Uuuuh, vergiss das Buch nicht, das ich dir empfohlen habe, hehe
Devante
Erst vor der Gaststätte nahm ich einen stechenden Schmerz wahr und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich einen tiefen Schnitt im Oberarm hatte. Hm, wie war das passiert? Hatte jemand mit einem Dolch nach mir geworfen? Manchmal war ich so voller Adrenalin, dass die Wunden mir erst nach dem Kampf auffielen.
Ich stieg von Castor ab und tätschelte Pollux' Flanke. Er schnaubte zufrieden, hatte nichts Verdächtiges bemerkt. Das war gut. Ich glaubte nicht daran, dass die Soldaten mehr Informationen hatten. Raffinierte Auftraggeber wussten, wie man andere auf jemanden ansetzte, ohne ihre Identität preiszugeben. Wenigstens hatte ich einen Namen. Ferres.
Als ich das Innere der Gaststätte betrat, bahnte ich mir einen direkten Weg zur Theke, wo der Besitzer gerade zwei Becher trocknete. > Kann ich Nadel und Faden haben?<
> Auch Alkohol?<
> Ja, bitte.<
Er kam mit dem gewünschten Material zurück und damit ging ich nach oben. Vor der Tür zu Zimmer fünf klopfte ich kurz an. > Ich bin's, Devante.<
Idoya
Überall hörte ich herzzerreißendes Weinen, schmerzvolle Ausrufe und Fragen, die auf mich niederprasselten. Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Mein Vater hielt mich auf den Beinen. Er schob mich zu einem knorrigen, alten Stamm, damit ich zur Ruhe kommen konnte, aber seine Worte drangen dumpf in meinen Kopf. Ich verstand nichts mehr. Ich stand unter Schock. Nach allem, was passiert war, konnte ich nicht mehr unterscheiden, was real und was ein Traum war.
> Idoya, sieh mich an.< forderte mich Vater zum hundertsten Mal auf. Sein Griff an meinen Oberarmen wurde fester. Ich gehorchte ihm, blickte in seine vertrauten Augen und sah Sorge darin schimmern. > Sieh mich an. Was auch immer passiert ist, wir konnten nichts dagegen tun. Aber du hast gekämpft. Du hast dein Bestes getan. Mach dich nicht für etwas verantwortlich, das unausweichlich war. Früher oder später hätte man uns angegriffen, doch wir dürfen uns dem nicht beugen. Wir stehen wieder auf. Wir stehen immer wieder auf. Hast du gehört?<
Jetzt schüttelte er mich, weil ich nicht reagierte, sondern ihm einfach nur stumm in die Augen blickte. Wo war Mutter? Wo war mein Bruder? Wo waren sie? > Hast du gehört?<
Plötzlich spürte ich eine warme Energie in mir. Asterias hatte sich wieder mit meinem Geist verbunden und das gab mir den nötigen Schubs in die richtige Richtung. Ich blinzelte mehrmals, suchte den Weg aus meiner Trance. > J-ja.<
Erleichterung huschte über die Gesichtszüge meines Vaters. > Gut, das ist gut. Alle sind dir dankbar, dass du die Leichen gebracht hast. Jetzt können wir ihnen die letzte Ruhe schenken.<