Devante
Das wird ein hartes Stück Arbeit, das ist dir doch bewusst, Nachfahre? Würde mich nicht wundern, wenn du dich bald in unsere Reihen begibst, grummelte ein altes Ich aus einer Zeit vor Vindars Existenz. Irgendwie hatten sich in den letzten Tagen die Stimmen in meinem Kopf vervielfacht. Jeder hatte plötzlich eine Meinung und alle gaben etwas von sich preis, das für mich durchaus von Bedeutung war. Techniken, Schwachstellen von mythischen Wesen und Erfahrungen im Kampf. Ich schöpfte all das Wissen tief aus meinem Inneren.
Seien wir mal nicht so pessimistisch. Vielleicht war unsere Lebensspanne nicht gerade von langer Dauer, aber der Spross hat vielleicht eine Chance auf ein langes, langweiliges Leben in einer beschaulichen Hütte mit Frau und Kindern. Spott lag in Vindars Stimme, aber ich konnte ein ganz kleines bisschen Neid heraushören. Er hätte das gern mit Elaine gehabt, das wusste ich. Darum nahm ich seine Worte nicht als Angriff, sondern als Ansporn für meine Zukunft und die der anderen zu kämpfen.
Ein anderes Ich schnaubte abfällig. Bedenkt man, wer auf der feindlichen Seite steht, wird das wohl nichts mit dem langen Leben. Da braucht man schon eine gewaltige Portion Glück.
Oder Magie, wandte Vindar ein und klang geheimnisvoll. Da er mein direkter Vorfahre war, hatten wir eine bessere Beziehung zueinander, weshalb ich die Botschaft sofort verstand. Yelva baute ihre Fähigkeiten mit dem Mutterkristall aus, alle anderen feilten ebenfalls an ihren Gaben und die Natur war gänzlich auf unserer Seite. Ein nicht zu unterschätzender Gegner.
Die Gespräche verstummten. Nicht, weil niemand mehr etwas zu sagen hatte, sondern weil ich langsam wach wurde. Ein neuer Tag war angebrochen. Fünf Tage lagen bereits hinter uns, seit wir mit den Trainingseinheiten begonnen hatten. Heute würden wir aber nicht mehr trainieren, sondern zuerst einmal unsere Strategien besprechen. Wer, welche Aufgaben übernehmen musste, wo genau wer stehen musste und wo unsere Fallen am effektivsten waren. Zwar hatten wir hier und dort schon etwas aufgestellt, aber das reichte nicht für einen großen Kampf. Wir brauchten definitiv mehr.
Gähnend begrüßte ich die Sonnenstrahlen, die mein Gesicht streichelten und reckte mich, spürte, wie einige Stellen in meinem Körper knacksten. Allmählich sehnte ich mich nach einem richtigen Bett.
Idoya
Ein warmer Körper hielt die Kälte der Nacht von mir fern. Ich kuschelte mich enger an diesen warmen Körper, wohl wissend, dass es Daragh war. Mich überkam immer noch eine glückliche Welle, wenn ich an das Verlobungsgeschenk dachte, das er mir vor vier Tagen gemacht hatte. Ich konnte einfach nicht fassen, dass er sich so viel Mühe gegeben hatte. Umso wertvoller war der Halsschmuck für mich. Die Meerjungfrau mit dem Kompass... Etwas Besseres hätte er sich hierzu nicht einfallen lassen können.
Lächelnd öffnete ich die Augen und blickte in das Gesicht des Mannes, für den ich alles tun würde. Selbst wenn ich zu Mitteln greifen musste, die mir eigentlich widerstrebten. Ich wollte ihn beschützen. Ich wollte vermeiden, dass sich die Geschichte wiederholte und man ihn mir nahm. Denn diese Zwillinge, vielleicht hatten sie es diesmal wieder auf ihn abgesehen. Und wenn das der Fall war, würde ich sie aufhalten. Koste es, was es wolle. Asterias hatte mir seine besonderen Fähigkeiten eingehender erklärt, mir gezeigt, dass er sehr nützlich werden konnte, sollte es sehr brenzlig werden. Außerdem hatte ich vorgestern Aria besucht, um mit ihr mit dem Wasser zu trainieren. Sie hatte mir einige hilfreiche Techniken gezeigt. Ich fühlte mich jedenfalls stärker als zuvor.
> Guten Morgen, hübscher Mann.< grinste ich Daragh an. Ich wusste, dass er wach war und wunderte mich gleichzeitig darüber, dass er nicht schlief.