von der Angst kontrollieren lassen, die glaubte mir würde all diese Dingen wieder weggenommen werden. Cael war hier. Er besaß eine Art Stärke, die jeden Hindernis trotzen konnte. Er würde mich nicht verlassen. Und wir würden gemeinsam mein Vater retten, wenn es soweit war. Langsam schöpfte ich wieder die Hoffnung. Otōsan, halte durch. Wir werden bald kommen!


1 133

05.03.2021, 22:25

Cael

Sie sah besser aus, nicht mehr so verloren und unendlich traurig. Offenbar hatte ich das Richtige getan oder gesagt, weshalb ich mich ebenfalls besser fühlte. Wenn es um ihr Herz ging, war ich zu allem bereit. Solange sie lächeln konnte, besaß ich Kraft für uns beide. Ich drückte sanft ihre Hand und sah zurselben Zeit die anderen beiden die Höhle verlassen. Es war Zeit aufzubrechen. Ryu reichte mir meine Sachen und Imesha hielt Ileas Gespäck in den Händen. Ich war froh, dass wir alle zusammenhielten. Dass wir nicht einsam unterwegs waren, sondern uns aufeinander verlassen konnten. Auch wenn ich stets die Stärke für Ilea und mich fand, so beruhigte mich die Gewissheit Ryu an meiner Seite zu haben. Und nun auch Imesha. Ohne ihre Hilfe wären wir nicht hier, sondern würden irgendwo umherirren und womöglich ziemlich schnell in Gefahr geraten. Ich müsste mich demnächst bei ihr bedanken. Menschen wie sie waren nicht selbstverständlich in einer Welt wie dieser.

Imesha

Dass wir nicht alles über diese Welt wussten, da stimmte ich ihm zu. Andernfalls wüssten wir ganz genau, wo die Stadt lag und warum sie so schwer auffindbar war. Nur das mit den Träumen überraschte mich, denn ich hatte ihn nicht für einen Träumer gehalten. Es gab Leute, die träumten kaum oder gar nicht. Ruko zum Beispiel. Es hatte Phasen gegeben, da hatte ich auch kaum geträumt. Erst nach Sumires und Motaros Tod hatte ich angefangen zu träumen. Meistens leider nur schlechte Erinnerungen. Oder wie in letzter Zeit seltsame Momente mit fremden Leuten, die mir gleichzeitig irgendwie vertraut waren. Ich fragte mich, was es damit auf sich hatte...
Nachdenklich folgte ich Ryu nach draußen und entdeckte Cael mit Ilea, die sich scheinbar beruhigt hatte. Wie er es schaffte sie binnen kürzester Zeit aufzubauen, ohne dass sie gleich wieder zusammenbrach, ließ mich jedes Mal aufs Neue staunen. Das war eine Magie, die kaum einer beherrschte. Ilea hatte großes Glück jemanden wie ihn zu haben. Mit einem zaghaften Lächeln trat ich vor und reichte ihr ihre Sachen.
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1 134

06.03.2021, 11:30

Ilea

Ich nahm das Gepäck entgegen, die mir Imesha reichte und spontan umarmte ich sie, nachdem ich das Gepäck auf meinem Rücken geschultert hatte. "Es tut mir leid, dass ich mich zurzeit von Ryu und dir zurückziehe. Es passiert gerade so viel. Aber ich bin wirklich froh, dass du uns begleitest und uns hilfst. Du bist eine wundervolle Freundin." Ich löste mich wieder von ihr und schaffte es ihr ein kleines Lächeln zu schenken. Ich wollte nicht, dass sie glaubte sie wäre mir jetzt egal geworden. Das war sie nicht, wie gesagt es war einfach zu viel geschehen und ich musste zuerst mit meine eigene Gefühle zurechtkommen.

Ryu

Ich klopfte Cael kurz aufmunternd auf seinem Rücken, ehe er das Gepäck annahm. Währenddessen umarmte Ilea Imesha. Die Beiden waren in den letzten Wochen zu Freundinnen geworden und diese Freundschaft taten ihnen Beiden gut. Mein Blick glitt zum Himmel, wie üblich war er wolkenverhangen. Aber ich konnte keinen bevorstehender Sturm spüren, die Luft war relativ ruhig. Aber es konnte kalt werden, denn ich spürte die eisige Note und je tiefer wir in den Bergen kamen, desto mehr würden wir wahrscheinlich mit dem Temperaturen zu kämpfen haben, sodass wir vielleicht auf unsere Magie zurückgreifen mussten.


