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07.03.2021, 21:38

Imesha

Als meine Finger abzurutschen begannen, dachte ich fieberhaft über eine Lösung nach, irgendetwas mit Magie, doch meine Gedanken kamen zu einem abrupten Stillstand, weil Ryu sprang. Er sprang nur wenige Sekunden später in die Tiefe. Ich merkte nicht, wie mein Herz aussetzte. Ich hörte mich selbst bloß seinen Namen rufen. Panisch. Bis plötzlich Flügel erschienen. Große, kräftige, gefiederte Schwingen. Dann war Ryu bei mir, er berührte mich, er bewahrte mich vor einem weiteren Fall ins Ungewisse und er... flog. Er flog nicht mit Luftmagie. Nein, er hatte Flügel, die ihn trugen. Die uns beide zurück zu unseren Freunden brachten.
Mir fehlten die Worte. Da versuchte mein Kopf meinen dummen Ausrutscher zu verarbeiten und im nächsten Moment lag ich in den Armen eines geflügelten Magi. Wie war das möglich? Was war er? Ein neuer Yokai? Eine Kreuzung aus Magi und.... und magischem Wesen? Meine Gedanken überschlugen sich, während ich ihn perplex anstarrte. Dann sah ich wieder seine majestätischen Flügel an. Sie waren definitiv echt. Ich entdeckte zudem Merkmale eines Drachen und eines Greifvogels. Ein weiterer Fakt, der mich sprachlos machte. >Ryu, was...< Mit wild klopfendem Herzen ließ ich mich von ihm auf festem Boden absetzen und spürte sogleich ein starkes Stechen in der Seite. Meine Rippen. Das laute Knacken. Ich wollte noch etwas sagen, ihn fragen, was das alles zu bedeuten hatte, als mich die Dunkelheit doch noch einholte und alles um mich herum schlagartig finster wurde.

Cael

Interessiert hörte ich Roselyns Erklärung zu und hatte ein paar weitere Fragen parat, aber ich kam nicht dazu sie zu stellen, weil Ilea plötzlich nach Imesha schrie, Ryus Flügel erschienen und er ebenfalls aus unserem Blickfeld verschwand. Ich umfasste instinktiv Ileas Oberarm, damit ich sie nicht auch gleich aus den Augen verlor und sah, was da vor uns war -  ein großer, gefährlicher Spalt, aus dem wenige Sekunden später mein bester Freund mit einer völlig schockierten Imesha im Arm hervorgeschossen kam. Ich hatte nicht mal die Zeit gehabt das Geschehen zu verarbeiten, da hatte Ryu bereits richtig gehandelt und dafür gesorgt, dass Imesha in Sicherheit war. Dass er dabei sein wahres Wesen offenbart hatte, sprach für sich. In Momenten wie diesen wurde nicht gezögert. An seiner Stelle hätte ich genauso gehandelt. Die Zeit für eine Erklärung war wohl gekommen, aber da machte Imeshas Körper scheinbar nicht mit, weil sie kurzerhand in Ohnmacht fiel. Gut, dass Ryu sie auch in diesem Fall vor weiterem Schaden bewahrte. >Verflucht, sie blutet am Kopf!< stellte ich besorgt fest, als ich kleine rote Flecken im Schnee entdeckte. Sie musste sich ihren Hinterkopf angeschlagen haben, eine sehr gefährliche Verletzung, die wir unbedingt behandeln mussten. Ich nahm Ilea den Rucksack ab. >Hast du die passende Medizin dabei oder sollen wir Magie anwenden?<
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08.03.2021, 08:55

Ryu

Imesha starrte mich an als wäre ich ein Geist und erst da bemerkte ich das Gewicht auf meinem Rücken. Die Flügel waren mir natürlich wie Arme und Beine, man dachte nicht über ihre Existenz nach, sie waren einfach da. Bevor ich eine Antwort finden konnte, sah ich wie ihre Augen anfing zu rollen und ich hielt sie rechtzeitig, damit Imesha nicht bewusstlos auf dem Boden fiel. Vorsichtig legte ich sie auf dem weichen Schnee ab und mein Körper verkrampfte sich, als ich zeitlich mit Cael das Blut am Kopf entdeckte. Mit Kopfverletzungen sollte man niemals spaßen, schon gar nicht bei diese Wetterbedingungen. Mir wäre es lieber, wenn Cael sie sofort heilte, aber wenn Ilea sie mit ihre Heilpflanzen helfen konnte, bedeutete es für uns wegen der Magie weniger Risiko. Ich ließ wieder die Flügel verschwinden.

Ilea

Zu viele Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum, doch sie rückten augenblicklich in den Hintergrund, als Imesha in sich zusammensank. Sofort war ich bei ihr und entdeckte ebenfalls die Verletzung am Kopf. Cael Lippen bewegten sich. Ich öffnete die Tasche und wühlte mich durch den Inhalt. Dann holte ich ein paar Gefäße heraus und kniete mich zu Imesha. "Ich muss erst sehen wie schlimm die Verletzung ist", antwortete ich und drehte vorsichtig ihr Kopf zur Seite. Zum Glück war die Verletzung nicht tief genug, um genäht zu werden, aber es bedeutete nicht, dass es weniger gefährlich war. "Ich kann es behandeln", mit dem Schnee säuberte ich meine Hände: "Ich brauche einen Verband oder sauberen Stoffstreifen." Zuerst spülte ich die Verletzung mit Wasser sauber, dann kam eine reinigende Tinktur, als Nächstes eine heilwirkende Salbe und schließlich Moos, um die Blutungen zu stoppen. "Ich brauche jetzt den Verband."


