Devante
Mir war bewusst, dass ich sie mit dieser Frage überrumpelt hatte, aber ich wollte es wissen. Wollte diese Reinheit in ihren Gesichtszügen sehen, das Licht in ihren Augen. Sie war keine Lügnerin, sie tat es nur, wenn sie jemanden beschützen musste, der ihr lieb und teuer war. Wie Niall. Ein Teil von mir wünschte sich, ich wäre ebenfalls viele Lügen wert. Was war ich doch nur für ein eigenartiger Mann...
Ich nahm ihre Hände in meine, drückte sie sanft. > Eine meiner besonderen Fähigkeiten ist, dass ich die Lügen anderer aufdecken kann. Mir kann man nichts vormachen. Letztendlich erfahre ich immer die Wahrheit. So ist es umgekehrt. Was mich betrifft, kannst du dir sicher sein, dass ich dich nie anlügen würde, aber...< Ein schwerer Seufzer floh aus meinem Mund. >... ich habe dich in einer Sache angelogen und es fühlt sich absolut falsch an, dir nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Ich tat es, um dich zu beschützen, aber ich habe nicht das Recht, dir die Wahrheit vorzuenthalten, weil sie dich direkt betrifft.<
Ich senkte kurz den Blick, schnappte mir die Worte, die wirr in meinen Gedanken kreisten und formte sie zu den Sätzen, die nun folgten. > Ich kann deine Gefühle nicht erwidern. Werde ich nie... Das war eine Lüge.<
Idoya
In dieser Nacht träumte ich nichts. Auch wenn ich Schreckliches gesehen, erlebt hatte, blieb ich vor Albträumen verschont. Vielleicht sorgte Asterias dafür. Vielleicht war mein Geist so erschöpft von dem Leid, dass ich das gar nicht richtig verarbeiten konnte.
Aber als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, erinnerte ich mich wieder an alles. An jede einzelne Sekunde. An jeden Toten und jede Tote, die wir dem Sumpf beigelegt hatten. Trauer und Verzweiflung hingen schwer in der Luft. Ich rührte mich zunächst nicht, denn ich wollte erst meine Gedanken ordnen, bevor ich diesen Tag mit aller Kraft anpackte, die mir zur Verfügung stand. Vater und Shiva schliefen noch, daher blieb ich leise. Richtete mich langsam auf. Gab keinen Mucks von mir.
Andere aus dem Dorf waren ebenfalls wach. Einige musterten Daragh argwöhnisch, aber sie duldeten seine Anwesenheit, weil sie wussten, was seine Mutter für meinen Vater getan hatte. Wer uns half, war stets willkommen.
Gute Nacht