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20.03.2023, 17:31

Ryu


Weitere Funken sprühten in der Luft, als unsere Klingen sich abermals in höchste Geschwindigkeit kreuzten. Dies hier war ein stärkerer Yokai mit einem strategischen Verstand, so wie es mit mir kämpfte. Wie sonst hätte es auch meine Einheit überwältigen können, aber es konnte auch sein, dass der Yokai nicht alleine gewesen war. Ein Nebel tauchte wie aus dem Nichts auf und kratzte in meiner Kehle. Mein Mundwinkel zuckte grimmig. Ich beherrschte die Luft, mich in eine solche Falle zu locken war mehr als erbärmlich. Sofort füllte sich meine Lungen mit neuem, frischem Sauerstoff, als ich eine unsichtbare Luftblase um meinem Kopf bilden ließ. Unberührt stürmte ich auf die Kreatur und die Hitze folgte mir. Verschlang alles, was sich ihm im Weg stand und am Ende verschlang es auch den Yokai.


Ilea


Die Barriere leuchtete auf und schien die nahende Dunkelheit aufzuhalten, denn sie verlangsamte ihr Tempo. Doch dann stieß Aiko ein warnendes Geräusch aus und instinktiv sprang ich zur Seite, ansonsten wäre ich von einem Pfeil durchbohrt worden. Durch den Kontaktabbruch fiel die Barriere in sich und ich rappelte mich eilig wieder auf. Wenige Metern entfernt stand eine Frau, die wie eine Miko gekleidet war. Doch statt dem rot-weißen Stoff, war sie in schwarz-weiß gekleidet und von ihr ging eine düstere Aura aus. Eine abtrünnige Miko, die diesen Namen nicht mehr verdiente. Es war äußerst selten, dass eine Miko sich der Dunkelheit gab und ihre Magie gegen ihrer Natur sich mit der dunkle Magie verband. Hinter ihr entdeckte ich geisterhaften, dunklen Gestalten. Sie richtete ihr Pfeil wieder auf mich.


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20.03.2023, 19:39

Cael

Aus der Ferne hörte ich Rakurais kräftige Stimme rufen. Ich verstand nicht den genauen Wortlaut, aber das reichte mir. In Gedanken stieß ich ein Gebet für meine gefallenen Kameraden aus, dann rannte ich los, weil ich unbedingt verhindern wollte, dass das in meiner Abwesenheit nochmal geschah. Sechs waren zu viel. Mit einigen von ihnen hatte ich während der Kampfeinheiten oft trainiert. Sie lebten zusammen mit ihren Familien. Einige von ihnen hatten sogar Kinder. Die Vorstellung, wie die Hinterbliebenen auf diese tragischen Verluste reagieren würden, schnürte mir die Kehle zu. Gleichzeitig brodelte heiße Wut in meinem Bauch. Wer auch immer dafür verantwortlich war, musste dafür büßen.
Ich erreichte den Ort, wo sich Rakurai und die verbliebenen Kämpfer aufhielten und verbissen Widerstand leisteten. Diesmal war die Zahl der Yokai überschaubar, aber sie waren umso schwerer zu erledigen. Unser Feind hatte sich die starken Schachfiguren für das große Finale aufgespart. Der Klassiker. Sofort stürzte ich mich ins Getümmel, um meinen Leuten zu helfen. Einige von ihnen mussten unbedingt den Rückzug antreten, weil sie an Stellen bluteten, die sofort behandelt werden sollten. Trotzdem blieben sie alle hier und setzten ihr Leben aufs Spiel. Erst in diesem Moment realisierte ich wirklich, was Krieg bedeutete. Was das mit einem machte. Welche gewichtigen Entscheidungen man binnen weniger Sekunden traf. Wie sich Überleben anfühlte. Es war nicht vergleichbar mit der Flucht in die Berge. Da war es uns noch gut ergangen. Hier und heute… war prägend.

Imesha

Das Gesicht des Yokai wirkte männlich, trotz des langen silbernen Haares. Seine glühend roten Augen funkelten mich gierig an, während er seine langgliedrigen acht Beine durch das dichte Geäst koordinierte, um sich mir in den Weg zu stellen. Dank meiner magischen Sicht konnte ich die vielen Fallen erkennen, die er für seine Opfer gelegt hatte. Es würde schwer werden zu fliehen. Oder zu kämpfen. Eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten, giftiger Nebel, die messerscharfen Klingen an den Beinen… Ich kannte zwar seine Schwachstellen, aber ohne die richtigen Waffen würde ich anders handeln müssen. Mir eine neue Strategie überlegen.
Er grinste mich diebisch an, baute sich auf, um mir wahrscheinlich noch mehr Angst zu bereiten, aber ich empfand nichts dergleichen. Nur Genervtheit. Er war mir im Weg und ich wollte schnellstmöglich zu den Booten. >Wirklich? So viel Mühe nur für mich? Soll ich mich geehrt fühlen?< warf ich ihm kalt entgegen und schaffte etwas Distanz zwischen uns. Seine Giftklauen fuhren warnend auseinander. >Du wirst ein köstliches Festmahl, Sterbliche!<
Fast hätte ich mit den Augen gerollt, aber ich musste konzentriert bleiben. Bereit für den nächsten Schritt.
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2 563

23.03.2023, 20:37

Ryu


Ich spürte wie meine Magie die negative Energien des Yokais in sich aufnahm und sie verwandelte, die für meine Magie Nahrung wurde. Weitere Drachenschuppen erschienen auf meiner Haut und ich stieß mich in die Luft, um mir einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Es war keine Zeit für die Gefallene, für all die Verluste zu trauern. Da draußen waren noch mehr Menschen in Gefahr, die Hilfe brauchten. Die Luft fühlte sich schwer an, erfüllt vom dem Geruch des Blutes und Todes. Unsere Feinde hatten die Verteidigungsmauer der Front durchbrochen und wüteten auch im Dorf. Überall wurde gekämpft. Die Luft vibrierte von der Magie und ich spürte die Spannung. Ein Schrei erregte meine Aufmerksamkeit, ich sah wie eine Frau vor einem Yokai panisch weglief. Sofort stürzte ich mich auf ihm, in schnelle Bewegungen beendete ich seine grausames Vorhaben und drehte mich zu der ängstliche Frau um. "Ich bringe dich in Sicherheit", eindringlich sah ich sie an, ehe ich nach ihr packte und mich erneuert in die Luft stieß.

Ilea


Der Pfeil prallte gegen eine Verteidigungsbarriere ab, die ich durch rasche Handhabungen erschuf. Im Training hatte ich vor allem das Verteidigen mit meiner Magie gelernt. Die Augen der schwarze Miko wurden schmal und durch einem Kopfnicken kamen mir zwei der schemenhaften Gestalten näher. Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus und ihre dunkle Auren erdrückten mich beinahe. Sofort griff ich nach einem kleinen Beutel und warf auf sie. Der Beutel platzte auf und der Inhalt verteilte sich auf ihnen. Ihre Bewegungen wurden langsamer durch das lähmende Mittel und mir blieben nur wenige Sekunden. "Rin!", rief ich und sofort raschelten die Seiten bis sie mir einen Zauber zeigte. Ich zupfte eine Haarsträhne von meinem Kopf und ließ auf die Seite fallen, während ich die Worte aufsagte. Mit der Hand zeichnete ich das unsichtbare Symbol. Meine Augen fixierten sich dabei auf die schemenhaften Gestalten. Sie lösten sich kreischend im Rauch auf. Aiko stieß ein warnendes Geräusch aus und ich sah eine blitzende Waffe. Knapp entkam ich der Klinge, als ich hastig zur Seite sprang. "Wie lästig", knurrte die schwarze Miko und schwarze Seile erschienen wie aus dem Nichts, die sich um meinem Körper wand.





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24.03.2023, 15:28

Cael

Hier zu kämpfen, war völlig anders als mit Animagi zu trainieren. In Hintergedanken hatte ich stets gewusst, dass mir und niemand anderes etwas Schlimmes widerfahren könnte. Dass Silia in der Nähe war, um mich zu heilen. Oder dass meine eigenen Selbstheilungskräfte reichten. In dieser Situation liefen die Dinge aus dem Ruder. Ich registrierte das personifizierte Übel viel zu spät. Dabei handelte es sich bloß um Sekunden. Gerade noch hatte ich in einer Gruppe aus drei Leuten gekämpft, da schoss etwas Schwarzes an mir vorbei und direkt in die Brust einer jungen Frau. Das reißende Geräusch, als ihr Brustkorb auseinandergenommen wurde, hörte sich nach Albtraummaterial an. Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Kälte erfasste mich.
Aus einiger Entfernung hörte ich Rakurai brüllen: >RÜCKZUG!< Ein Krieger wie er würde niemals den Rückzug antreten, wenn er einen anderen Ausweg sah. Wir alle gehorchten, aber die Schwärze war schneller. Ich spürte die Dunkelheit bis in meine Knochen. Das Mal an meiner Hand pulsierte wie verrückt, beinahe hätte ich mein Schwert fallen lassen. Hastig errichtete ich einen Schild um mich und andere Mitkämpfer, während wir über Leichen, Blutlachen und Geröll rannten. In meinem Nacken spürte ich ein gefährliches Kribbeln. Ivoli kreischte warnend, dann erfasste uns plötzlich eine dermaßen heftige Druckwelle, dass ich meterweit nach vorne und direkt gegen eine Hausmauer flog. Sämtliche Luft wich aus meinen Lungen, es knackte an verschiedenen Stellen, ehe ich wie ein nasser Sack zu Boden fiel. In meinen Ohren klingelte es. Meine Sicht verschwamm, als ich versuchte mich zu orientieren. Ich musste schnell auf die Beine kommen. Was auch immer das Kampffeld betreten hatte, war stärker als alles andere.
Über mir flatterte Ivoli in hektischen Bewegungen. Seine Aufregung verstärkte das ungute Gefühl in meinem Magen. Hustend und mit dem Handrücken über mein Gesicht wischend stand ich wacklig auf. Meine linke Hand zitterte. Die Selbstheilung war schon in vollem Gange, aber beim Anblick der Gestalt, die sich aus den Schatten des Waldes löste, schluckte ich schwer. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen. Nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen. Gleichzeitig erkannte ich die Energie der Gestalt als die unsichtbare Präsenz aus meiner Vision wieder.
>Lauft zu den Booten. Nimmt jeden mit, den ihr auf dem Weg findet und verschwindet!< bellte Rakurai weitere Befehle. Ich konnte ihn wegen des Trümmernebels nicht sehen, auch nicht die anderen. Alles, woran ich denken konnte, war die Vision und die Worte des Schattenmannes. Das Geschenk, wovon er gesprochen hatte, war eingetroffen.

