Kieran:

Ich hörte ihr zu, ohne zu unterbrechen und nickte verständnisvoll. Meine Karriere wäre genauso den Bach runtergegangen, wenn ich nicht eine Zwangspause eingelegt hätte.
"Das tut mir leid." - sagte ich ernst und sah dann auf das Etikett meiner Wasserflasche. "Ich weiß noch genau, wie viel dir das Schwimmen bedeutet hatte." - fügte ich hinzu und lächelte sie mitfühlend an. "Als Sportler kann ich es sehr gut nachvollziehen, wenn man etwas nicht machen darf, was einem sehr viel bedeutet und das man am besten kann." - sagte ich noch. "Aber ich bin froh, dass du etwas gefunden hast, was dir fast genauso viel bedeutet."

Kieran:

"Vielleicht." - zuckte ich nur mit den Schultern. Ich selbst glaubte nicht an Schicksal oder Vorhersehung. Ein Mensch konnte selbst sein Leben gestalten und manche Rückschläge durften einen einfach nicht aus der Bahn werfen. Nachdem Drogenentzug und der Knieoperation hatte ich auch gedacht, dass ich nie wieder auch nur einen Fuss auf das Feld setzen würde, aber nach einer Pause von einem Jahr und einer ausgiebigen Reha, durfte ich dann doch zum Probetraining der Panthers. Natürlich hatte der große Namen meines Vaters und einige Spenden an den Verein seinerseits auch eine nicht unwesentliche Rolle gespielt und so machte der Trainer eine Ausnahme und nachdem ich mich so gut geschlagen hatte, wurde ihn ins Team aufgenommen. Zuerst saß ich nur auf der Bank, doch dann wurde ich in einem Spiel eingesetzt und schon ging es los mit mir und dem Spiel. Da wurde mir bewusst, dass ich ohne den Sport nicht leben konnte.
Als sie aufstand, erhob ich mich ebenfalls.
"Immer wieder gerne."

Kieran:

Mein Lächeln wurde breiter.
"Ein Klacks." - sagte nur und nahm meine Krücken. "Wir sehen uns dann morgen." - sagte ich dann.

Kieran:

Ich nickte nur und ging vor zur Tür, um diese für sie zu öffnen.
"War nett mit dir." - sagte ich dann und meinte es auch so. Den alten Groll sollte man nicht mit sich tragen, dass vergiftete nur das Miteinander. Und obwohl ich nachtragend war, so hatte Vanessa mir persönlich nichts getan, wofür ich ihr mein Leben lang böse sein könnte. "Fahr vorsichtig." - sagte ich nur und als sie neben mir stand, beugte ich mich zu ihr und drückte sie mit einem Arm an mich, während ich mit dem anderen meine Krücken festhielt.

Kieran:

Mit einem Lächeln erwiderte ich ihre letzten Worte.
"Bis dann." - sagte ich und schloss hinter ihr die Tür.
Was für ein Tag? Ich fuhr mit der Hand durch mein Haar und schnappte mir meine Krücke.
Vanessa hatte sich nicht viel verändert und doch war sie reifer geworden. Ihre Arroganz hatte sie wohl abgelegt, genauso wie ihre Pläne, was das Schwimmen anging. Ich empfand es als schade, aber das auch nicht ihre eigene Entscheidung gewesen.
Ich räumte gerade die Küche auf, als ich mein Handy hörte. Ich sah auf das Display und lächelte.
"Hey, Babe." - sagte ich in den Hörer.

Kieran:

Es war Rabah, die sich nach mir erkundigen wollte. Sie klang besorgt und ich nahm es ihr ab. In unserer Beziehung gab es keine Lügen.
"Es geht schon besser. Ich denke mal, dass ich in einigen Monaten schon zum Training kann." - verkündete ich ihr.
"Lass dir Zeit, sonst kann es passieren, dass du für längere Zeit ausfällst."- ermahnte sie mich und ich lächelte in den Hörer.
"Ich weiß, Babe." - konnte ich nur dazu sagen. "Und wie geht es dir so?"
"Gut, das Fotoshooting ist schon fast durch und dann habe ich einpaar Tage Zeit." - ich hörte, dass sie ebenfalls lächelte.
"Ich freue mich auf dich." - ich lehnte mich an die Theke in der Küche und betrachtete das Bild von uns beiden am Kühlschrank. "Allerdings muss ich auch dann meine Termine mit der Physiotherapeutin wahrnehmen."
"Ich weiß." - beeilte sie zu sagen. "Ich habe auch einige Termine, wenn ich in der Stadt bin."
"Das trifft sich gut." - meinte ich dann.
"Ich vermisse dich." - sagte sie und ich hatte sie vor meinen Augen, wie sie ihre Lippen zu einem Schmollmund verzog.
"Ich bin doch auch, aber bald haben wir ja ein paar Tage für uns." - entgegnete ich.
"Ja und wenn ich da bin, müssen wir reden." - sagte sie und der Ton in ihrer Stimme ließ mich aufhorchen. "Es ist nichts schlimmes, aber wichtig." - sofot wusste sie, wie ich fühlte.
"Okay." - sagte ich nur. "Ich möchte gleich auch in Bett."
Wir verabschiedeten uns und ich machte mich bettfertig.

