Federleeee
Na wie gehts?
Ardan
Freesia führte uns zum Direktor des Theaters, der mich und Zen höflich grüßte. Seit vielen Jahren führte er die kreative Truppe des Reiches, jedoch hatte er zu Zeiten meines Vaters nicht oft die Chance erhalten, sein und das Können seiner Leute unter Beweis zu stellen. Im Gegensatz zu meinem Vater hatte ich schon immer Gefallen an Theaterstücken und Tanzaufführungen gefunden. Nichts, was ein Prinz hätte mögen sollen, aber Leora hatte mich bereits als kleinen Jungen in die farbenfrohe Welt der Kunst eingeführt. Ich würde dieses Geschenk nie außer Acht lassen. Es würde weiter bestehen, immer ein Teil von Ignulae sein.
Darum lag es mir am Herzen, dass die Aufführung all die Punkte erfüllte, die ihr wichtig gewesen wären. Magie, Tanz, eine emotionale Geschichte, mitreißende Spektakel... Sie hatte all das geliebt.
>Was denkt Ihr, Mahajal? Ist das zu Eurer Zufriedenheit?< erkundigte sich der Direktor mit einem erwartungsvollen Ausdruck in seinem vom hohen Alter gezeichneten Gesicht.
Ich dachte nicht lange darüber nach. >Natürlich. Bislang habt ihr gute Arbeit geleistet, heute wird das nicht anders sein. Vielen Dank!<
>Wir haben Prinzessin Leora zutiefst verehrt. Das ist das Mindeste, was wir für sie tun können.< meinte er traurig lächelnd.
Wieder das schmerzhafte Pochen in der Brust. Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter und spürte, wie Zen näher an mich rückte. >Danke.< Ich schaute zurück zu Freesia, die mich aufmerksam musterte und nickte ihr zu. >Ich bin schon auf deinen Auftritt gespannt. Heute haben wir ausnahmsweise Gäste in unseren Reihen, also erwarte ich, dass du sie verzauberst.<
Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. >Ich hatte noch nie einen schlechten Auftritt.<
Das stimmte. Raja würden bestimmt wieder die Augen ausfallen, wenn er seine Frau auf der Bühne tanzen sah. Wenn es um sie ging, dachte und handelte er wie ein treudoofer Hund, aber das sah ich ihm nach. Ich freute mich nach wie vor für die beiden. Dass sie sich gefunden hatten und innig liebten.
>Lass uns zurück ins Schloss gehen, etwas essen und uns für die Feier fertig machen, in Ordnung?< wandte ich mich an Zen, der stumm all die Menschen bei ihrer Arbeit beobachtete. In seinen roten Augen lag ein sehnsuchtsvoller Glanz. Gemischt mit einem traurigen Zug um den Mund. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Er sehnte sich nach Normalität, nach einem durchschnittlichen Leben, so wie ich es hier und da tat. Unsterblichkeit mochte für viele ein Geschenk sein, aber für mich stellte das mehr einen unschönen Fluch dar.
Zen drehte den Kopf zu mir und nickte einverstanden.
Jenaya
Ich empfand diesen Ort nicht unbedingt als magisch, weil ich all die Wunden sah, die Kenai mit seiner dunklen Magie hinterlassen hatte. Zwar versuchte ich darüber hinwegzusehen, doch das fiel mir schwer. Seit ich das dritte Auge besaß, sah ich die Welt ganz anders. Ich hörte das Gewisper zwischen Blättern, Stimmen aus einer anderen Welt. Einer Welt, aus der Yun kam. Ich sollte ihn später mal danach fragen... Wie es in seiner Heimat aussah und wie es sich dort leben ließ.
Als Kenai sich direkt vor mich stellte, kam mein Gedankengang sofort zum Stillstand. Mein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Für Kenai mochte ein Kuss nichts Besonderes sein, für mich allerdings schon. Es kostete mich große Überwindung, mich nicht den Gefühlen hinzugeben, die in mir tobten, wenn ich auf seine geschwungenen Lippen sah. Wie konnte ein Mann überhaupt so schöne Lippen haben? Das war einfach nicht fair! Kenai war nicht fair für mein armes Herz.
Tief durchatmend straffte ich die Schultern und wappnete mich gegen das Kribbeln, das einsetzen würde, sobald ich ihn küsste. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und überwand die geringe Distanz, bis meine Lippen die seinen berührten. Weich, warm und süß. Besser konnte ich seine Lippen nicht beschreiben. Magie begann zwischen unseren Mündern zu pulsieren. Ich spürte, wie ich das Schloss öffnete, das ihm erlaubte, seine überschüssige Energie loszuwerden und löste mich wieder von ihm. So gern ich den Kuss länger hinausgezögert hätte, durfte ich das nicht. Das wäre zu egoistisch von mir...