Hihi, dann habe ich ja eine tolle Wahl getroffen
Silia
Schlag für Schlag trieb er mich weiter nach hinten. Meine Arme zitterten bereits von der Wucht seiner Hiebe. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, wenn er mich beinahe traf und ich schnell ausweichen musste, um seiner tödlichen Klinge auszuweichen. Mir wollte einfach nicht in den Sinn, dass dieser Mann, der mich einst bedingungslos geliebt hatte, nun meinen Tod wollte. Es war seine Idee gewesen, seinem Dasein als Monster ein vorzeitiges Ende zu bereiten, um die Welt und alle Wesen darin vor sich selbst zu schützen. Was war aus diesem Teil geworden? Auf mich durfte er sauer sein, aber doch nicht auf all die unschuldigen Leben!? Er wusste, dass es meine Pflicht war sie alle zu beschützen. Dass ich ihn aufhalten musste, bevor er unwiderruflichen Schaden anrichtete.
Keuchend parierte ich den nächsten Schlag und rutschte dabei nach hinten. Staub wirbelte auf. Diesmal zitterten auch die Muskeln in meinen Beinen. Es fiel mir schwer nicht in die Knie gezwungen zu werden. Malevor griff mich nämlich auch mit seiner Leere an. Jedes Mal, wenn uns nur Zentimeter voneinander trennten, atmete er tief aus und hüllte mich in seinen dichten Nebel ein, der in meinen Geist einzudringen versuchte. Er wollte mir meinen Willen rauben. Meinen Widerstand auflösen. Es kostete mich viel Selbstbeherrschung dieser Magie zu widerstehen. Auch ich ließ nichts unversucht. Mit meinem Licht, welches mir aus jeder Pore drang, vertrieb ich seine Finsternis und suchte einen Weg in sein Herz. Das Herzenslicht, das irgendwo tief in ihm vergraben sein musste. Anders als bei Menschen war das Licht der Animagi sehr viel stärker, es konnte eine Art Eigenleben entwickeln. Dass Fenrir es geschafft hatte seinen Geist zu teilen, war das beste Beispiel dafür. Man könnte fast meinen, es hätte ein eigenes Bewusstsein, allerdings war es viel komplizierter als das und ich hatte keine Zeit mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Durch Malevors heftige Attacken blieb mir nicht einmal genügend Zeit kurz durchzuatmen. Er schwang seine Waffe, als gäbe es kein Morgen mehr und betrachtete mich dabei aus finsteren Augen. Das Braun hatte sich in den letzten Minuten verdunkelt. Ich wünschte, ich könnte in seinen Kopf blicken und herausfinden, was in ihm vorging und was diese fremde Dunkelheit verursachte, doch der Kampf verlangte meine gesamte Aufmerksamkeit. Wir landeten erste Treffer. Eine Wunde blutiger als die andere. Während in meinem Blut ein weißgoldener Schimmer lag, war seines in einem dermaßen dunklen Rot, das es fast schwarz wirkte. Der Geruch nach heißen Sommertagen und kalten Eisnächten sammelte sich in der Luft um uns herum.
Keuchend drückte ich ihn mit aller Gewalt von mir und sprang in die Höhe, um etwas Abstand zu gewinnen. Meine Wunden schlossen sich in wenigen Sekunden, doch die Anstrengung blieb fest in meinen Knochen stecken. Meine Hand um den Schwertgriff war völlig verkrampft. >Was haben sie dir angetan?< brachte ich endlich hervor.
Mal zog eine Braue in die Höhe und streckte seinen Waffenarm seitlich aus. Die Klinge dehnte sich, wurde länger und nahm die Form einer Lanze an. Die Spitze funkelte im Schein meines Lichtes. >Habe ich dir nicht gesagt, dass mir nicht nach Reden zumute ist?< knurrte er drohend. Daraufhin ging er leicht in die Hocke und schleuderte seine Waffe in meine Richtung. Der Schuss kam so schnell, dass die Lanze mich knapp an der Schulter traf. Wieder eine blutende Wunde, die sich schnell schloss. Ich flog weiter weg und umging der nächsten Attacke, die unmittelbar folgte. Seine Waffe kam aus der Höhe geschossen, aber ich schlug sie fort, sodass sie mit einem lauten Knall einige Meter von Malevor entfernt in den Boden drang. Er verlor keine Zeit. Er schnappte sich die Lanze und beschloss den Kampf in der Luft fortzusetzen. Ich bezweifelte, dass ich mir damit einen Gefallen getan hatte.