Sei doch nicht so neugierig. Du wirst es schon erfahren


Kieran:

Ich lag wach in meinem Bett und starte in die dunkle Decke. Rabah hatte mich neugieg gemacht und fragte mich, was sie mit mir so wichtiges zu besprechen hatte. Unsere Beziehung lief gut und für mich gab es da nicht zu besprechen. Aber allzu große Sorgen machte ich mir nicht. Wenn sie mit mir Schluss machen wollte, so hätte sie es schon längst erledigt.
Nicht nur meine Freundin spuckte in meinem Kopf, sondern auch Vanessa, aber nichts die jetzige, sondern ihr jüngeres Ich aus der Vergangenheit. Auf dem Internat hatten wir uns viele Dinge an den Kopf geworfen und waren viele Sachen gemacht worden, die unsere Beziehung nicht unbedingt einfacher machten. Ich belächelte mich selbst. Damals hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ihr ihre Überheblichkeit auszutreiben und hatte Pläne geschmiedet. Jetzt lachte ich nur darüber. Ich war jung und ein richtiger Egomane. Das letztere war ich sicherlich jetzt auch noch etwas, aber mein jüngeres Ich war einfach ein Idiot. Nun ja, man macht dumme Sachen und lacht später darüber. Wie ich jetzt.
Ich schloss meine Augen und schlief ein.

Jap
Aber ich gehe jetzt schlafen


Kieran:

Am nächsten Morgen wachte ich vor 08:00 Uhr und da ich nicht mehr einschlafen konnte, stieg ich aus dem Bett und zog mich an. Vanessa würde erst gegen 10 Uhr bei mir sein, also konnte ich noch in Ruhe frühstücken und eventuell schon mit den Übungen anfangen, die sie mir gezeigt hatte.
Nachdem ich die leere Müslischüssel und die Tasse in die Spülmaschine gestellt hatte, ging ich runter in den Fittnessraum und stellte die Krücken bei Seite. Ich setzte mich auf die Matte und lockerte erstmal die Muskeln. Das funktionierte schon ganz gut. Ich machte Fortschritte und das innerhalb weniger Tage, das ließ mich hoffen, dass ich die letzte Saison schon mitspielen konnte.
Aber anscheinen konnte ich die Bewegungen alleine nicht perfekt ausführen und so spürte ich einen stechenden Schmerz im Oberschenkel. Ich biss die Zähne zusammen und griff nach dem Bein. Ein Fluch fiel mir von den Lippen.

Hey


Kieran:

Ich bemerkte Vaness erst, als sie vor mir erschien und mich besorgt musterte.
"Verdammt." - schimpfte ich und holte tief Luft. Langsam wurde der Schmerz erträglich, doch ich empfand ihn immer noch als stark. "Ich habe die Übungen gemacht, die du mir gezeigt hattest und die ich auch selbst machen konnte und jetzt tut mir das Bein weh." - sagte ich zu ihr und sah sie an, hoffte auf eine Antwort und hatte Angst, dass dieser Vorfall mich bei meiner Heilung zurückwarf. Ich wollte wieder Football spielen.

Wie geht es dir?


Kieran:

"Ich habe die Aufwärmübungen gemacht." - versicherte ich ihr und ließ mich auf den Rücken fallen, während die Schmerzen durch ihre Massage langsam verklangen. Ich legte eine Hand über die Augen und zog immer dann, wenn sie die schmerzhafteste Stelle mit ihren Fingern berührte, scharf die Luft an. "Es kann sein, dass ich gestern das Bein zu sehr belastet hatte. Aber jetzt geht es besser." - sagte ich dann und merkte, dass mein Atem wieder ruhiger wurde.