Imesha

Den ersten Angriffen wich ich geschickt aus. Für mich waren die Bäume von Vorteil, da ich mich wendiger zwischen ihnen bewegen konnte, während sein massiger Körper sich anpassen musste. Allerdings machte er das mit seinem Giftnebel wett, den er in alle Richtungen verströmte, dass ich eine Zeit lang die Luft anhalten musste. In diesem Moment wünschte ich mir Ryus Luftmagie herbei. Er hätte den Nebel mit Leichtigkeit vertrieben. Trotzdem suchte ich weiter nach einer Lücke in seiner Defensive. Selbst ohne Waffen könnte ich mittels meiner Magie einen Treffer erzielen. Ein einziger würde reichen. Hauptsache, meine Augen hörten mit dem Brennen auf, während ich in Gedanken den Versteinerungszauber wob. Er erforderte ein hohes Maß an magischer Energie, deshalb ging ich meist sparsam damit um. Zusätzlich benötigte ich direkten Blickkontakt. Im Falle dieser Spinne hatte ich sogar acht Möglichkeiten. Wieder ein Vorteil für mich.
Ich achtete darauf nicht in eine seiner Fallen zu tappen, in die er mich offensichtlich treiben wollte und wagte ein kurzes Luftholen, als das Brennen ein wenig nachließ. Dann sprang ich auf den nächstgelegenen Baum, gewann schnell an Höhe und ließ den Yokai zu mir kommen. Die Gier in seinem Blick war bestialisch.
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2 565

25.03.2023, 19:21

Ryu


Die Frau schrie verängstigt in meine Arme und ich nahm ihr so viel Luft weg bis sie bewusstlos wurde. In mir regte sich das schlechtes Gewissen, jedoch wollte ich nicht, dass Feinde auf uns aufmerksam wurden oder sie in ihrer Panik etwas Unbedachtes tat. Ich stürzte mich in den Wald hinein und bemerkte einen grünlichen Nebel. Sofort landete ich auf dem Boden und ich ließ eine Böe durch den Wald jagen, damit sich der giftige Nebel lichtete. Mein Blick war grimmig. Diese hinterhältige Yokais! Ich rannte weiter, um die Frau schnell in die Sicherheit zu bringen. Jedenfalls hoffte ich inständig, dass die Boote nicht angegriffen wurden.

Ilea


Ich blinzelte und alles drehte sich, während mein Körper sich immer lähmender anfühlte. "Ilea!", rief Roselyn über unsere Verbindung: "Kämpfe dagegen an! Nimm meine Energie!"Etwas durchströmte mich und Aiko berührte die schwarze Seile. Sie begannen ein wenig zu verblassen. Die schwarze Miko stand über mir und hob ihre Waffe. Durch einen plötzlichen Kraftschub packte ich an ihrem Fußgelenk und riss ihre Erinnerungen an mich. Ich nahm sie in mich auf, wie ein Sog wollten sie mich in die Tiefe ziehen und ich sah viel zu viel. Zu viel Dunkelheit und Schmerz. Ich schnappte nach Luft, packte nach den Erinnerungen und wie bei einem Stück Papier zerriss ich sie in Stücke. Und dann war da nur noch Leere. Die Seile verschwanden und die Miko starrte mich an. Doch ihre Augen blickten stumpf drein. Eine Speichelspur rann an ihrem Mundwinkel zum Kinn entlang. Kälte kroch in meine Glieder, als mir immer mehr bewusst wurde, was ich getan hatte.


2 566

27.03.2023, 22:11

Imesha

Mein Wunsch wurde erhört, als sich einen Augenblick später der Nebel lichtete und ich wieder frei aufatmen konnte. Der Yokai zischte wütend. Er schob seinen massigen Körper vorwärts, schnappte mit seinen Giftzähnen nach mir, doch ich war schneller und wendiger. Von Ast zu Ast springend, stets um ihn herum, fachte ich seine hungrige Wut weiter an, bis er unvorsichtig wurde. Er richtete fauchend seinen Blick auf mich. Genau darauf hatte ich gewartet. Die Energie in mir entlud sich schlagartig und kurz flackerte es vor meinen Augen.
Die übergroße Spinne wusste gar nicht, wie ihr geschah, da wirkte bereits meine Magie. Glied für Glied versteinerte. Er verlor den Halt, rutschte an den Stämmen der umliegenden Bäume ab. Die Hälfte seiner Augen verwandelte sich in dunkles Grau, während er versuchte die unumkehrbare Verwandlung wegzublinzeln. Völlig emotionslos sah ich dabei zu, wie der Rest von ihm zu Stein wurde und ich dann hinuntersprang. Alles, was blieb, war eine verdrehte Spinnenstatue mit verzerrter Miene. Leblos. Ungefährlich. Ich wandte mich ab und rannte zurück zu den Booten. Mein Instinkt verriet mir, dass ich dort gebraucht wurde und dass etwas Schlimmes bevorstand. Hoffentlich irrte ich mich.

Cael

Da es immer noch Leute gab, die zu den Booten fliehen mussten, tat ich das einzig Richtige und verschaffte ihnen Zeit. Auch wenn mir eine leise Stimme zuflüsterte, dass ich ebenfalls das Weite suchen sollte, drängte ich das Gefühl der Angst zurück und materialisierte neue Schwerter in meine Hände. Der Schmerz in meinem Körper hatte etwas nachgelassen. Ich konnte kämpfen. Ich konnte Schlimmeres verhindern. Bilder meiner gefallenen Mitkämpfer huschten durch meine Gedanken. Unschuldige Menschen, die ihr Leben für das Gute verloren hatten. Um die zu beschützen, die Zuflucht suchten und sich nicht selbst wehren konnten.
Als ich mich in Bewegung setzte, dachte ich an Ilea, an meine Freunde, und wie sie sicherlich ihre eigenen Kämpfe austrugen. Hoffentlich ging es ihnen soweit gut. Ich würde mich ihnen schon sehr bald anschließen.
Mit diesem Gedanken wich ich den ersten Angriffen aus, hinter denen so viel Kraft steckte, dass ich mehrmals ins Stolpern geriet. Die pechschwarzen Arme, dünn wie Papier, kraftvoll wie ein Faustschlag eines Riesen, mussten das Werk schwarzer Magie sein. Die Luft um mich herum roch verdorben. Und da war so viel Blut. So viele leblose Gesichter im Dreck. Wieder keimte Wut in mir auf. Ich raste auf dieses Etwas zu, schlug die vielen Arme aus dem Weg, doch ich schaffte es nicht bis zum Ziel. Eine Mauer aus Schwärze katapultierte mich zurück zum Anfangspunkt. Nur mit größter Mühe und unter Einsatz meines magischen Schutzschildes brach ich mir nicht sämtliche Knochen. Am Rande nahm ich jedoch brennende Schnittwunden an meinen Seiten und in meinem Gesicht wahr. Eigentlich sollte ich gegen schwarze Magie gewappnet sein. Die Schattenenergie in mir war aktiver denn je und doch... Der nächste Angriff kam viel zu schnell. Obwohl ich wieder meinen Schild einsetzte, schnitten die Arme wie durch Butter und direkt in mich hinein. Meine Augen weiteten sich überrascht. Plötzlich wurde ich wie eine Marionette an seidenen Fäden gehoben und meine Schwerter fielen dumpf zu Boden. Ivoli kreischte im Hintergrund. Im nächsten Augenblick flog ich quer durch die Luft, landete mit einem lauten Klatschen in eine große Blutlache und stöhnte schmerzvoll auf. Der falsche Zeitpunkt für eine weitere Vision, die sich mir unwillkürlich aufdrängte und meinen Körper in Alarmbereitschaft versetzte. Ich keuchte erschrocken, ein eiskalter Schauder erfasste mich. Blut floss meine Schläfen hinab, als ich mich mit beiden Händen aufstützte und die Bilder fortblinzelte. Im selben Moment ertönte Rakurais kräftige Stimme. >Cael!<
Wieder hatte ich die schrecklichen Bilder vor Augen und fasste mir zittrig einatmend an die offenen Wunden am Bauch. Wärme. Mehr Blut. Ich schluckte schwer. >Verschwindet von hier!< rief ich mit Mühe zurück. >Es wird alles hochgehen! Bringt euch schnell in Sicherheit!<
Als könnte ich den Widerspruch in Rakurai spüren, fügte ich so kraftvoll wie möglich hinzu: >Jetzt sofort oder es werden noch mehr sterben! Ich komme nach!< Gleichzeitig versuchte ich mich wieder aufzurichten, doch es war, als würde mich die Mischung aus Blut und Dreck an Ort und Stelle fesseln. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Ich riss den Kopf hoch, sah, dass dieses Etwas sich mit dunkler Energie auflud und alle Schatten in sich hineinsog. Meine Vision und die Realität würden in Kürze aufeinandertreffen.
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28.03.2023, 19:19

Ilea


Mein Körper begann zu zittern, als ich weiterhin die Frau anstarrte. Ihr Körper lebte, aber ihr Geist war kaputt, weil ich ihre Erinnerungen gestohlen und sie nur Fetzen zurückgelassen hatte. Ich hatte das Schlimmste, wozu meiner Gabe fähig war, getan. Und dann kamen die Kopfschmerzen. Ich fasste mein Kopf und schrie, weil der Schmerz heiß in meinem Kopf brannte. Es fühlte sich an, als würde er in jeden Moment platzen. Mein Blick verschwamm sich, machte mich blind für die Welt da draußen. Stattdessen sah ich all die Bilder vor meine innere Augen. Denn mein Verstand hatte sich an all ihre Erinnerungen gemerkt und es war wohl der Preis, den ich nun zahlen musste. Ich sah ihre schlimmsten Momente. Spürte all den Schmerz. Tauchte in ihre Dunkelheit. Musste hilflos all ihr Gräueltaten zusehen. Sah die furchterregende Gestalten. Und wusste nun, wie es sich anfühlte Jemanden zu töten.

Ryu


Endlich erreichte ich die Boote ohne dass ein Yokai mich plötzlich überraschte und als ich landete, ließ ein Schrei mich zusammenzucken. Alarmiert entdeckte ich Ilea vor Schmerz zusammengekrümmt auf dem Boden und vor ihr stand eine fremde Gestalt. Sofort ließ ich meine Magie wirken und ließ den Feind mehrere Metern von ihr wegfliegen. Ich eilte auf Ilea zu, während weitere Personen ebenfalls auf sie zueilte und ein paar Andere auf unsern Feind. Sie gehörten zu uns. "Nimm die Frau und los! Wir haben keine Zeit mehr!", ich drückte die Frau in die Arme eines Jemanden und spürte wie mein Nacken immer mehr kribbelte. Ich konnte die Gefahr spüren. Ich konnte sie beinahe schmecken. Etwas ging gewaltig schief. Die Falle schnappte allmählich zu. Ich stürzte mich auf die Knien und griff nach Ileas Schultern. Als ich in ihrem Gesicht sah, schluckte ich. Ihre Augen waren verdreht und das Gesicht war vor unglaublichen Schmerz verzogen. Ihr Körper zitterte unkontrolliert und sie murmelte unverständliche Worte. "Ilea? Ilea hörst du mich? Verflucht, was ist passiert?", ich zog sie auf meine Arme, als keine Reaktion kam. Ich musste sie in Sicherheit bringen. Roselyn erschien neben mir flackernd und berichtete mir kurz, was geschehen war. Immer wieder sah sie besorgt zu Ilea, während ich sie schnell zu den Boote trug.