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08.03.2021, 10:29

Cael

Wenn es darum ging anderen zu helfen, war Ilea sofort zur Stelle. Sie stellte keine Fragen, sondern nahm die richtigen Sachen aus ihrem Reisesack heraus, um damit Imeshas Kopfverletzung zu behandeln. Als sie nach einem Verband fragte, riss ich ein Stück von einer noch unbenutzten Decke ab und gab es ihr. Das würde vorerst reichen. Die Wunde war zum Glück oberflächlich, aber durch den harten Aufprall könnte sie trotzdem innere Schäden erlitten haben. Wir würden sie im Auge behalten müssen. Außerdem sollte sie besser wach werden, weil Ohnmacht selten ein gutes Zeichen war.
Ich beugte mich ebenfalls über ihren Körper und wies Ivoli an ihren Geist zu untersuchen, weil man damit Verletzungen feststellen konnte, die nicht ganz so ersichtlich waren. Körper und Geist teilten eine sehr starke Verbindung, die viele Heiler unterschätzten. Das hatte ich von meiner Mutter gelernt. >Sie hat sich zwei Rippen gebrochen, ein paar Prellungen, aber keine inneren Blutungen.< teilte ich den anderen mit, während Ivoli gurrend Kreise über Imeshas Körper flog. Dann landete er direkt neben ihrem Kopf und schüttelte sein Gefieder aus. >Ihr geht es sonst gut.< sagte ich in die Runde und sah zu meinem besten Freund, der seine Flügel wieder eingepackt hatte. Da diese Aktion nicht direkt mit Magie verbunden war, bedeutete das keine Konsequenzen für uns, auch wenn wir sowieso alles getan hätten, um Imesha zu retten. Sie führte die Gruppe an, also konnte es durchaus passieren, dass man den ersten und falschen Fuß auf eine unscheinbare Falle setzte. Hauptsache, sie war wieder bei uns und hatte sich nicht alles gebrochen. >Vielleicht ist es keine schlechte Idee, wenn du Imesha an einen Ort fliegst, wo wir heute Abend Rast machen können. Wegen ihrer Verletzungen wäre es nicht gut, wenn du sie am Rücken trägst. Es würde ihr nur Schmerzen bereiten.< Bei ihr konnte ich mir gut vorstellen, dass wenn sie aufwachte, sie darauf bestehen würde auf eigenen Füßen weiter zu wandern, aber das kam erst recht nicht infrage. Die nächsten Stunden musste sie ruhen. >Ivoli wird euch folgen und dann wissen Ilea und ich, wohin wir gehen müssen. Wir kriegen das hin.<

Imesha

Ich fiel und fiel, aber der Aufprall blieb aus. Ich schrie nicht mal. Ich schien keine Angst zu haben, während der Wind in meinen Ohren rauschte und die Kälte mir ins Gesicht schlug. Es war, als wüsste ich, was als Nächstes folgen würde. Ich spürte dieses tiefe Vertrauen wie einen zweiten Herzschlag in mir. Sekunden später wusste ich warum. Trotz des blendenden Lichts, das wie aus dem Nichts erschien, sah ich ein magisches Wesen auf mich zufliegen. Seine strahlend hellen Augen zogen mich in seinen Bann. Hellblaue Fäden durchzogen seinen gesamten kräftig gebauten Körper und diese Kraft bekam ich zu spüren, als er mich fing und ich mit einem freudigen Ausruf die Hände in die Luft streckte. Dabei saß ich auf seinem Rücken. Wärme sprang auf mich über. Der Wind in meinen Ohren wurde leiser. Ich warf lächelnd einen Blick zum Aussichtspunkt und sah dort den Mann stehen, der mich grinsend beobachtete. Selbst von hier aus konnte ich den Stolz in seinem Gesicht sehen. Mir ging das Herz auf.
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08.03.2021, 18:36

Ryu

Aufmerksam verfolgte ich jede Bewegung von Ilea. Ihre Hände waren ruhig und sie strahlte Sicherheit aus, sie wusste was sie da tat und das nahm mir ein wenig die Anspannung. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, als Caels den körperlichen Zustand beschrieb. Sie würde nach dem Aufwachen Schmerzen haben, besonders bei gebrochene Rippen und es würde dauern bis sie sich von alleine heilten. "Ich breche sofort auf", ich schob meine Arme unter ihrem Körper, hob sie hoch und meine Flügel erschienen erneuert: "Passt auf euch auf." Dann hatte ich mich bereits in die Luft gestoßen, um schnell einen Ort zu finden, wo Imesha sich erholen konnte. In der Luft kam ich viel schneller voran, als auf dem Boden. Immer wieder schaute ich besorgt zu ihrem blassen Gesicht und ich wusste, dass sie möglichst nicht lange bewusstlos sein durfte. Nicht bei einer Kopfverletzung.

Ilea

Nachdem ich Imesha verarztet hatte, überprüfte Cael die anderen Verletzungen und bis auf den Verband um ihren Rippen konnte ich erstmal nicht mehr viel tun. Mit große Augen sah ich, wie wieder die majestätischen Flügel auf Ryus Rücken erschienen und dann flog er mit Imesha wie ein Vogel in die Höhe. "Ich bin mir sicher, dass ich das zu meine Lebzeiten noch nie gesehen habe", sagte Roselyn und sah Ryu ebenfalls fasziniert hinterher: "Was ist er?" Diese Frage drängte sich jetzt bei mir auch im Vordergrund und ich sah Cael an: "Er ist ein Auserwählter eines göttlichen Drachens." Anders konnte ich es mir nicht erklären, da war dieses Tattoo gewesen. Gleichzeitig hoffte ich, dass Ryu für Imesha einen sicheren Ort fand, wo sie sich erholen konnte. Ich machte mir Sorgen um meine neue Freundin.


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08.03.2021, 18:57

Cael

Ryu stimmte dem Plan zu und hob Imesha sogleich auf die Arme. Für mich war es stets ein fabelhafter Anblick, wenn seine Flügel erschienen und er davonflog. Er hatte von seinen Eltern die besten Attribute geerbt. Drache und Harpyie. Ein Wesen, das in keinem Buche stand. Als Ilea die Frage stellte, mit der ich gerechnet hatte, zuckte ich mit der Schulter und sagte: >Es hat ihn kein Drache auserwählt. In ihm fließt das Blut eines Drachens und eines anderen magischen Wesens. Darum auch das Gefieder. Ich vermute, dass der Begriff Harpyie euch nichts sagt. Seine Eltern sind... besonders. Und das macht ihn erst recht zu etwas Besonderem.< Da es seine Geschichte war, wollte ich nicht allzu viel preisgeben. Er sollte selbst entscheiden, wie viel er verraten wollte. >Und er wird dafür sorgen, dass es Imesha an nichts mangelt.< fügte ich hinzu, ehe mein Blick auf den Weg vor uns fiel. Tja, jetzt waren wir wohl auf uns allein gestellt. Ich spürte die tiefe Verbindung zu meinem Gefährten und war nicht überrascht, dass Ryu in rasantem Tempo vorankam. Er musste bloß einen Ort finden, den Ilea und ich bis zur Abenddämmerung erreichen konnten.

