Jadis
Bei den Waffen hatte ich eine neue Aufgabe gefunden, sie mussten regelmäßig gereinigt und geschärft werden. Zudem musste der Bestand jeden Tag gezählt werden, ob zum Beispiel genügend Pfeile gab oder ob wir neue Waffenlieferung brauchten. In einer solchen Gegend könnten einige Waffen schnell rosten. Doch die meisten Waffen waren von guter Qualität und da lohnte es sich hierfür Geld auszugeben. Eine schlechte Waffe konnte schnell den Tod bedeuten. Ich spürte, wie ich immer mehr Anerkennung der Soldaten bekam, weil ich tatkräftig mithalf, selbst bei den Aufgaben, die eigentlich nicht für eine Königin gedacht war. Aber ich war nie zimperlich gewesen und wenn ich mit anpacken konnte, tat ich es auch. So hatte ich auch den Respekt meiner Windreitern und meines Volkes erlangen können. Die Menschen wollten sehen, dass wir Könige an unserem Wort halten konnten und dass wir handelten. Außerdem wollte ich das klischeehafte Bild von einer Prinzessin und jetzt von einer Königin loswerden. Schwarze Schmieren verzierten mein Gesicht, mein Haar war wieder zerzaust und meine Hände bekamen Blasen. Ich spürte die ersten Anzeichen der Erschöpfung. Aber ich gönnte mir jetzt keine Pause, nachdem ich mit den Waffen fertig geworden war, ging ich vom Platz zum Platz, um mich mit den Soldaten zu unterhalten. Ich hörte mir ihre Sorgen an, lobte sie aufrichtig für ihren Mut und Bereitschaft, stärkte ihren Willen und fragte nach ihre Wünsche für die Zukunft. Danach half ich den Heilern das Abendessen zu den Verletzten und Kranken zu bringen. Da konnten sie immer eine helfende Hand gebrauchen. Schließlich flog ich mit den Harpyien eine weitere Runde, um nach Feuerholz zu suchen. „Du solltest dich ausruhen, deine Magie erschöpft sich“, hörte ich die Älteste in meinem Kopf sagen. Wir waren in der Lage in unseren Vogelgestalt, die wir wieder angenommen hatten, über Gedanken zu sprechen. „Macht dir keine Sorge“, antwortete ich bloß. Es war schon immer meine Methode gewesen mich auf die Arbeit zu stürzen, wenn ich aufgewühlt war. Ich wollte nicht zurück in die einsame Höhle gehen, wo die Gedanken unaufhörlich in meinem Kopf kreisen würde und mich stetig fragen würde, ob wir Thales hätte retten können. Und zudem quälte mich die Ungewissheit, was jetzt mit meiner Tochter war. Ich konnte nicht mal für sie da sein.
Kenai
Die Elfen mochten einen Verrat begannen haben und sie sollten auch ihre gerechte Strafe bekommen, jedoch war ich ebenfalls dagegen sie explodieren zu lassen. Wir waren keine Monstern, wie sie. Wir konnten es besser machen. Ich runzelte mit der Stirn, wobei Akela würde wahrscheinlich Methoden benutzten, die mir nicht gefallen würde. In diesem Fall war es schwer klare Grenzen zu haben. Ab wann wurde etwas falsch? Ab wann mussten wir unseren eigener Moral hinterfragen? Für mich selbst hatte es lange gedauert zu begreifen, dass ich unsere Feinde das Leben nahm und es nicht gleichgütig hinnehmen darf, auch wenn sie böse waren. Ich hatte gelernt Respekt vor den Tod zu haben und dass das Töten wirklich der letzter Weg sein musste, wenn man einem Feind gegenüber stand. So wie in diesem Krieg. Plötzlich erschien Alita, sie war die Schwester von Silia. Ich richtete mich auf und musterte sie aufmerksam. Ich glaubte sie war traurig. „Kannst du sagen wie es Silia geht?“, fragte ich sie. Wenn Akela zurückkam, wollte er das bestimmt als Erster wissen, ansonsten würde er verrückt spielen und auch wenn er in ihrer Gegenwart ruhiger geworden war, aber ohne sie wurde er wieder unbeherrscht. Das Bild von ihm wurde wieder ganz klar, ich erinnerte mich an seinem verzweifelten Blick, als Silia weggebracht wurde und dann wie der Blick leer wurde. Ich machte mir immer noch Sorgen um ihn, auch wenn er jetzt bei Calypso war. In diesem Moment öffnete sich ein Schattenportal und ich ruckte in die Richtung. Enttäuschung kam in mir hoch, als ich sah, dass es nur der Mondelf war und er packte gerade die Rabenmünze weg. Die Mannschaft bis aus Cerberus schauten auf. „Cassandra hat jetzt auf dem Schiff Arrest bis der Kapitän wieder da ist. Für solche Kinderei haben wir keine Zeit, es gibt Wichtigeres zu tun“, sagte Boyd kühl.