2 568

29.03.2023, 17:41

Cael

Es war schwer in Worte zu fassen, was sich vor meinen Augen abspielte. Die verhüllte Gestalt strömte eine dermaßen bösartige Energie aus, dass ich glaubte vergiftete Luft einzuatmen. Diesmal sah ich die nächsten Angriffe kommen, doch wieder war ich zu langsam und meine Barriere hielt nicht stand. Die papierdünnen Arme blieben in meinem Unterleib feststecken, während ich meine Energie in die Heilung fließen ließ, aber ich fühlte regelrecht, wie mir dabei Energie entzogen wurde. Dieses Ding nährte sich von meiner Schattenmagie. Gleichzeitig blähte es sich auf und begann rotschwarz zu leuchten. Eine Bombe, die gleich hochgehen würde.
In solch einer Situation blieb mir nichts anderes übrig, als weiterhin Widerstand zu leisten. Ich wollte nicht an einen möglichen Tod denken. Das… das war unvorstellbar für mich. Ich war doch nicht hierhergekommen, um genau an diesem Tag an diesem Ort von diesem finsteren Etwas umgebracht zu werden. Kaiser Oda musste noch zu Fall gebracht werden. Und Gawain gehörte an die Seite seiner Tochter. Ileas Gesicht tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Trotz der Schmerzen, trotz der aussichtslosen Lage, musste ich ein klein wenig lächeln. Das war der Schubs, den ich brauchte, als ich daraufhin die Hand hob und meine stärkste defensive Magie wirkte. Die, die ich damals gegen Malevors Attacke angewandt hatte. Im selben Moment brach das Übermaß an Energie aus dieser Monstrosität aus. Bäume krachten entzwei, der Boden zu meinen Füßen bebte und riss auf. Obwohl mein ausgestreckter Arm vom Kraftaufwand zitterte, floss die Magie unaufhörlich in meinen Schild. Eine Lotusblüte, die sich entfaltete und stetig größer wurde. Noch mehr Druck baute sich hinter der Barriere auf. Es fühlte sich an, als müsste ich einen Tsunami bewältigen. Ich hoffte, dass sich inzwischen alle in Sicherheit gebracht hatten und mit ihren Booten bereits irgendwo im Himmel unterwegs waren. Wer auch immer im Dorf zurückgeblieben war… Ich verbot mir den Gedanken.
Erste schwarze Flecken bildeten sich bereits auf der Oberfläche der Barriere und durch den heftigen Druck rutschte ich zurück. Im Hintergrund hörte ich Ivolis aufgeregtes Fiepen. Leider konnte er mir in dieser Situation nicht helfen, aber mir reichte seine Gesellschaft. Ich war nicht allein.

Der Kampf

Imesha

Als ich den Stützpunkt mit den Booten erreichte, sah ich zu viele Leute an einem Fleck. Hier herrschte Chaos und das war schlecht. Deshalb fixierte ich zwei vertraute Gestalten, rannte auf sie zu und zuckte bei dem lauten Knall irgendwo im Dorf zusammen. Das war keine gewöhnliche Explosion gewesen. Wir mussten von hier fort. Am besten gleich. Mit dieser Meinung war ich nicht allein, denn sowohl Anesh als auch Rakurai kehrten eilend zurück. Sie wiesen alle an sofort in die Boote zu steigen. Jede Sekunde zählte. Ich erreichte meine Freunde, registrierte Ileas alarmierenden Zustand, hatte aber keine Zeit Fragen zu stellen. Ryu schien es hingegen gut zu gehen. Ich entdeckte keine schlimmen Verletzungen. Blieb nur Cael übrig… Nur konnte ich ihn leider nirgends ausfindig machen. Da ich ihm aber sehr viel zutraute, wie es bei Ryu der Fall war, machte ich mir nicht allzu große Sorgen. Bestimmt war er in einem anderen Boot untergekommen. Immerhin war Rakurai hier. Und am Leben. Keine Ahnung, warum mir das Sicherheit gab.
>Haltet euch gut fest!< rief Anesh, sobald wir alle eingestiegen waren und wir vom Boden abhoben. Je mehr wir an Höhe gewannen, desto klarer sah ich das Ausmaß des Kampfes. Es war erschütternd. Grausam. Ein friedliches Dorf an der Küste ruiniert. Wie das Leben all der Menschen, die dort bis vor kurzem gelebt hatten. Glühende Wut wütete in meinem Bauch. Gleichzeitig war ich um Ilea besorgt. >Wird sie wieder?< fragte ich Ryu und wünschte, jemand wäre bei uns, um ihr zu helfen. Cael hätte ihr bestimmt irgendwie helfen können.
Ein seltsames Licht lenkte mich kurz ab und zu meinem Erstaunen erblickte ich eine ungewöhnlich große Barriere in Form einer wunderschönen Lotusblüte, die fast die gesamte Nordseite des Dorfes einnahm. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass nur eine Person dahinterstecken konnte. Warum war er dort? Er sollte hier bei uns sein. Der nächste ohrenbetäubende Knall tat mir beinahe in den Ohren weh, während eine Druckwelle das Boot leicht zum Schaukeln brachte. Wie bei einem tragischen Unfall sah ich zu, wie die Barriere zunehmend an Stabilität verlor, wie die Magie darin schwächer wurde und plötzlich explodierte alles. Von einer Sekunde auf die andere wurde alles verschluckt. Ein Meer aus Flammen hüllte das gesamte Gebiet ein und nichts blieb übrig. Stocksteif stand ich da, Hände um die Reling geklammert, während ich zu allen höheren Mächten betete, dass ich nicht gerade den Tod eines weiteren Freundes miterlebt hatte.
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2 569

02.04.2023, 20:19

Ilea

Die Luft roch feucht und seltsam, die schwarze Wände ließen den den Gang eng erscheinen. Er widerspiegelte mein Profil. Nein. Nicht mein Profil, es war ihr Körper. Ihre Erinnerung. Eine silberne Tür war vor mir. Geöffnet. Ich trat ein. Mein Blick fiel auf einem Mann, der an einer Wand hing. Auf dem ersten Blick erkannte ich ihn nicht. Doch auf dem zweiten Blick wollte ich schreien. Aber in diesem Körper konnte ich nicht schreien, nicht zu ihm gehen und ihm helfen. Ich war in dieser Erinnerung gefangen. Dieser Moment war bereits geschehen. Und innerlich zitterte ich, schrie und weinte. Fühlte eine so tiefe Verzweiflung und gleichzeitig war diese Gefühl von Lähmung. Ich hatte immer gewusst, dass meinem Vater in der Gefangenschaft nicht so gut gehen würde. Dennoch war ich naiv gewesen. Ich hatte mir niemals ausmalen können, was sie ihm alles antaten. Ich wollte meine Hände nach ihm ausstrecken, doch dieser Körper drehte sich um und ich erblickte einen Rücken. Der Mann mit dem schwarzen langem Haar drehte sich um und ein unangenehmes Kribbeln machte sich in mir bemerkbar. Nanashi. Der verdammte Miko ohne seine Erinnerungen und der die gegenwärtige Zeit beherrschte. Er musterte mich eingehend und schnipste vor meinem Gesicht. Nein. Ihrem Gesicht. Sie zuckte nicht mal mit der Wimper. "Ah, die Trance hat also geklappt", ein Lächeln zierte sich auf seine Lippen und er trat ihrem Körper näher, berührte ihre Wange: "Mit Glück bist du gerade in diesem Körper, Ilea und siehst diese herrliche Erinnerung." Entsetzen machte sich in mir breit. Wie war das möglich? Woher konnte er es wissen? Er beherrschte nicht das Sehen in der Zukunft. Instinktiv wollte ich fliehen, doch ich schien in diesem Körper gefangen zu sein. Er drehte den Kopf zur Seite, sodass ich wieder mein Vater sah. Geschunden. Gebrochen. Und nicht mehr der Mann, der er einst gewesen war. Mir wurde schlecht bei dem Anblick der Nägel, die in seine Hände in die Wand gehauen wurden. Sein bereits krankes Bein in einem unnatürlichen Winkel. Das getrocknete, dunkle Blut. Verkrusteten, infizierten Stellen. Die bläuliche Haut von der Kälte, weil er nichts als nur eine Unterhose trug. Und noch mehr so viele furchtbaren Dingen, die sie ihm angetan hatten. Mein Herz blutete elendig und ich ertrank in der Schuld ihn nicht früher gerettet zu haben. "Wir werden ungeduldig, Schätzchen. Trifft dich mit mir am Kranichsee und dein Vater wird nicht an einem sehr langsamen, qualvollen Ort sterben." Benommen hörte ich, wie er noch den genauen Tag nannte, ehe seine Hand plötzlich nach dem Hals packte und zudrückte. Sie bekam keine Luft mehr. Ich bekam keine Luft mehr. Und dann wurde es schwarz.


Ryu


Ilea war bislang nicht aufgewacht und ihr Körper zuckte auf beunruhigende Weise, während kalter Schweiß auf ihrem Stirn stand. Roselyn gab mir die Information, dass Aiko versucht das Gleichgewicht ihrer Magie zu halten und eine weitere Miko kam zur Hilfe. "Sie ist zu tief in der Vergangenheit, wir können ihr Geist nicht erreichen", sagte sie besorgt und hielt ihre leuchtende Hände über den Körper: "Ich werde zusätzlich ihr etwas von meiner Energie geben, damit sie zu uns zurückkehren kann." Imesha war dazu gekommen und ich fuhr fahrig mit der Hand durch das Haar: "Ich weiß es nicht." Meine Augen wanderten suchend umher, ich konnte mein besten Freund nicht in der Nähe spüren. Plötzlich erregte ein Licht meine Aufmerksamkeit und ich wusste instinktiv, dass es Cael sein musste. "Was....", die Erschütterung kam und ließ unsere Boote schwanken durch die Druckwelle. Ich sah die Flammen, wie sie alles verschlang. "Nein", hauchte ich und sprang über das Boot. Meine Flügeln breiteten sich aus und ich raste über das verbrannte Gebiet. Gebieterisch befahl ich die Flammen zu ersticken und keine Flamme widerstand mir. Ich war der Herrscher über das Feuer und sie hatten mir zu beugen. Der Rauch wurde von meiner Luftmagie davongetragen. Irgendwo musste Cael sein. Das hier durfte nicht sein Ende sein. Ich musste ihn finden. Ich brauchte mein besten Freund.


