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06.07.2022, 20:59

Ryu

Ich hielt sie fest, als ihr Körper ebenfalls erbebte und nahm jeden Laut von ihr in mich auf. Noch einmal erschauderte ich und dann fühlte ich eine tiefe Entspannung, der mich träge werden ließ. Auch Imesha wirkte erschöpft und gleichzeitig ziemlich zufrieden. "Hmm", brummte ich zustimmend und öffnete die Flügel wieder. Kühle Luft strich über die gewärmte Haut und ich ließ Imesha auf das Bett sinken, während ich meine menschliche Gestalt annahm. Sofort legte ich mich zu ihr und deckte uns zu. Nicht, dass Imesha nach diesem fantastischen Erlebnis sich unterkühlte. Meine Arme lagen wieder um ihrem Körper und meine Lippen waren nah an ihrem Ohr:"Ich liebe dich, amaya und ich hoffe du wirst süße Träume bekommen."

Ilea

Nach Luft schnappend riss ich meine Augen weit auf und spürte einen Druck auf meinem Brustkorb. Diesen Traum hatte ich bereits vor einige Tagen gehabt, doch diesmal waren ein paar Details anders. Das Ende war anders und ich konnte immer noch den tiefen Fall in die endlose Dunkelheit spüren. Es machte mir Angst. Ich wollte verstehen, was es bedeutete und es konnte nicht einfach nur ein Traum gewesen sein, auch wenn ich ihn beinahe wieder vergessen hatte. Oder viel mehr es verdrängt hatte bis ich heute Nacht wieder daran erinnert wurde. Mein Herz klopfte immer noch viel zu unruhig im Brustkorb und ein rascher Blick zum Fenster sagte mir, dass der Morgen sich bald ankündigen würde. Ich spürte ein nervöses Flattern in meinem Bauch und zwar von der ungute Sorte. Ich schmiegte mich enger an Cael und suchte den Trost in seine Arme.


2 242

07.07.2022, 18:08

Cael

Ileas abruptes Aufwachen beförderte mich gedanklich zurück in die Gegenwart. Offenbar hatte sie schlecht geträumt. Kein Wunder bei dem, was uns bevorstand. Mein übermüdeter Zustand würde ihr sicherlich keine Hilfe sein, aber ich konnte ihr zumindest den Halt geben, den sie dringend brauchte. Wir hatten noch etwas Zeit, bis das erste Licht des Tages die Nacht durchbrach, aber ich wünschte mir noch mehr Zeit mit ihr. Nicht nur diesen einen Tag.
Ich seufzte schwer in ihr Haar und sperrte den Schmerz bestmöglich weg. Obwohl mir meine Eltern beigebracht hatten offen und ehrlich zu meinen Gefühlen zu stehen und selbst die negativen Emotionen zu akzeptieren, schaffte ich es nicht. Ich war mir absolut sicher, dass ich sonst die Kontrolle verlieren würde. Das wäre fatal für mein Umfeld. Und für mich selbst. Also würde ich bangen müssen. Bis heute Abend.

Imesha

Während Ryu mich fürsorglich zudeckte und sich dann neben mich legte, spürte ich immer noch den Nachhall unserer leidenschaftlichen Stunden. Ich fühlte mich wie zerschmolzene Butter. Rundum wohl. Sicher und geborgen. Innig geliebt. Niemals hätte ich mir diesen Frieden erträumt. Es war zu schön, um wahr zu sein. Die zärtlichen Worte an meinem Ohr entlockten mir ein seliges Lächeln und ich konnte den morgigen Tag kaum erwarten. Einfach nur, weil ich neben Ryu aufwachen und ihn sehen wollte.
Mir lagen ebenfalls schöne Worte auf der Zunge, doch die Erschöpfung übermannte mich schneller und schickte mich in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
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08.07.2022, 19:51

Ryu

Sie schlief augenblicklich ein, kaum hatte ich sie in meine Arme geschlossen und Wärme durchflutete mein Herz. Ich empfand für Imesha so viel Liebe und es gab nichts Schöneres als seine Liebste zutiefst glücklich gemacht zu haben. Mit einem seligen Lächeln schloss ich meine Augen und mit einem wohligen Gefühl dachte ich an all die unglaublichen Momente von heute. Besonders an den Moment ihres Liebesgeständnis. In dieser Nacht war ich bestimmt der glücklichste Mann auf der ganzen Welt und mit diesen Gedanken schlief ich ein.

Ilea

Ich spürte, dass Cael nicht schlief und seine Arme lagen fest um mich, als wäre er nicht bereit mich loszulassen. Ich konnte es ihm nicht verdenken und in diese Umarmung lag so viel Liebe, dass es mein wild schlagendes Herz allmählich beruhigte. "Ich hatte wieder diesen Traum gehabt....von meinem eigene Ich", flüsterte ich in der Stille, die doch nicht ganz still war, denn ich konnte unsere leise Atemgeräusche hören. "Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat", fuhr ich leise fort: "Was wenn es einen Zusammenhang mit der Prophezeiung gibt?"


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09.07.2022, 03:11

Cael

Die Stille währte nicht lange. Ilea erzählte mir von ihrem Traum und es hörte sich definitiv nach einem weiteren unlösbaren Rätsel an. Langsam reichte es mir mit den ganzen Geheimnissen und den vagen Aussagen von Träumen, Göttern und universellen Kräften. Es wäre mal zur Abwechslung ganz nett klare Botschaften zu vermitteln. Das würde einiges besser machen in unseren stressigen, dramatischen Leben. Der großen Liebe zu begegnen, nur um sie eventuell wieder zu verlieren... Das war zu grausam. Diesen Schmerz wünschte man sich eher dem schlimmsten Feind. Wie den Kaiser. Aber der besaß alles außer ein Herz.
>Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich verstehe absolut nichts mehr. Mir will einfach nicht in den Sinn, warum etwas so Gutes, so Reines wie unsere Liebe füreinander geopfert werden soll. Und für was? Für eine Prophezeiung. Es ist nicht einmal sicher, dass das, was wir erfahren werden, auch wirklich zum Niedergang des Kaisers führen wird.< erwiderte ich angespannt.

