Mir geht es auch ganz gut
Heute habe ich noch weniger zu tun als gestern, das ist super hahhaha
Ardan
Meine Augen richteten sich auf die Bühne, wo Freesia mit einem strahlenden Lächeln erschien. Die Musik verstummte, dafür wurde der Jubel in den unteren Reihen umso lauter. Sie hob die Arme, bat um Ruhe und blickte ins Publikum. >Da die Nacht noch jung ist, gibt es gleich wieder etwas Tolles zu sehen und dieses Mal seid ihr alle aufgefordert mitzutanzen. Silia, Envar und Alita haben ein wunderschönes Lied für euch vorbereitet, welches eine sehr romantische Botschaft beinhaltet. Jemanden bis ans Ende der Zeit zu lieben. Ich denke, dass das auf unser frisch getrautes Königspaar mehr als zutrifft.< Sie schaute zu uns hinauf und erneut brach wilder Applaus und Jubel aus. Ich lachte leise in mich hinein. Jenaya hatte recht. Die Menschen waren noch lange nicht müde genug, um ins Bett zu gehen.
>Na dann lassen wir euch nicht länger warten. Viel Spaß!< rief Freesia aus und verschwand schnell von der Bühne, die in Dunkelheit getaucht wurde. Nur eine Wand aus dichtem Nebel schwebte in der Mitte und dahinter erschien plötzlich eine bläuliche Lichtquelle. Schritte waren zu hören. Selbstbewusste Schritte, die in ein rhythmisches Stampfen übergingen. Eine Silhouette tauchte im Bild auf. Ganz klar Silia. Durch das Licht hinter ihr wirkte ihr Schatten im Nebel umso größer. Weitere weibliche Tänzerinnen erschienen. Mehr Stampfen. Hier und da ein lautes Klatschen. Trommeln. Ich starrte wie gebannt nach vorne und bewunderte unsere Tochter, die sich völlig natürlich bewegte. Und was für ein Hüftschwung das war! Das hatte sie weder von mir noch von Jadis...
Die Trommeln und das Stampfen kamen zu einem abrupten Ende, als der Nebel sich lichtete und noch mehr Lichtquellen aufflackerten. In der Mitte stand nun Silia in funkelnder, knapper Kleidung. Als Vater sah ich das zwar etwas skeptisch, doch sie gab sich derart selbstbewusst, dass ich einfach nur stolz auf sie blieb. Erst recht, als ihre wunderschöne, kraftvolle Stimme erklang. Das löste einen Wirbelwind aus Rufen und Kreischen aus dem Publikum aus. Sie alle schienen unsere Tochter bereits zutiefst zu verehren. Ich streckte meiner Hand nach Jadis aus und drückte sie sanft.
Jenaya
Mein Blick fiel auf die Küchlein, die Kenai mir nun vor die Nase hielt und bei Jadis‘ Worten schnürte es mir die Kehle zu. Ich legte mir eine Hand auf den Bauch und schüttelte den Kopf. >Nein, schon gut. Ich... ich bin satt von all dem Essen. Mehr bekomme ich nicht rein. Vielleicht ein anderes Mal.< Wohl kaum, fügte ich in Gedanken hinzu und schaute nach vorne, weil zum Glück der Auftritt begann. Die perfekte Ablenkung.
>Dieses Lied ist für euch alle!< gab Silia mit einem Strahlen bekannt, das ich mich instinktiv näher zum Geschehen vorbeugte. Meine Augen klebten förmlich an ihrer Gestalt. Wie sie sich perfekt zur Musik bewegte, eine starke Bewegung nach der anderen, sodass es die glitzernden Fransen schüttelte. Die anderen Tänzerinnen stimmten in ihren Ryhthmus mit ein und alle gemeinsam schritten mit schwingenden Hüften nach vorne. Näher zu den Zuschauern. Vielleicht hätte ich doch da unten bleiben sollen. In der ersten Reihe. Ich hätte definitiv mitgejubelt. Es war faszinierend mit anzusehen, wie Silia es schaffte gerade Töne zu singen, während sie an einigen Stellen des Liedes tanzte. Wie geriet sie nicht außer Atem? Woher nahm sie die ganze Luft? Und woher hatte sie diese schicken, roten Schuhe? Die waren wunderschön. Sie funkelten ebenfalls, das sah ich sogar von hier. Später würde ich sie danach fragen. Ich wollte ähnliche Schuhe haben. Schuhe machten auch nicht dick...
Komm schon, steh auf, zeig mir, ob du es wirklich willst
Ich will die Einzige sein, die dich liebt, lass uns gehen
Lass uns gehen, ich will für diese Liebe sorgen, die du gibst
Was für schöne Worte, die sie und ihre Geschwister gewählt hatten. Mich berührten sie tief im Herzen. Eine Liebe, die eine Ewigkeit hielt. Wer wollte das nicht gerne haben? Unwillkürlich rutschte ich näher zu Kenai und lehnte mich gegen ihn. Seufzte leise. Genoss seine Nähe und die Musik, die in meinem Kopf dröhnte.
Silia
In den Generalproben hatte ich befürchtet irgendwann die Schritte zu vergessen, doch sobald ich auf der Bühne stand, fühlte sich alles an, als gehörte ich hierher. Als könnte absolut nichts schiefgehen. Ich tanzte, ich sang, ich öffnete ihnen allen mein Herz und zeigte ihnen, wie schön die Liebe sein konnte. Dieses Lied hatte ich einst für Malevor geschrieben. Ich hatte es geschrieben, weil unsere Liebe für die Ewigkeit galt und doch stand da unten ein Mann, der es geschafft hatte, einen großen Teil meines Herzens zu stehlen, von dem ich geglaubt hatte, er würde nur meiner ersten Liebe gehören. Ich sang nicht nur für meine Eltern. Ich sang auch für ihn.
Als die Musik etwas sanfter wurde und zwei männliche Tänzer zu uns auf die Bühne kamen, entdeckte ich endlich meinen Schattenwolf etwas abseits der Menschenmenge und warf ihm einen Luftkuss zu. Wir tanzten gemeinsam weiter, der schnelle Rhythmus kam zurück und ich sah, wie die Leute in den vordersten Reihen wahnsinnig viel Spaß hatten. Besonders die Kinder versuchten die Bewegungen nachzuahmen. Freudestrahlend näherte ich mich dem Rand der Bühne, umgeben von vier Männern, die von meinen Handbewegungen passend zu meinen Worten „geführt“ wurden. Als würde ich sie kontrollieren. Dabei sang ich die Worte, die mir am wichtigsten waren.
Ich will nur bei dir sein. Ich will nur für dich leben.
Ich werde dich nie gehen lassen.
Bring deine Liebe zu mir.
Nach diesem Vers warf ich den Kopf nach hinten, wirbelte lachend herum und forderte die Zuschauer dazu auf einfach frei zu tanzen. Sich der Musik hinzugeben, bis das Lied schließlich zu einem Ende kam und ich strahlend in die jubelnde Menge blickte.
End of Time - Beyonce