2 570

03.04.2023, 16:16

Cael

Ich hatte mit höllischen Schmerzen gerechnet. Irgendeine Form von Qual. Bedeutende Momente in meinem Leben, die an mir vorbeizogen, während die Welt um mich herum in Flammen aufging. Nichts dergleichen geschah. Da war bloß ein grelles Licht gewesen. Flügelflattern. Taubheit überall. Kurze Atemlosigkeit. Als ich die Augen aufschlug, fühlte ich eine bleierne Schwere auf meinem Körper. Ich versuchte mich zu regen, mich zu orientieren, aber ich schaffte es nicht. Selbst die Luft, die ich tief einatmete, fühlte sich irgendwie… anders an.
Über mir dämmerte es. Der Duft von Wildblumen stieg in meine Nase. Ich lag in knöchelhohem Gras. Sanfter Wind fegte über mich hinweg. Ich blinzelte ein paar Mal, meine Finger zuckten. Langsam kam Leben in mich zurück. Das Druckgefühl, diese seltsame Taubheit blieben hingegen. War ich tot? Fühlte sich so das Jenseits an? Wo war ich gelandet? Mittlerweile hatte ich verstanden, dass das nicht das Dorf war. Oder der Wald, in dem ich gekämpft hatte. Irgendwie waren mir die Geräusche, die Düfte und diese… diese Schwingungen vertraut. Als wäre ich schon mal hier gewesen. Sobald ich mehr als meine Finger bewegen konnte, drehte ich den Kopf in beide Richtungen und registrierte einen blumenbedeckten Hügel, der in einem dicht bewachsenen Wald endete. Dazwischen waren goldene Funken zu sehen. Glühwürmchen?
Ich räusperte mich, wollte um Hilfe rufen, doch es drang kein Laut über meine Lippen. Es war, als hätte man mich stummgeschaltet. Mir lagen Worte auf der Zunge, sie kitzelten im Hals, aber sobald ich sie mit den Lippen formte, verblassten sie. Irritiert setzte ich mich langsam auf. Meine Muskeln zitterten, als würde mich diese einfache Bewegung große Anstrengung kosten. Was passierte mit mir? Wieso konnte ich plötzlich nicht mehr sprechen? Suchend glitt mein Blick umher, bis ich etwas entdeckte, das mich zutiefst überraschte. Wie war das möglich? Was hatte die Hütte hier zu suchen? Das musste ein Traum sein. Dieser Ort existierte doch nur in Ileas und meiner Traumwelt. Wieso war ich dann hier? War ich doch tot? Hatte sich mein Geist an diesen einen Ort geklammert, um sich nicht verabschieden zu müssen? Beunruhigt starrte ich auf meine Hände, die völlig normal aussahen. Sogar das schwarze Mal war noch da. Wie der Rest von mir. Mit den Fingern fuhr ich durch das Gras. Ich fühlte es. Ich empfand auch die Frische des Abends. Oder das kräftige Schlagen meines Herzens, das schneller als zuvor pochte. Tote empfanden das alles nicht. Aber wie kam ich hierher, wenn ich nicht tot war? Eine Astralreise schloss ich aus Erfahrung aus. Denn dann hätte nur mein Geist hier sein müssen. Nicht alles von mir.
Ein weiteres Geräusch ertönte. Diesmal ein Fiepen. Sofort musste ich an meinen Gefährten denken und wollte ihn zu mir rufen. Wieder kein Ton. Dafür das vertraute Piepen von Ivoli, das verdächtig geschwächt klang. Leiser als sonst. Zittrig. Sorge erfasste mich. Ich überwand diesen inneren Druck, stand auf und suchte nach meinem kleinen Freund. Es bestand kein Zweifel mehr, dass ich in der Traumwelt war. Zumindest an dem Ort, den Ilea und ich gemeinsam erschaffen hatten. All die Fragen, die mir dabei durch den Kopf schossen, schob ich zunächst beiseite. Erst wollte ich Ivoli finden. Er musste in der Nähe der Hütte sein. Ich fühlte seine Präsenz, je mehr ich mich ihm näherte. Als ich ihn dann wenige Meter vor der Tür vorfand, krampfte sich mein Herz zusammen.
Lautlos sagte ich seinen Namen und kniete mich hin. Mit größter Vorsicht schob ich beide Hände unter seinen durchschimmernden Körper. Die sonst leuchtende Knospe an seinem Schwanz flackerte schwach. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Am liebsten hätte ich ihn für seine Aktion zurechtgewiesen. Nun, da ich ihn an meine Brust gedrückt hielt, ahnte ich, was passiert war und wie ich mit Körper und allem an diesem Ort gelandet war. Ich schüttelte mit bebenden Lippen den Kopf. Ivoli krächzte leise. Er spürte zwar keinen Schmerz, dafür ein Echo meiner Gefühle. Meine Hand zitterte, als ich damit seinen kleinen Kopf streichelte. Schniefend stand ich wieder auf und drückte mit der Schulter die Tür zur Hütte auf. Auch wenn Ivolis Zustand aussichtslos war, würde ich ihn nicht aufgeben. Ich hatte ihm mein Leben zu verdanken. Er war mein Gefährte fürs Leben. Daran hielt ich mich gedanklich fest, während ich mit einer Hand nach dem geflochtenen Korb unterm Tisch griff, ihn auf dem schmalen Bett abstellte und ihn mit einem der Kissen auspolsterte. Dann bettete ich Ivoli hinein und deckte ihn mit einem Handtuch zu. Er würde nicht verschwinden. Das ließ ich nicht zu. Dieser Ort lebte von der Zwischenweltmagie und auch wenn ich viele schöne Erinnerungen damit verband, Ilea miteingeschlossen, musste ich einen großen Teil davon opfern. Ein geringer Preis für das Leben meines Gefährten.
Ich setzte mich auf das Bett, den Korb an meiner Seite, öffnete das quadratische Fenster hinter mir und streckte meine Hand hinaus. Kurz befürchtete ich, meine Magie hier nicht wirken zu können, doch ich spürte den ersten Funken und dann einen Energiestrom, der mich durchfloss. Der äußerste Teil der Landschaft verschwand als Erstes. Es folgten die vielen, schönen Blumen. Zurück blieb nur gähnende Leere. Währenddessen leitete ich die Magie an Ivoli weiter, der leise gurrte und die Augen schloss. Endlich verfestigte sich seine Gestalt ein wenig. Sein Licht hörte zu flackern auf. Ich machte so lange weiter, bis ich mir sicher war, dass er das Schlimmste überstanden hatte. Mehr gab es nicht zu geben. Bis auf die Hütte und ein Stück Grasfläche war alles verschwunden. Es lebte in Ivoli weiter. Ich atmete bebend aus und rieb mit den Handballen über meine brennenden Augen. Die stumme Panik ließ nach. Mein Herzschlag beruhigte sich.
Die Ruhe hielt jedoch nicht lange an, denn das schwarze Mal begann plötzlich wehzutun. Gleichzeitig vernahm ich eine fremde Präsenz, die sich unerlaubt Zutritt in diese Welt verschafft hatte.

Imesha

Ich war dankbar für die Hilfe der anderen Mikos, denn mehr schlechte Nachrichten würde ich nicht ertragen können. Die heftige Explosion vibrierte immer noch in meinen Knochen. Das gewaltige Flammenmeer hatte nichts als Asche zurückgelassen und wir waren dem Ganzen nur Sekunden zuvor entflohen. Hätte Cael diese Barriere nicht errichtet, wären mehr Leute ums Leben gekommen. So viel stand fest. Nur war unser Freund nirgends zu sehen. Ryu war bereits losgeflogen, um nach ihm zu suchen, doch selbst mit meiner magischen Sicht konnte ich keinen Funken seiner Magie entdecken. Da war nichts. Nirgends. Keine Magie mehr. Wer oder was auch immer diese Explosion ausgelöst hatte, es hatte alles Leben mit sich genommen. Ein unumkehrbarer Akt.
Ich schaute zu den anderen Booten, während wir uns dem sicheren Hafen Mahomashus näherten. Rakurai stand an der Reling im Boot schräg über uns. In seiner Miene lag eine Härte, dass mir eiskalt wurde. Cael hatte in seiner Truppe gekämpft. Wie viele andere an der Front. Sehr wenige hatten es heil zurückgeschafft. Ich begann am ganzen Körper zu zittern und sah auf meine Freundin hinab. Vielleicht war es besser, wenn sie vorerst bewusstlos blieb. Oder direkt einschlief. Ich wollte nicht diejenige sein, die ihr mitteilte, dass Cael verschwunden war. Oder… tot. Ich schaffte es nicht einmal mir selbst zu sagen.
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2 571

03.04.2023, 20:23

Ryu


Ich landete hart auf der Explosionsstelle und auch hier konnte ich nirgends mein besten Freund spüren. Mein Herz schlug wild gegen den Brustkorb und in meinem Magen fühlte es sich an, als hätte ich schwere Steine gegessen. "Cael!", rief ich nach seinem Namen. Immer wieder, während ich durch Asche lief. Hier war nichts als der Tod. Und bei jeden Knochen ,die ich fand, wurde es mir eiskalt und dann überrollte mich das schlechte Gewissen, wenn ich die Erleichterung spürte, dass diese verstorbene Menschen nicht Cael waren. Trotzdem fand ich Cael nicht, egal wie oft ich meine Magie anwandte. Egal wie oft ich nach ihm rief oder unter jedem Stein ihn suchte. Nicht mal eine Haarsträhne von ihm fand ich. "CAEL!!", meine Stimme war schon heiser, aber ich hörte nicht auf zu suchen. Er durfte nicht einfach verschwunden. Er durfte nicht zur Asche geworden sein. Fahrig rieb ich mir über das Gesicht, als meine Augen vor Verzweiflung brannten. Wir waren gemeinsam in diese Welt gekommen und wir würden gemeinsam diese Welt verlassen, um in unsere Welt zurückzukehren. Ich musste etwas übersehen haben. Ich wollte nicht sein Ende akzeptieren, weil das hier verdammt nochmals nicht sein Ende war!

Ilea


Ich riss meine Augen auf und schnappte laut nach Luft. Dennoch bekam ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, es war als würde ich immer noch den Druck auf dem Hals spüren. Und es war die verzweifelte Angst die schwer auf meinem Brustkorb wog. "Ich....ich muss....Kranichsee...Cael....wo ist er? Ich....Mein Vater", keuchte ich zusammenhanglos und zerrte an meinem Oberteil, denn mein Hals schnürte sich immer mehr zu. Mir wurde schwindelig und mein zitternder Körper wurde ganz kalt, während meine Hände euch wurden. "Sie hat eine Panikattacke", sagte eine Stimme und benommen starrte ich die fremde Person an. "M-e-ein V-vater", stotterte ich und rang verzweifelt wieder nach Luft. Jemand hielt mir etwas an meinem Mund. "Atme tief ein und wieder aus, du wirst wieder Luft bekommen."


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03.04.2023, 21:37

Cael

Ich wünschte, es gäbe ein Limit an Drama für einen Tag. Seit der Vision heute Morgen war zu viel Schlechtes passiert, dass ich nicht einmal die Zeit gefunden hatte alles zu verarbeiten. Aus den Erzählungen meiner Eltern wusste ich, wie es in Kriegszeiten ablief. Wie jede ruhige Sekunde ein Segen war. Ein kleiner Moment des Durchatmens. Momentan passierten viele Dinge im Schnelldurchlauf und ich fragte mich, wann das ein Ende fand. Beinahe hätte ich meinen treuen Gefährten verloren. Immerhin schien er in eine Schlafstarre verfallen zu sein und regenerierte sich langsam. Er nahm nichts mehr wahr. Auch nicht die bedrohliche schwarze Masse, die sich aus der Leere löste und sich der Hütte näherte.
Obwohl ich ausgelaugt war und kaum Energie mehr besaß, um komplizierte Magie zu wirken, war ich bereit diesen Ort und meinen Freund zu verteidigen. Außerdem musste ich einen Weg zurück in die reale Welt finden. Damals als Kind hatte ich mich ein einziges Mal versehentlich in die Zwischenwelt gezaubert und dort Ivoli kennengelernt. Er war es, der mich hinausgeführt hatte. Jetzt konnte er das nicht tun. Ein weiterer Grund, warum ich ihn beschützen musste. Ich warf einen letzten Blick in den Korb, seufzte schwer und erhob mich. Dann trat ich hinaus auf die noch bestehende Grasfläche. Nur eine einzige Blume blühte zartrosa neben der Tür.
Ich beobachtete die schwarze, zuckende Masse und glaubte eine Ähnlichkeit zu der aus der Schattenwelt zu erkennen. Aber das konnte eigentlich nicht sein. Oder? Beide Welten hatten nichts miteinander zu tun. Allerdings pochte das Mal so stark, dass es einen Zusammenhang geben musste. Die Schattenblitze, das verdächtige Zischen und Raunen der darin verborgenen Schatten wurden mir vertrauter, bis kein Zweifel mehr bestand. Oftmals hatte ich das hier in meinen Träumen durchlebt. Den Moment, in dem ich hineingreifen wollte und fortgestoßen wurde. Diesmal war es anders. Das spürte ich überdeutlich. Wie ein uralter Instinkt. Ich verstand sogar, was die Stimmen flüsterten. Kein Rauschen mehr, keine verzerrten Worte.
Greif rein.
Es ist Zeit.
Wir haben gewartet.
So viel Zeit.
Öffne die Tür.
Sie wartet.
Du bist es.

Wie von selbst hob ich die Hand mit dem schwarzen Mal. Inzwischen pochte es dort wie bei einem normalen Herzschlag. Ich musste unwillkürlich an meine Liebsten denken. An meine Freunde. Meine Familie. Ilea. Ob es ihnen gut ging? Hatten sie es rechtzeitig aus dem Dorf geschafft? Bislang hatte ich mich nicht getraut darüber nachzudenken. Ich wollte nicht zurückkehren und noch mehr Chaos vorfinden. Gleichzeitig steckte ich vorerst hier fest und es gab keine Möglichkeit sie wissen zu lassen, dass ich am Leben war. Es zerriss mir das Herz an ihre Gesichter zu denken. Wie sie nach mir suchten. Wie sie nichts fanden. Wie der Schock sie traf.
Öffne die Tür!
Der laute Befehlston mehrstimmiger Schatten riss mich aus meinen dunklen Gedanken und lenkte mich zu der Stelle, nach der ich meine Hand ausstreckte. Als wüsste ich genau, wonach ich suchen musste. Es überraschte mich tatsächlich, als ich einen Türknauf ertastete. Rote Blitze zuckten durch die Masse. Ich konnte zwar keine Tür sehen, drehte dennoch den Knauf und glaubte ein tiefes Einatmen zu hören. Plötzliche Stille umfing mich. Dann wurde alles in Finsternis getaucht.