Imesha

Ich stehe wieder an diesem Abgrund. Kühler Wind umspielt mich und lässt meine locker sitzende Kleidung flattern. Mein Haar ist zu einem strengen Zopf zusammengebunden. An meiner sicheren Haltung erkenne ich, dass ich den Sprung in die endlos erscheinende Tiefe mehrmals gewagt hatte. In mir pulsiert die Sicherheit aufgefangen zu werden. Etwas oder jemand wartet bereits auf mich. Ich spüre die vertraute, mächtige Präsenz und sofort setzt das erwartungsvolle Kribbeln ein.
Über mir reisen bunte Wolken Richtung Sonnenuntergang. Ein wunderschönes Farbenmeer aus den wärmsten Tönen. Ich sehe die Magie überall. Sie pulsiert wie ein zweites übergroßes Bewusstsein, das alles umgibt. Mich eingeschlossen. Mit einem freudigen Lächeln trete ich näher an den Abgrund und schaue über die Schulter zu zwei Erwachsenen, die mich voller Stolz beobachten. Meine Eltern sind bei jedem meiner Sprünge dabei. Das weiß ich. So war es immer. Sie geben mir Rückhalt und dann springe ich. Diesmal dauert der freie Fall nur wenige Sekunden, da lande ich bereits auf dem Rücken eines Drachens. Diesmal sehe ich ihn klarer vor mir und bei seinem Anblick öffnet sich mein Herz.
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2 245

13.07.2022, 16:08

Ryu

Drachen empfanden eine andere Art von Liebe, wenn sie mit ihrem Gefährten verbunden waren. Es war nicht die Form Liebe, die die Menschen fühlten, wenn sie ihren Partner gefunden haben. Es durfte nicht vergessen werden, dass wir trotz unseres Bewusstsein auch magische Tiergeschöpfe waren, die ihren urzeitlichen Instinkte folgten, wenn die Paarungszeit gekommen war. Wir blieben auch nicht immer für immer zusammen, sondern solange bis das Drachenjunges für die Welt bereit war. Aber in meiner menschliche Gestalt lernte ich neue Gefühle kennen, denn auch wenn meine Seele, die eines Drachens war, so pochte ein Menschenherz in meinem Körper. Und ich wollte es ihr schenken. Wir waren nicht mehr nur durch die Magie verbunden. Ich küsste sie hingebungsvoll, während sie mich empfing. Tief in mir drinnen wusste ich, dass es falsch war. Dass ich nicht etwas in ihr zurücklassen durfte, weil es sie in große Gefahr bringen könnte. Ich war für sie eine Gefahr genug, als ich damals ihrem Ruf folgte. Aber der animalische Instinkt in mir war übermächtig und ich verlor mich in diese Glut aus purem Verlangen. Lebte weiter in der Illusion wir könnten in der Verborgenheit eine Zukunft bauen. Die menschliche Liebe machte blind.

Erhitzt wachte ich benommen auf und löste mich vorsichtig von Imesha, um sie nicht zu wecken. Meine Haut war leicht feucht und ich konnte immer noch dieses Verlangen spüren, als wäre es mein Eigenes gewesen. Es kostete mich aller Kraft Imesha nicht zu wecken, um sie erneuert zu verführen. Leise stand ich auf und verschwand im Baderaum, um mich kalt abzuduschen. Mit beiden Armen stützte ich mit gesenktem Kopf an der Wand ab, während das kaltes Wasser direkt auf meinem Rücken prasselte, wo ich das Tattoo pulsieren spürte. Ich hatte wieder eine Art Erinnerung von Ahi, den Feuerdrachen, gehabt. Wie er mit einer Frau ineinander verschlungen war, für die er aufgrund einer magische Verbindung geblieben war. Anscheinend hatte er in seiner menschliche Gestalt sich in sie verliebt. Ich richtete mich auf, legte den Kopf in den Nacken und fuhr mit den Händen durch das nasses Haar. Ich wusste nicht, ob ich richtig seine Gedanken im Traum verfolgt hatte, aber....es könnte sein, dass er sie geschwängert hatte. Ob es wirklicht sowas möglich war?

Ilea

Ich verstand diese Verwirrung, denn ich war genauso verwirrt und fragte mich immer wieder, warum wir so viel Bürde tragen mussten. Warum wir nicht zusammenbleiben durften, obwohl unsere Seelen zueinander gehörten. "Vielleicht genau deswegen, weil etwas Reines nur was offenbaren kann. Auf diese Weise würde der Kaiser niemals an die Prophezeiung kommen können", antwortete ich ihm traurig. Und dann wäre da meine Gabe in die Vergangenheit blicken zu können. Bislang schien ich als Einzige zu sein. Ich hob den Kopf, um ihn ansehen zu können. "Ich weiß, es kommt unpassend, aber....kann ich dich trotzdem um einem Kuss bitten? Ich....möchte einfach dir nahe sein", fragte ich ihn leise. Ich wollte einen Moment den aufwühlender Traum vergessen, ich wollte die Prophezeiung vergessen und ich wollte vergessen, dass bald der Morgen anbrach. Ich wollte einfach mit Cael zusammensein.