1 135

06.03.2021, 13:35

Cael

Ich sah meinen besten Freund mit einem kleinen Lächeln an und erwiderte die aufmunternde Geste. Nicht nur ich musste mit dieser Situation zurechtkommen. Wir alle hatten unsere Päckchen zu tragen. Wortwörtlich. Ilea schien sich wieder einigermaßen gefasst zu haben und ich fand es schön, dass sie Imesha umarmte, auch wenn diese kurz verwirrt dreinblickte. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet. Mein Mundwinkel zuckte. >Na dann... Ich schätze, wir können weiter.< sagte ich in die Runde und überließ Imesha die Führung. Mir war es mehr als recht weiterhin das Schlusslicht der Gruppe zu bilden. So hatte ich meine Leute gut im Blick, während Ivoli mir Rückendeckung gab, indem er nach Gefahren Ausschau hielt. Somit musste ich nicht ständig über die Schulter schauen und darauf hoffen, dass uns niemand verfolgte. Bis jetzt hatten wir eine relativ ruhige Flucht erlebt und dabei sollte es bleiben. Auch wenn es gefühlt kälter geworden war, spielte das Wetter zumindest mit und erschwerte uns nicht den steinigen Weg.

Imesha

Ich wusste nicht, ob ich erleichtert sein sollte, dass Ilea mich immer noch als Freundin sah. Mit der spontanen Umarmung hatte sich mich ganz schön überrumpelt, aber das warme Gefühl in meiner Brust sprach für sich. Sie machte momentan viel durch. Das verstand ich. Dann würde ich ihr von meinen Problemen vorerst nichts sagen, weil ich sie ungern weiter belasten wollte. Ich würde selbst damit zurechtkommen. Irgendwie. >Wir halten zusammen.< ließ ich sie lächelnd wissen, ehe ich mich umdrehte und an den Männern vorbeiging. Dabei öffnete ich meine magische Sicht und untersuchte unsere Umgebung, die wie gestern keine seltsamen Schwingungen aufwies. Lose Fäden hingen in der Luft herum. Es war immer noch still. Vor uns lag der Weg frei, schmal und an einigen Stellen ziemlich gefährlich, aber gemeinsam würden wir es schon schaffen. Wir waren bis jetzt weit gekommen.
Rechts von uns, den Hang hinauf, lag sehr viel Schnee und die Spitzen der Berge verschwammen mit den schweren, weißgrauen Wolken, sodass das Ende nicht zu sehen war. Ein kleiner Erdrutsch würde ausreichen, um all die Schneemassen in Bewegung zu setzen, deshalb war ich doch ganz froh über die Stille.
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1 136

06.03.2021, 18:35

Ryu

Wir bildeten die gleichen Reihenfolge wie gestern, Imesha war an der vorderste Front und Cael war der Nachhut. Die Stille der Bergen war unser Begleiter, doch daran hatte ich mich allmählich gewöhnt und auch, dass wir nur das Nötigste sagten. Wir brauchten für die Wanderung jede Energie und das Sprechen konnte uns schnell ermüden, weil dabei sich unsere Atmung veränderte und das konnte den Körper beeinflussen. Außerdem wussten wir nicht, ob vielleicht doch plötzlich Jemand auftauchte und da sollten wir nicht Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Dann war noch da die beißende Kälte, es war unangenehm zu reden und dabei die Kälte in den Lungen zu spüren. Der Schnee knirschte unter unsere Füße und immer wieder huschte mein Blick zu dem Hang auf der rechte Seite. Ich würde die kleinste Veränderung bemerken und notfalls den Schnee mit der Eismagie aufhalten, sollte plötzlich eine Schneelawine auf uns zukommen.