Imesha

Irgendwann schoben sich Wolken zwischen uns und dem ausgelöschten Dorf. Ryu sah ich nicht mehr. Er kehrte nicht zurück. Er würde weiterhin nach Cael suchen und ich hoffte so sehr, dass er fündig wurde. Ich bedauerte jede gefallene Person, jedes unschuldige Leben, das dort unten sein Ende gefunden hatte. Aber Cael… Cael war mein Freund. Er hatte mich vom Fluch des Kaisers befreit. Er hatte damals am See meine schlimmsten seelischen Narben gesehen und mich nie dazu gedrängt darüber zu sprechen. Er war Ryus allerbester Freund. Ein Bruder. Und er war Ileas wahre Liebe. Niemand von uns würde es ertragen ihn zu verlieren. Das alles musste irgendein kranker Scherz der Kami sein. Sie hatten bereits versucht uns Ilea zu nehmen. Zum Glück erfolglos. Dieses Mal würde es nicht anders sein. Ich durfte nicht an das Schlimmste denken. Ich musste Ruhe bewahren.
Ilea hatte bereits mit ihren davongetragenen Wunden zu kämpfen, weshalb es eine Erleichterung war, als man ihr ein Mittel zur Beruhigung gab. Sie würde sich vorerst nicht mit Kummer herumschlagen müssen. Schlaf war besser. So viel besser.
Wir erreichten kurze Zeit später die Docks und wurden sogleich von mehreren Gruppen in Empfang genommen. Allen voran Heiler. Verletzte wurden zuerst hinausgetragen. Zusammen mit den Kindern. Eltern. Viele weinten. Den meisten stand Schock ins Gesicht geschrieben. Ein traumatisches Erlebnis. Für uns alle.
Gemeinsam mit einer anderen Miko hievten wir Ilea aus dem Boot und legten sie behutsam auf einer Trage ab. Ich strich ihr ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie war blass. Wirkte geschwächt. Ich nahm ihre kalte Hand in meine und drückte sie sanft.
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2 573

05.04.2023, 19:50

Ryu


Ich fand ihn nicht. Ich war dreimal bereits um das verbrannte, zerstörte Gebiet geflogen. Sogar ein Stück außerhalb des Gebiets. Aber ich fand ihn einfach nicht. Und jetzt stand ich wieder an der Explosionsstelle. Ich sank auf meine Knien, meine Flügel hingen kraftlos herab und ich starrte auf meine bebende Hände. Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer, dabei fühlte es sich verdammt eng an. Seit meiner Geburt an waren wir unzertrennlich, wir waren mehr als nur beste Freunde. Wir waren wie Brüder. Eine Familie. Für mich war es immer logisch gewesen, dass wir immer noch Freunde sein würden, wenn wir graue Haaren und Falten bekamen. Das Brennen in meinem Brustkorb wurde stärker, es war als würde es mich innerlich verbrennen wollen. "NEIN!", schrie ich meine Wut, meine Verzweiflung, meine Trauer und meine leise Hoffnung aus. Meine Hand boxte in den Boden und Risse bildete sich unter der Wucht. Ich wollte etwas zerstören, um den Schmerz nicht spüren zu müssen.

Ilea


Mein Körper entspannte sich augenblicklich und mein Geist wanderte in einem nebeligen Zustand. Benommen wurde es mir klar, dass sie mir etwas zum Einatmen gegeben hatte, der meine Nerven beruhigen sollte. Nicht nur die Atmung. Meine Augenlider wurden bereits ganz schwer. "Nein", nuschelte ich und versuchte mich hochzustemmen: "Cael...Vater...Nanashi...." Warum begriffen sie meine Not nicht? Und wo war Cael? Verzweifelt kämpfte ich gegen die Schläfrigkeit an. Meine Augen huschten unkontrolliert umher bis sie Imesha fanden. Ich versuchte mich zu konzentrieren: "Er.....wusste....es....ich....in ihre Erinnerungen. Mein Vater. Ich muss...." Mir fielen die Augen zu.


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05.04.2023, 20:48

Cael


Bevor ich auf die Veränderung reagieren konnte, fand ich mich in einem leeren, dunklen Raum wieder. Einen Boden unter meinen Füßen gab es nicht. Ich schien zu schweben. Im Nichts. Ein befremdliches Erlebnis. Zwar konnte ich mich um die eigene Achse drehen, doch in eine bestimmte Richtung zu gehen, klappte nicht. Ob ich einen Fehler begangen hatte? Hätte ich die Tür nicht öffnen sollen? Leider war es zu spät, um meine Entscheidung rückgängig zu machen. Die nächste Überraschung offenbarte sich mir, als daraufhin eine rauchige, klare Stimme ertönte. Sie war aus allen Richtungen zu hören. Beinahe wie ein Echo.
>Endlich lernen wir uns persönlich kennen, Cael Reavstone. Sohn von Kenai und Jenaya. Schatten- und lichtgeboren in der Erdenwelt.< Offenbar konnte ich mir eine Vorstellung ersparen. Die Präsenz wusste bestens über mich Bescheid und noch wusste ich nicht, ob das etwas Gutes oder Schlechtes war. Angespannt wartete ich. So oder so drang kein Laut über meine Lippen. Das schien dieser Jemand zu wissen. >Deine körperliche Stimme ist hier überflüssig. Deine Gedanken sind dein Sprachrohr. Ich höre alles.<
Gedankenlesen. Na toll. Sicher, das vereinfachte ein Gespräch zwischen uns beiden, aber irgendwie war das nicht fair. Immerhin hatte sich die Präsenz noch gar nicht selbst vorgestellt. Auch das schien bei ihr anzukommen. >Mein Name ist Skira. Ich bin die erste Schattenmonarchin und diejenige, die dir das schwarze Herz überreicht hat.<
Meine Augen weiteten sich überrascht. Den Begriff Schattenmonarchin hörte ich zum ersten Mal. Gleichzeitig hatte ich endlich eine Antwort auf eine meiner vielen Fragen gefunden. Sie war die Quelle meines Mals. Dabei fiel mir auf, dass es nicht mehr pochte. Ich wollte wissen, warum ausgerechnet ich es bekommen hatte.
Ein leises Lachen folgte. >Bist du bereit für eine aufregende Geschichtsstunde?< Hatte ich eine Wahl? Ich steckte hier fest, konnte mich kaum bewegen und spürte gleichzeitig große Neugier in mir aufkeimen. Irgendetwas Bedeutendes passierte hier. Und je eher ich herausfand, um was es sich handelte, desto schneller konnte ich in die reale Welt zurückkehren. Zurück zu meinen Freunden und insbesondere Ilea.
>Dann hör mir gut zu, Reavstone. Alles, was ich zu sagen habe, wird dich nachhaltig prägen. Es gibt kein Zurück mehr. Ich werde dich an meiner Geschichte teilhaben lassen und die vielen Lücken in deinem sterblichen Leben schließen. Darauf habe ich sehr, sehr lange gewartet.<

Imesha

Mir wurde unwohl zumute. Ilea versuchte trotz der Betäubung zusammenhängende Sätze zu formulieren, doch sie schaffte es nicht. Außerdem verlangte sie nach Cael und das erschwerte die Situation. Ich klammerte mich an der winzig kleinen Hoffnung, dass er sich irgendwie gerettet hatte. Egal wie unmöglich mir das erschien. Ich hatte zu oft zu schnell meinen Glauben an Wunder verloren. Mein Überleben damals am See oder die Existenz dieser Stadt gehörten beispielsweise dazu. Zwar war Ryu noch nicht zurückgekehrt, aber ich hoffte, dass sich das bald änderte. Ich brauchte Hilfe.
Suchend glitt mein Blick durch die Menschenmenge, bis eine vertraute Person sich daraus löste und direkt auf uns zukam. Fast hätte ich erleichtert aufgeseufzt. Amara. Vielleicht konnte sie mir weiterhelfen. Ich stand auf und wollte etwas sagen, da schlang sie bereits ihre Arme um mich. Fest. Wie um sich zu versichern, dass ich noch am Leben war. Sie brauchte keine Worte, damit ich diese Geste verstand. Trotz der Umstände wurde mir ein wenig wärmer. Ich räusperte mich leise und trat zurück. Dabei schaute ich zu Ilea auf der Trage. >Irgendetwas ist passiert und sie hat die Verbindung zur Realität verloren. Eine Miko konnte ihr zum Glück helfen. Eben wollte sie etwas Wichtiges sagen. Ein Er, er wusste es. Ihr Vater. Es klang sehr dringend.<
>Am besten hole ich Maiwenn dazu. Sie wird herausfinden können, was mit ihrer Tochter ist.< Bevor sie sich abwenden konnte, hielt ich sie am Oberarm zurück. Mir schnürte sich der Hals zu. >Cael, er… ist er hier? Er war nicht bei Rakurai. Kann… kann die Hohepriesterin irgendwie… also… nach ihm suchen? Eine Vision, oder so?< Mein Griff zitterte.
Mitgefühl zeigte sich auf Amaras Gesicht. Dazu mischten sich Betroffenheit und Sorge. >Ich werde sie fragen. Bleib du solange hier und pass auf deine Freundin auf.<
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2 575

07.04.2023, 19:57

Ryu


Der Schmerz blieb, es biss hartnäckig in meinem Herz und meine Hand pulsierte jetzt unter der Wucht. Die Knöcheln waren aufgeplatzt, blutig und so tief, dass ich etwas Weißes sah. Die Risse dem Boden zogen sich über mehreren Metern. Langsam stand ich auf und breitete meine Flügeln aus. Als ich über dem Boden schwebte, sammelte sich in meine Hände glühende Hitze und ein Strahl aus Flammen grub sich in den Boden. Dampf stieg in die Luft und es war eine goldglühende Hitze die den Boden schmelzen ließ. Mit eisiger Luft ließ ich den Boden wieder abkühlen und zurückblieb eine golden pulsierende Lotusblüte und die Risse selbst schienen von etwas glasigen gefüllt worden zu sein. Das hier war ein Versprechen. Ich würde mit meine eigene Hände den Kaiser töten. Und dann würde ich diese verdorbene Welt von all seiner Dunkelheit reinigen. Selbst wenn es mein letzter Atemzug bedeuten sollte. Ich würde nicht ruhen bis meine Aufgabe erfüllt wurde. Ich würde niemals zulassen, dass sein Tod umsonst war. Und dass all die Tode in dieser Welt nicht unbedeutend war. Für jedes verlorenes Leben würde ich diesem Kaiser noch mehr büßen lassen. Dann flog ich zurück zu der geheimen Stadt, während sich etwas in mir veränderte.