2 246

15.07.2022, 01:20

Cael

Mir wäre es lieber gewesen die höheren Mächte hätten sich etwas anderes Reines ausgesucht. Nicht uns beide. Nicht unsere Zukunft. Aber egal, wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbrach, ich kam auf keine andere Lösung... Ilea hatte eine Entscheidung getroffen und so sehr ich mich dagegen wehren wollte, respektierte ich ihren Mut und ihre Selbstlosigkeit. Dass sie mich um einen Kuss bat, war vergleichsweise sehr harmlos. Ein einfach zu erfüllender Wunsch.
Ich legte ihr eine Hand auf die Wange, sah ihr tief in die Augen und küsste sie dann sanft. Vom ersten Moment an hatten sich ihre Lippen auf meinen perfekt angefühlt. Alles von mir passte perfekt zu ihr. Wir ergänzten uns.
Wie ich in der Lage sein sollte sie nachher zu halten, während sie sich in Gefahr begab... keine Ahnung... In diesem Moment wollte ich nur an unseren Kuss denken. Mich ablenken. So tun, als gäbe es keine Prophezeiung.

Imesha

Bevor ich das Gesamtbild des Drachens in allen Farben und Details erfahren kann, ändert sich plötzlich die Szenerie und wir befinden uns im Sturzflug Richtung dunkelgrauem Rauchmeer. Der Boden brennt. Meine Augen auch. In meinen Lungen spüre ich bei jedem Atemzug ein schmerzhaftes Stechen. Panisch halte ich mich fester am Drachen und spanne mich an, während wir durch das Chaos fliegen, bis ein heftiger Ruck uns beide zu Boden katapultiert. In den nächsten Sekunden bin ich nichts weiter als ein Bündel aus Schmerz. Es fühlt sich an, als hätte man mir alle Knochen im Körper gebrochen und jetzt schlägt mir die fürchterliche Hitze des Feuers entgegen. Zusätzlich umgibt mich eine beängstigende Dunkelheit. Sie ist überall. Sie taucht alles in einen Mantel aus Gebrüll, faulen verbrannten Gerüchen und... Blut. So viel Blut. Sogar an mir. Meine Hände kleben. Ich zittere und weine. Wo sind meine Eltern? Wo ist der Drache? Sie waren gerade eben noch bei mir gewesen.
Schluchzend rolle ich mich auf den Bauch. Alles tut weh. Atmen. Schlucken. Blinzeln. Ich versuche nach meinen Eltern zu rufen, aber der dichte Rauch erschwert mir die Sicht. Dann blitzt etwas Grünes vor mir auf. Jadegrün. Ein Auge. Es blinzelt mich an, noch funkelt Leben darin, aber es flackert gefährlich. Ich strecke meine Hand danach aus. Ich will helfen. Ich will etwas tun, doch die Dunkelheit ist schneller.
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2 247

17.07.2022, 19:23

Ryu

Ich kehrte ins Zimmer zurück und Imesha schien sich nicht gerührt zu haben. Ein warmes Lächeln umspielte meine Lippen, früher wäre sie sofort aufgewacht. Dass sie jetzt tief schlafen konnte, bedeutete, dass sie sich sicher genug fühlte. Leise kroch ich zu ihr zurück und schlang meine Arme um ihr Körper, als ich mich an sie schmiegte. Tief atmete ich den vertrauten Duft ein und schloss meine Augen. Noch war kein neuer Tag angebrochen, ein leichter Lichtstreifen war schon zu sehen, aber ich konnte noch ein bisschen schlafen. Über den Traum oder die Erinnerung würde ich nachher nachdenken und mit Imesha darüber reden.

Ilea

Seine Hand war warm und der zarte Kuss süß. Auch wenn meine Welt wieder in Wanken geraten war, fand ich in seine Arme die Ruhe und die Geborgenheit. Ich fand die Stärke, die ich brauchte. Leise seufzte ich, schmiegte ich mich enger an ihm und erwiderte zärtlich den Kuss. Ihn zu küssen füllte mein Herz jedes Mal mit Wärme und ich wollte mich an dieses schönes Gefühl halten. Ich wollte, dass es ewig währte. Eine Hand legte sich auf seinem Brustkorb und ich konnte das schlagendes Herz spüren. Kräftig und voller Leben. Und dort gab es einen Platz für mich. Ich liebte diesen wundervollen Mann. So sehr. Und ich hoffte, er konnte diese unermessliche Liebe spüren, die ich für ihn empfand, trotz meiner schwere Entscheidung.


2 248

27.07.2022, 18:01

Cael

Die Vertrautheit zwischen uns besänftigte ein wenig den wilden Sturm in meinem Inneren. Ich konnte den Kuss genießen und meine Gedanken in eine schönere Richtung lenken, während meine Hände Ileas Rücken auf- und abwanderten. Sie entspannte sich. Sie schien diese Nähe wirklich gebraucht zu haben. Ich hoffte, stark genug für uns beide sein zu können. >Ich liebe dich, Ilea.< murmelte ich zärtlich an ihren weichen Lippen. Seit wir uns kannten, hatte sie diese Worte nur abgelesen, jetzt sollte sie sie so oft wie nur möglich hören. Es glich immer noch einem Wunder, dass sie plötzlich hören konnte und ich war froh, dass sie einen Abend lang in die Welt meiner Musik eingetaucht war und sie mit mir geteilt hatte. Das bedeutete mir wahnsinnig viel.

