"Gesehen? Nein", beantwortete ich die Frage zum Teil ehrlich und versuchte ahnungslos dreinzuschauen. "Vielleicht wollte sie wie ich wasser holen und ist wieder auf ihrem Zimmer." Er überlegte, nickte dann knapp. "Gut möglich. Danke." Ich winkte ab und sagte mit überschwänglicher Freundlichkeit: "Ach, das ist doch kein Problem!" Er warf mir noch einen kurzen Blick zu, ehe er sich umdrehte. Plötzlich hörten wir ein Geräusch, das nach einem scharfen Zischen klang und er drehte sich perplex um. "Habt Ihr das auch gehört?", wollte er streng wissen und ich zog meine Augenbrauen zusammen, während ich meine Lippen schürzte: "Den Luftzug? Ja!" Er seufzte und machte eine knappe Bewegung mit dem Kinn, als würde er etwas murmeln, ehe er sich umdrehte. Plötzlich ertönte ein Keuchen. Erneut drehte er sich um. "Puhh, habe ich Durst!", theatralisch wedelte ich mit der Hand vor dem Gesicht und holte Luft. Er zog eine Augenbraue und fragte: "Habt Ihr gekeucht?" "Ich möchte doch bitten! Ich habe nach Luft geschnappt!" Er knirschte mit den Zähnen, drehte sich aber schließlich genervt um. "Oh ja!" Oh nein. Mit festen Schritten wandte er sich an mich. "Ward Ihr das auch?", knurrte er und ich schaute ihn unberührt an. "Was war ich?" "Wollt Ihr mich für blöd verkaufen? Denkt Ihr, ich habe nichts im Kopf?!" "Mit Nichten, werter Herr. Ich möchte nur den Wirt rufen." "Habt Ihr meine Frau gesehen und sagt es mir nicht?" Er näherte sich ein paar Schritte und ich sah trotzt der halben Dunkelheit, dass sich seine Augen zu Schlitzen verzogen hatten. "Nein, ich habe sie nicht gesehen." Aber gehört... "Ihr lügt..." Nun kam er mir gefährlich nahe und zischte nur noch leise. "Könnt Ihr das denn beweisen?", fragte ich unschuldig. Er ballte seine Hand zu einer Faust. "Wagt es nicht, mich veräppeln zu wollen. Ihr werdet es ansonsten bitter bereuen!"