Imesha

Wind, das Schlagen von kräftigen Flügeln... Kälte im Gesicht. Das alles kam mir plötzlich so vertraut vor. Wie Eislaufen. Benommen blinzelte ich mich zurück in die Realität und kniff sogleich die Augen zusammen, weil es viel zu kalt war. Gleichzeitig war mir unfassbar warm. Jedenfalls eine Seite von mir. Ich neigte den Kopf leicht nach hinten, um mehr zu erkennen und mir stockte der Atem. Es war kein Traum gewesen. Keine Halluzination. Ryu... er besaß Flügel. Er hielt mich mit sicherem Griff und flog uns an den Bergspitzen vorbei, als wäre es das Normalste der Welt. In meinem Kopf war wieder ein Durcheinander. Ich müsste in meinem Leben an Überraschungen wie diese gewöhnt sein, doch das hier... Ryu und Flügel... Dieser Anblick stellte meine Welt gehörig auf den Kopf. Ich wusste nicht, was ich sagen sollten. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt in der Lage war etwas zu sagen. Mir taten bestimmte Stellen am Körper weh. Außerdem bemerkte ich den Druck eines Verbands. Man hatte mich versorgt. Wo waren die anderen? Wohin flog Ryu mich?
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1 146

08.03.2021, 19:15

Ryu

Ich bemerkte ihre veränderte Atmung und mein Blick huschte zu ihrem Gesicht. Wieder sah mich Imesha an, als wäre ich ein Geist, der aus einem Märchen entsprungen war und ich war mir sicher, dass sie naher Antworten wissen wollte. Aber jetzt war sie eindeutig durcheinander und sie musste sich ausruhen. "Ich bringe dich an einem sicheren Ort, wo du dich erholen kannst. Die Anderen werden uns finden", erklärte ich es ihr in knappen Worte und meine Augen glitten wieder wachsam über die Landschaft. Da! ich entdeckte auf eine felsige Anhöhe einen Eingang einer Höhle. Die Lage war ideal. Sanft glitt ich in die Tiefe bis ich leichtfüßig auf dem Vorsprung landete. Ich klappte die Flügel auf meinem Rücken zu und trat in das Inneren. Diesmal ging die Höhle ein weniger tiefer und sie war größer als unsere letzte Unterkunft. Dann gab es in der Höhle noch ein paar Aushöhlungen und einen schmalen Gang, aus der ich feuchte Luft wahrnahm. Ein Zeichen dafür, dass hier vielleicht irgendwo unterirdisches Wasser gab. Ich horchte und nahm keine verdächtige Schwingungen wahr. "Ich glaube hier sind wir erstmal sicher", vorsichtig setzte ich Imesha auf dem trockenen Boden ab.

Ilea

Meine Augen wurden noch größer und ich war mir einen Moment nicht sicher, ob ich die Worte richtig von seine Lippen abgelesen hatte. In Ryus Ader floß das Blut eines Drachens? Mir schwirrte der Kopf, als mir die große Bedeutung bewusst wurde. Den anderen Begriff konnte ich nicht klar deuten, Harpyie war ein seltsamer Name und ich konnte damit nichts verbinden. Benommen schüttelte ich leicht den Kopf und ich sah Cael an: "Und was ist mit dir? Bist du auch von etwas Größerem? Sind das eure Geheimnisse?" Ich trat einen Schritt zurück, versuchte klare Gedanken zu fassen und musste an die Weissagung meiner Mutter denken. Es war nicht nur eine symbolische Darstellung. Es waren lebendige Legenden und das hieß Cael wurde auch zu eine lebendige Legende. Wenn Ryu der Drache war, dann war Cael der Kranich. Sie waren in unsere Welt zurückkehrt. Die Götter hatten sie zu uns geschickt.


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08.03.2021, 19:33

Cael

Mein Mundwinkel zuckte kurz. Mir lag ein neckischer Kommentar auf der Zunge, aber ich wusste nicht, ob Ilea in der Stimmung für kleine Scherze war. Ich verstand, dass sie nun alles über uns wissen wollte. An ihrer Stelle wäre ich vor Neugier auf der Stelle gestorben. >Im Grunde habe ich dir bereits erzählt, was mein Wesen ausmacht... Licht und Schatten. Meine Mutter besitzt das Dritte Auge. Hier ist das besser bekannt als die Gabe einer Miko. Und mein Vater ist ein Schattenmagier, wobei seine Rolle mehr der eines Schattenwächters entspricht.< erklärte ich ihr so verständlich wie möglich. Für Roselyn war das natürlich auch eine große Neuigkeit, aber da sie selbst ein wandelndes Geheimnis war, kam sie mit all dem hier bestimmt bestens zurecht. Ich schloss zu Ilea auf, nahm ihre Hände sanft in meine und schenkte ihr ein kleines Lächeln. >Bitte gedulde dich noch ein wenig. Heute Nacht, in unserer Traumwelt, werde ich dir mehr erzählen. Im Moment müssen wir aber die anderen finden, bevor es dunkel wird.<

Imesha

Sicherer Ort. Ja... das klang plausibel. Immerhin war ich verletzt. Ich dachte an den Moment zurück, als Ryu ohne zu zögern in die Tiefe gesprungen war, um mir zu helfen. Ich hatte ihn anschreien und mit meinen eigenen Händen erwürgen wollen, weil er so etwas Dummes tat. Ich hätte es nicht ertragen, wäre ihm etwas Schlimmes widerfahren. Wegen mir. Nochmal wollte ich dieses... dieses schreckliche Gefühl nicht durchleben. >Du hast Flügel.< war das Erste, was ich sagte, als er eine Weile später den versprochenen sicheren Ort fand. Eine Höhle, die größer war als die letzte. Ebenfalls auf einer Anhöhe und hoffentlich für die anderen beiden erreichbar. Oder würde er sie holen? Wieso hatten sie sich überhaupt getrennt? Auf einer gefährlichen Reise wie die unsere war es nie gut sich aufzuteilen. Wir brauchten jedes einzelne Mitglied. Nur zusammen war man stark. Nicht in Stücken.
Ich nahm einen vorsichtigen Atemzug, um zu prüfen, wie schlimm meine Verletzungen wirklich waren und zuckte daraufhin zusammen. Den Schmerz spürte ich bis in mein Gesicht. Verdammt. Das passte mir so gar nicht in den Kram. Ich wollte nicht schwächeln. Nicht, während wir auf der Flucht waren. >Bist du ein Yokai?< Trotzdem gab es diese eine Sache, die mir momentan wichtiger erschien als mein Zustand.
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08.03.2021, 19:52

Ryu

Imesha sprach das Offensichtliche an und ich fuhr mit einer Hand durch das Haar, als sie mich fragte ob ich ein Yokai war. Das war der Punkt, wo es etwas komplizierter wurde. Ich setzte mich ebenfalls auf dem Boden hin, winkelte ein Bein an und legte ein Arm darüber, dabei spürte ich ein paar weiche Feder an meine Arme. Dieses Geheimnis musste ich wohl jetzt zum Teil entlüften, dieses Wissen konnte in dieser Welt für sie vielleicht gefährlich werden. Aber Imesha hatte bereits meine Flügel gesehen. "In meinem Körper fließt das Blut eines halbdämonischen Drachens und das Blut eines magischen Wesen, die wir Harpyie nennen. Das sind halbmenschliche Wesen mit Flügeln eines Greifvogels und sie können sich auch in einem Greifvogel verwandeln. Sie sind sehr eng mit der Luftmagie verbunden, deswegen ist meine Luftmagie auch stärker als die "normale" Luftmagie. Dann haben sie auch noch ihre ganz eigene Magie. Tja und meine Feuermagie kommt vom Drachenblut. Ich denke, du kannst dir vorstellen was Drachen so draufhaben. Ich bin das Erben von zweier Arten, die sich vereint haben", ich sah Imesha an und spürte die Anspannung zurückkehren. Wie würde sie auf diese Neuigkeit reagieren?