Imesha

Ich schreckte aus dem Schlaf und blinzelte gegen das sanfte Morgenlicht, das mich einen kurzen Moment blendete. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als die Bilder aus meinem Traum vor meinem geistigen Auge flackerten. Wie geisterhafte Gestalten. Es hatte sich zu real angefühlt. Es war mehr als bloß ein Traum gewesen, mehr wie eine düstere Erinnerung. Etwas, was jedes Kind verstecken würde, um nicht mehr daran denken zu müssen. Wie alt war ich gewesen? Fünf? Sechs? War das wirklich passiert? Ich glaubte Asche in meinem Mund zu schmecken, als ich trocken schluckte. Mich fröstelte es, doch dort, wo Ryu mich berührte, hielt die angenehme Wärme an. Genau darauf konzentrierte ich mich, um vorerst zur Ruhe zu kommen.
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2 249

28.07.2022, 15:38

Ryu

Brummelnd zog ich unbewusst Imesha dichter an mich und vergrub mein Gesicht in das weiches Haar, woraufhin mir ein zufriedener Seufzer entwich. Aber dann spürte ich allmählich das Morgenlicht in meinem Nacken und öffnete langsam meine Augen. Ich unterdrückte ein Gähnen, atmete beinahe eine Haarsträhne ein und befreite schließlich mein Gesicht von dem Haarpracht. Dabei bemerkte ich, dass Imesha auch wach war. "Guten Morgen", grüßte ich sie mit belegte Stimme und rieb meine Nase zärtlich an ihre Wange. Ich war in eine kuschelige Stimmung. "Wie hast du geschlafen?", fragte ich sie.

Ilea

Ein wohliger Schauder rann meinem Rücken hinab. Diese Worte klangen wunderschön aus seinem Mund und ich könnte sie ewig hören ohne davon müde zu werden. "Ich liebe dich auch", wisperte ich an seine Lippen. Angenehme Wärme kroch in meine Wangen und ich spürte sie auch in meinem Herz. Trotz der Tragödie konnte ich etwas Wunderschönes entdecken und fühlen.


2 250

28.07.2022, 17:36

Cael

Ich lehnte meine Stirn gegen ihre, schloss für einen Augenblick die Augen und öffnete sie wieder, als Ivoli mit einer Mischung aus Gurren und Gezwitscher auf sich aufmerksam machte. Er flog vom anderen Ende des Zimmers zu uns rüber und ließ sich auf Ileas Hüfte nieder. Dort klappte er seine Flügel zusammen und musterte uns aus seinen kristallblauen Augen. Niemand musste ihm sagen, was heute Abend passieren würde. Er spürte die Angst in meinem Herzen. >Ich weiß nicht, ob er dich ein Stück weit dorthin begleiten kann, wo dein Ziel liegt, aber solange er an deiner Seite ist, würde es uns beide einigermaßen beruhigen. Immerhin ist er ein Geisterführer, da wird er wohl ein wenig helfen können.< Ich kraulte ihn sanft unterm Schnabel und sah Ilea an. >Ich werde nichts unversucht lassen, um dein Wohlergehen zu sichern.<

Imesha

Ryu rührte sich hinter mir und ich hoffte, dass ich ihn mit meinem Aufschrecken nicht geweckt hatte. Seine unmittelbare Nähe und die schlaftrunkene Stimme riefen Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht wach. Plötzlich war mir gar nicht mehr so kalt. >Guten Morgen.< Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und lächelte ihn an. Obwohl mir der Traum Bauchschmerzen bereitete, fühlte ich mich besser, wenn Ryu da war und ich in seine vertrauten grünen Augen blickte. >Bis zu meinem dramatischen Traum habe ich sehr gut geschlafen.< beantwortete ich seine Frage, während ich mit dem Zeigefinger kleine Muster auf seiner nackten Brust malte. >Ich habe wieder von meinen Eltern geträumt. Und meinem Sprung aus der Höhe. Irgendwie springe ich ziemlich oft in meinen Träumen. Hoffentlich bedeutet das nichts Schlechtes… Jedenfalls habe ich den Drachen, der mich auffängt, genauer gesehen. Er war wirklich beeindruckend. Aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass es ein weiblicher war. Mit sehr intensiven jadegrünen Augen.< Bei dem Gedanken an den Drachen spürte ich einen Stich im Herzen. >Gerade als ich noch den wilden Flug genossen habe, ist plötzlich alles dunkel geworden und wir sind zu Boden gestürzt. Überall hat es gebrannt. Grauschwarzer Rauch. Ich habe Kampfgeräusche gehört. Es war wie ein Schlachtfeld. Der Aufprall war ziemlich heftig, mir hat alles wehgetan.< Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich weitersprach. >Ich wollte nach meinen Eltern rufen, aber stattdessen habe ich das Auge des Drachens gesehen und… ich glaube, sie ist direkt vor mir gestorben.<
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2 251

30.07.2022, 20:35

Ryu

Ihr Lächeln traf mein Herz und ich genoss die Wärme, die sich in meinem Inneren sanft ausbreitete. Tröstend strich ich über ihrem Rücken, als sie mir von ihrem Traum erzählte. Ich spürte einen Stechen in meinem Brustkorb, ich wünschte ich könnte für Imesha viel mehr tun. Ich wünschte, dass ihre Erinnerungen nicht nur von traurigen und schmerzvollen Momenten geprägt war. Sie hatte schon so viel durchmachen müssen und auch ihre Kindheit schien unglaublich schwer gewesen zu sein. Umso mehr bewunderte ich ihre Stärke. Ich lehnte mein Stirn an ihrem Stirn: "Es tut mir leid, dass du damals es miterleben musste."

Ilea

Ein fremdes Geräusch drang in meine Ohren und ich wusste sie zuerst nicht zuordnen bis ich begriff, dass es von Ivoli kam. Er saß auf meiner Hüfte und strich über seinem Kopf. Ich hatte den treuen Gefährten von Cael eine Weile nicht gesehen. "Danke", wisperte ich dem Geistführer und sah mit weichem Blick den wundervollen Mann an: "Ich weiß." Cael würde alles tun, um mir irgendwie zu helfen, selbst wenn die Chancen so gering aussahen.


