Devante
Ich bekam Yelvas Worte gar nicht mehr mit. Alles, was ich wahrnahm, war das sich spannende Band der Seelenbruderschaft. So fest ich konnte, klammerte ich mich daran fest, zog daran, als würde mein eigenes Leben davon abhängen. Tat es zum Teil auch. Sollte Daragh sterben, wäre ich nie wieder derselbe.
Mein Herz klopfte unruhig, kämpfte für uns beide, bis sich die Spannung plötzlich auflöste und ich befreit nach Luft schnappte. Würde Yelva mich nicht festhalten, wäre ich zu Boden gegangen. Mein Körper fühlte sich unendlich kraftlos, ich atmete zittrig ein und spürte Tränen der Erleichterung in meinen Augen brennen. Verdammt. Mein Bruder wäre fast gestorben. Ich hätte ihn beinahe verloren. Diese Tatsache schnürte mir die Kehle zu, aber ich war dennoch froh, dass er es geschafft hatte. Wenn er wieder da war, wollte ich eine gute Erklärung hören. Andernfalls müsste ich ihn für die seelischen Qualen eigenhändig erwürgen.
Idoya
Erst als Daragh schluckte und ich nichts mehr im Mund hatte, ließ ich von ihm ab und hielt ihn weiterhin fest. Er sah nicht gesund aus, ganz und gar nicht. Eher wirkte es so, als stünde er kurz vorm Tod. Bilder meines letzten Lebens flackerten vor meinem geistigen Auge. Ich sah Yunan in meinen Armen, sah ihn sterben und spürte einen Schmerz, der mit nichts zu vergleichen war. Würde ich nun dasselbe durchleben müssen?
Tränen verschleierten meine Sicht, als ich Daragh an mich drückte und leise aufschluchzte. Ich hörte ihn meinen Kosenamen flüstern.
Er hat es geschafft, er wird nicht sterben. Die Pflanzen haben rechtzeitig gewirkt, jetzt braucht er bloß etwas Schlaf.
Hätte der Wasserfall das nicht gesagt, hätte ich Daragh bereits für tot erklärt, weil ich von meinen verzweifelten Gefühlen durcheinander war. Ich ließ mich vom Wasser an die Oberfläche ziehen, zog Daragh mit aller Kraft aus dem kleinen See und legte ihn ins weiche Gras. Seine Kleidung war durchnässt. Er würde sich eine Erkältung holen, also handelte ich schnell und griff in seinen Beutel hinein, um trockene Kleidung herauszusuchen. Es war nicht einfach, ihm die nassen Klamotten auszuziehen, aber schließlich bekam ich es hin. Anschließend legte ich den Beutel unter seinen Kopf, das jetzt als Kissen diente und deckte ihn mit seinem Mantel zu.
Mein Herz hatte sich mittlerweile beruhigt, aber die Angst um Daraghs Leben saß mir fest im Nacken. Zittrig setzte ich mich hin, zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. Das Gesicht vergrub ich zwischen meinen Oberschenkeln. Wieder kämpfte ich mit den Tränen - einige hinterließen einen salzigen Geschmack auf meiner Zunge.