Zen
>Wir können gleich zu Sakrazhue gehen. Solche Angelegenheiten verschiebt man besser nicht auf einen späteren Zeitpunkt, sonst kann das eventuell unerwünschte Folgen haben.< beantwortete Vater Willows Frage. Mir wäre es auch lieber, wenn wir direkt handelten. Um uns einen besseren Überblick zu verschaffen. Wenn wir dann noch alle anderen mit einbezogen, würden wir sicherlich eine gute Lösung finden. Oder zumindest mehrere Pläne.
Mein Vater sah zu mir. >Kannst du solange eine offizielle Mitteilung für das Treffen aufsetzen? Dann wäre das auch schnell erledigt.<
Obwohl ich selbst gerne zum Baum gegangen wäre, musste ich meinen Beitrag leisten und in diesen Dingen arbeitete ich zuverlässig und ordentlich. Ich nickte bestätigend und sah weiter zu Willow. >Ist das für dich in Ordnung?< Nicht, dass es sie störte, wenn sie mit meinem Vater allein war.
Kersia
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass keine Menschenseele in der Nähe war, schlüpfte ich aus meinem Versteck und blieb hinter hüfthohen Büschen verborgen, bis ich mir meines Weges sicher war. Die Hütte, in der sich Mitglieder der Goldenen Maske getroffen hatten, lag etwas abseits des Dorfes, aber nah genug, um Zugehörigkeit zu zeigen. Ich rechnete damit, dass das Versteck zerstört worden war oder dass man es anderweitig nutzte, aber als ich vor der Tür stand, durchs Seitenfenster einen Blick ins Innere warf und niemanden entdeckte, trat ich ein. Es war nicht unüblich, dass Häuser unverschlossen blieben. In Zeiten des Friedens ging man von friedlichen Absichten aus. Die perfekte Deckung.
Ich rechnete mit einem faulig stechenden Geruch, nur fehlte die blutige Überraschung auf dem Speisetisch. Nichts deutete darauf hin, dass Geia und ich zwei Männerköpfe wie Dekoration abgestellt hatten. Selbst das Blut fehlte. Jemand hatte hier für Sauberkeit und Ordnung gesorgt. Interessant.
Mit dem Finger strich ich über die tieferen Kerben im Tisch und fand weder Staub noch getrocknetes Blut. Außerordentlich gründlich. Ich sah mich weiter um, öffnete Schränke, verschob Möbel, tastete Wände ab. Genau das gleiche Vorgehen wie beim letzten Mal und mit demselben Ergebnis. Ich fand nichts. Mit nichts gab ich mich jedoch nicht zufrieden. Entweder die Goldene Maske selbst hatte hier aufgeräumt oder jemand anderes hatte sich dieser Aufgabe angenommen.
Nachdenklich blieb ich vor einem ovalförmigen Spiegel im Baderaum stehen. Es war ungewohnt mich mit blonden, hochgesteckten Locken zu sehen. Dadurch wirkte das Blau meiner Augen irgendwie intensiver und auch mein Gesicht fiel etwas rundlicher aus. Ich beugte mich vor, betrachtete mich genauer und hielt blinzelnd inne. Das… da war tatsächlich ein Hinweis. Direkt vor meiner Nase. Ich packte den Spiegel, hängte ihn ab und marschierte damit zurück zum Speisetisch, um ihn mit der Rückseite darauf abzulegen. Eine glatte, tiefblaue Fläche. Unscheinbar. Völlig normal. Unwissende würden nie auf die Idee kommen, dass atlantischer Schatz an ihrer Hauswand hing. Wie mir und Geia dieses Detail entgehen konnte, frustrierte mich. Gleichzeitig war ich froh nochmal hergekommen zu sein.