2 252

01.08.2022, 10:50

Cael

Der Drang sie doch in diesem Zimmer einzusperren, wurde fast übermächtig, als ich über die Schulter nach draußen blickte und ins grelle Morgenlicht blinzelte. Dieser Tag war jetzt schon zu anstrengend für mich. Ich würde so tun müssen, als wüsste ich von nichts. Ryu kannte mich verdammt gut, deshalb hoffte ich, dass er mir nichts anmerkte, sonst würde ich zusammenbrechen und mit Ilea durchbrennen. Und er würde mir dabei helfen, das wusste ich. Für Imesha würde er dasselbe tun.
Schwerseufzend richtete ich mich auf und fuhr mir durchs Haar. Es war sinnlos dem Unausweichlichen zu entfliehen. >Möchtest du etwas frühstücken?< fragte ich Ilea, als ich vom Bett aufstand und nach einem Oberteil griff, das ich mir dann überzog.

Imesha

Bei seinen Worten wurde mir ganz warm in der Brust. >Ich weiß nicht, ob das wirklich passiert ist. Es hat sich ziemlich real angefühlt, aber ich würde das lieber von jemandem bestätigt bekommen. Rakurai oder Amara müssen mehr dazu wissen. Ich werde ein Gespräch mit den beiden nicht weiter aufschieben können.< sagte ich nachdenklich. Auch wenn ich lieber davonlaufen wollte, wusste ich, dass das der falsche Weg war, um mit meiner in Nebel gehüllte Vergangenheit abzuschließen. Außerdem wollte ich wirklich die Wahrheit über meine Eltern erfahren und welches Ereignis uns voneinander getrennt hatte. Lange Zeit hatte ich geglaubt, sie hätten mich nicht mehr gewollt, aber seit meinen lebhaften Träumen fühlte ich anders. >Ich glaube, ich werde Rakurai nachher fragen, ob wir uns unterhalten können. Ich hätte dich dann auch gerne dabei.<
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2 253

02.08.2022, 18:19

Ryu


Verständnisvoll nickte ich, manchmal konnten Erinnerungen und Träume sich miteinander verschwimmen, sodass man sich nicht ganz sicher war wie viel Wahrheit dadrinnen steckte. Daher konnte ihr Bedenken nachvollziehen und jetzt fand sie die Kraft das Gespräch mit den Beiden zu führen. "Ich werde bei dir sein", mein Blick wurde weich und ich küsste wie zur Bestätigung auf ihrem Kopf. Ich würde sie nicht einfach in diese emotionale Situation alleine lassen, es sei denn sie wollte es ausdrücklich. Ich hoffte nur, dass nicht noch mehr Wunden aufgerissen wurde.

Ilea


Es fühlte sich ein wenig kälter an, als Cael sich aufrichtete und ich vermisste seine Nähe. Aber der hereinbrechender Morgen war unvermeidbar und wir konnten nicht bis zum Abend uns hier verkriechen. Ich richtete mich ebenfalls auf: "Ich habe kein großen Appetit. Aber vielleicht nachher, wenn wir am Tisch setzen. Erstmal werde ich mir einen Bad genehmigen, ich hatte gestern mich nur kurz gewaschen."


2 254

03.08.2022, 18:31

Cael

Ehrlich gesagt, hatte ich auch keinen großen Appetit, aber ohne Frühstück würde meine Laune noch tiefer sinken. Das wollte ich vermeiden. Ich wusste nicht mal, ob wir in unseren Zimmern essen konnten oder ob es irgendwo eine Küche gab, in der wir uns frei bedienen konnten. Zwar erinnerte ich mich an die riesige Eingangshalle und dass Anesh viel zur Ausstattung erzählt hatte, aber nach all der geballten Informationsladung glaubte ich mehr als die Hälfte bereits vergessen zu haben. Momentan konnte ich sowieso nur an heute Abend denken.
>Ich erkundige mich solange, wo ich was zu essen herbekomme.< teilte ich Ilea mit, bevor ich das Zimmer verließ und im Flur innehielt. Dieser Tag fühlte sich auf vielen Ebenen einfach falsch an. Es sprach gegen meinen Charakter so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, aber genau das würde ich tun müssen, um nicht den Verstand zu verlieren. Gut, dass ich vorerst niemandem begegnete, denn ich musste mich erstmal sammeln und im Geiste eine Maske aufsetzen.

Imesha

Mit einem kleinen Lächeln kuschelte ich mich an ihn und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Es tat gut zu wissen, dass man diesen einen Menschen im Leben hatte, der einem in jeder Situation beistand. Vor Ryu war es Ruko gewesen und ich hoffte, dass er immer noch derselbe Mann war und für die wirklich wichtigen Dinge kämpfte. Dass er nicht die Hoffnung verloren hatte, wie ich es getan hatte. Ich wünschte, er wäre hier. Ich wünschte, er könnte Mahomashu mit eigenen Augen sehen, denn auch er hatte eine Zeit lang an ihre Existenz geglaubt. Irgendwann mussten unsere Wege sich wieder kreuzen. Hoffentlich im guten Sinne.
>Hast du eigentlich gut geschlafen? Oder irgendetwas geträumt?< fiel mir dann plötzlich ein, da ich nur an meinen eigenen Traum gedacht hatte.
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2 255

05.08.2022, 10:53

Ryu

Wärme durchströmte mich, als Imesha sich an mich schmiegte und einen Moment geriet mein Herz aus dem Takt. Ich empfand so viel Liebe für sie und genoss jede Sekunde, in der ich mit ihr zusammen sein durfte. Ich vergrub meine Nase in ihr duftendes, weiches Haar und schwärmte in Stillen für diese atemberaubende Frau. Ihre Frage riss mich aus meine Wolkengedanken und ich brauchte einen Augenblick, um mich wieder an dem Traum zu erinnern. Also erzählte ich es ihr. Und ich erzählte von meiner Vermutung, dass er vielleicht mit ihr ein Kind gezeugt hatte.