Ilea


"Meister, Ihr habt mich gerufen?", neigte ich leicht mein Haupt und sah ihn zugleich voller Bewunderung an. Seine Macht in der Nähe zu spüren war jedes Mal berauschend. Die des Kaisers war natürlich machtvoller, aber eine Mikro war für Energie eines anderen Miko viel empfänglicher. "Kommt herein", seine Stimme war samtig, stets begleitet mit einem geheimnisvollen Klang. Zum ersten Mal betrat ich sein "Reich". "Ich fühle mich geehrt", hauchte ich. Er hatte sich in einem Diwan gemütlich gemacht, das schwarzes lange Haar lag offen über seinem perfekt geschmiedeten Körper. "Es ist nicht dein erster Besuch hier", wank er gleichgültig ab, während die abgrundtiefen dunklen Augen mich musterten. "Nicht das erstes Mal, Meister?", ich runzelte mit der Stirn. "Ich habe dafür gesorgt, dass du dich nicht daran erinnerst. Und zwar so, dass nicht mal eine Miko wie Ilea sie finden kann. Aber das hier wird einer der Erinnerungen sein, die ich zulasse. Ilea soll es wissen, dass ich mir immer ihrer Präsenz bewusst bin, selbst wenn jetzt in unsere Zeit noch nicht in deinem Geist ist. Aber vielleicht in naher Zukunft", antwortete er und erhob sich. Ilea. Das war diese Miko, nach der er trachtete und wenn es nach mir ginge würde ich diese Hochverräterin einfach töten. Sie hatte nichts Anderes verdient, wie die ganzen Anderen, die mein Kaiser und meinem Meister schaden wollten. Mein Meister erhob sich auf eine elegante Weise und kam auf mich zu. Vielleicht hatte er ein Auftrag, die er nur mir persönlich anvertraute. Das wäre meine größte Ehre. Dank ihm war ich zu meiner dunkle Macht gekommen und ich genoss diese Macht. Niemals wieder schwach sein und keine Grenzen. Mein Meister wusste wie man die Regeln der Zwischenwelt umging. Er beugte sich zu meinem Ohr: "Hallo Ilea. Mein Instinkt sagt mir, dass du in ferner Zukunft das hier sehen wirst und wenn nicht, sorge ich es dafür. Du wirst nicht vor mir fliehen können. Ich werde dich finden und das mir nehmen, was mir gehört."


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08.04.2023, 00:26

Cael

Kälte berührte mich am Nacken und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Ich sah weder Schatten noch eine Gestalt, die ich mit der Stimme verbinden konnte. Trotzdem glaubte ich Hände auf meinen Schultern zu spüren. Atem, der mich streifte. Eine Bewegung um mich herum. Dann verwandelte sich die Dunkelheit vor meinen Augen zu einem Mosaik aus verschiedensten Bildern. Ich tauchte ab in eine mir völlig fremde Welt. Geführt von dieser weiblichen, dunklen Stimme.
>Du hast sicherlich schon oft vom ersten Schattenkrieger und seiner großen Liebe Elaine gehört, die zusammen in ihrem Garten lebten und für das Gleichgewicht zwischen den Welten sorgten. Was, wenn ich dir sage, dass der Krieger in Wahrheit eine Kriegerin war? Und dass diese Kriegerin die Stimme ist, die du hörst?< Bevor ich auf diese große Enthüllung reagieren konnte, sprach sie weiter, während ich unscharfe Bilder eines Blumengartens vor mir sah. Vor allem Mohnblumen. So weit das Auge reichte. >Nicht nur das... Elaine hatte eine ältere Schwester. Eophora. Und sie war ebenfalls meine Liebste. Wir lebten alle zusammen in diesem wunderschönen Garten. Fernab von allem. Nur wir drei.< Selbst nach all der Zeit konnte ich Wehmut heraushören. Tiefe Trauer. Sehnsucht. Sie seufzte. >Warum bis heute erzählt wird, dass der erste Schattenkrieger ein Mann war, nun ja, ich hatte meine Gründe. Hauptsächlich zur Täuschung. Eine Geschichte zwischen Mann und Frau war außerdem leichter zu verkaufen. Die höheren Mächte wären nie auf die Idee gekommen mich zu verdächtigen. Sie sahen das Gute in Elaine und Eophora und das Schlechte in mir. Was keine Überraschung ist. Immerhin war und bin ich die Erste, die die Schattenwelt bezwungen hat.< Sie machte eine kurze Pause und ich versuchte das Gesagte zu verarbeiten. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass diese eine Legende, die ich von Kind an kannte, falsch war. Die Lücken waren enorm. >Elaine war diejenige, die den Garten erschaffen hat. Ihre Inspiration war die Welt, wie du sie heute kennst. Oder was zumindest von ihr übrig ist. Und auch hier existiert ein großer Fehler in den heutigen Erzählungen. Nicht sie war die Lichtbringerin, sondern ihre Schwester Eophora. Sie war das Licht der Zwischenwelt.<
Die nächsten Bilder zeigten schemenhafte Gestalten. Zwei Frauen. Wehendes, langes Haar. Wie gesponnenes Mondlicht. Sie hielten sich an den Händen und tanzten zwischen den Mohnblumen. Ich meinte glockenklares Lachen zu hören. Dann veränderte sich das Bild und zurück blieb eine Frau. Eine Schwester. Sie kniete am Boden und weinte hemmungslos. >Eophora starb, als sie versuchte eine Katastrophe in der Erdenwelt zu verhindern. Sie wollte einen Krieg beenden, bevor er begann und zahlte mit ihrem Leben dafür. Sie tat es für ihre Schwester. Und weil sie selbst das Leid von anderen nicht ertrug. Die Magie der Zwischenwelt hätte gereicht, aber die Götter erlaubten es nicht und bestraften sie für ihre Einmischung.< Die kalte Wut, die mir entgegenschlug, ließ mich frösteln. Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Es tat mir weh zu hören, dass Eophora trotz nobler Gründe gestorben war. Das hätte nicht passieren dürfen. So wie damals, als meine Mutter König Ardans Leben rettete und den Großteil ihrer Erinnerungen verlor.
>Ja, genau. Das ist das Dankeschön der Götter, wenn wir nicht nach ihren Regeln spielen. Darum auch die Feindseligkeit mir gegenüber. Es war nicht geplant, dass jemand in die Schattenwelt eindringt und sie unter Kontrolle bringt. Aber ich hatte schon immer einen Hang zur Dramatik. Oder zu mörderischen Rachegelüsten. Was denkst du, wie habe ich wohl den Tod Eophoras verkraftet?<
Das musste ich mir nicht vorstellen. Sehr wahrscheinlich hätte ich ähnlich gehandelt. Bereits Ileas Beinahetod hatte mich an meine Grenzen gebracht. Ich hatte alles und jeden vernichten wollen, nur damit ich sie wieder zurückbekam. >Schön, dass wir einer Meinung sind. Genau das hatte ich vor. Sie wieder zurückholen. Neben der tiefen Trauer empfand ich genügend Hass, um ganze Kontinente auszulöschen. Wäre Elaine nicht gewesen, hätte ich sogar die Erdenwelt vernichtet. Einfach, um diesen arroganten Göttern die Stimmung zu verderben. Sie haben sich so viel Mühe gegeben, nur damit jemand wie ich daherkommt und es ihnen wegnimmt. All ihre Pläne auf einen Schlag zunichte. Noch heute verspüre ich diesen Wunsch der endgültigen Zerstörung, aber ich gab ein Versprechen und daran halte ich mich.<

Imesha

Während ich Ileas Hand weiterhin umschlossen hielt, schaute ich um mich herum und versuchte mir ein Bild von der Gesamtlage zu machen. All diese Menschen zu sehen, die geflüchtet waren, um dem sicheren Tod zu entgehen, mussten sich hier erstmal zurechtfinden und das Geschehene verarbeiten. Einige von ihnen hatten tragische Verluste erlebt, andere wiederum suchten verzweifelt nach ihren Liebsten. Ich sah Schwerverletzte, weinende Kinder, blutige Gesichter und die starren Mienen der Kämpfer. Einer davon bahnte sich einen Weg durch die Menge. Für ihn wurde Platz gemacht.
Rakurai kam mit zielstrebigen Schritten auf mich zu. Blut und Dreck ließen sein Gesicht fürchterlich aussehen. In seinen Augen las ich eine vertraute Dunkelheit. Die, die man nach etlichen Verlusten empfand. Würde ich nicht neben Ilea auf dem Boden hocken, hätte er mich bestimmt in eine Umarmung gezogen. Stattdessen blieb er vor uns stehen und brauchte mehrere Anläufe, um die richtigen Worte zu finden. Falls es in dieser Situation überhaupt richtig oder falsch gab. >Bist du verletzt?<
Ich schüttelte den Kopf. >Ilea wurde betäubt. Ihr ging es nicht so gut. Ryu ist… auf der Suche nach Cael.< Hoffnungsvoll sah ich zu ihm auf. Immerhin war er mit Cael an der Front gewesen. Er musste mehr wissen. Mehr gesehen haben.
Die Hände an seinen Seiten ballte er zu Fäusten. Er atmete schwer aus. >Ich hätte bei ihm bleiben sollen. Das, was uns dort bekämpft hat, das war… das war nicht von dieser Welt. Er ist trotzdem geblieben. Er hat darauf bestanden, dass wir alle fliehen. Er schien zu wissen, dass alles hochfliegen würde. Und er hat recht behalten.< Seine Stimme versagte. >Das… das hätte nicht passieren dürfen.<
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09.04.2023, 19:48

Ryu


Ich fühlte nichts, als ich die verborgene Insel erblickte und sie mir Einlass gewährte, offensichtlich erkannte mich die Barriere als einen Freund dieses Ortes. Ich fühlte immer noch nichts, als meine Füße den Boden des Hafens berührten und ich all die kämpfende und flüchtende Menschen erblickte. Als ich auch Verletzten entdeckte. Das Einzige was ich fühlte war die Wut. Eine allverschlingende, heiße Wut, die tief in meinem Inneren brodelte wie bei einem Vulkan. Eine Wut, die die ganze Zeit schon da gewesen und jetzt war ich vor einem Ausbruch. Und der dämonische Teil von mir nährte sich davon. Zielstrebig bahnte ich mir einen Weg und viele Umstehenden wichen mir hastig aus. Vielleicht spürten sie diese Wut in mir, diese Dunkelheit. Ich entdeckte Imesha und auch Rakurai, vernahm auch seine Worte. Ein animalisches Knurren entwich mir und ich packte nach seinem Kragen. Meine Pupillen wurden zu Schlitzen wie die eines Drachens und ich spürte ein stechender Schmerz in meine Eckzähnen, als sie länger und spitzer wurden. "Ja, du hättest bei ihm bleiben soll", meine Stimme war kalt wie zersplittertes Eis: "Ein wahrer Anführer lässt nicht einfach seinen Mann zurück, sondern steht ihm in der dunkelste Stunde bei. Aber du hast ihn alleine gelassen und du trägst die Schuld seines Selbstopfers. Du wusstest genau was für ein Mensch Cael war. Das werde ich niemals vergessen." Voller Verachtung ließ ich ihn wieder los und beugte mich zu Ilea. Mühelos hob ich sie auf meine Arme und ging weiter. Sie brauchte ein Bett zum Ausruhen und fortan würde ich sie für Cael mit meinem Leben beschützen. "Wartet!", es war die Hohepriesterin, die auf mich zukam. Als sie sie berühren wollte, knurrte ich warnend: "Lass deine Finger von ihr, beim letzten Mal hat es sie beinahe das Leben gekostet." Eindringlich musterte die Hohepriesterin mich: "Ilea ist in Erinnerungen dieser Mikro gefangen und ich spüre, dass darauf einen dunklen Verbindungszauber liegt. Wir müssen sie wecken, bevor ihr Geist diese Last nicht mehr tragen kann und der Zauber Schaden anrichtet." "Ich werde sie wecken", antwortete ich kühl und schob mich an ihr vorbei. "Cael ist irgendwo in der Zwischenwelt verloren, ich kann ihn dort nicht sehen. Ich kann nicht eindeutig sagen, ob er noch lebt oder tot ist. Da ist eine andere Macht, die mir die Sicht verwehrt. Aber es besteht noch einen Funken Hoffnung", hörte ich sie hinter mir sagen.