Ilea

Für mich war diese Schattenmagie immer noch und ich hatte es zuvor noch nie gehört, das war was ihm besonders machte und seine starke Verbindung zu der Zwischenwelt. Ich blinzelte, als er meine Hände nahm und langsam nickte ich. Cael bat um Geduld und dann würde ich mehr Antworten bekommen. Tief atmete ich ein und straffte die Schultern: "Lass uns weitergehen." "Wisst ihr, jetzt finde ich es gar nicht so schlecht immer noch ein Geist zu sein. Ansonsten hätte ich all diese spannende Sachen verpasst. Oman, es muss Schicksal sein, dass ich als einstige mächtige Magi auf besondere Personen treffe. Ilea du bist da natürlich auch eingeschlossen und deine Freundin. Ihr alle vier besitzt besondere Gaben, die dem Hinterteil des Kaisers gefrieren lassen kann", sagte Roselyn aufgeregt: "Ich wette, die Götter haben euch deswegen zusammengeführt. Mit eure vereinte Mächte könnt ihr vielleicht etwas ganz Großes bewirken."


1 149

08.03.2021, 20:17

Cael

Ich nickte langsam, erleichtert darüber, dass sie keine weitere Fragen stellte, denn wir mussten wirklich aktiv bleiben und es zum Ort schaffen, den Ryu sich ausgesucht hatte. Dem Standort von Ivoli zu urteilen hatte er bereits einen Unterschlupf gefunden, denn sie bewegten sich nicht mehr vom Fleck. Die geschätzte Distanz war durchaus machbar, vorausgesetzt uns widerfuhr nicht dasselbe wie Imesha. Aus diesem Grund hielt ich Ilea an, als sie loswandern wollte und hörte nebenbei Roselyn zu. >Moment kurz.< Ich fischte ein Seil aus meinem Reiserucksack heraus, band es einmal um meine Hüfte, dann um Ileas und schließlich knüpfte ich einen Knoten direkt vor meinen Bauch. Stramm und fest. Mit genügend Abstand zwischen uns beiden, damit Ilea nicht dauernd in meinen Rücken hineinlief. >Ich gehe voraus und da will ich sichergehen, dass du die ganze Zeit hinter mir bist.< erklärte ich ihr, ehe mein Blick auf Roselyn fiel. >Was unsere Gruppe betrifft, kann ich leider nicht sagen, ob es eine göttliche Fügung ist oder einfach nur... Schicksal.<

Imesha

Erst rechnete ich mit einer nichtssagenden Erklärung, die ihn weiterhin in einen Mantel aus Geheimnissen hüllte, aber er überraschte mich, indem er tatsächlich gestand, was sein wahres Wesen ausmachte. Halbdämonischer Drache und ein Wesen namens Harpyie. Greifvogel. Hatte ich mit meiner Vermutung doch richtig gelegen. Sein Gefieder... es ähnelte stark dem eines wilden Raubvogels und jetzt konnte ich es besser sehen, weil die Flügel ruhig an seinem Rücken lagen. Der Schmerz war vergessen, als ich ein Stück näher zu ihm rutschte und die Federn genauer betrachtete. Es kribbelte in meinen Fingern sie zu berühren. Ich wollte wissen, wie sie sich anfühlten, wollte die darin fließende Magie spüren. In dieser Gestalt war das Geflecht seiner Magie sehr viel stärker. Stärker als ich es für möglich gehalten hatte. Kein Wunder bei seinen außergewöhnlichen Eltern - ihre Art warf große Fragen in den Raum. >Deine Existenz bricht viele Regeln in der Welt der Magie. Dass du der Erbe zwei völlig verschiedener magischer Wesen bist, die offenbar auch menschlich sind... das ist... das übersteigt mein Denkvermögen. Ich sehe, dass das... dass du real bist, aber gleichzeitig realisiere ich es nicht wirklich.< Stirnrunzelnd fasste ich mir an den Kopf und bemerkte den Verband. Das Pochen am Hinterkopf ließ darauf schließen, dass ich mich dort verletzt hatte, aber das war lange kein Grund, das ich mir all das hier bloß einbildete. Trotzdem streckte ich meine Hand aus und berührte eine Feder an seinem Arm. Sie war da, sie war real. Keine Fantasie. Ich schluckte. >Das ist der mit Abstand faszinierendste Moment in meinem Leben!<
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08.03.2021, 20:39

Ryu

Sie sah mich an, wie ich immer andere neu entdeckte Wesen ansah und diese Art von Aufmerksamkeit war für mich ungewohnt. In meiner Welt waren die Menschen zwar beeindruckt und auch fasziniert von meiner Magie, aber sie kannten den Anblick. Aber für Imesha war ich völlig was Neues. Eine fremde, unerforschte Art. "Es ist möglich, wenn die Gefährten auch mit ihrer Magie miteinander kompatibel sind. Hin und wieder mal breche ich gerne die Regeln, damit was Neues entstehen kann", antwortete ich ihr mit einem leicht zuckender Mundwinkel und auf meine Arme bildete sich Gänsehaut, als sie eine Feder berührte. "Du darfst meine Flügel berühren. Aber ich muss dir sagen, dass ich es spüren kann. Es ist wie als würdest du mein Gesicht oder mein Bauch streicheln. Die Nerven dort sind empfänglich auf Berührungen, dadurch kann man ganz gut auch die kleinste Luftschwingung wahrnehmen."

Ilea

Cael hielt mich auf und verwirrt sah ich ihn an bis ich verstand, was er vorhatte. Nach dem Vorfall mit Imesha wollte er nicht, dass es nochmals geschah. Unter den Schneedecken konnten sich vielleicht weitere Gletscherspalten verbergen. Das Seil saß fest um meine Hüfte und als Cael losging, folgte ich ihm. "Göttliche Fügung...Schicksal....das ist doch das Gleiche", zuckte Roselyn mit der Schulter und sah mich an: "Und? Möchtest du nun mit mir auf den Pakt eingehen?" Ich fühlte von dem Themenwechsel ein wenig überrumpelt: "Ich....ich muss noch darüber nachdenken. Ich kann noch keine Entscheidung fällen." "Ist in Ordnung", antwortete sie verständnisvoll.