Ilea

Ich nickte und blickte ihm noch lange nach, als er bereits den Raum verlassen hatte. In meinem Brustkorb fühlte es sich eng an und mir war bewusst, was für eine Bürde ich ihm aufgelastet hatte. Ich wünschte ich könnte es ihm einfacher machen, doch das konnte ich nicht. Selbst für mich war es einfach alles zu viel und zu unwirklich, obwohl ich mir diese Realität allzu bewusst war. Mit einem schweren Seufzer ging ich zum Becken, das warmes Wasser duftete nach zarten Blumen und Kräuter. Ich spürte wie meine Muskeln sich entspannten, aber meine Gedanken blieben ruhelos.


2 256

10.08.2022, 15:41

Cael

Als ich mich einigermaßen im Griff hatte, setzte ich mich wieder in Bewegung und nahm die Treppen hinunter zum Vorraum, wo man es sich gemütlich machen und ein Buch lesen konnte. Einen Tisch, um gemeinsam zu essen, gab es hingegen nicht. Es musste einen Raum geben oder zumindest einen Speisesaal, den ich nicht so schnell ohne fremde Hilfe finden würde. Ob ich zum Ratssaal gehen sollte? Vielleicht fand ich dort eines der Mitglieder vor. Nur nicht Ileas Mutter. Auf diese Frau war ich nicht gut zu sprechen, seit sie ihr die Wahrheit über die Prophezeiung offenbart hatte. Dann wären wir nämlich nicht in dieser Situation. Wir hätten menschlich naiv unser Leben weiterführen können.
Seufzend öffnete ich die magisch verschlossene Tür, als sich jemand hinter mir räusperte. >Guten Morgen! Reavstone, richtig?<
Erst als ich mich umdrehte, erkannte ich die Stimme. Es war der Alchemist. Haku. >Ja, der bin ich. Guten Morgen.< Diesen Mann konnte ich am schwersten einschätzen, auch wenn er einen recht offenen Eindruck machte. Irgendetwas lag in seinen goldenen Augen, das mich Vorsicht walten ließ.
>Du bist auf der Suche nach dem Frühstückszimmer, nehme ich an. Ich bin auch auf dem Weg dorthin.< Konnte er Gedanken lesen? Er hatte sich nur als Alchemist vorgestellt, aber nicht, zu was er wirklich fähig war. Ich schob meine Neugier beiseite und nickte langsam. >Ich würde Ilea und den anderen gerne Bescheid geben, wo wir frühstücken können. Ist das Zimmer in der Nähe?<
>Kommt drauf an, ob man in kleiner oder großer Gesellschaft essen möchte. Entweder man gesellt sich zu den Studentinnen und Studenten in der untersten Etage oder man besitzt die Ehre mit uns Ratsmitgliedern zu speisen.< Letzteres sagte er mit einem schelmischen Zwinkern. >Für den Anfang würde ich euch raten im kleinen Kreis zu essen, bis man sich an euch gewöhnt hat. Noch spekulieren die meisten, wer ihr wirklich seid!<

Imesha

Offenbar war ich nicht die Einzige, die etwas Bedeutsames geträumt hatte. Ryus Verbindung zum Drachen musste äußerst stark sein, wenn er solche Einblicke in sein Leben bekam. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das bloß das Ergebnis seiner blühenden Fantasie war. Es musste wahr sein. >Wenn die beiden wirklich ein Kind gezeugt haben, ist damit eine völlig neue Wesensart entstanden. Das würde erklären, warum du in der Lage bist, dich in einen Halbdrachen zu verwandeln. Vielleicht bist du das Ergebnis einer solchen Verbindung, die weit in der Vergangenheit zurückliegt. Dein Vater kann sich doch auch verwandeln, oder?< Ich wusste, dass ein Teil seiner Gestalt dem Erbe als Harpyie zu verdanken war, doch der Großteil ließ ihn eher wie einen Drachenmenschen wirken. Ich spann den Gedanken weiter und stellte fest, dass wenn der Drache mit seiner Auserwählten in dieser Welt geblieben war, ihre Nachkommen irgendwann in Ryus Welt hinübergewechselt waren. Ansonsten wäre die Verbindung zwischen ihnen gar nicht möglich. Somit war es nicht das erste Mal, dass unsere beiden Welten sich füreinander geöffnet hatten.
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2 257

12.08.2022, 20:27

Ryu

Meine Miene wurde nachdenklich, als Imesha diese Theorie aufstellte und langsam nickte ich: "Ja, er kann sich auch verwandeln. Sein Erzeuger damals hatte mit ihm Experimente durchgeführt, als er noch im Bauch seiner Mutter befand...." Ich hielt inne, als sich ein neuer Gedanke in meinem Kopf formte: "Aber....was wenn dieses Drachenblut schon längst durch seine Adern geflossen hatte und sein Erzeuger wusste es damals? Vielleicht....wollte er bloß die Kräfte in irgendeine Weise aktivieren und um ein starkes Nachkommen zu bekommen, hatte er mit dämonisches Blut experimentiert. Und da er selbst kein Halbdrachen gewesen war und vermutlich selbst an sich experimentiert hatte, wenn er diese Kraft besäße, kommt vielleicht das Drachenblut von der Mutter meines Vaters." Es waren alles nur Vermutungen und doch ergaben sie so viel Sinn.

