Ardan
Meine Mundwinkel zuckten. Dass meine Hände für sie ein Genuss waren, hörte ich doch gerne. Trotz der schweren Zeiten erlaubten wir uns Momente, in denen wir uns dem anderen hingaben und etwas Normalität in das ganze Chaos brachten. Es tat gut, ihr in dieser Hinsicht nahe zu sein. Sie zu lieben, ohne an die Schatten da draußen denken zu müssen.
Ich entspannte mich noch mehr, bis die Anspannung völlig von mir abfiel. Ein dankbares Lächeln erschien auf meinem Gesicht. >Komm her, amiya.< Ich umfasste ihr Handgelenk und zog sie auf meinen Schoß, um sie anschließend in den Arm zu nehmen. Das Kinn auf ihrer Schulter gebettet, schloss ich die Augen und atmete tief ihren vertrauten Duft ein. >Wenn alles vorbei ist, schmeißen wir wieder eine wilde Feier in unseren Reichen und tanzen so lange, bis uns die Füße abfallen.<
Jenaya
Es war unglaublich rührend, wie er sein Ohr gegen meinen Bauch presste und mit dem Baby zu sprechen begann. Seine wohlklingende Stimme entspannte nicht nur mich, sondern auch das Kind. Ich fühlte es. Auch wenn ich keine deutlichen Bewegungen ausmachen konnte, wusste ich, dass es ihn hörte. Wieder traten Tränen in meine Augen, als er davon sprach, ich werde die beste Mutter der Welt sein. Dieser Mann hatte ein Händchen dafür, mich vor Rührung zum Weinen zu bringen. Ich schniefte leise und streichelte ihm durchs Haar, das wieder länger geworden war. Demnächst würde ich es schneiden müssen, damit es ihn nicht beim Kämpfen störte. Auch ich spielte mit dem Gedanken mein Haar kürzer zu schneiden...
>Und du wirst ein wundervoller Vater sein, daran zweifle ich kein bisschen. Du wirst das letzte Puzzleteil finden, diesen dunklen Gott besiegen und dann wirst du ein vollkommener Mensch sein, der du sowieso für mich bist.< sagte ich voller Inbrunst und lächelte dabei glücklich. >Du weißt, dass ich dich über alles liebe und jetzt haben wir beide ein kleines Wunder erschaffen, das uns noch enger aneinanderbindet.<
Silia
Eines meiner Ohren zuckte, als ich ihn leise "meine Sonnenfüchsin" sagen hörte. Das war neu. Ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Mein Herz freute sich über die Art, wie er das gesagt hatte und seine Liebkosung an meiner Unterlippe brachte mich völlig durcheinander. Ein Kichern steckte in meiner Kehle und ich war froh, dass es dort blieb, sonst hätte mich Akela wochenlang damit aufgezogen. Auch diese Seite mochte ich an ihm - die neckische. >Wie soll ich dir mehr über... meine Heimat erzählen... wenn du mich wieder wuschig machst.< antwortete ich unschuldig und drückte meine Lippen fordernd auf seinen Mund. Uns beide zu schmecken, stellte verrückte Dinge mit mir an. Diesmal war ich diejenige, die ihm in die Unterlippe biss und sanft daran zupfte.
>In meinem Zuhause gibt es nur Animagi. Keine Menschen. Keine Elfen. Keine Dämonen. Nur wir Animagi und die Natur sowie die Tiere, die dazugehören.<
Ich musterte aufmerksam sein attraktives Gesicht und wanderte mit den Gedanken weiter zu meiner Heimat. Auch wenn ich mit jeder Information sehr vorsichtig sein musste, vertraute ich Akela, so wie er mir seine Insel gezeigt hatte. Ich erzählte ihm gern mehr davon. >Die Zwischenwelt, sie ist nicht so, wie sich die meisten Leute in dieser Welt vorstellen. Sie kann nicht auf einer Weltkarte festgehalten werden. Die Orte dort sind in ständiger Bewegung. Wie Sphären in einem lebendigen Raum. Die Windgötter, zu denen meine Mutter betet, der Heilige Baum in Ignulae, der die Insel bewacht, der Geist hinter den Vier Wasserfällen in Ocamma... Sie alle kommen aus der Zwischenwelt.< Mein Blick fiel auf seine Lippen, auf die geschwungenen Linien. >Zwischenwelt ist nicht einmal der richtige Begriff dafür. Welt der Götter trifft es schon eher. Alle leben dort. Fern von den Welten, die sie erschaffen haben. Hauptsächlich aus Langeweile, manchmal auch aus Liebe.<
Ich fuhr mit dem Daumen über seine Unterlippe und schaute ihm dabei wieder in die Augen. Schwarz und Gold. Wie Licht und Dunkelheit. >Meine leibliche Mutter, sie... sie ist sozusagen die Sonne selbst. Eine Göttin der Schöpfung. Sie erschafft Leben. Mich hat sie beispielsweise aus ihrem eigenen Licht erschaffen, darum bin ich auch als Sonnenfüchsin bekannt. Meine jetzige Gestalt ist gar nicht meine wahre Erscheinung. Diese Hülle erschien später, damit wir uns unter andere Völker mischen konnten, um über sie zu wachen und sie zu beobachten. Besonders im Krieg schenkte man uns mehr Vertrauen, wenn wir wie sie aussahen, anstatt wie wilde, unzähmbare Kreaturen, die wir im Grunde sind.<
Ich seufzte leise, küsste seine Nasenspitze und drehte den Kopf zur Zeltwand, als könnte ich durch den Stoff nach draußen schauen. >Als ich dir einst sagte, ich wäre nicht nur freundlicher Sonnenschein am Himmel, sondern durchaus eine zerstörerische Kraft, meinte ich das auch so. Meine Lebensaufgabe besteht zwar darin Herzenslichter zu beschützen, aber der wahre Grund dahinter ist Kontrolle. Envar bewacht die Zeit, Alita kontrolliert den Raum und ich richte über das Licht in den Seelen der Wesen. Denn wo eine Göttin der Schöpfung ist, lauert ein Gott des Todes. Und er hat zwei Brüder erschaffen, die dir längst bekannt sind. Das Nichts. Und die Stille. Wir alle tragen eine wichtige Rolle und deshalb ist unsere Heimat für alle außer uns Animagi tabu. Wir halten die Balance.<
Es gab noch so viel mehr zu erzählen, aber ich wollte Akela nicht mit diesem Wissen erschlagen, sondern ihm Zeit lassen das zu verdauen. >Vielleicht ist das der Moment, wo du Fragen stellen möchtest.< lächelte ich ihn offen an.