1 151

08.03.2021, 21:03

Cael

Da wir besser auf den Weg vor uns achten sollten, sagte ich nichts weiter und behielt alles im Blick. Hier und da knackte etwas unter unseren Schritten, aber bislang fielen wir keiner natürlichen "Falle" zum Opfer. So oder so würde ich sofort zu meiner Magie greifen, sollte etwas Unvorhersehbares geschehen. Da war es mir egal, ob ich uns dadurch einem Risiko aussetzte oder nicht. Wenn es um Ileas Sicherheit ging, war ich zu allem bereit. Deshalb würde ich dafür sorgen, dass wir es sicher und ohne große Hindernisse zum nächsten Unterschlupf schafften. Ivoli ließ mich zudem wissen, dass Imesha inzwischen erwacht war und dass es ihr scheinbar ganz gut ging, was womöglich an Ryus Erscheinung lag. Es lenkte sie ab. Verständlich. Hauptsache, sie erholte sich von ihren Verletzungen und blieb in der Wärme, um ihren Körper nicht noch weiter zu belasten.

Imesha

Kompatible Magie, Gefährten... Auch das klang irgendwie fremd in meinen Ohren. Ich kannte kein Pärchen, das so ungewöhnlich war wie Ryus Eltern, auch wenn Gestaltwandler durchaus existierten und sich teilweise problemlos unter uns Menschen mischen konnten. Nur handelte es sich dabei um magische Verwandlungen, nicht um richtige "Tierwesen". Ryus Flügel waren nämlich kein Zaubertrick. Sie waren echt und genau das faszinierte mich am meisten an ihnen. Das hatte es nämlich nie zuvor gegeben. Nicht einmal der Kaiser hatte je von dieser Sorte Magi gesprochen. War Ryu überhaupt ein Magi? Meiner Meinung nach war er tatsächlich etwas völlig Neues, weshalb ich nur ungern sein Angebot ablehnen wollte, als er mir dann erlaubte seine Flügel anzufassen. Wie konnte ich da Nein sagen? Da interessierte es mich nicht mehr, wo wir waren, warum wir hier waren und wie es mir selbst ging. Ich hatte nur Augen für seine Federn, die bei genauerer Betrachtung wunderschön aussahen. Die Farben, die Struktur, die feinen Details... Neugierde und Begeisterung mischten sich in meinem Blick, als ich die Innenseite seines angewinkelten Flügels berührte. Nur mit den Fingerspitzen, vorsichtig wie bei einem scheuen Tier. Ich wollte ihn nicht in eine unangenehme Lage bringen, weil es offenbar für ihn genauso intensiv war wie wenn ich ihn direkt am Körper streichelte. >Das sind sehr schöne Schwingen, die du da hast. Ich habe viele atemberaubende geflügelte Wesen gesehen, aber deine sind zugegebenermaßen bemerkenswert. Jede einzelne Feder gleicht zwar der nächsten, aber wenn man aufs Detail achtet, fallen einem dann doch kleine Unterschiede auf. Sei es der Farbverlauf oder die feinen Äste.< Mit den Fingern tastete ich mich zum Bogen des Flügels voran und biss mir konzentriert in die Unterlippe. >Spürst du sie, wenn sie in deinem Rücken sind? Oder erst, wenn du sie erscheinen lässt?<
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1 152

08.03.2021, 21:22

Ryu

Sie war völlig fasziniert von meine Flügel und ihr Blick ließ mich als etwas Besonderes fühlen. Außerdem schien es Imesha von ihre Schmerzen abzulenken. Die Berührung war hauchzart, als traute Imesha sich nicht die Feder wirklich zu streicheln. Aber schon diese zarte Berührung reichte aus, dass mein Körper sich entspannte und ich mich behaglich fühlte. Ich lehnte den Kopf an der Wand ab und studierte Imeshas Gesicht. Es war ein verlockender Anblick, wie sie dabei auf ihre Unterlippe biss, während sie dem Bogen folgte. "Ich spüre sie im Rücken nicht wirklich, manchmal schon wenn ich mich darauf konzentriere. Du merkst auch nicht dauernd deine Zunge im Mund, erst wenn du sie wirklich bewusst benutzt", versuchte ich es ihr zu erklären: "Ich merke die Flügel deutlicher, wenn sie draußen sind. Aber dann fühlen sie sich für mich wie natürliche Körperteile an wie Arme oder Beine. Ich kann mein Oberteil ausziehen, damit du mein Rücken genauer sehen kannst, wenn du es möchtest. Das Oberteil ist jetzt sowieso hinüber, es ist nicht gerade flügelfreundlich." Ich hatte überhaupt kein Problem damit, dass Imesha mich "studieren" wollte. Ich verstand diese Faszination für eine neue Art, dieses Wissensdurst.

Ilea

Manchmal sank ich an einige Stellen in den Schnee, doch ich schaffte mich jedes Mal daraus zu befreien oder Cael half mir. Meine Atmung wurde schwerer, da wir öfters über Hindernisse klettern mussten und es war auch anstrengend durch den hohen Schnee zu stampfen. Mein Gesicht glühte von der Wärme, die mein Körper produzierte und gleichzeitig war mir kalt, denn die Luft wurde kühler je weiter wir gingen. Die Kleider würden mich auf die lange Zeit nicht mehr wärmen können. Wir mussten uns vermutlich mehrere Schichten anziehen, um nicht in den Bergen zu erfrieren. Roselyn schwebte schweigend neben uns hinterher und merkte, dass wir unsere Energie brauchten. Über die Sache mit den Shinki würde ich später nachdenken, wenn wir in unsere neue Unterkunft angekommen waren. Hoffentlich war Imesha dann aufgewacht und hatte keine zu große Schmerzen. Bestimmt hatte ich noch eine Salbe, die ein wenig den Schmerz betäuben konnte.


1 153

08.03.2021, 21:40

Cael

Allmählich wurde es ziemlich schwer voranzukommen. Ich wusste nicht, was schlimmer war: der Weg an sich oder die beißende Kälte. Wenn es nach mir ging, hätte ich längst Magie angewandt, um uns beide zu wärmen, aber umgeben von Schnee und Eis wäre es vielleicht keine so gute Idee Hitze zu produzieren. Was, wenn dadurch etwas zum Schmelzen gebracht wurde, was besser gefroren blieb? In dieser Gegend sollten wir lieber übervorsichtig sein. Wir konnten schlecht vorausahnen, was uns beim nächsten Schritt erwartete. Einziger Lichtblick war, dass wir uns dem Unterschlupf näherten und dafür mussten wir ein wenig mehr an Höhe gewinnen. Das bedeutete wiederum mehr Kälte. Es glich einem Wunder, dass ich noch Zehen und Finger spüren konnte. Nachher würde ich mich direkt ins Feuer setzen, so sehr sehnte ich mich nach Wärme.
Ich blieb kurz stehen, drehte mich zu Ilea herum und sagte: >Wir sind schätzungsweise noch eine Stunde unterwegs. Möchtest du eine kleine Pause einlegen oder sollen wir weiter? Ich kann dir auch mehr zum Anziehen geben.<

