Izumi
Meine Nase kräuselte sich leicht bei seinem unhöflichen Ton, immerhin hatte ich ihn eingeladen. Aber ich würde keinen Dank von ihm erwarten. Nachdenklich ging ich endlich in den Wald hinein und als ich die Brücke erreichte, stellte ich das Fahrrad an einem Baum. Dann ging ich über die Brücke und die etliche Stufen, dabei vollführte ich die wichtige Reinigungsrituale. In der Gebetshalle erwartete mich Priester Watanabe. Er war ein hagerer, großer Mann mit einem langen Bart und kahlem Kopf. Er müsste so alt wie meine Großmutter sein und seine dunkle Augen wirkten weise. Gemeinsam begannen wir zu meditieren und schließlich schlossen wir die Meditation mit einem Gebet ab. Auf diese Weise füllte ich mich mit neue positiver Energie und bat gleichzeitig um Schutz meiner Seele, damit sie ihre Reinheit nicht verlor. "Izumi", wandte sich Priester Watanabe an mich: "Ist in letzter Zeit Ungewöhnliches passiert?" Sofort musste ich an den Han'yõ denken. "Wenn Sie mit Übernatürlichen ungewöhnlich meinen, dann passiert mir das wohl öfters", antwortete ich ihm. Das war keine Lüge, immerhin konnte ich die Geister spüren und sehen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte ich ihm noch nicht von Tomoe erzählen, etwas hielt mich davon ab. Eindringlich sah er mich an: "Achte gut auf dich, Izumi." "Mache ich", antwortete ich verwirrt. Er war seltsam. Ich verließ den Shantõ-Schrein und als ich mein Fahrrad erreichte, spürte ich ein seltsames Kribbeln an meinem Nacken. Automatisch wurde meine Atmung schneller und ich schaute auf. "W-wer seid ihr?", erschrocken wich ich ein paar Schritte zurück. Auf dem Weg waren drei in Umhang verhüllte Gestalten. "Verrate uns, wo der Han'yõ ist und dir wird nichts geschehen, Miko", antwortete einer von ihnen. "Ich weiß nicht wovon ihr spricht", meine Stimme wurde ein wenig heller, was sie immer tat, wenn ich mich bei einer Lüge ertappte. Doch das war eine Notlüge, denn mit diese Typen stimmte was nicht. "Wir wissen, dass du Kontakt zu ihm hast und es ist jetzt nicht mehr deine Aufgabe, sondern unsere. Wenn du nicht kooperierst, werden wir eine schmerzvolle Mitteln anwenden müssen. Du scheinst einen Meister-Diener-Pakt mit ihm geschlossen zu haben und wir wissen, bei starker Schmerzen ist er verpflichtet dir zur Hilfe zu eilen", sagte wieder die Stimme. Meine Augen weiteten sich leicht. Oje, das klang nicht gut. Aber ich konnte doch nicht einfach nach ihm rufen. Was würden sie ihm antun? Es kam mir irgendwie wie ein Verrat vor. "Als Miko ist es meine Aufgabe mich um ihn zu kümmern und ich habe alles gut im Griff. Ihr braucht euch nicht sorgen und könnt dorthin zurückkehren, wo ihr immer gekommen seid", erwiderte ich fest, obwohl ich mich nicht gerade mutig fühlte. Plötzlich erschien einer von ihnen direkt vor mir und boxte in meinem Bauch. Der Schmerz schoss durch meinem Körper und keuchend brach ich auf dem Boden zusammen.