Devante
Im ersten Moment war ich viel zu perplex, um zu reagieren. Ähm, passierte das gerade wirklich? Küsste ein Wesen aus Wasser Idoya auf den Mund? Also ein richtiger Kuss? Immer wieder schaute ich zwischen ihr und Daragh hin und her, denn auch wenn es ziemlich aufregend sein konnte, zwei Frauen beim Küssen zuzusehen, so fiel das hier aus dem Rahmen des Normalen.
> Um ehrlich zu sein... Keine Ahnung. Sie sieht nicht so aus, als hätte sie Schmerzen. Sie wirkt eher genauso verwundert wie wir.< antwortete ich ein Weilchen später, nachdem ich dieses Ereignis in meine Gedanken einsortiert hatte. Das gehörte offiziell zu den Dingen, die ich mir nie hätte ausmalen können.
Als sich diese Wasserfrau von ihr löste, lächelte sie kurz und fiel in sich zusammen. Wurde wieder ein Teil des reißenden Flusses, so als wäre nichts passiert. Idoya regte sich nicht. Sie zitterte leicht am ganzen Körper, aber es sah nicht nach Schmerz aus. Atemwölkchen bildeten sich vor ihrem Mund, was mich überraschte, da es hier unten eher warm als kalt war.
Idoya
Bevor mein Hirn dazu in der Lage war, diese komische Situation richtig aufzufassen, vernahm ich eine leichte Kälte, die von ihren Lippen in mein Inneres floss. Sie nahm jeden Winkel meines Körpers ein, brachte meine Energien zum Summen, aber so, dass Asterias sich nicht davon angegriffen fühlte. Er ließ es zu und da ich ihm vertraute, bewegte ich mich nicht.
Die Frau verschwand anschließend mit den Worten: Wasser hat viele Gesichter. Finde das richtige und der Rest ergibt sich von allein.
Rätsel. Immer diese Rätsel, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Doch als ich auf meine Hände hinabsah, auf denen sich kleine Eiskristalle gebildet hatten, leuchtete mir das mit den Gesichtern ein. Wasser gefror zu Eis oder es verdampfte in der Luft. Die Strömung des Flusses war zu gefährlich, um darin zu schwimmen, zumal Yelva das nicht einmal konnte und ich war zu schwach, um ihn zum Stillstand zu bringen. Es gab nur einen einzigen Weg. Ohne den Geist des Flusses wäre ich nie darauf gekommen. Deshalb der Kuss.
Mit aufgeregt funkelnden Augen drehte ich mich zu den anderen um. > Jetzt weiß ich, was ich tun muss.<
Ich lenkte den Blick zurück aufs funkelnde Wasser, konzentrierte mich und streckte die Arme danach aus. Was ich jetzt kreieren wollte, erforderte ein hohes Maß an Geduld, aber die brachte ich auf, weil ich die Einzige war, die dieses Element beherrschte. Nur diesmal bediente ich mich an der Kälte in meinem Inneren. Das, was mir der Geist des Flusses gegeben hatte. Es war neu für mich, eine Idee, die sich in etwas Reales formte, Gestalt annahm, größer und länger wurde und schließlich als Boot aus Eis auf der Oberfläche des Flusses schaukelte.
Mit einer Hand hielt ich es davon ab, in die Tiefen des Tunnels mitgerissen zu werden. > So unfassbar das gerade auch ist, steigt schnell ein, bevor ich vergesse, wie ich das hier zustande gebracht habe.<