Daragh
Ich blockte den Faustschlag, bemerkte gleichzeitig, dass er sein Bein hochzog. Rasch ging ich zur Seite, spürte einen neuen kräftigen Faustschlag in meine Rippe. Ich ging ein paar Schritte nach hinten, hielt meine Fäuste vor meinem Oberkörper und ging leicht in die Knien. Meine Muskeln spannten sich an, um die Angriffe besser einstecken zu können. Ich atmete gleichmäßig und reagierte blitzschnell, als Milow den nächsten Angriff machte. Ich zog meine Unterarme hoch, um das Gesicht zu schützen und dann schoss meine Faust nach vorne, was er aber abwehrte. Mein Bein riss sich in die Höhe und mit einem Ellbogen reagierte er schnell und genau in diesem Moment schoss mein Kopf nach vorne. Seine Nase knackste laut und Blut rann über seine Lippe. Knurrend ließ er von mir ab und hielt Abstand. Im Hintergrund hörte ich die Zuschauer brüllen und Jubeln. Sie schrieen sich gleichzeitig über Wetteinsätze an. Ich blendete die Geräusch aus und meine Augen ruhten aufmerksam auf Milow. In meinem Kopf reifte sich eine Strategien, doch dafür musste ich viel Durchhaltevermögen zeigen und Einiges absichtlich einstecken lassen. Diesmal machte ich den Angriff, traf sein Unterbein und Milow verzog keine Miene. Mein Kopf fiel leicht nach hinten, als er in meinem Gesicht schlug und ich spürte sofort, dass ich bald ein blaues Auge haben werde. Ich traf die rechte Rippe. Er wurde wütend und stürzte sich regelrecht auf mich. Immer wieder blockte ich die schnelle Fäuste ab, jedoch entdeckte er Stellen, die er treffen konnte. Ich überließ ihm die Überlegenheit und biss die Zähne fest zusammen. Dann in den richtigen Moment attackierte ich den gleichen Unterbein und die Rippe. Seine Wange zuckte leicht. Er riss mich durch eine geschickte Technik auf den Rücken und wollte mit seinem Ellbogen auf mich springen. Hastig rollte ich zur Seite, sein Ellbogen traf meine Hüfte und ich unterdrückte den schießender Schmerz. Schnell stand ich auf und griff Milow an, der gerade aufstehen wollte. Unterbein. Rippe. Das Zucken seiner Wange wurde stärker. Ich fuhr mit der Zunge über meine aufgeplatzte Lippe. Mutter würde wahrscheinlich einen Schock bekommen, wenn sie mich so sähe. Er verdrehte mir das Handgelenk und packte mich ins Schwitzkasten, um mit den Knien mehrmals in meinem Bauch zu rammen. Ich sammelte meine ganze Kraft und stieß uns zu Boden, ich spürte in meine Schultern ein unangenehmes Ziehen. Wieder die Rippe. Immer wieder. Bis Milow sich von mir befreien konnte. Jetzt konnte er den Schmerz nicht mehr unterdrücken und ich sah, dass er anfing leicht zu humpeln. Schweiß und Blut glänzte in seinem Gesicht, die ersten blaue Farben zeigten sich. Ich sah sicherlich nicht besser aus. Es war Zeit den Kampf zu beenden. Mit voller Kraft traf ich das beschädigte Unterbein und ein gesundes Krachen war zu hören. Diesmal schrie er kurz auf. Das Bein war sauber gebrochen. Dann brach ich die verletzte Rippe und vollführte den ausschlaggebender Schlag an seinem Hals. Er sackte auf dem Boden und ich drückte ihn auf dem Baum. Mein Knien bohrte sich leicht in den Nacken, meine Hände fixierten seine Schultern und das anderes Knien drückte den Steißbein runter. Er war bewegungsunfähig. „10….9….8….7….6…..5…..4….3….2….1, der Mann mit den schwarzen Haaren hat gewonnen!“,schrie der Schiedsrichter. Eine Seite jubelten laut, die Andere stöhnten auf, da sie ihr Geld auf Milow gesetzt hatten.Ich richtete mich auf und rollte Milow auf den Rücken. Er atmete schwer und in seine Augen flackerte die Wut. Er schien zu begriffen haben, dass ich nur mit ihn gespielt hatte. „Du schuldest mir jetzt ein Gefallen und die will ich sofort einlösen“, näherte ich mich seinem Gesicht. Er riss die Augen weit auf und voller Verachtung spie er: „Wenn du jetzt wagst mich zu küssen, bringe ich dich um!“ Ich zog ein Augenbraue: „Als ob ich dich jemals küssen würde, du stinkst aus der Mund wie Hölle. Ich will nur nicht, dass Jemand unsere kleine Unterhaltung belauscht.“ Dann wurde mein Blick kalt: „Du wirst ein paar Fragen beantworten, keine Lüge! Ansonsten sorge ich dafür, dass du dich nie mehr mit einer Frau Vergnügen kannst.“ Sein Unterkiefer spannte sich an: „Was willst du?“ „Hast du den Kristalit damals in der Hütte in dem Sumpfgebiet geschmuggelt? Denn diese Männer wurden nachweislich unschuldig freigelassen. Und das es Niemand von dem Volk oder ein Fremder sein konnte, bleibt nur du noch übrig.“ „Sumpfgeborene weniger, schadet doch nie. Diese Dreckschweine gehören alle in Gefängnis“, knurrte er. Meine Hand zuckte, ich hätte ihm am Liebsten in den Gesicht geschlagen. „Wo hast du den Kristalit her, du elendiger Mistkerl!“, zischte ich.
