Devante
Ein Außenstehender würde glauben, dass das hier ein Schauspiel sei, aber das war es nicht. Hier spielte sich gerade eine unvorstellbare Szene ab, die mich sprachlos zurückließ, weil ich von zahllosen Emotionen durchflutet wurde. Es waren Vindars Gefühle. Gefühle, von denen er geglaubt hatte, sie nie besessen zu haben und die nun ich trug. Besonders die Sehnsucht machte mich verrückt, aber auch die Nähe, die Yelva zu meinem alten Ich aufbaute. Auch wenn mir bewusst war, dass das hier Elaine war, so steckte sie nach wie vor im Körper meiner weißen Fee. Was für seltsame Gedanken ich doch hegte...
Nun knieten sie voreinander und ich konnte alles sehr viel intensiver spüren. Es überlastete mich fast, doch ich hielt dem allen stand, weil das Wichtigste nicht geklärt worden war.
Vindars Schatten zogen sich weiter zurück, seine Haltung entspannte sich ein klein wenig und ich konnte sogar ein verstecktes Lächeln im linken Mundwinkel sehen. Ich kann nicht fassen, dass du tatsächlich diese Briefe für mich geschrieben hast. Das war töricht, dumm und naiv. Ich verstehe immer noch nicht, wie du mich lieben kannst, aber du tust es und ich bin dir dafür sehr...dankbar. Wenn du es wünscht, breche ich meinen dunklen Eid und spreche all die Wahrheiten aus, die im Verborgenen lagen. Wenn du mir versprichst, dass ich dich wiedersehe, werde ich dieses Mal für und nicht gegen Liones kämpfen. Du musst es nur sagen, Prinzessin.
Idoya
Zuerst fühlte ich mich bereit dazu, Daragh endgültig in die Flucht zu schlagen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mehr Energie einsetzen würde. Sie war durchdringender, sehr viel verlockender und schlängelte sich durch das Meer in meine Richtung. Ich wusste nicht, wie ich diesen Fluss stoppen sollte, bis sich plötzlich eine innere Stimme regte, die ich als Letztes erwartet hatte.
Das Meer kann nicht nur von sich stoßen, sondern auch ganze Gebiete unter sich begraben und verschlingen. Wenn dein Feind kein Stein zum Schleifen ist, halt ihn fest und lass ihn sich in der Tiefe der See verlieren.
Und da traf es mich wie ein Blitz. Ich wäre nie von selbst auf diese Idee gekommen, aber Caira hatte recht. Es waren die Eigenschaften des Meeres, die ich mir zunutze machen musste. Darum änderte ich meine Strategie und ließ die Wassermassen über die fremde Energie einbrechen, um sie in die Verwirrung zu treiben. Ein Strom hier, der andere Strom dort. Überall nur Wasser, nur das Blau des Meeres und eine unendliche Tiefe. Aus der Mauer des Wassers war ein blaues Labyrinth entstanden.