Imesha

Das mit der Zunge war ein guter Vergleich, denn so konnte ich besser nachvollziehen, wie es sich für ihn anfühlte. Immerhin waren diese Flügel deutlich größer als sein gesamter Rücken. Da war auf jeden Fall Magie im Spiel, sonst würden sie nie dort hineinpassen. Trotzdem war es unvorstellbar für mich plötzlich weitere Glieder zu besitzen, die ich je nach Belieben nutzen konnte. Kam man damit aber auf die Welt, war es für denjenigen normal. Wie es bei Ryu der Fall war. Ich sah ihn kurz an, als er sein kaputtes Oberteil erwähnte und verzog das Gesicht. >Irgendwie fühle ich mich dafür verantwortlich, dass deine Kleidung jetzt unbrauchbar ist. Zuerst dachte ich, du wärst lebensmüde, als du einfach gesprungen bist.< Ich schüttelte langsam den Kopf und seufzte schwer. >Hätte ich Nähzeug bei mir, hätte ich es vielleicht noch richten können.< Zwar war ich in diesem Gebiet eine blutige Anfängerin, aber Löcher zu schließen, das bekam ich noch hin.
>Wenn es dir wirklich nichts ausmacht, würde ich mir deinen Rücken gerne näher ansehen.< fügte ich dann hinzu, um damit seine indirekte Frage zu beantworten.
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1 154

08.03.2021, 21:51

Ryu

Leise lachte ich und schüttelte den Kopf: "Macht die darüber keine Gedanken. Es ist nicht das erste Mal, dass mir dabei was zerreißt. Lass mich vorher noch schnell ein Feuer entfachen, ich spürte schon die Abendluft kommen und ich möchte nicht, dass du naher frierst oder die Anderen, wenn sie kommen." Mit Egons Hilfe brannte in wenige Minuten das Lagerfeuer und das warmes Licht ließ die Höhle ein wenig freundlicher wirken. Ich zog mir das Oberteil aus und kehrte im Schneidersitz Imesha den Rücken zu, damit sie den vollen Blick auf meine Flügel hatte. Mir war bewusst, dass sie auch das gefiederte Drachen-Tattoo entdecken würde, aber da ich mein Wesen preisgegeben hatte, durfte sie es sehen.

Ilea

Meine Nase wurde immer kälter und ich vermisste den Schal, den Cael mir geschenkt hatte. Ich hatte es gemocht die Nase in den weichen, warmen Stoff zu vergraben und dabei seinen Duft einzuatmen. Meine Haut auf meinem Gesicht fühlte sich mittlerweile taub an und ich brauchte einen Moment bis ich meine Lippen bewegen konnte: "Lass uns lieber weitergehen. Die Bewegung sorgt dafür, dass unseren Körpern warm genug bleibt. Mir ist lieber erst in der Unterkunft eine Pause zu machen, wenn wir vor dem Wetter geschützt sind." Ich wollte nicht lange in der eisige Landschaft verharren. Ich sehnte mich nach einer warme Höhle, wo ein freundliches Feuer flackerte.


1 155

08.03.2021, 22:12

Cael

Ilea war eine äußerst beeindruckende Frau. Wo viele andere Frauen und sogar Männer versagt hätten, blieb sie standhaft und stellte sich den hartnäckigen Umständen. Sie kannte das Leben auf der Flucht nicht, hatte nicht das harte Training von Ryu und mir hinter sich, aber trotzdem bewies sie große Willenskraft und viel Ausdauer. Wer hätte gedacht, dass ich mich noch mehr in sie verlieben konnte? Ich hätte sie am liebsten sofort an einen warmen Ort gezaubert, damit sie nicht länger frieren musste. Nur konnte ich ihr leider nur eine Sache geben... Ich beugte mich mit einem kleinen Lächeln vor und küsste sie zärtlich, was dafür sorgte, dass die Wärme in meiner Brust die Kälte teilweise vertrieb. Vielleicht motivierte sie das für den restlichen Weg. >Wir schaffen das.< sagte ich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck.

Imesha

Ein Lagerfeuer klang nach einer hervorragenden Idee. Früher oder später hätte ich trotz meiner Faszination die Kälte wahrgenommen, die meinen Körper im Griff hatte und nun, da die tänzelnden Flammen für Wärme sorgten, schloss ich entspannt die Augen und atmete ruhig aus. Der Schmerz in meinen Rippen war schlimm, wirklich schlimm, aber ich atmete ihn fort, wie Ruko es mir einst beigebracht hatte. Manche Verletzungen ließen sich eben besser wegstecken als andere. Damals mit dem Gift... Da hatte keine Meditation der Welt geholfen, um bei Sinnen zu bleiben. Ich war froh, dass ich das nicht nochmal erleben musste. >Oh... du hast auch eine... Tätowierung.< stellte ich überrascht fest, als ich die Augen wieder öffnete und Ryus Rücken vor mir hatte. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und saß im Schneidersitz vor mir. Die Flammen warfen Schatten auf die glatte Haut, während die Farben in den Federn um die Wette schimmerten. Ich war wie gebannt, selten sprachlos wie jetzt. Erst zögerlich, dann mit etwas Mut legte ich meine Finger auf die Stellen, wo die Flügel seinen Rücken durchbrachen. Es war ein... seltsames Gefühl. Ich wusste nicht, wie ich diese Stelle beschreiben sollte. Gleichzeitig war ich fasziniert von der Tätowierung, die einen prächtigen, gefiederten Drachen darstellte. Mit Flügeln wie die seinen. >Kannst du auch deine Gestalt wechseln? Also... so aussehen wie dieser Drache?<
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08.03.2021, 22:32

Ryu

Ich unterdrückte ein scharfes Einatmen, als Imesha die Stellen am Rücken berührte, die mit den erdbraunen Flügeln verbunden waren. Dort reagierte ich besonders empfindsam auf Berührungen und versuchte nicht wohlig zu erschaudern, um Imesha nicht mit dieser Reaktion zu verschrecken. Die Tätowierung warf keine große Fragen auf, nicht nachdem Imesha nun wusste, was ich war. Dadurch war ich nicht gezwungen wieder Halbwahrheiten erzählen zu müssen, denn die Tätowierung besaß eine tiefere Bedeutung und war nicht nur Schmuckstück auf der Haut. "Bis jetzt habe ich nicht geschafft mich in einem ganzen Drachen zu verwandeln, ich bekomme nur teilweise die Merkmale eines Drachens", antwortete ich ihr und schloss einen Moment die Augen. Rotfunkelnde Drachenschuppen brachen aus meiner Haut, was sich wie ein unangenehmes Ziepen anfühlte, aber sich schnell wieder legte. Sie verzierten meine Arme und Beine, teilweise auch meinem Oberkörper. Dann erschien der Drachenschwanz, wand sich um Imesha. Auch meine Augen veränderten sich. Die obere schräge Seite der Iris loderten in einem Flammengold, während die Unterhälfte in einem eisigen Blauviolett war. "Das ist bislang meine vollständige Verwandlung", sagte ich und schaute über die Schulter, um ihre Reaktion zu sehen. Sah ich für sie jetzt wie ein Monster aus? Wie ein Yokai, wovor sich die Menschen hier fürchteten?