Wieder prallten wir voller Wucht gegeneinander. Diesmal musste ich seine Hiebe anders abwehren, da seine Lanze länger war als mein Schwert und er somit einen Vorteil hatte. In meinem jetzigen Zustand war ich nicht in der Lage, meine Waffe zu verformen. So etwas war mir nur möglich, wenn mir ausreichend Zeit und Licht zur Verfügung standen. Malevor hingegen beherrschte diese magische Kunst wie das Kämpfen selbst. Früher hatten wir oftmals zusammen trainiert, zumal wir mit verschiedenen Techniken großgeworden waren. Wir hatten viel voneinander gelernt. Auch jetzt waren mir einige seiner Attacken vertraut, jedoch war der Wille dahinter ein völlig anderer. Zerstörerisch. Trotzdem kämpfte ich verbissen weiter, versuchte aus ihm schlau zu werden. >Das bist nicht du, Mal.< wagte ich einen weiteren Versuch.
Diesmal klang er wütender als zuvor. >Du kennst mich nicht mehr. So wie ich dich nicht mehr kenne.< Sein nächster Schlag schickte mich zu Boden, wo ich unsanft auf dem Rücken landete. Schwer keuchte ich auf. Schmerz bahnte sich durch meinen gesamten Körper. Seine Magie... sie war so stark. >Die Sury, die ich kenne, hätte nie unseren Eid gebrochen und sich einem anderen Mann hingegeben. Du hast mich mit einem Menschen ersetzt!< Er spie seinen Vorwurf wie Gift auf mich. >Und als ob das nicht schlimm genug ist, habt ihr meinen Bruder im Stich gelassen. Er hat schlimmer gelitten als ich, während ihr munter weitergelebt habt.<
Ich schnappte nach Luft und rollte mich rechtzeitig zur Seite, als seine Lanze sich tief in den Boden bohrte. Die folgende Druckwelle riss mich mit sich, aber diesmal schaffte ich es auf die Füße zu springen und die Balance zu halten. Meine Augen brannten. >Wer behauptet, wir hätten munter weitergelebt? Nach deinem Tod war ich dermaßen fertig mit den Nerven, dass mich meine Mutter eingeschläfert hat. Ich war zu nichts mehr zu gebrauchen!< schrie ich ihm entgegen, damit er mich auch hörte.
>O, tut mir leid, dass du deinen Kummer ausschlafen musstest, während ich allein und wach in ewiger Dunkelheit gefangen gehalten wurde!< keifte er zurück und verdichtete seinen Nebel so sehr, dass ich ihn aus den Augen verlor. Nur das kurze Aufblitzen seiner Lanze in meinem Licht rettete mich, ansonsten hätte er einen sicheren Treffer in meinem Bauch gelandet. Seine Magie stank. Sie lastete schwer auf mir, während ich mich im Geiste dagegen wehrte. Bloß nicht zu tief einatmen, ermahnte ich mich selbst. >Du hast keine Ahnung, was ich alles durchstehen musste und wie es sich für mich angefühlt hat nach all der Zeit auszubrechen, nur um herauszufinden, dass es deinen Leuten hervorragend geht, während meine elendig gelitten hat.<
Ich blieb aufmerksam, bewegte mich langsam im Kreis und horchte auf jedes kleinste Geräusch. Seine Worte schmerzten mich mehr, als es seine Waffe je könnte. Ich wünschte, ich könnte ihm den Kummer nehmen. Alles Negative mit meinem Licht auslöschen und ihn in den Arm nehmen. Das Brennen in meinen Augen wurde stärker. >Du kannst nicht wirklich annehmen, dass du mir nicht mehr wichtig bist, Mal. Ich liebe dich und-<
>Sag das nicht!< brüllte er und stürzte sich im nächsten Moment mit seinem Schwert auf mich. Seine Augen waren nun tiefschwarz. Voller Abscheu und Verachtung. >Diese Worte will ich nie wieder aus deinem verlogenen Mund hören!<
Ardan
Ich ließ keine weiteren unnötigen Sekunden verstreichen. Risiko hin oder her... Ich sprengte die Ketten, die den Dämon in mir festgehalten hatten und hieß die Magie des Blutmondes willkommen. Wilde, unbeherrschte Energie durchflutete mich. Die Drachenschuppen färbten sich dunkler, ihre Kanten wurden schärfer. Dunkelviolette Male zeigten sich auf meiner Haut und die Sicht meines linken Auges tauchte in eine milchig weiße Welt ein. Der Flügel aus meinem Rücken hatte sich längst schmerzhaft in die Freiheit durch meine Haut geschlagen und bewegte sich auf und ab. Dadurch gewann ich schnell an Höhe. Es war zwar ungewohnt mit nur einem Flügel zu fliegen, doch meine Magie sorgte für Stabilität. Die Energie in meiner Sense war durch und durch negativer Natur. Sie summte, lechzte nach dem Blut des Feindes. Ich selbst hungerte nach dem Tod der beiden Dämonen. Ich wollte mich beweisen. Wollte zeigen, dass ich der stärkere Dämon war. Dass sie sich mir gefälligst unterzuordnen hatten.
Nur ein kleiner Funke Verstand blieb zurück. Dieser stellte klar, wen ich nicht töten durfte und es erforderte höchste Konzentration. Und Glück.