Ilea


Ich wollte nicht mehr in diesem Körper sein. In ihre Erinnerungen gefangen sein. Es war beängstigend, dass es sich allmählich anfühlt, als wäre sie ich und sie ich. In jede kontrollierte Erinnerung von Nanashi, wurde dieser Körper mit meinem Namen angesprochen, als wäre ich wirklich anwesend. Aber ich war nicht dieser Körper. Mein wahres Ich empfand nichts für diesen verabscheuungswürdigen Menschen. Und an meine Hände klebte nicht das Blut der Unschuldigen. Wieder war ich in diesem Raum, wo ich von ihrem Meister empfangen wurde. Sie hasste es, wenn er meinen Namen benutzte. Aber sie fügte sich ihm, um ihm zu gefallen. Und ich hasste es, wie mein Namen sagte. Ich versuchte verzweifelt aus diese Erinnerungen zu entfliehen, suchte den Weg nach zurück. Doch mein Körper schlief zu tief und etwas hinderte einfach in meine eigene Traumwelt zu verschwinden. "Hast du schon einmal von dem Kranichsee gehört, Ilea?", träge lächelte er und fuhr mit der Hand durch meinem, nein, ihrem! Haar. "Nein, mein Meister", antwortete sie ihm. "Bei meiner Reise in der Zwischenwelt bin ich auf diesem heiligen See gestoßen. Der See war die Spiegel einer klaren Sternennacht und die Heimatort der Seelenboten. Die Kraniche. Sie waren aus purem Licht, doch nur eine von ihnen hat auf eine besondere Weise geleuchtet. Ich wusste, ich musste ihn unbedingt haben. Er würde mich stärker machen", erzählte Nanashi.


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09.04.2023, 21:43

Cael

Die nächsten Bilder zeigten einen kräftig gebauten Mann, der im Gehen zur schlanken Gestalt einer Frau wechselte. Dichter Nebel umgab sie. Schatten. Sie verzogen sich in ihr Innerstes, als sie der Frau im Garten begegneten. Erst hielten sie sich fest im Arm, dann brach ein Streit aus. Die Schattenfrau schien gehen zu wollen, aber Elaine, das musste sie sein, hielt sie davon ab. Sie versuchte es zumindest. >Das ist das Einzige, was ich zutiefst bedaure. In meiner Trauer und meiner unbändigen Wut habe ich Elaine im Stich gelassen. Sie hat gelitten wie ich. Vielleicht war es sogar schlimmer für sie. Sie hatte nicht nur ihre Schwester verloren, sondern auch mich.< Skiras Stimme klang erstickt, als sie das sagte. Selbst nach all der Zeit empfand sie viel Liebe für diese beiden Frauen. Das war bemerkenswert.
Sie musste das gehört haben, denn sie lachte trocken auf. >Bemerkenswert? Das bezweifle ich. Meine Liebe für sie hätte stärker sein müssen... Um den Verlust zu verkraften, schlug ich einen grausamen, blutigen Weg ein. Nichts war mehr vor mir sicher. Nicht einmal die Götter. Ich habe mit meinen eigenen Händen bewiesen, dass sie genauso sterben können wie Eophora. Und ich habe jeden getöteten Gott wie ein Fest gefeiert. Es war die zugleich beste und schlimmste Zeit einer Schattenmonarchin. Vergiss den schwachen Begriff Schattenkrieger. Er wird dir nicht gerecht, wenn du erst einmal verstanden hast, was meine Geschichte für dich zu bedeuten hat.< Darauf war ich ganz besonders gespannt. Ich gab mir Mühe sowohl gedanklich als auch gefühlsmäßig mit ihr mitzuhalten, aber nach allem, was ich bisher erfahren hatte, fiel es mir schwer unparteiisch zu bleiben. Einerseits teilte ich ihren Sinn für Rache, andererseits hatte ich gelernt in allem das Gute zu sehen und selbst in tragischen Situationen das Leben zu wählen.
>Dass du so denkst, überrascht mich nicht. Es ist gut, dass du kein kaltes Herz besitzt, wie ich es einst tat.< Diese Worte ließ ich mal sacken. >Was ich noch nicht erwähnt habe, ist, dass Eophoras Licht zu dem wurde, was ihr heute als Drittes Auge bezeichnet. Eine Art Abschiedsgeschenk für ihre Schwester Elaine und eine Erinnerung an mich, dass sie in ihr fortlebt. Und dass ich sie weiterhin beschützen soll. Erst dadurch gelangte das Dritte Auge in die sterbliche Welt. Über Jahrtausende hinweg hat es Lichtgeborene auserwählt, um dieses Erbe fortzuführen. Es ist einer der Schlüssel, um den Frieden zwischen der sterblichen Welt und der Zwischenwelt zu wahren. Was mich und die Schattenwelt betrifft… Das ist etwas komplizierter.<
Dank Onkel Akela und seiner durchaus aufregenden, dunklen Zeit als Schattenmagier war ich mit vielen seiner Geschichten sowie Lehren aufgewachsen. Immer mit der Betonung, dass die Schattenwelt kein Ort war, an dem man sich lange aufhalten durfte. Sonst neigte man dazu verrückt zu werden. Oder man verlor sich und wurde Teil der Schattengemeinschaft. Ich selbst hatte meine Erfahrung damit gemacht. Keine davon äußerst positiv. >Und trotzdem bist du jetzt hier. In dir sind die drei Gaben von uns vereint. Es hat Jahrtausende gedauert, um jemanden wie dich zu finden. Bislang ist es immer an meinem Geschenk, wenn man es so nennen möchte, gescheitert.< Das klang nach einer verdammt großen Bürde. >Ist es auch. Glaubst du etwa die Götter haben brav gewartet und dabei zugesehen, dass Lichtgeborene und Schattenwandler Familien gründen und ihre Kinder wiederum die Voraussetzung dafür bilden den letzten Schlüssel zu erhalten. Meinen Schlüssel?< Sie lachte, als hätte sie den besten Witz des Tages erzählt. >Dein Onkel hat gut daran getan und sich von den scheinheiligen Gottheiten abgewandt, nur um sie für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Er hätte ebenfalls großes Potenzial gehabt das Schwarze Herz zu tragen, aber da seine Seele an die des Mondes geknüpft ist… sehr unpassend.<
Schwer vorstellbar, dass mein Onkel nur deshalb kein guter Kandidat dafür war, denn mein umfangreiches Wissen hatte ich ausschließlich ihm zu verdanken. Skira schnaubte. >Ich respektiere deine hohe Meinung von ihm, aber niemand in deinem Umfeld hat dir richtig beigebracht, was du mit deiner einzigartigen Begabung erreichen kannst. Sie haben dir nur gezeigt, dass du dich vor den Schatten in Acht nehmen sollst. Sie flüstern dir verlockende Dinge zu. Wollen dich ins Verderben stürzen. Deine Seele verschlingen.< Während sie das sagte, tauchte ein Schreckensbild nach dem anderen auf. Schatten in den verschiedensten Gestalten und Formen. Verzerrte Fratzen. Lange Krallen. Deformierte Körper. Manchmal eine schwarze Masse, die alles Licht verschlang. Ein fürchterlicher Anblick und doch… stieß mich all das nicht ab. War das normal? Oder bloß Skiras Einfluss? Was war richtig, was falsch?
>Gut so. Du hinterfragst. Behalte das bei. Mach es besser wie ich. Nichts liegt mir ferner als die Gaben von Elaine und Eophora mit meiner Finsternis zu beschmutzen. Wenn es eines gibt, an das du unerschütterlich glauben kannst, dann, dass ich sie über den Tod hinaus liebe. Nur deswegen existiere ich noch. Ich werde dafür sorgen, dass unser Vermächtnis bestehen bleibt und wir nicht umsonst für unsere Ziele gestorben sind.<
Sie hatte Jahrtausende gewartet, gehofft und gelitten. Es musste sehr einsam für sie gewesen sein all das in sich zu tragen. Gleichzeitig beeindruckte es mich, wie sie sich ihr wahres Wesen bewahrt hatte. Sie war mit keiner Entität aus der Schattenwelt zu vergleichen. Eher fühlte es sich an, als würde ich mit einer völlig normalen Frau sprechen. Eine Frau, die sehr viel durchgemacht hatte und ihre Hoffnung nun in mich setzte. Keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Langsam überforderte mich das alles.

Imesha

Während ich das Gesagte zu verdauen versuchte, veränderte sich die Atmosphäre und Ryu erschien. Ohne Cael. Ich spürte einen scharfen Stich in der Brust. Unfähig einzuschreiten, als er in seiner glühend heißen Wut Rakurai packte, saß ich da und versuchte mich mit aller Macht gegen den Ansturm an Gefühlen zu wehren. Ich durfte nicht den Verstand verlieren. Nicht, wenn Ryu bereits einen Teil seiner Menschlichkeit abgelegt hatte und aussah, als stünde er kurz davor, alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellte. So sah ich ihn zum ersten Mal. Und ich verstand ihn. Cael und er… Ich verbot mir weitere Gedanken, stand auf und atmete erleichtert aus, als daraufhin Ileas Mutter erschien. Obwohl ich nicht viel mit ihr zu tun hatte, wusste ich, dass es klüger wäre, ihr umfangreiches Wissen zu nutzen. Sonst hätte ich sie nicht holen lassen.
Gerade ihre letzten Worte ließen den schwachen Glauben an ein Wunder wiederauferstehen. Verdammt. Hoffentlich erwies sich ihre Intuition nicht als falsch. Das würde alles nur noch schlimmer machen. >Ryu, wir kennen uns mit der Zwischenwelt und den Kräften der Mikos nicht aus. Wenn sie Ilea irgendwie unterstützen kann, dann sollte sie das tun. Wir sind da. Wir können jederzeit einschreiten, wenn etwas schiefgeht.< Ich legte ihm beruhigend eine Hand auf den Oberarm, zuckte bei der Hitze jedoch zurück. Gedankliche Notiz an mich: Bitte keinen äußerst wütenden Ryu anfassen.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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10.04.2023, 19:11

Ryu


Leise knurrte ich, zögerte einen Moment und dann legte ich. behutsam Ilea zurück auf die schwebende Liege. "Ich behalte dich im Blick", sagte ich eisig zu der Hohepriesterin. Knapp nickte sie, legte ihre Hände auf die Stirn und auf dem Brustkorb, dann begannen sie hell zu schimmern. Ich hatte ihre Worte über Cael gehört. Dennoch bestand die Wahrscheinlichkeit, dass er tot war und da ich ihn nicht aufspüren konnte, nicht mal einen Hauch von magischer Spur oder seiner Aura, war....in meinem Brustkorb begann es mehr zu brennen. Ich ballte meine Hände zu Fäuste bis die Ader dick hervortraten. Mein ganzer Körper war angespannt wie ein Bogen, während ich jede kleinste Bewegung der Hohepriesterin beobachtete. Plötzlich schnappte Ilea laut nach Luft und riss die Augen auf. Sie huschten benommen hin und hier bis sie an meinem Gesicht haften blieben: "R...Ryu?" Ihr Gesicht wirkte blass, Schatten malten sich unter ihre Augen und da war eine tiefe Verzweiflung in ihrem Blick. "Du bist wieder bei uns", bestätigte ich.

