Heeey
Devante
Die Kerker befanden sich tief unten im Schloss, direkt unterm Gerichtssaal. Sehr praktisch, denn so konnten die Gefangenen recht schnell in den Saal gebracht werden, wenn die Beweislage gut genug war, um sie vorzuführen.
Ich hatte mich wie immer völlig in meinem schwarzen Mantel eingehüllt, damit mich die Wachen nur halbwegs erkannten. Sie wussten, dass die Schattengarde im Dunkeln arbeitete, dass wir unsere Gesichter nicht zeigen durften. Manchmal war das ziemlich lästig, wenn man dabei neu eingestellten Wächtern begegnete, die alles nach Regel und Vorschrift erledigen wollten. Fehler waren nämlich nicht erlaubt. Nicht im Gefängnistrakt.
Heute hatte ich aber Glück. Niemand hielt mich auf und so gelangte ich schnell in den Schwerverbrecher-Bereich, wo mich General Reaver erwartete. > Schön, dass Sie so schnell Zeit gefunden haben. Meine beiden Flüsterer sind auf einer wichtigen Mission und konnten leider nicht erscheinen. Aber Sie kommen bestimmt zurecht, nehme ich an.<
> Ja.< antwortete ich mit fester Stimme.
Er öffnete eine schwere Tür aus Eisen, hinter der sich ein Magus befand. Das spürte ich sofort. Ich hatte eher mit einem gewöhnlichen Räubermörder gerechnet, aber das hier schien sehr ernst zu sein. Nur wenn ein Magus unmoralische Dinge tat, landete er hier. Das würde eine interessante Unterhaltung werden.
Idoya
Um die Muscheln irgendwie transportieren zu können, steckte ich sie mir in den Ausschnitt, damit ich sie nicht gleich verlor. Ich tauchte die Hände ins frische Nass, wusch mir den Dreck von der Haut, während ich an meine Familie dachte. Machten sie sich große Sorgen? Glaubten sie an meine Rückkehr? Litten sie wegen der Umstände im Dorf? Hatten sie genug Essen?
In meiner Brust wurde es ganz eng, als ich an den Zustand meines Vaters dachte. Ging es ihm besser oder schlechter? Ich wünschte, ich könnte jetzt bei ihm sein, ihm die Hoffnung schenken, die mir Asterias bereitete.
Ein schwerer Seufzer entfuhr meinen Lippen. Ich drehte mich um, verließ das Wasser, hielt jedoch inne, als ich vertraute Klicklaute vernahm. Meine Augen leuchteten auf. Ich sah über die Schulter zurück, lächelte breit. Da waren meine Freunde. Die Delfine. Sie sprangen aus dem Wasser und näherten sich dem Ufer so weit wie möglich. Erst dann registrierte ich das, was zwei von ihnen zwischen ihren Kiefern hielten. Große Fische.
Sie tauchten wieder unter und als sie das nächste Mal aus dem Wasser sprangen, schleuderten sie die Fische in meine Richtung. Zielsicher waren sie, denn ich brauchte nur die Hände im richtigen Moment auszustrecken, um sie aufzufangen. Die Fische waren bereits tot, sie zappelten nämlich nicht mehr. Ich rief: > Vielen Dank!<
Mit dieser Beute ließen sich zwei Mägen sehr gut sättigen. Vorausgesetzt der Idiot hatte nicht das Weite gesucht, doch er war tatsächlich noch da. Ich sah die Kiste, vermutete, dass sie vom Schiff stammte. > Heute gibt's Fisch.< verkündete ich und hob die Hände, mit denen ich jeweils zwei von ihnen festhielt.