Ilea

Sein Kuss war warm und die Wärme war bis in meinem Brustkorb zu spüren. Seine Entschlossenheit schöpfte neuen Mut und ich nickte kräftig. Wir würden den restlichen Weg schaffen, wir waren schon so weit gekommen und da konnten wir nicht aufgeben. Unsere Freunde warteten auf uns und verließen sich darauf, dass wir kamen. Außerdem wollte ich Sobo Makoto nicht enttäuschen, da sie großes Glauben in mir hatte und vor allem wollte ich für Otōsan Stärke beweisen. Ich wollte der Welt zeigen, dass ich nicht aufgab, egal wie oft sie mich in die Knien gezwungen hatte. Ich wollte nicht mehr zulassen, dass sie mir noch mehr wegnahm und deswegen musste ich stärker werden. Mein Willen musste stärker werden. Wir stampften weiter durch den Schnee. Roselyn war verschwunden, was aber nicht Beunruhigendes war. Sie würde wiederkommen.


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08.03.2021, 22:55

Cael

Immer mal wieder blieb ich stehen, weil wir inzwischen eine Höhe erreicht hatten, wo die Wolken uns mit ihrem dichten Nebel grüßten. Wir mussten jetzt vorsichtiger sein und auf jeden einzelnen Schritt achten. Dabei spürte ich, dass wir uns unserem Ziel näherten. Ivoli fühlte sich nicht mehr so entfernt an wie zuvor. Ich prüfte auch mehrmals den Knoten am Bauch, um sicherzugehen, dass er sich durch all die Bewegung nicht löste. Das wäre sonst schlecht für unsere Situation und im Endeffekt gefährlich für uns beide. >Wie geht es dir? Packst du den Rest des Weges noch?< erkundigte ich mich bei Ilea, denn ich wollte nicht, dass sie sich übernahm und vor Anstrengung krank wurde. Man musste die Grenzen des Körpers respektieren und auf die innere Stimme hören, wenn einem etwas zu viel wurde.

Imesha

Wäre da nicht der pochende Schmerz in meinem rechten Rippenbereich, hätte ich all das hier vielleicht doch für eine Halluzination gehalten. Oder einen Traum. Die Flügel allein hatten mich schon aus dem Konzept gebracht, aber Ryus halbe Verwandlung in einen Drachen sprengte die Grenzen meiner Weltsicht. Es kam mir vor, als würde ich weit mehr sehen als mit bloßen Augen. Mehr als mit der magischen Sicht, die sowieso verrücktspielte, weil die Menge an Magie und Fäden, die ihn umgaben, meinen Verstand überlastete. Ehrfurchtsvoll strich ich mit der flachen Hand über den schuppigen Drachenschwanz. Ich hatte solche Wesen lange Zeit für Legenden gehalten. Urwesen, die vor unserer Zeit diese Welt bewohnt hatten und dann verschwunden waren. Wohin auch immer. Nun wurde ich allerdings Zeugin eines Wunders. Genau das stellte Ryu für mich dar - ein Wunder. Wäre er böse gesinnt, ein Unmensch, hätte ich ihn natürlich anders bezeichnet, aber zu wissen, welch gutes Herz in seiner Brust schlug und dass er dabei mehr einem Yokai ähnelte als einem einfachen Magi... ein Wunder.
Sprachlos sah ich auf und begegnete dabei seinem Blick. Das stechende Grün war verschwunden, stattdessen funkelte mir flüssiges Gold und ein einzigartiges Blauviolett entgegen. Ich erinnerte mich an Caels Augen, die ebenfalls außergewöhnlich waren und fragte mich kurz, ob in ihm auch mehr schlummerte als erwartet. >Ich schätze, dass dir damit...< Ich machte eine kreisende Handbewegung in der Luft und meinte damit seine Erscheinung. >...bestimmt nicht kalt wird. Es sieht wie eine Rüstung aus und gleichzeitig so... so natürlich. Als hättest du die ganze Zeit nicht anders ausgesehen.< Selbstverständlich war es für mich gewöhnungsbedürftig ihn so zu sehen, aber in meinen Augen war er nach wie vor Ryu. Ein Mann der Wunder. Ich berührte wieder die Drachenschuppen und stellte fest, dass jede einzelne sich perfekt anfühlte. >Spürst du... überall meine Berührungen? Wie bei deinen Flügeln?<
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08.03.2021, 23:22

Ryu

Imesah sah mich wieder mit diesem Blick an, als wäre ich aus einem Märchen entsprungen oder sie wäre selbst in einem Märchen gelandet. Mit meinem wahren Wesen hatte ich ihre Welt durcheinander gebracht und ich konnte mir vorstellen, dass es kaum Wesen wie mich in Valaris gab. Man würde mich höchstens als ein Yokai bezeichnen, um mich überhaupt zu definieren. Imesha schreckte nicht zurück, sie schien sich auch nicht unbehaglich zu fühlen. Stattdessen funkelte immer noch die Faszination in ihre Augen und die Neugier stand im Gesicht geschrieben. Diese Seite von ihr mochte ich besonders gerne. In diesem Ausdruck erkannte ich mich selbst wieder, wenn ich auf was Interessantes gestoßen war. Leise lachte ich: "Mir ist definitiv nicht kalt. Mein Körper ist jetzt warm wie das Lagerfeuer." Bei ihre nächste Worte lächelte ich schief: "Liegt wohl daran, dass es ein Teil von mir ist. Mein zweites Ich, wenn wir es so nennen wollen. Ich bin erleichtert, dass ich dir keine Angst mache." Stattdessen berührte Imesha mich ohne Scheu und das obwohl sie ansonsten sparsam mit Nähe war. "Ja, ich kann überall deine Berührungen spüren. Bei den Drachenschuppen bin ich im Vergleich zu den Flügel unempfindlicher, es liegt daran, dass sie besonders widerstandsfähig sind. Du bist auch nicht an jede Stelle kitzelig, so als Vergleich. Aber im Gegensatz zum normalen Menschenkörper nehme ich die Berührungen in dieser Gestalt intensiver wahr, auch bei den Drachenschuppen. Die Sinnen eines Tiers sind ja auch viel ausgeprägter, als die bei eines gewöhnlichen Menschen. Es...es entspannt mich sehr."