Yelva
Ich hörte ein Feuer knisternd und ich spürte seine Wärme bis hierher ausstrahlen. Mein Kopf drehte sich zu dem tanzende Licht, mein Vater hatte sich um das Lagerfeuer gekümmert. Die Menschen schienen froh darüber zu sein, die Nacht konnte sehr kalt werden auch wenn wir Sommer hatten. Leise kam Vater zu uns hinüber und setzte sich neben mir, sanft berührte er meine Schulter: „Es tut mir sehr leid, was ihr durchmachen müsst. Ich wünschte ich hätte das euch ersparen können.“ Kummer war in seinem Gesicht geschrieben: „Ich bereue es, euch nach Darya geschickt zu haben, dann wäre ihr niemals von diesem Widerling entführt geworden und hier gelandet. Ich hatte geglaubt, es sei der einzige Weg euch in Sicherheit zu bringen. Die Missernte und das mangelnde Geld war nicht der einzige Grund, warum ich euch zu Tante Lykke geschickt hatte. Ich hatte gehört, dass wir von der Arcana einen überraschende Besuch bekommen würden und ich wollte euch vor sie verstecken. So hätten sie niemals dein Gesicht gesehen, wenn sie von der Existenz Liones wussten.“ Mein Vater wirkte mit einem Mal älter und sanft umarmte ich ihn: „Vater, es ist nicht deine Schuld was uns auf der Reise widerfahren war. Wer hätte es wissen sollen, dass ein Wanderhändler am heiligten Tag auf der Straße uns entführen würden? Es hat nicht nur seine schreckliche Seiten, ich entdecke sogar eine gute Seite: Durch den Händler sind wir in Althea gekommen und haben Freunde gefunden, die uns geholfen haben. Diese Freundschaft will ich niemals missen wollen.“ „Ach, Yelva“, seufzte mein Vater tief und küsste auf meinem Stirn: „Du versuchst schon immer das Gute zu sehen. Selbst als unser eigenes Dorf anfing dich in deine jungen Jahren wegzustoßen. Es hatte mir das Herz gebrochen, dich leiden zu sehen und trotzdem fandest du immer etwas, was dein Lächeln erhalten ließ. Es tut mir bis heute sehr leid, dass ich dich davor nicht beschützen konnte.“ Ich schüttelte den Kopf: „Ich weiß, dass du es immer versucht hast. Aber Menschen können sich nur öffnen, wenn es auch ihr Wille ist. Und ich komme zurecht, dass ich niemals ein Teil von ihnen werden kann. Ich glaube, ich hatte diese Erfahrungen sammeln müssen, um mir weiterhin treu bleiben zu können, damit ich würdig bin diese Fähigkeit zu tragen. Am Anfang hatte ich es manchmal für einen Fluch gehalten, doch jetzt verstehe ich, dass ich daran was ändern kann, sodass es eine Gabe ist. Außerdem würde ich nicht ertragen können Elodie zu verlieren, ich bin froh, dass sie in meine Welt erschienen ist.“ Wir schwiegen einen Moment und dann fragte ich: „Aber ich verstehe nicht, dass ich niemals gesehen habe, dass du ein solches großes Geheimnis getragen hast. Und warum erzählst du uns sie erst jetzt?“ „Dein Großvater hatte mir beigebracht meinen Geist zu stärken, damit die große Geheimnisse in Verborgene bleiben, um so euch und mir selbst zu beschützen. Ich hätte niemals ahnen können, dass er ein Magus war und es dir übertragen hat. Es gab keine Anzeichen, dass er ein Magus gewesen war und das war sein größter Geheimnis gewesen. Da du deine Fähigkeiten noch nicht richtig beherrschen konntest und sie auch wissentlich eingesetzt hast, hast du nur die Dinge in meinem Inneren gesehen, die an der Oberfläche waren. Du hast also nur den Teil gesehen, was mein Geist freiwillig offenbart hat. Auch wenn es Dinge waren, die ich dir nicht gerne zeigen wollte, aber es war in Ordnung. Andere Menschen die ihren Geist nicht gestärkt hatten, hatten natürlich dir alles unbewusst offenbaren können. Aber ich bin mir sicher, dass du in meine Tiefe blicken könntest, wenn du nur mehr in deine Fähigkeit Vertrauen hast und gelernt hast sie zu beherrschen. Ich glaube sogar, dass du in den Geist eines Magus sehen könntest. Du bist stark Yelva und es liegt an dir diese Stärke zu entdecken. Das Geheimnis habe ich dir erst jetzt offenbart, weil die Zeit gekommen ist. Davor wollte ich einfach, dass du ein sorgloses Leben genießen kannst, was mir nicht ganz geglückt ist. Ein Erben von solcher Abstammung zu sein kann eine große Bürde sein und ich hatte dir das nicht zu früh zumuten wollen. Und ich wollte auch das Niall ein Kind sein kann und dass eure Mutter sich nicht zu viele Sorgen macht, weswegen ich ihr es auch eine lange Zeit verschwiegen hatte.“