Devante

Während wir auf dem Weg zum Lager waren, spürte ich, dass Yelva erneut etwas durchlebte, das ihr nicht gefiel. Ihr Gesichtsausdruck wirkte verkrampft, fast schon ängstlich und ich ahnte, dass sie gerade schlecht träumte. Verdammt, nicht einmal ruhig schlafen konnte sie. Dann würde ich wohl Daragh um Hilfe bitten. Seine Gabe kam ihr gerade recht.
Der Feueradler landete in der Nähe des Lagers, darum brauchte ich nicht lange, um zu den Männern zu gelangen. > Ihr habt Waffen gefunden. Sehr gut.< stellte ich überrascht und erfreut zugleich fest. Dann sah ich zu meinem Bruder. > Kannst du sie in den Tiefschlaf versetzen? Sie braucht dringend Ruhe, aber die schlechten Träume hindern sie daran.<

Idoya

Da Stjarna und ich gleich baden wollten, überflogen wir das Lager und ich sah noch, wie Devante mit Yelva zu den beiden Männern ging. Mehrere Waffen blitzten im Licht. Daragh und Alvar mussten demnach welche gefunden haben und ich hoffte, dass darunter eine war, mit der ich umgehen konnte. Eine, die ich schnell erlernen konnte.
Der Feueradler landete am Ufer des Baches und wir stiegen ab, um uns sogleich auszuziehen und ins lauwarme Wasser zu steigen. Es war die reinste Wohltat. Mir entkam ein entzücktes Seufzen und das trotz meiner noch schmerzenden Glieder.

Devante

Kurz huschte mein Blick zu den Waffen, dann zurück zu Yelva, die sich endlich entspannte. Selbst meine Muskulatur ließ locker, so als hätte ich unter Spannung gestanden. Zufrieden legte ich sie auf unserer Decke ab, deckte sie mit meinem Mantel zu und runzelte nachdenklich die Stirn. > Soweit ich weiß, wollte sie mit Stjarna baden gehen. Wir haben sehr viel trainiert und bei dem guten Wetter kamen wir alle sehr ins Schwitzen.<
Ich schaute zu Alvar. > Deine Schwester ist ein echtes Naturtalent. Sie hat es mir wirklich schwer gemacht.<
> Das stimmt. Der Kampf liegt ihr im Blut.< grinste dieser als Antwort.

Idoya

Je länger ich im Wasser stand, mir den Stress vom Körper wusch und mich dabei von den Sonnenstrahlen liebkosen ließ, desto ruhiger wurde ich im Inneren. Vorhin hatte mich die Panik ergriffen, als Yelva vom Tod ihrer Eltern berichtet hatte, aber solange wir keinen Beweis dafür hatten, durften wir uns nicht zu sehr davon beirren lassen. Das alles könnte in der Tat eine Falle unseres Feinds sein.
> Wenn du dich schnell trocknen willst, kann ich dir behilflich sein. Mit meiner Fähigkeit ist das schnell erledigt.< meinte Stjarna ein Weilchen später, als sie nach ihrer Kleidung griff.
Da ich neugierig war, nickte ich dankend und schnappte überrascht nach Luft, als mich kurz darauf ein warmer Wind traf, der mich von oben bis unten trocknete. Ich sah verblüfft an mir hinab. > Das... das ging echt schnell.< Selbst meine Haare waren trocken.

Federleee

Devante

Ich setzte mich ans Feuer, das noch relativ klein gehalten wurde und erzählte Daragh und Alvar, was Yelva uns nach ihrem Ausbruch gesagt hatte. Die Sache mit ihren ermordeten Eltern. > Ich weiß nicht, ob wir darauf vertrauen können, was der Splitter ihr gezeigt hat, aber wenn wir etwas mit Gewissheit sagen können, dann, dass unser Feind alles tun würde, um uns zu schwächen.< Darum hoffte ich, dass sie ihre Eltern nicht wirklich getötet hatten, sondern sie vielleicht irgendwann als Druckmittel benutzen wollten. Und Niall? Dem Kleinen durfte bloß nichts geschehen sein.