Ilea

Um uns herum wurde es nebeliger, weil wir höher stiegen und die Kälte brannte in meiner Kehle. Dabei sah ich, wie Cael immer wieder das Sei überprüfte und in meinem Herz wurde es warm. Er passte auf mich auf und wollte mich vor allmöglichen Gefahren beschützen. Sein Gesicht drehte sich zu mir um. "Ich werde den restlichen Weg schaffen", antwortete ich ihm. Ich spürte langsam ein Ziehen in den Beinen und ich atmete immer noch schwer von der Anstrengung, aber noch fühlte sich mein Körper stark genug. Ich wollte endlich die Höhle erreichen, wo Schutz und Wärme gab. Ich fand schon immer Nebel ein wenig umheimlich, was hauptsächlich daran lag, dass mir die Sicht genommen wurde, sodass ich mich nicht mehr auf die Augen verlassen konnte. Aber in eine freiere Umgebung konnte ich besser die Auren spüren, wenn sich uns Jemand näherte.


Gehe offline, gute Nacht :)


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08.03.2021, 23:42

Gute Nacht *_*

Cael

Mehr brauchte ich nicht wissen. Wenn sie genügend Energie für den restlichen Weg besaß, dann glaubte ich das. Ich wollte nicht den überfürsorglichen Freund spielen, der ihr dauernd das Gefühl gab schwach zu sein, wenn er seine Hilfe anbot. Auch wenn ich nichts dagegen hätte, sie einfach auf meinen Rücken zu heben, die Zähne fest zusammenzubeißen und sie zu tragen, bis wir die Höhle erreichten. Wenn es um meine Liebsten ging, war ich sehr aufopferungsbereit. Das hatte ich von beiden Eltern geerbt. Diese bedingungslose Hingabe. Wenn sie wüssten, was ich zurzeit durchmachte... Sie würden mich auf der Stelle aus Valaris holen und mich nie wieder gehen lassen. Schon des Öfteren hatte ich mich gefragt, ob die Zeit, die Ryu und ich hier verbrachten, in derselben Geschwindigkeit verging wie in unserer. Was, wenn ein Monat in Valaris eine Woche in meiner Heimat bedeutete? Machte das überhaupt einen Unterschied? Schlimm fände ich es nur, wenn die Zeit dort schneller verging als hier. Ich wollte nicht erst viele Jahre später zurück nach Hause finden. Das würde meine Familie nicht verkraften und ich auch nicht, um ehrlich zu sein. So oder so hatte ich fest vor Ilea und ihren Vater mitzunehmen. Dort würden sie das beste Leben überhaupt führen. Sie hatten es verdient.

Imesha

Interessiert hörte ich ihm zu, während ich die Schuppen näher inspizierte und mit den Fingern ihre Konturen nachfuhr. Es machte Sinn, dass seine Flügel sensibler auf Berührungen reagierten, denn in ihnen steckten mehr Nerven als es bei den Drachenschuppen der Fall war. Trotzdem war es beeindruckend wie unterschiedlich seine jetzige Gestalt war und dass sein Körper es schaffte die beiden Seiten seiner besonderen Eltern zu vereinen. Irgendwie hatte es die Natur hingekriegt ihm diese Harmonie zu schenken. So etwas passierte nur in den seltensten Fällen. Oder nie. Ich hatte jedenfalls kein magisches Wesen gesehen, dass mich so sehr in den Bann zog wie Ryu gerade. Am liebsten hätte ich ihn von Kopf bis Fuß studiert, um mehr über ihn zu erfahren, um zu ermitteln wie die Magie in ihm floss, welche Fäden zu welchem Körperteil gehörten und wie genau seine Magie aufgebaut war. Gleichzeitig realisierte ich, dass ich eventuell zu aufdringlich war und ihm zu viele Fragen stellte, die er vielleicht nicht beantworten wollte, es aber aus Höflichkeit tat. Ich selbst war eine ziemlich private Person, da wollte ich nicht unsichtbare Grenzen überschreiten.
>Tut mir leid, falls ich zu forsch bin. Oder falls ich dich an Stellen berühre, von denen ich lieber die Finger lassen sollte. Ich möchte nichts Unangebrachtes tun.< Komischerweise spürte ich bei meinen Worten Hitze in meinen Wangen und ein seltsames Flattern in meiner Brust. Ich schob es auf das Durcheinander in meinem Kopf. Man traf nicht jeden Tag auf jemanden wie ihn. >Eine Frage hätte ich aber noch, dann halte ich meinen Mund.< versicherte ich ihm. >Gibt es für dich eine Bezeichnung? Hat dein wahres Wesen einen Namen?<
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09.03.2021, 13:32

Ryu

Ich genoss es, wie ihre Finger über die Schuppen glitten und von mir aus könnte sie den ganzen Abend das machen. "Du muss dich nicht dafür entschuldigen. Ich stelle mich freiwillig als dein neues Studienprojekt zur Verfügung", mein Mundwinkel zuckte: "Ich hätte es dir gesagt, wenn mir alles unangenehm wäre. Die Stellen am Rücken, wo die Flügeln rausragen und der Bauch sind extrem empfänglich für Berührungen. Also....es könnte mir dann....zu sehr gefallen." Ich fuhr verlegen mit der Hand durch das Haar. Auf dem Bauch seitlich hatte ich auch ein paar Drachenschuppen. Dann räusperte ich mich und zuckte mit der Schulter: "Es gibt keine genaue Bezeichnung für mich, weil ich was Einmaliges bin. Bei meine Geschwistern ist es so, dass eine Seite gibt, die stärker ist als die Andere. Aber selbst mit stärkeren Feuermagie können sie sich nicht in einem halbdämonischen Drachen verwandeln. Harpyieblut kann weiter vererbt werden, je nachdem wie vermischt das Blut sein wird, wenn ein Elternteil kein Harpyie ist. Aber das Drachenblut ist ein wenig komplizierter. Es ist auch ein Erben, den man an die nächste Generation weitergeben kann, jedenfalls hat sich das bei mir bestätigt. Aber das Drachenblut wählt auch aus, wer würdig ist sein Träger sein zu dürfen. Wir nennen mich einfach Vihar Sárkány ( klingt wie Vi-hor, das r ist dabei gehaucht, Scharkan), es hießt soviel Sturmdrache. Die Harpyie steht für den Sturm."

Ilea

"Ich glaube dort hinten ist die Höhle!", deutete ich nach eine Weile auf eine Anhöhe, wo schwach ein Licht flackerte. Der Anblick gab mir neuen Kraft und die Kälte wurde mir deutlicher bei der Vorstellung, dass das Licht höchstwahrscheinlich von einem Feuer stammen musste. Meine Nase konnte ich auch nicht mehr spüren, aber es gab wenige Körperteile, die sich noch nicht taub anfühlten. Wir mussten uns demnächst dicker einkleiden, um nicht zu erfrieren. Das war hier oben der gefährlichste Tod. Es mochte augenscheinlich hier kein gefährliches Wesen leben, aber die Kälte konnte genauso todbringend sein.