Akela
Die Melodien füllte den ganzen Raum aus, während im Hintergrund das Meer leise rauschte. Die warme Sonnenstrahlen kitzelte mein Nacken und ich blickte von meiner Leinenwand auf, um in das Wohnzimmer zu schauen. Silia saß am schwarzen Flügel, ein Hochzeitsgeschenk von mir. Ich hatte sogar ihren Namen golden eingravieren lassen. Ich liebte diesen Anblick, sogar noch mehr, als wenn sie mit ihrer Gitarre spielte. Die Melodien verklangen und ich sah wie ihr Mund sich stumm zu bewegen begann. Sie komponierte ein neues Lied für eine Aufführung in den Heimatland ihres Vaters. Mittlerweile hatte ich aufgehört zu zählen, wie viele Auftritte sie bereits hatte. Silia liebte es auf der Bühne zu sein, für die Menschen zu singen und ihre Herzen zu berühren. Manchmal sang sie nur, manchmal tanzte sie dabei und manchmal wurde es zu einem Musiktheater. Ich hingegen war immer noch nicht gerne von fremden Menschen umgeben, ihretwegen besuchte ich jedoch jeden Auftritt. Zum größtenteils hatte es mit meiner besitzergreifende Eifersucht zu tun, obwohl ich sie mittlerweile besser im Griff hatte und dennoch hatte ich nach wie zuvor das starke Bedürfnis sie vor aufdringliche männliche Bewunderer beschützen zu müssen. Ich hasste diese Bewunderer, aber ich wurde nicht mehr handgreiflich wie beim erste Male. Und nach diese Aufführungen, meine Wangen erwärmten sich, musste mein männlicher Ego ihr jedes Mal beweisen, dass ich ihr größter Bewunderer war. Silia begann wieder zu spielen, vollkommen versunken in ihrem Stück. Es juckte in meine Finger sie zu zeichnen, mittlerweile war mein persönliches Zeichenbuch voll von ihr. Sie war meine Inspiration, meine Muse. Ich zwang mich auf meine Leinenwand zu konzentrieren. Ich musste diesen Auftrag fertig haben. Es hatte lange gedauert, doch dann hatte Silia irgendwie geschafft mich davon zu überzeugen meine Kunst der Welt zu zeigen. Und viele Menschen mochten anscheinend meine Kunst. Aber ich war bei meine Kunden ziemlich wählerisch, ich nahm nicht jeden Auftrag an und ich konnte es mir auch leisten. Ich war kein armer Mann, auch wenn ich kein Pirat mehr war. Plötzlich hörte ich ein Kichern und schaute auf. Meine Augenbraue wanderte in die Höhe: „Was gibt es zu lachen?“ Die sonnenfarbene Augen funkelten: „Du hast Farbe im Gesicht, Schattenwolf.“ Ich erhob mich geschmeidig von meinem Stuhl und verließ den Balkon: „Soso und das findest du wohl lustig. Ich glaube dir würde Rosa wunderbar stehen.“ Drohend schwenkte ich mit den Pinsel und Silia sprang lachend auf: „Du kriegst mich nicht.“ „Ich bin der große böse Wolf, er kriegt seine süße Beute immer!“, knurrte ich gespielt und stürzte ihr hinterher. Wir rannten aus dem Haus und auf der Blumenwiese erwischte ich meine Frau. Gemeinsam fielen wir in das Gras und ich malte einen breiten Strich auf ihrer Wange, ehe ich den Pinsel beiseite warf. Meine Lippen pressten sich auf Ihren und mir entkam einen wohligen Laut. Das hatte ich schon die ganze Zeit machen wollen. Nach einem Jahr war ich immer noch süchtig nach ihr. „Dir gehört mein Herz, meine Seele und mein Leben. Du bist mein Licht in der Dunkelheit, nur du kannst mir den Weg weisen“, flüstere ich mein Hochzeitsgelübde: „Ich bin dir treu ergeben und ich werde dich beschützen bis zu meinem Tod. Ich liebe dich, Silia, meine Sonnenfüchsin.“ „Mein Schattenwolf“, flüsterte sie zärtlich und legte ihre weiche Hand auf meiner Wange. Sofort schmiegte sich mein Gesicht enger an ihre Hand und erschauderte wohlig. Ich war empfänglich für jede kleinste Zärtlichkeit von ihr, ein Lächeln genügte um mich in die Knien zu zwingen. Plötzlich spitzten ihre Ohren und auch ich bemerkte die veränderte Stimmung in der Luft. Jemand kam. Nein. Es waren zwei. Mein Körper spannte sich an und ich sprang auf meine Füße. Es waren Eindringlinge, beide mit dunkle Auren. Und eine Aura kam mir bekannt vor….Zwei Männer erschienen, beide wirkten auf dem ersten Blick wie Animagi. Der Eine sah wie ein Wolf aus…..“Mal!“, rief Silia aufeinmal und ehe ich mich versah, rannte sie in die Arme des einen Mannes. Die Luft wich mir aus der Lunge und ich blinzelte. Das war unmöglich. Der Wolfsmann kam grinsend auf mich zu, seine Eckzähne blitzten hervor: „Sie wird dir niemals gehören, weder in diesem Leben, noch im Nächsten. Sie gehört meinem Bruder und wird immer ihn wählen.“ „Nein!“, keuchte ich: „Silia hat mir ihre Liebe versprochen. Sie wird mich niemals verlassen!“ Fenrir lachte laut auf und seine mondgelbe Augen funkelten schadenfroh: „Sie hat dich bereits verlassen, als sie Mal gesehen hat. Du hast verloren.“ „Nein!“, mein Herz brach. Silia würde das mir niemals antun, das hier musste ein Albtraum sein.