Ilea

Bevor mich das warme Wasser einlullte, kehrte ich in das Zimmer zurück und aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Doch als ich hinschaute, war nichts zu entdecken und ich blinzelte verwirrt. Haben die Düfte meine Sinnen vernebelt? Ich hatte geglaubt ein blau leuchtender Schmetterling, umgeben von kleinen Funken, gesehen zu haben. Leicht schüttelte ich den Kopf über mich selbst, jetzt fing ich auch noch an vor lauter Angst zu fantasieren. Erneuert seufzte ich schwer und die neue Kleidung an meinem Körper schienen mich zum Boden ziehen zu wollen. Ein lautes Klopfen an der Tür ließ mich erschrocken zusammenzucken und überrascht sah ich die Person an, als ich die Tür öffnete. "Es tut mir aufrichtig leid, aber du muss dich jetzt mit der Prophezeiung verbinden. Etwas hat sich verändert und wir müssen schnell sein", ich sah Bedauern in ihre Augen und ein harter Kloß bildete sich in meinem Hals. "I-ich muss noch Cael holen", stammelte ich hilfslos und mein Herz klopfte schmerzhaft gegen den Brustkorb. Ich war nich bereit. Nicht jetzt. Und auch nicht in der Zukunft. Alles in mir wollte davonlaufen. "Wir haben keine Zeit mehr", ihre Hand umschloss mein Handgelenk und wie betäubt stolperte ich ihr hinterher. Meine Gedanken rasten und der Schmerz in meinem Brustkorb wurde unerträglich. "I-ich kann nicht ohne Cael", Panik schwappte über mich wie eine Welle. "Sei stark, Ilea. Es ist für ihn besser nicht dabei zu sein", antwortete sie, während wir uns allmählich der Bibliothek näherte. "Nein...meine Freunde....Ich....ich kann sie alle nicht einfach so verlassen", ich riss mich von meiner Mutter los und Tränen brannten in meine Augen. "Ilea, bitte", Verzweiflung stand in ihre Augen geschrieben und sie fasste sich an die Schläfe, als hätte sie Schmerzen: "Glaube mir ich hätte dir gerne diese Zeit gegeben. Aber die Zeit ist nicht auf unsere Seite und wir müssen jetzt handeln, sonst nimmt es einen anderen und viel schlimmeren Lauf." Ich vernahm ein leichtes Beben in ihrer Stimme und mir wurde bewusst, welch eine große sie Bürde trug Visionen aus der Zukunft zu erhalten. Ich wollte nicht wissen, was sie gesehen hatte, um mich zu dieser Eile zu drängen und mich zu....opfern.


2 258

13.08.2022, 15:45

Cael

Bei seinen Worten stutzte ich. Man spekulierte über uns? Ich hatte angenommen, dass sich längst herumgesprochen hatte, woher wir kamen und welche Aufgabe wir zu erfüllen hatten, aber offenbar gab es auch in einer Stadt wie Mahomashu genügend neugierige Menschen, die irgendwelche Behauptungen anstellten. Als Anesh uns herumgeführt hatte, war zudem niemand direkt auf uns zugekommen. Kein Geflüster, kein Starren. Als wären wir kein besonders zu beachtendes Grüppchen gewesen. Auch gestern in der Gaststätte hatte man uns kaum private Fragen gestellt. Vielleicht interessierte es einige Leute nicht, was sich im Zentrum Mahomashus abspielte oder wer neu hinzukam. Manche wollten vielleicht nur ein normales Leben führen. Ein Leben, das ich mir ebenfalls wünschte, nachdem Ilea mir von ihrem Schicksal erzählt hatte.
>Gibt es hier eigentlich auch so eine Magie wie in Drasils Bibliothek?< fragte ich Haku, als er mich in das Stockwerk unterm Ratssaal führte. Ich musste meine Gedanken in eine andere Richtung lenken, bevor die Maske verrutschte.
Haku ging auf den Themenwechsel ein und schüttelte bedauernd den Kopf. >Eine Magie wie diese lässt sich leider nicht künstlich herstellen. Sie wird aus sich selbst geboren. Sie existiert einfach. Wie viel hat Drasil euch über den Ursprung der Bibliothek erzählt?<
>Ähm...< Ich runzelte nachdenklich die Stirn und suchte in meinen Erinnerungen nach einem Gespräch, das wir zu diesem Thema geführt hatten. Allerdings fand ich nichts. Wir wussten nur, dass Drasil seit einiger Zeit dort lebte und den Ort bewachte. Gemeinsam mit Chiku. Von der verbotenen Abteilung hatten wir auf eine unglückliche Weise erfahren, aber mehr auch nicht. Haku reichte meine lange Denkpause als Antwort. Er lachte in sich hinein. >Das wundert mich kaum. Man glaubt, Mahomashu sei der einzig sagenumwobene Ort dieser Welt, aber diese Bibliothek... Sie verbirgt weit mehr Geheimnisse und Geschichten, als man sich vorstellen kann. Ihr hattet großes Glück dort leben zu dürfen.<
Das hatten wir in der Tat. Dieser Ort hatte uns alle näher zusammengebracht und uns inmitten eines eiskalten Sturms Zuflucht geschenkt.

