Jadis
Es schmerzte mich, dass wir nicht für unsere Tochter da sein konnten. Doch dieser Ort schien ihr helfen zu können, was wir anscheinend derzeit nicht tun konnten. Sobald sie wieder zurückkehrte, würde ich sie fest in meine Arme halten und wir würden gemeinsam den Kummer teilen. Ich konnte mir vorstellen, dass sie sich bestimmt große Vorwürfe machte. Wieder krümmte sich mein Herz zusammen bei den Gedanken, dass sie alleine in diesem Kampf gewesen war und miterleben musste, wie ein guter Freund starb. Ardan sank wieder auf die Knien und ich schaffte es ihn zum Schlafplatz zu bewegen. Fest deckte ich ihm zu und warf neues Holz in das Feuer, damit die spendende Wärme zurückkehrte. Schließlich kehrte ich zu meinem Gemahl zurück, kroch unter die Decke und hielt ihn fest umklammert. "Versuche ein wenig zu schlafen", wisperte ich mit eine heisere Stimme, was von den Tränen herkam. Wir brauchten Energie und wieder einmal verfluchte ich diesen elendiger Krieg. Er nahm sogar uns die Trauer.
Kenai
Überall schwirrten die Schattenfänger und kamen mit gefüllte Kristalle zurück. In meinem Schattenschwert gab es keinen Platz mehr, um weitere Energie zu speichern und somit musste sich meine Quelle in meinem Inneren ausdehnen. Langsam spürte ich einen unangenehmen Druck und spürte, wie die fremde Schatten versuchten sich gegen mich aufzulehnen. Doch die innere Barriere schloss sie ein wie ein Käfig. Erschöpft sank ich auf die Knien, als der letzte Schattenfänger in meinem Körper verschwand. Mein Körper erschauderte und ich atmete schneller, als vorhin. Aber jetzt war die Umgebung wenigsten weitgehend gereinigt und die verlorene Seelen oder die verletzten Menschen würden nicht zum Opfer der Schatten werden. Meine Augen suchten nach der vertraute Gestalt ab und dann fand ich Jenaya weiter hinten. Schwerfällig erhob ich mich und taumelte in ihre Richtung. Die Quelle in mir pochte unruhig und tief atmete ich ein. Ich wusste nicht, wie schnell ich die fremde Schatten verdauen konnte oder ob ich es überhaupt konnte. Ich kannte noch nicht alle Geheimnisse der Schattenmagie und der Einzige, der mir helfen konnte, war im Schattenreich. Nein, unser Baby kann mir auch helfen.
Calypso
Hauchzart strich ihre Fingern durch das mitternachtsblaue Haar, das in allen Richtungen standen. Sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig, ansonsten rührte sich nichts von seinem Körper. Sie wusste, dass sie vermutlich damit sein Vertrauen verspielt hatte. Denn Akela war ein sehr misstrauischer Mann, sein Herz wurde in der Vergangenheit zu oft verletzt. Die unsichtbaren Narben reichten tiefer, als die Narben auf seine blasse Haut. Nur die Sonnenfüchsin allein war in der Lage gewesen sein tief verstecktes Herz zu erreichen und ihm den Weg zu beleuchten. Calypso hatte in ihre Muscheln gelesen, dass eines Tages eine Frau aus leuchtendem Licht seinen Weg kreuzen würde. Dennoch war sie besorgt gewesen, da Akela so launisch wie das Meer war und seinen Kurs stetig änderte wie der Wind. Er war ein schwankendes Schiff und so stand auch sein Schicksal geschrieben. Es war nicht klar zu lesen, weil sein Kompass sich ständig drehte. Egal welchen Kurs er nehmen mochte, es würde eine große Wirkung hinterlassen. Doch jetzt hatte Calypso ein wenig in seinem Schicksal eingegriffen, es war ein schmaler Grat und ihr Meergott Neptun würde es nicht gutheißen, aber er würde sie nicht bestrafen. Ihr Eingriff würde keine mächtige Auswirkungen haben, als wenn es bei Jemanden mit einem klaren Schicksal gewesen wäre. Wie der Tod eines bedeutendes Mannes. Er musste sein Leben hergeben, um den Krieg beeinflussen zu können. Seufzend ließ sie die Muschel schließen, damit Akela von der Umgebung geschützt war. In den Koma würde er nur schöne Träume haben, damit seine Seele besänftigt wurde und Fenrir keine Nahrung fand. Geschmeidig glitt sie zu ihrem magischen Spiegel, ein Geschenk ihres Gottes. Sie war die Anführerin ihrer Schwestern und die oberste Vertraute ihres Gottes. Die Oberfläche der Spiegeln begann Wellen zu schlagen und trug ihre flüsternde Stimme zum Geist der Frau mit den dritten Auge: "Ich bin Calypso, Auserwähltin. Der Bruder deines Mannes liegt in meine sichere Welt. Wenn die Zeit reift, wird er zu euch zurückkehren. Suche nicht nach ihm, ihr werdet nicht in meine Welt gelangen können." Sie zog sich zurück und der Spiegel wurde wieder starr.
Akela
Langsam öffnete ich meine Augen, als ich das Rauschen von einem Meer vernahm und unter meinem Körper konnte ich eine weiche Matratze spüren. In meine Nase kroch ein vertrauter Duft und verwirrt blinzelte ich die Decke an. Diese Decke....Etwas Schwere lag auf meinem Arm und ich drehte mein Kopf zur Seite. Mein Herz setzte einen Moment aus, ehe es anfing schneller zu pochen: "Silia." Sie schlug ihre Augen auf und pures Leben stand in ihnen geschrieben. "Guten Morgen, mein Gemahl", lächelte sie mich strahlend an und ihre Lippen streiften Meine. Gemahl? Ich vergaß den Gedanke, als sich die Süße in meinem Mund ausbreitete. Sofort erwiderte ich gierig den Kuss, zog sie fest in meine Arme und grub mit einer Hand in ihr feuriges Haar. "Du hast mir gefehlt", brachte ich keuchend hervor. Sie lachte: "Du vermisst mich auch in deine Träume?" Wohliger Schauder rann meinem Rücken hinab beim Klang ihres Lachens. Es klang fröhlich und rein. "Immer", murmelte ich und stellte vage fest, dass wir uns in meinem Schlafzimmer befanden. Wir waren auf der Insel, wie....Der Gedanke löste sich auf, als ich merkte, dass Silia unter der Decke nackt war. Und ich auch. Hitze wallte in mir auf und in diesem Moment war mir alles egal, solange sie bei mir war. Ich liebte diese Frau abgöttisch, sie durfte nie wieder von mir weichen. Ich brauchte sie so sehr.