Daragh
Wir liefen durch etliche Gänge, die kein Ende zu haben schien und überall funkelten die hellen Edelsteine. Dennoch war es ziemlich dunkel, um nur schwach die Umrisse zu erkennen. Aufeinmal standen wir in der Sackgasse, doch ich vertraute ganz Idoyas Sinnen. Hier in Liones bedarf es oft an einem zweiten oder gar dritten Blick, um zu erkennen, dass sich mehr verbarg als gedacht. Auch hier legte Idoya ihre Hand auf die Wand und gebannt beobachtete ich sie.
Yelva
Liebes Tagebuch,
ich habe endlich heute meine überaus wichtige Aufgabe vollbracht! Die besonderen Blumen in der Nordhöhle habe ich in den Namen Sterngold getauft. Die Blüten gleichen einem Stern und ihre Farbe ähnelt dem Gold. Sie sind erfüllt von Licht meiner Kraft und sollte ein ungebetener Gast das Ufer betreten, so werden sie leuchtfunkelnde Blütenstaub ausstoßen, die wie Glühwürmchen aussehen. Sie locken unsere Torwächtern, die majestätische Löwen, an und sie verteidigen unser Reich. Zum Glück ist bislang nie eine kritische Situation vorgekommen und ich bin in guter Hoffnung, dass der Frieden zwischen den verschiedene Reichen bestehen bleibt. Denn warum sollte denn Zwiespalt entstehen? Mein Vater bemüht sich sehr für ein friedliches Miteinander mit den anderen Reiche und heißt Besuchern aus der Außenwelt willkommen. Es ist wichtig auch Kontakt zur Außenwelt zu halten, sagt Vater, damit sie keine Angst vor uns bekommen, weil wir ihnen sonst fremd erscheinen. Und Angst kann die törichtste Gedanken auslösen. Es ist wohl nicht einfach ein König zu sein und nicht nur an sein Volk zu denken, sondern auch die Welt da draußen. Wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich jedoch nicht vor diese Aufgaben scheuen. Denn ich liebe genauso sehr unser Volk, wie es Vater tut. Und ich liebe Liones mit all sein Licht und Schatten. Ich würde immer wieder zurück nach Liones kehren, egal wie groß meine Neugier auf die Außenwelt ist. Denn hier schlägt mein Herz und ich bin mit den Land eins. Es ist mein Zuhause.
In Liebe,
Elaine
Liebes Tagebuch,
seit gestern Abend soll der neue Stallbursche angekommen sein. Ich brenne vor Neugier, doch wie es sich einer Prinzessin geziemt, zügle ich meine unbändige Neugier und werde noch einen Tag warten. Er sollte sich erst an die neue Umgebung gewöhnen können, sicherlich wurde er bereits von den Bewohnern mit Fragen bestürmt und da sollte ich ihn nicht überfordern. Bestimmt ist es für ihn alles sehr aufregend. Von Maja habe ich gehört, er sei ein stattlicher, junger Mann. So ungefähr alt wie mein ältester Bruder Valkyon. Ich kann es kaum abwarten bis es endlich morgen wird! Doch jetzt muss ich mich um meinem wundervollen Rosengarten kümmern. Der Rosenstrauch Schneeweiß scheint kränklich zu sein und braucht jetzt eine fürsorgliche Pflege. Ich hoffe, dass ich mit meinem Licht seine Lebenskraft stärken kann und die Krankheit verschwinden wird. Es würde sonst mein Herz brechen, wenn Schneeweiß verkümmern würde. Sie gehört zu meine ältesten Zuchtsträucher und teilt schon so viele Geschichten mit mir. Ich erinnere mich zu gut an ihre erste Blüte vor 8 Jahren, als ich anfing einen Rosengarten zu erschaffen. Die Blüte war so weiß wie Schnee gewesen, daher habe ich diesen edlen Strauch den Namen Schneeweiß gegeben und sie hat mir wunderschöne Nachkommen gebracht. Und ihr zarter Duft, so lieblich, das einem warm um das Herz wird. Ich werde jetzt aufhören zu schreiben und mich um meinem geliebten Rosengarten kümmern.
In Liebe,
Elaine
Liebes Tagebuch,
etwas Überwältigendes und doch so Verwirrendes ist geschehen. Mir pocht das Herz bis zum Halse. Ich traue mich beinahe nicht die Gedanken zu niederschrieben, aus Angst diese seltsame und doch so berauschende Gefühle seien nur ein schöner Traum gewesen. Meine Wangen sind ganz rot und heiß geworden, als sei ich in einem Fieberwahn gefallen und das nur von einem Blick, der nicht kälter als Schnee hätte sein können. Und der leicht grimmige Zug um seine Lippen hatte mich mehr entzücken können als das schönste Lachen auf der Welt. Es klingt verwirrend, ich weiß! Etwas ist mit mir geschehen, als ich ihn zum ersten Mal in den Stall gesehen habe. Dabei hatte er kaum was gesagt, höchstens nur: "Du bist also die Prinzessin." Nicht mehr. Nicht weniger. Nicht überaus freundlich, aber auch nicht abschreckend unfreundlich. Es klang wie eine schlichte Feststellung, als würde man was über das Wetter aussagen. Dabei streifte mich sein kalter Blick und in diesem Moment fing mein Herz an laut zu pochen. Ich glaubte schon er würde es hören können, doch er drehte sich einfach um und kümmerte sich um den Hengst meines Bruders Nevio. Und weiß du was liebes Tagebuch? Ich war nicht zu einem einzigen Wort fähig! Es war als hätte ich vergessen, wie man spricht. Ich habe mich umgedreht und bin einfach weggegangen. Was mir sehr schleierhaft gewesen war, denn eigentlich wollte ich den Stallburschen aus der Außenwelt kennenlernen. Als ich zurückkehrte, schien er schon weg zu sein und ich war so enttäuscht über mich gewesen, wie noch nie. Ich hoffe morgen habe ich mehr Glück und würde nicht erstarren wie eine Statue. Kaum denke ich an ihn, schon fängt mein Herz wieder an wild zu klopfen. Ist das etwa Liebe? Doch wie kann ich mich in einem völlig fremden Mann verlieben, dessen Name ich nicht kenne? Und doch will er mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Er ist....so anders als die anderen Männer. So....verboten und geheimnisvoll. Ach herrje, meine Fantasie dreht mir durch und Nala tadelt mich bereits. Ich mache jetzt Schluss und hoffe mein Innenleben wird sich dann beruhigen.
In Liebe,
Elaine