Ilea

Die Fluchtwanderung ging weiter und währenddessen hatte ich aus dem Gepäck ein paar Blätter Pfefferminze geholt, um sie zu zerkauen bis ich einen frischen Geschmack im Mund hatte. Normalerweise hätte ich ein Tee zum Spülen vorbereitet, aber so ging es auch. Es war mir unangenehm, dass Cael sehen konnte, wie ich die Blätter wieder ausspuckte, als sie durchgekaut waren. Roselyn erschien neben mir: "Ich habe ein seltsames Gefühl. Ich glaube ich kenne die Bergen." Überrascht sah ich kurz zu ihr hinüber. Sie kannte vielleicht diesen Ort hier? "Erinnerst du dich an etwas, wenn du die Berge hier siehst? Erscheinen Bilder, Gefühle oder Worte?", fragte ich sie. Nachdenklich ließ Roselyn ihr Blick über die Landschaft gleiten: "Ich fühle die Kälte. Jedenfalls erinnere ich mich an die Kälte, fühlen kann ich ja nicht mehr. Und....ich war nicht alleine."


1 137

06.03.2021, 19:15

Cael

Ich sah Ilea grünes Zeug ausspucken und vermutete, dass das die Kräuter waren, um ihren Mund zu erfrischen. Kurz darauf erschien Roselyn und ihre Worte ließen mich aufhorchen. Wenn dieser Ort hier ein Gefühl in ihr weckte, dann hatte das etwas zu bedeuten. Vielleicht war sie schon einmal hier gewesen. Jedenfalls hoffte ich, dass sie hier nicht ihr Ende gefunden hatte. Das würde unserer Moral sonst schaden. Immerhin hatten wir keine Ahnung, wohin genau wir reisten und was wir auf dem Weg erleben würden. Mir bereitete vorrangig die Kälte Sorgen. Und der teils rutschige Weg. Ein falscher Schritt könnte uns in den Abgrund manövrieren und nur mit Magie wäre Überleben möglich. Ob man bis hierher nachverfolgen konnte, dass Magi unterwegs waren? Hoffentlich nicht.
Ich ließ meinen Blick wachsam umherwandern und betrachtete die langen, majestätisch geformten Bergketten. Wären wir nur auf Wanderung, hätte ich all das hier deutlich mehr genossen. Es war ein atemberaubender Anblick. Trotz des trüben Wetters hinterließ die Natur einen bleibenden Eindruck. >Hast du zufällig eine Ahnung, wohin die Berge führen? Oder was es in unserer Umgebung gibt?< fragte ich Roselyn neugierig. Ein Hinweis allein wäre eine Freude für uns alle.

Imesha

Aufmerksam hielt ich den Blick vor mir gerichtet und achtete darauf keinen falschen Schritt zu machen. Seit einigen Minuten spürte ich wieder dieses seltsame Stechen im Nacken. Ich verstand nicht, was mit mir los war. Ob es am harten Boden lag oder an irgendeiner schrägen Liegestellung. Stirnrunzelnd fasste ich mir an die Stelle, befühlte den Muskel und versuchte einen Punkt zu finden, wo dieses Gefühl am stärksten war. Doch immer dann, wenn meine Finger die Haut berührten, verflog dieses Stechen. Richtig seltsam. Wurde ich langsam verrückt? Hatte mich irgendwas gestochen?
Ich ließ die Hand wieder sinken und musste sie nun für einen etwas steilen Aufstieg nutzen. Hier oben zu klettern, war anstrengender als bei unserem ersten Aufstieg im Tal. Schnee, Eis und scharfe Felskanten behinderten unseren Weg. Trotzdem biss ich die Zähne fest zusammen und blieb die ganze Zeit hochkonzentriert. Nach hinten schaute ich nicht. Ich vertraute darauf, dass die anderen aufeinander achten würden, solange sie sich im Blick hatten. In der Zwischenzeit sorgte ich dafür, dass wir nicht vom Weg abkamen und alles sicher war.
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1 138

07.03.2021, 15:03

Ryu

Hinter mir hörte ich die Stimmen von Ilea und Cael, sie schienen sich wieder mit Roselyn zu unterhalten, den Geist. Sie schien uns begleiten zu wollen und wir konnten jede Hilfe gebrauchen, ob es ein lebendiges Wesen war oder ein Geist. Ich bemerkte eine Bewegung von Imesha. Wie gestern fasste sie sich am Nacken, als hätte sie Verspannung. Ich näherte mich ihr ein Stück, um meine Stimme nicht laut erheben zu müssen und die Anderen es ebenfalls mitbekamen. "Ist alles in Ordnung mit deinem Nacken?", erkundigte ich mich bei ihr besorgt. Ein schmerzender Nacken konnte zu einem Problem werden, wenn man nicht die Ursache behandelte.