Idoya

Nachdem wir uns angezogen hatten, fiel mir wieder die Sache mit der Kleidung ein. > Ist es eigentlich gemütlich in Hose und Hemd herumzulaufen? Beim Kämpfen ist mir aufgefallen, wie unpraktisch ein Kleid ist. Ich überlege, ob ich mir irgendwoher eine Hose und ein Hemd besorgen soll.<
Stjarna grinste. > Glaub mir. Die Männer wissen, was gut ist. Hose und Hemd ist in vielerlei Hinsicht sehr angenehm. Man bedeckt das Wichtigste und kann jederzeit handeln, ohne darauf achten zu müssen, irgendwo hängen zu bleiben.< Wir ließen die Ruinen hinter uns. > Ich schenk dir eine Hose von mir. Ich hab genug Kleidung dabei.<

Ganz gut und dir?

Devante

Das konnte natürlich sein. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand solche Methoden nutzte, um Unsicherheit zu säen. Fragte sich nur, was ihr nächster Schritt sein würde. Nachdenklich starrte ich in die tanzenden Flammen, als Idoya und Stjarna auftauchten. Sie sahen frisch aus und wirkten sehr zufrieden.

Idoya

Eigentlich wollte ich das Geschenk nicht annehmen, aber Stjarna nötigte mich regelrecht dazu, das Angebot anzunehmen. > Wenn ein Kampf ausbricht, musst du bereit sein. Und das geht nicht in diesem Kleid.< hatte sie ernst gesagt.
Jetzt ging sie zu ihrem großen Beutel, wühlte darin herum, während ich mich neben Daragh setzte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. Ein Lächeln zierte meine Lippen. > Ich war heute fleißig.<

Schaust du was nebenbei an?

Devante

Meine weiße Fee regte sich unter dem Mantel. Ich schaute zu ihr rüber, sah, dass sie sich in den Stoff gekuschelt hatte und musste darüber leicht lächeln. In ihre Augen zu blicken, mir wurde das Herz warm. Unwillkürlich streckte ich meine Hand nach ihr und berührte mit den Fingern ihre Stirn, in der sich eine blonde Strähne verloren hatte. > Hast du gut geschlafen? Geht es dir besser?<

Idoya

> Wo habt ihr sie gefunden?< fragte ich ihn neugierig und besah mir die Waffen, die bereits poliert auf einem Haufen lagen. Dann tauchte auch schon Stjarna mit einer hellbraunen Hose auf, die sie mir lächelnd entgegenhielt. > Hier, für dich. Sie wird dir bestimmt stehen.< zwinkerte sie mir zu und ich nahm das Kleidungsstück dankend an. > Ich ziehe sie nachher an.<

Uuuh, ist der schön? Ich schaue Troja an, ich liebe diesen Film *_*

Devante

> Das hast du Daragh zu verdanken. Er hat dir einen erholsamen Schlaf geschenkt.< lächelte ich sie sanft an, rutschte näher zu ihr hin und küsste sie liebevoll auf die schönen Lippen. > Wag es nicht. Tu es einfach. Du darfst nie die Hoffnung verlieren, Yelva, denn wenn du sie verlierst, verliere ich meinen Glauben in die Menschheit. Dann gibt es keine Heilung mehr.< flüsterte ich an ihrem Mund, während ich ihr in die schönen Augen sah. Sie war mein Licht. Wenn sie erlosch, blieb mir nichts mehr.

Idoya

Kellerbereich, stimmt, den hatten wir noch nicht ausgekundschaftet. Wieder betrachtete ich die Waffen. Bei den meisten handelte es sich um Schwerter, alle anderen waren eigenartig gebogen. Außerdem entdeckte ich viele hübsche Gravuren. Man hatte damals sehr viel Wert auf Details gelegt.
Es tauchten die zwei Frauen aus Valinor auf. Sie wirkten zufrieden und setzten sich zu uns in den Kreis.

