Devante
Ich zerre sie hinter mir her, achte nicht auf all die Leichen am Boden, auf den Geruch des Blutes, der in den Fluren schwebt. Draußen herrscht immer noch Krieg. Menschen kämpfen schon lange nicht mehr um ihr Reich, sie kämpfen um ihr Leben. Sie haben keine Chance gegen die dunklen Mächte, Liones wird mit absoluter Sicherheit fallen. Und mich interessiert es kein bisschen.
Meine Aufgabe besteht nun, die Prinzessin von hier fortzubringen. Sie meckert nicht herum, was ich ihr hoch anrechne, sonst hätte ich ihr den Mund verbinden müssen. Plappernde Frauen in kritischen Situationen sind mir nämlich zuwider. Sie sind lästig.
Da ich den Grundriss des Schlosses in- und auswendig kenne, weiß ich, in welche Richtung wir gehen müssen. Langer Flur, rechts abbiegen, zweite Tür, Treppe runter, schmaler Flur, linke Tür, wieder Treppen nach oben und dann raus in die Freiheit. Nun ja, für die Prinzessin fühlt es sich bestimmt nicht wie Freiheit an. Hier draußen hört man die Schreie, das Klagen und Weinen noch sehr viel deutlicher als in den Gängen des Schlosses. Für mich ist das Musik in den Ohren.
Bislang hat uns niemand bemerkt, trotzdem verlangsame ich nicht das Tempo, sondern steuere auf den Rosengarten zu. Mein Pferd wartet dort. In seiner schwarzen Pracht steht er unter einem Baum. Unberührt vom blutigen Kampf. > Steig auf.<
Elaine gehorcht. Ihrem starren Gesichtsausdruck ist nichts zu entnehmen. Sie hält ihre Maske aufrecht, auch dann, als ich mich hinter sie auf den Hengst setze, die Zügel ergreife und wir wenige Sekunden später losgaloppieren. Wir rasen direkt auf den Abgrund zu. Dort, wo es kein Stück Land mehr gibt. Hier und da ertönen Explosionen, aber wir sind längst aus der Gefahrenzone.
Im richtigen Moment setzt mein Dschinn zum Sprung an und galoppiert in der Luft weiter. Unter uns das Immergrün-Tal, über uns der rauchschwarze Himmel. Der Niedergang eines Königreichs. Allerdings ist da eine Sache, die mein Aufftraggeber zu spät bemerken wird. Elaine ist fort und somit die einzige Möglichkeit, den Mutterkristall ausfindig zu machen. Es wäre meine Aufgabe gewesen, sie für diesen Zweck auszunutzen und nun sind wir beide auf der Flucht.
Ich hätte nie gedacht, zu einer lächerlichen Entscheidung fähig zu sein.
Idoya
Ich fühlte mich durch und durch wohl in Daraghs Armen. Mein Schlaf war tief, Träume blieben mir fern und so konnte ich mich ordentlich entspannen. Energien sammeln für den nächsten Morgen, da uns eine weitere Reise erwartete.
Sonnenstrahlen kitzelten mich im Gesicht, aber ich wollte noch nicht aufwachen, sondern den Moment des Friedens weiterhin auskosten. Nur ein bisschen länger.