Ilea

"Ich kann nicht danach greifen, da ist wieder die Blockade. Ich weiß, dass in meinem Kopf etwas ist, aber ich komme nicht ran", stieß Roselyn frustriert aus und hob dabei die Hände in die Luft: "Warum habe ich einen solchen mächtigen Zauber gewebt? Ich verstehe schon, dass ich es getan habe, um anscheinend ein paar Geheimnisse vor dem Kaiser zu beschützen und ich bin mir sicher, ich hätte es immer wieder getan, wenn ich mich an die Gründe erinnere. Aber anscheinend war ich zu gut gewesen, dass ich jetzt als ein Geist ohne Gedächtnis in dieser Welt gefangen bin." "Wenn wir wieder einen Rast machen, werde ich versuchen ob ich ein paar Erinnerungen in dir finden. Da meine Energie wieder rein ist und ich jetzt voller Kraft meiner Magie haben müsste, klappt es vielleicht diesmal besser", überlegte ich.


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07.03.2021, 16:08

Cael

Ich runzelte nachdenklich die Stirn und stellte fest, dass ich inzwischen mehr Fragen als Antworten hatte. Roselyn war zu recht frustriert über die Situation, immerhin war sie es, die nicht wusste, was in ihrem Leben passiert war. Nur dass sie eine starke Magi gewesen war. >Wir werden eine Lösung finden. Manchmal braucht es seine Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kommt.< versuchte ich den Geist aufzumuntern. Solange sie noch bei klarem Verstand war, hatten wir stets eine Chance mehr über die Vergangenheit herauszufinden. Ilea würde einfach weiterhin versuchen diese Blockade zu lösen. Da Roselyn irgendwie mit ihr verbunden zu sein schien, konnte die Verbindung zwischen den beiden vielleicht etwas auslösen. >Warte mal... Kam nicht mal das Thema Shinki oder so auf? Was, wenn ihr dieses Ritual durchzieht und schaut, was passiert? Ich gehe zumindest davon aus, dass es nichts Gefährliches ist.< fiel mir spontan ein, während ich abwechselnd zu Roselyn und Ilea schaute.

Imesha

Ich strich mir ein paar lose Strähnen aus dem Gesicht, denn ein leichter Wind kam plötzlich auf und brachte alles durcheinander. Er wirbelte den Schnee um uns herum und gleichzeitig wurde es verflucht kalt. Ich erschauderte am ganzen Körper. Die Kleidung reichte nicht aus, um die Wärme zu speichern. Nur die Bewegung half mir nicht auf der Stelle zu erfrieren. Ryu holte daraufhin dichter zu mir auf, denn ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. Hatte er bemerkt, wie kalt mir inzwischen war? Doch dann erwähnte er meinen Nacken und ich zog den Kragen des Umhangs ein Stück tiefer, damit er mich verstand, als ich kurz über die Schulter zu ihm schaute. >Ich weiß es nicht. Es zwickt die ganze Zeit. Später kannst du es dir mal anschauen, denn mit den Fingern konnte ich nichts Seltsames ertasten.< Ich schaute wieder nach vorne, zog den Kragen hoch, bis er mein halbes Gesicht verdeckte und kniff die Augen zusammen, weil der kalte Luftzug sie zum Brennen brachte. Ein Wunder, dass meine Gesichtsmuskeln funktionierten. Selten hatte ich eine Kälte wie diese hier erlebt, dabei war ich vor einiger Zeit in eiskaltes Seewasser gefallen. Ich verstand nicht, woher-
Rutschig. Mein Fuß. Ich riss die Augen erschrocken auf und japste nach Luft, als ich wie aus dem Nichts den Halt verlor und Abertausende Gedanken durch meinen Kopf schossen. Es passierte so schnell, dass ich meinen Fall erst registrierte, als mein Körper seitlich auf hartem Grund auftraf, meine Welt sich weiter drehte, während ich die Arme und Hände nach dem nächstbesten Halt ausstreckte, aber stattdessen nur weichen Schnee zu fassen bekam. Dann ein weiterer Aufprall, diesmal mit dem Rücken. Sterne explodierten vor meinen Augen, ich hörte etwas laut knacksen und krallte vor Schmerz aufkeuchend meine Finger im selben Moment in einen Felsspalt hinein, sodass mein Fall abrupt zum Ende kam. Ich kämpfte gegen die Ohnmacht. Blinzelte die Sterne fort, die meine Sicht behinderten. Meine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, während ich meinen Oberkörper auf festem Grund hielt. Der Rest baumelte nach Halt suchend in der Luft - Richtung endlos erscheinendem Abgrund. Ich nahm einen zittrigen Atemzug, hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und sah langsam hoch, um schockiert festzustellen, dass ich etliche Meter gefallen war. Die anderen erschienen mir plötzlich so unendlich weit entfernt. Ich versuchte mich hochzuziehen, aber das viele Gewicht am Rücken war zu viel für mich. Jeder meiner Finger verkrampfte sich und einige von ihnen brannten höllisch. Bestimmt bluteten sie. Verdammt. Wieso hatte ich nicht besser aufgepasst?
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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07.03.2021, 19:08