Ilea


Es dauerte einen Augenblick bis mein Geist sich an die wahre Realität gewöhnte und sich mit meinem Körper vereinte. Ich erhob mich langsam sitzend und strich lose Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Endlich war ich den Erinnerungen entkommen. Vor allem Nanashi. Ich fröstelte, als ich mich an seine Worte erinnerte. Als ich mich an das Bild meines Vaters erinnerte. Meine Atmung begann sich wieder zu beschleunigen und ich packte nach Ryus Arm. Seine Haut glühte wie bei einem hohen Fieber. "W...wo ist Cael? Ich...Nanashi....mein Vater....Ich muss....", meine Atmung wurde hektischer. "Tief einatmen, Ilea", Ryu berührte meine Schulter und plötzlich bekam ich wieder Luft in den Lungen. Das musste seine Magie sein. "Cael ist.....", ich sah wie er hart schluckte: "Verschollen." In mir wurde es noch kälter. Ich hatte das Gefühl er hatte was Anderes sagen wollen, etwas viel Schlimmeres. "Verschollen? Wie meinst du das?", flüsterte ich tonlos und mein Blick wanderte zu Ilea: "Was ist los? Wo ist er?" Nein. Das konnte nicht sein. Cael konnte nicht verschwunden sein. In einem Kampf verschwunden zu sein, bedeutete oft das Schlimmste. Mein Herz begann schneller zu schlagen und die innere Kälte ließ mich zittern, während die Verzweiflung tiefer sich in mir grub.


2 580

11.04.2023, 11:47

Cael

Skira nahm keine Rücksicht darauf. Ihr Drängen war deutlich spürbar. >Versteh mich nicht falsch. Ich gehöre weder zu den Guten noch zum absoluten Abschaum. Meine persönliche Leidensgeschichte dient nicht dazu, dass du Mitgefühl empfindest oder schlimmer noch… Mitleid mit mir hast. Ich lebe in der Schattenwelt. Ich bin klar bei Verstand. Zeit spielt keine Rolle mehr. Man gewöhnt sich an die Umstände, wenn man lebt wie ich. Es ist keine Lüge, dass ich all das aus Liebe auf mich genommen habe. Klingt schnulzig, ich weiß. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere hingegen… Habe ich schon erwähnt, wie rachsüchtig ich bin? Und dass ich einen Hang zur Dramatik habe? Ja? Dann solltest du das bloß nicht vergessen. Die höheren Mächte haben es jedenfalls nicht. Sie würden zu gerne wissen, wohin es mich verschlagen hat, deshalb ein ganz wichtiger Hinweis für dich.< Diesmal bildete ich mir den Atem an meinem Ohr nicht ein. Ihr Flüstern hallte laut in meinen Gedanken wieder. >Die Schattenwelt wird von keinem Gott beherrscht. Was hier passiert, dringt nicht hinaus. Das ist unser Spielplatz. Unser Reich. Unser Geheimversteck. Niemand wird dich finden. Keine Magie ist in der Lage deine Existenz bis hierhin zu verfolgen. Du bist… unsichtbar. Selbst für prophezeiende Kräfte.<
Das war beachtlich. Im Grunde genommen verschmolz man mit der Welt zu einem Schatten. Man könnte überall sein. >Korrekt. Ein kluges Köpfchen. Das wirst du des Öfteren benötigen.<
Vor mir erschien das Bild einer großgewachsenen Frau in enganliegender Kleidung, hinter der sich eine Armee aus Schatten materialisierte. Sie trug ihr langes, dunkles Haar zu einem geflochtenen Zopf. Obwohl ihr Gesicht undeutlich zu erkennen war, spürte ich die Mordlust in ihrem Blick. Ein großer Kampf stand bevor. >Das war der schicksalhafte Tag, an dem ich fiel. Ich schaffte es bis in die Unterwelt, forderte Eophoras Seele zurück, aber der Widerstand war zu gewaltig. Allein hätten sie sich mir nicht in den Weg gestellt, sie haben wie so oft mit unfairen Mitteln gekämpft.< Sie schnaubte verächtlich. >Die Kleinigkeiten erspare ich dir. Ich verlor zwar den Kampf, aber nicht den Krieg. Schlau wie ich bin, habe ich einen Teil von mir in der Schattenwelt aufbewahrt. Meinen eigenen Schatten. So wie du deinen Geist auf Reisen schicken kannst, ist dein Schatten ein Teil von dir, der fortbesteht, wenn du gewisse Maßnahmen triffst. Den Trick werde ich dir zeigen. Als zukünftiger Schattenmonarch wirst du ihn gut gebrauchen.<
Offenbar hatte ich hier kein Mitspracherecht. Das mit dem Schattenmonarchen war mir noch ein Rätsel und ich wusste nicht, ob ich überhaupt dafür gemacht war diese Rolle zu übernehmen. Ich hatte bereits genug zu tun. Zum Beispiel Valaris vor dem Untergang zu bewahren und meine Liebsten zu beschützen. >Jajaja, verstehe schon. Für dein sterbliches Leben ist das alles momentan zu viel, aber da musst du durch. Du willst fähig sein diejenigen zu beschützen, die dir wichtig sind? Du willst dein volles Potenzial ausschöpfen? Stärker werden? Den Kaiser stürzen und unschuldige Leben retten? Dann solltest du den Weg beschreiten, der nur für dich bestimmt ist und dich von mir führen lassen. Niemand anderes versteht den dunklen Teil von dir so gut wie ich. Den, den du verschlossen hältst. Den du nur mit größter Vorsicht nutzt, wenn sonst nichts Anderes funktioniert. Das gehst du vollkommen falsch an, Reavstone.<
Ich runzelte die Stirn, wollte widersprechen, aber Skira kam mir zuvor. >Spar dir die Worte. Du hast es hier mit jemandem zu tun, der Jahrtausende überlebt hat und noch bei klarem Verstand ist. Du tust gut daran mir aufmerksam zuzuhören und mein großzügiges Angebot zu akzeptieren.<
Angebot?
>Damit du die andere Seite deiner Gaben verstehen und anwenden kannst, wirst du dich mit mir verbünden müssen. Ich werde deine andere innere Stimme sein. Werde dich anleiten und dir verschiedene Wege aufzeigen, wie du die Schattenwelt und alles, was dort existiert, zu deinem eigenen Vorteil nutzen kannst. Ist das geschafft, werden sich unsere Wege wieder trennen. Dann kann ich mich endlich in den Ruhestand verabschieden. Ich habe lange genug gewartet und du bist der Einzige, der es so weit gebracht hat. Alle anderen vor dir… naja. Nicht alle haben den Tod gefunden, auch wenn es das geringere Übel gewesen wäre.<
Das klang alles andere als beruhigend. Hatte ich unwissentlich mein Leben lang in Gefahr gelebt? Wegen einer uralten Fehde zwischen Göttern und den drei Frauen? Ich fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar, seufzte schwer. So viele Probleme… >Du nennst das viel?< Sie lachte. Dunkler Humor, notiert. >Oh, mein lieber Reavstone. Du hast absolut keine Ahnung, was dich in Zukunft erwartet. Deswegen nochmal zur Betonung… Akzeptiere dein Schicksal, geh einen Bund mit mir ein und ich werde dir alle nötigen Werkzeuge in die Hand legen, damit du dir in Zukunft das Haus bauen kannst, das du dir für deine Liebste wünscht.<
Meine Zukunft mit Ilea. Ja… genau das wünschte ich mir. Ein Zuhause für uns beide. Verheiratet. Mit unserer eigenen Familie. Ich sah auf meine Hände hinab, Hände, die heute getötet hatten. Noch vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen. Insbesondere wegen meines stark ausgeprägten Gewissens. Jedes Leben war wertvoll. Gewalt sollte nie die Lösung sein, doch in dieser Welt hatte ich täglich erlebt, was Güte brachte.
Nichts.
Ich musste nur an meine Mitkämpfer denken. An ihre verdrehten Körper, dem vielen Blut und der Leere in ihren Augen. Sie waren tot. Sie würden nie wieder die Möglichkeit erhalten ihre Liebsten in den Arm zu nehmen. Zu lachen oder vor Freude zu weinen. Worte des Friedens hätten sie nicht retten können. Nicht einmal ihre eigenen Waffen. Ich selbst war daran gescheitert sie alle zu beschützen. Ich war davon ausgegangen, dass ich stark genug dafür war. Stark genug dem Übel zu trotzen, ohne mich selbst zu verlieren. Ich wollte weiterhin ein guter, gerechter Mann sein. Jemand, der im Einklang mit seiner Moral und seinen Handlungen war. Offenbar war ich an meine Grenzen gestoßen. Ob es mir gefiel oder nicht.
Langsam hob ich den Blick. Trotz der mich umgebenden Dunkelheit meinte ich einen Schatten zu sehen, der sich vom Hintergrund unterschied. Die vage Gestalt einer Person. Was würde mich all das hier kosten? Wer würde ich sein?
>Das ist und bleibt deine Verantwortung. Wer du bist und wer du sein wirst, liegt an dir. Nicht an mir. Je fester du an deine Person glaubst, an das, was dich ausmacht, wird dich niemand manipulieren können. Selbstzweifel sind dein Untergang. Fang nicht damit an. Du musst stark in deiner Vernunft und in deinem Herzen sein. Das ist der erste wichtige Schritt, um ein wahrhaftiger Schattenmonarch zu werden. Vergleich es mit deiner Liebe für die Lichtbringerin. Sie ist unerschütterlich. Beständig. Genau diese Stärke brauchst du für die Dunkelheit in dir.< Die Gestalt schwebte näher, sie war fast so groß wie ich. >Das Schwarze Herz ist mein ungebrochener Wille. Es ist das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit und Hingabe. Jetzt trägst du es. Damit kannst du die letzte Tür in dir öffnen, Reavstone. Du bist bereit.<

Imesha

Während die Hohepriesterin sich um Ilea kümmerte, bemühte ich mich ruhig zu bleiben. Ich sah niemanden an, zog mich innerlich zurück und kratzte jedes bisschen Selbstbeherrschung zusammen, das seit dem Kampf übrig war. Solche Situationen erforderten einen kühlen Kopf. Egal, wie sehr die Gefühle in einem tobten. Egal, wie sehr ich davonlaufen wollte. Dabei musste ich an Rukos Lehren denken. An das, was er mir früh beigebracht hatte, um als Jägerin zu überleben. Diese Erfahrungen rief ich zurück und kam etwas zur Ruhe. Zur selben Zeit erwachte Ilea aus ihrer erzwungenen Trance. Ihr ging es den Umständen entsprechend gut. Sie wusste, wer wir waren und rückte sogleich mit der Frage heraus, die uns alle beschäftigte. Ryu fiel es schwer überhaupt auszusprechen, dass er verschollen war. Verschollen war ein besseres Wort als tot.
Ich konnte sehen, wie es in meiner Freundin zu arbeiten begann und ihre Pupillen sich vor Panik erweiterten. Ehe sie komplett den Verstand verlor, nahm ich ihre kalten Hände in meine und drückte sie fest. >Wir wissen nicht, wo er ist. Deine Mutter meint, er wäre irgendwo in der Zwischenwelt. Bevor wir vom Schlimmsten ausgehen, möchte ich, dass wir alles probieren, um ihn zu finden.< In meiner Brust pochte es vor Verzweiflung sehr stark, doch nach außen hin blieb meine Stimme völlig ruhig. Ich ließ Ilea keine Sekunde aus den Augen. >Zwischen euch besteht ein einzigartiger Bund. Ihr seid mit der Zwischenwelt vertraut und habt doch diesen einen gemeinsamen Ort, der euch beiden gehört. Vielleicht ist er dort.< In meinem Kopf arbeitete es mit Hochdruck. >Oder sein Gefährte Ivoli. Vielleicht kann dein Gefährte oder Roselyn ihn aufspüren. Wo Ivoli ist, muss Cael nicht weit sein. Oder? Ich kenne mich mit dem Ganzen nicht aus, aber Schritt für Schritt sammeln wir so viele Hinweise wie möglich.< Nach einem tiefen Atemzug sprach ich weiter. >Er wird zurückkommen. Und dann kümmern wir uns um deinen Vater und diesen Nanashi. Einverstanden?<
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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