Ah ja dann stimme ich dir voll und ganz zu

Devante

Ein letztes Mal küsste ich sie auf die warmen Lippen, ehe ich mich zu meinem Bruder drehte, der von der Entdeckung erzählte. Meine Augen weiteten sich bei seinen Worten. Hier gab es Sachen aus der Zeit der Weltfremdlinge? Das war... das war... verflucht, schon als Kind hatte ich solche Dinge in die Hand nehmen und näher studieren wollen. Nun betrachtete ich die Waffen mit ganz anderen Augen. Sie hatten in dem Raum gelegen, in dem es Gegenstände aus ferner Vergangenheit gab. > Ich muss da hin.< sagte ich prompt.

Idoya

Weltfremdlinge? Ich neigte den Kopf zur Seite und blickte etwas ratlos drein. Ich hatte noch nie davon gehört. Für mich hatten wir Menschen schon immer hier existiert. Nur die Legenden der uralten Stämme waren mir bekannt und sie reichten sehr weit zurück. Oder hatte ich in all den Liedern etwas missverstanden? Ich dachte angestrengt nach.

Und? Schon etwas Leckeres gebacken?

Devante

Mit neuer Energie stand ich auf und blickte in die Runde. > Dann sollten wir gleich aufbrechen. Wer neugierig ist, kommt mit.< Das Problem mit der Fackel war schnell zu lösen. Wir hatten hier genug Holz und uns fehlte auch kein Stoff, den wir um das obere Ende binden konnten. Kaspian machte sich schon an die Arbeit. Er schien sich damit auszukennen.

Idoya

Mir wollte immer noch nicht einfallen, ob ich schon einmal etwas über diese Weltfremdlinge gehört hatte. Hm. Devante und Daragh waren Feuer und Flamme für dieses Thema, darum wuchs meine Neugier und ich wollte mir ein Bild davon machen, was diese Leute damals bei sich getragen hatten.

Oje oje, also gleich wieder weggeworfen? Mama hat Plätzchen mit Feige gemacht und die schmecken super *_*

Devante

Wenn die beiden Frauen hier bleiben wollten, dann sollte wenigstens ein Mann zurückbleiben. Kaum dachte ich diesen Gedanken zu Ende, hoben Remo und Roth die Hand. > Wir bleiben auch hier. Ihr könnt dann berichten, wie es war.<
Kaspian erhob sich mit der provisorischen Fackel, zündete sie in den Flammen unseres Lagerfeuers an und hinter mir erhob sich Yelva. Mir war es lieber, wenn sie sich weiterhin ausruhte, aber ich konnte mir denken, dass sie bei mir bleiben wollte. Das hatte sie heute ausdrücklich gesagt. Ich legte ihr einen Arm um die Taille. > In Ordnung.<

Idoya

Da ich mir auch nicht so etwas entgehen lassen wollte, stand ich auf und schaute zu den Leuten, die hier bleiben würden. Es waren genug, um Alarm zu schlagen, sollte etwas passieren. Außerdem hatten sie die Baumgeister bei sich sowie die Feueradler.
Erwartungsvoll blickte ich Daragh und Alvar abwechselnd an. Immerhin hatten sie das Versteck gefunden.

Joa, das kann sein Magst du Feigen?

Devante

Ich hörte meinem Bruder aufmerksam zu und konnte nicht fassen, dass Liones noch mehr Geheimnisse verbarg. Würde dieses Land irgendwann normal sein? Wahrscheinlich nicht. Für Daragh musste Liones das reinste Abenteuer sein, denn wir konnten uns nie sicher sein, ob es mehr solcher Wunder gab.
> In unserem Königreich... existieren ebenfalls Geschichten über die ersten Menschen aus der fernen Welt.< sagte Stjarna in Gedanken versunken.

Idoya

Ich blieb an Daraghs Seite, achtete nicht so sehr auf die Umgebung, um nicht wieder auf Knochen schauen zu müssen. Außerdem wurde ich von den verschlungenen Gängen abgelenkt, die sehr verwirrend waren. Mal rechts, dann links, geradeaus, wieder links. Es überraschte mich, dass die Männer noch wussten, wohin sie gehen mussten, bis wir eine Treppe fanden, die nach unten führte.