Imesha

Mich schockierte es zutiefst, mit welch Grausamkeit ein Vater vorgegangen war, nur um einen starken Nachkommen zu zeugen. Dass er mit dunklen Mächten gespielt hatte, wohl wissend, dass etwas Schlimmes hätte passieren können... Es erstaunte mich, dass Ryus Vater zu einem Mann geworden war, der es geschafft hatte diese Vergangenheit hinter sich zu lassen, um eine bessere Zukunft zu erschaffen. Eine Zukunft, in der er selbst eine Familie gegründet und einen wunderbaren Sohn erzogen hatte. Ryus Mutter hatte sicherlich viel dazu beigetragen und ich hoffte, die beiden irgendwann mal treffen zu können. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, was man mit innerer Stärke und Hingabe erreichen konnte.
>Glaubst du, es ist möglich, dich mit den Drachen in Verbindung zu setzen? Von dir aus? Wenn jemand Antworten darauf hat, dann sie.< Ich streichelte gedankenverloren über seine Brust zu seiner Schulter und dachte weiter nach. >Heute sollten wir auf alle Fälle zu diesem Baum gehen, der dich gestern magisch angezogen hat. Wenn dieser Baum eine Verbindung zu den Drachen hat, ist das der ideale Ort.<
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14.08.2022, 08:47

Ryu

"Sie haben mich davor gewarnt es nicht oft zu tun, weil mein Geist in ihrer Welt sich verlieren kann", antwortete ich ihr: "Aber ja, ich kann es versuchen. Das sind wichtige Fragen und es gehört zu meiner Geschichte. Vor allem mit diesem Baum, vielleicht ist es eine bessere Möglichkeit sie zu kontaktieren. Auf jeden Fall hat dieser Baum eine große Bedeutung. Es ist kein Zufall, dass seine Magie sich anfühlt, wie die der vom heiligen Baum aus meiner Heimat."

Ilea

Mir war kalt und die Angst lähmte immer noch meine Gedanken. Bei jedem Schritt mit dem wir der Bibliothek näherten, pochte mein Herz lauter. Dann fiel mir schlagartig Roselyn ein und mein Geist griff nach unsere Verbindung. Nach diesem Faden. Bitte. Es war als hatte sie mein Flehen gehört, denn plötzlich erschien sie neben mir: "Was ist los?" Roselyn merkte, dass etwas nicht stimmte und ihr Stirn lag in Falten. "Ich habe nicht viel Zeit für Erklärungen, finde schnell Cael und sage ihm ich bin in der Bibliothek", meine Stimme klang schwach. Roselyn sah zu meiner Mutter hinüber und dann wieder zu mir: "In Ordnung. Ich hole ihn und dann will ich wissen, was los ist. Hier stinkt es zur Hölle." Sie verschwand und ich hörte das müde Seufzen meiner Mutter. Ich presste meine Lippen aufeinander. Und dann standen wir schon vor der Tür der Bibliothek. Alles in mir verkrampfte sich. Es ging viel zu schnell. Ich hatte nicht mal meine Freunde sehen können, noch nicht mal die Entscheidung getroffen, ob ich sie ebenfalls einweihte. Und Cael. Ich dachte ich hätte noch ein bisschen Zeit mit ihm. "Bist du bereit?", fragte die Hohepriesterin. "Nein, niemand will möglicherweise sterben", ich war selbst erschrocken über den verbitterten Ton in meiner Stimme: "Aber ich tue es, weil ich es tun muss. Ich tue es für all die Menschen, die Hilfe brauchen."


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14.08.2022, 16:05

Cael

Wir erreichten einen kunstvoll verzierten Torbogen aus weißem Gestein, durch den wir in eine großräumige Küche gelangten. Auf den ersten Blick hatte sie alles zu bieten, was man für die Lagerung und Zubereitung von Essen brauchte. Der lange, oval geschnittene Tisch zur rechten Seite bot genügend Platz für eine große Familie. Oder, wie in unserem Fall, für die Gäste der obersten Stockwerke. Ilea würde es hier sicherlich gefallen. Es würde uns beiden gut tun, wenn wir gemeinsam das Frühstück zubereiteten. Ein wenig Routine, um die Stimmung etwas zu lockern. Haku war im Vergleich zu mir in bester Stimmung, als er eine Melodie vor sich hinpfeifend zu einem Schrank ging und sich daraus Geschirr und Besteck holte. Er sah über die Schulter zu mir, gewillt etwas zu sagen, als er überrascht innehielt.
Roselyn war wie aus dem Nichts erschienen. Sie stand vor mir und wirkte ungewöhnlich ernst. >Du musst dringend in die Bibliothek. Ilea ist dort mit ihrer Mutter.< Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Ich hatte auch so verstanden, worum es ging und rannte los. In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos, alles verknotete sich in meinem Bauch. Warum war sie dort? Warum jetzt? Hatte es mit der Prophezeiung zu tun? Würde ich Ilea verlieren? Die Angst um sie trieb mich schneller voran, sodass ich in Rekordzeit zur Bibliothek gelangte. Es glich einem Wunder, dass ich dabei kein einziges Mal gestolpert war oder mich an meinem eigenen Atem verschluckt hatte. >Ilea!< rief ich alarmiert, als ich in den Raum stürmte.

Imesha

Obwohl ich nichts lieber täte, als ein Weilchen länger im Bett zu bleiben und Ryus Nähe zu genießen, mussten wir uns nun doch den vielen Fragen stellen und aktiv nach Antworten suchen. Wir konnten uns es nicht leisten faul auf der Haut zu liegen. Nicht, wenn wir den Lösungen von großen Rätseln dicht auf der Spur waren. Ich musste Rakurai sowie Amara zur Rede stellen und Ryu musste zum Baum, der womöglich eine Verbindung zu seiner Welt und den Drachen darstellte. Allerdings würden wir vorher frühstücken müssen, denn auf leeren Magen ließ die Konzentration stark nach. >Dann gehe ich mich kurz frisch machen.< sagte ich mit einem bedauernden Seufzen, ehe ich mich zur Seite rollte und aufstand. Erst da bemerkte ich die Spannung in meinen Muskeln. Als hätte ich den gestrigen Tag damit zugebracht stundenlang zu kämpfen. Diesmal war der Grund ein anderer und mir wurde warm. Diese Nacht würde ich bestimmt nicht vergessen.
Bevor Ryu mir meine Gedanken ansah, was ich ihm durchaus zutraute, verschwand ich im Baderaum, um mich zu waschen. Das kühle Wasser war sehr erfrischend und belebend am Morgen.
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