Ryu

"Mache ich", nickte ich und plötzlich war Imesha verschwunden. Mein Herz setzte aus und da war aufeinmal nur die Spalte, das wie aus dem Nichts vor mir erschienen war und wie ein Riss im den Weiß aussah. Ich stürzte mich am Rand der Spalte. Eisige Luft wehte mir entgegen, dort unten schien alles vereist zu sein und Schnee rieselte dem tiefen Abgrund hinab. Meine Augen erfassten ihre Gestalt, die über dem Abgrund hing und sich nur mit einer Hand an einem Felsspalte hielt und ihr Oberkörper war halb vergraben unter einer Schneemasse. Jede Sekunde zählte. Ich dachte nicht lange nach, als ich instinktiv in die Tiefe sprang. Ich merkte nicht mal wie mir die Flügeln erschienen und ich schoss direkt auf Imesha zu. Mit einzige Handbewegung fegte ich durch die Luftmagie den Schneemasse von ihrem Körper und packte nach ihr, bevor sie den Halt verlor. "Ich habe dich", vorsichtig drückte ich Imesha an mich, um ihr nicht noch mehr wehzutun und sauste in die Höhe. Oben angekommen landete ich auf dem sicheren Grund direkt bei unsere Freunde.

Ilea

"Du scheinst das Ritual nicht zu kennen. Aber du hast Recht, das Ritual ist nicht gefährlich. Es ist sozusagen ein Pakt zwischen einer Miko und einem Geist. Dann wird der Geist zu einem Shinki, solange er im Dienst der Miko steht und durch den Pakt sind sie miteinander verbunden. Wir bedienen uns gegenseitig an unsere Energien, aber es schadet uns nicht. Wir können für die Miko eine Waffe werden und ihr unsere Kraft geben. Dafür erhalten wir die Chance nach dem Pakt erlöst werden zu können ohne in eine verlorene Seele zu wandeln, ganz gleich warum wir noch in dieser Welt sind. Ich weiß nicht, ob das auch in meinem Fall zählen wird. Außerdem sind wir Geister dann vor negative äußere Einflüsse geschützt, aber das zählt nicht für eigene negative Emotionen. Da besteht die Gefahr, dass wir dann die Energie des Mikos verunreinigen können und man muss das Reinigungsritual durchführen und den Pakt auflösen. Ansonsten können wir Geister auch einen festeren Form bekommen", erklärte Roselyn: "Und die Miko hat natürlich über uns die Kontrolle, wir müssen immer ihrem Befehl folgen. Das ist sozusagen eine Sicherheitsmaßnahme." Ich wollte gerade meinem Mund öffnen, um etwas zu sagen, als in diesem Moment Imesha plötzlich in die Tiefe fiel, die wie aus dem Nichts erschien. Meine Stimmbänder vibrierten, als ich entsetzt nach ihrem Namen rief. In diesem Moment erschien mächtige Flügeln auf Ryus Rücken. Flügeln, wie die eines Drachen auf den Zeichnungen und sie waren gefiedert. Meine Augen wurden ganz groß und dann war er ebenfalls in der Tiefe verschwunden, um nach wenige Sekunden wieder mit Imesha zu erscheinen. Mein Herz klopfte viel zu schnell und mein Verstand hatte noch nicht begriffen, was in den letzten Sekunden geschehen war.