Jadis
Die Behandlung schien vorbei zu sein, denn Ardan trat aus dem Zelt. Ein stolzes Lächeln umspielte meine Lippen: "Danke. Sie ist wundervoll, ich habe sie selbst großgezogen. Mein Vater fand damals ihr Ei einsam in Büsche." Mein Blick wurde weich, als ich meine Gefährtin betrachtete. Sie war entspannt und blickte kurz auf. Ihre bernsteinfarbene Augen ruhten kurz auf Ardan. Dann begann sie die Federn der Flügeln zu putzen. Ich bemerkte eine Gestalt, es war Gilbert und er hielt inne. Scheinbar wollte er Jade wieder besuchen. Ich musste mit ihn reden. Über das, was gestern vorgefallen war und ich spürte eine leichte Anspannung in meine Schultern. "Falls wir uns naher bei der Morgensitzung nicht sehen, sehen wir uns vermutlich uns danach wieder", wandte ich mich kurz an Ardan und klopfte auf den Hals von Feena: "Sei ein braves Mädchen. In Ordnung?" Sie schnaubte leise wie ein Pferd, der Schweif raschelte sanft auf dem Gras. Ich trat auf Gilbert zu und mit einem ernstem Blick sagte ich: "Wir müssen reden. Komm bitte mit." Er sah kurz zu Ardan hinüber, ich konnte seine Miene nicht deuten. Wir gingen los und bei ein paar Felsen blieb ich stehen. Hier hatten wir Privatsphäre. "Wo warst du gestern Nacht?", fragte mich Gilbert: "Bei Jade?" "Natürlich war ich bei meinem Bruder gewesen", antwortete ich mit eine ruhige Stimme und fuhr fort: "Du hast dich gestern daneben benommen." "Es tut mir leid, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe. Auf dem Schlachtfeld.....es war schrecklich und blutig gewesen. Als ich dich nirgends gesehen hatte, war ich verrückt vor Sorge gewesen, ich dachte dir wäre was zugestoßen. Als ich dich endlich fand, sah ich wie dieser Halbdämon sich vor dir beschützend stellte, also wollte er deinen Held spielen. Und später war ER Derjenige gewesen, der dir geholfen hatte und Beistand gab, als es Jade schlecht ging. Ich fühlte mich wie ein Versager, weil ich eigentlich an seiner Stelle sein musste. Ich bin dein Gefährte, es ist meine Aufgabe dich zu beschützen, dir in schlechte Zeiten beizustehen und dich zuzudecken. Ich habe das Gefühl, dass er unsere Beziehung zerstören will und ich will dich nicht verlieren, Jadis. Ich liebe dich. Mein Verhalten gegenüber ihm bereue ich nicht, das gestehe ich ganz offen. Ich kann ihn nicht leiden, er hatte dir damals so sehr wehgetan und zudem ist er auch noch ein Halbdämon, wir müssen wachsam sein", erklärte Gilbert. Ich sah die Verzweiflung in seinem Gesicht, den Schmerz, die Frustration und die tiefe Abneigung gegenüber Ardan. "Auch wenn du ihn nicht leiden kannst, darfst du deine Rolle als General nicht vergessen. Hier müssen wir möglichst einen kühlen Kopf bewahren und unsere Beziehung darf all das hier nicht beeinflussen. Gilbert", tief atmete ich ein und umarmte ihn: "Ich habe dich ausgewählt und Ardan wird unsere Beziehung nicht zerstören. Er würde davon nichts haben. Und ja, er ist ein Halbdämon. Aber gebe ihm eine Chance sich beweisen zu dürfen, dass er nicht von der böse Sorte ist. Ich habe gestern Abend mit ihm ausgesprochen, wir lassen unsere Vergangenheit ruhen und behandeln uns wie annehmbare Bekannten. Jeder verdient eine zweite Chance, wenn er sich bewähren konnte. Er ist heute ein anderer Mensch, als damals und es könnte für uns vorteilhaft sein, wenn wir auf eine andere Art und Weise zusammenarbeiten. Er und seine Verbündeten sind stark genug um gegen mächtigeren Gegner zu kämpfen. Sie haben die gleiche Ziele, wie wir, auch wenn die Gründe hierfür sich ein wenig abweichen. Sie tun es für sich, wir tun es für die Welt." Meine Stimme blieb ruhig. Ich wollte mich nicht mit ihn streiten. Seine Lippen waren schmal geworden, es gefiel ihm nicht, was ich ihm gesagt hatte. Dennoch antwortete er widerwillig: "Na gut, benutzen wir sie für unseren politischen Zweck. Aber sollte er dir zu nahe kommen, werde ich mich nicht zurückhalten und solltest du wieder alte Gefühle von der Vergangenheit spüren, werde ich um dich kämpfen. Ich halte zu meinem Wort, was ich dir damals auf dem Schiff gesagt habe. Solange du noch was für mich empfindest, kämpfe ich."
Kenai
Ihre Hand lag wieder auf meinem Nacken. Sie massierte die Muskeln. Meine Atmung begann ruhiger zu werden und meine Augen schlossen sich. Ihre Fingern auf meiner Haut, das war wie Himbeerplätzchen essen. Diesmal filterte ich nicht die neue Informationen, sondern hörte jedes einzelnes Wort und ließ sie in meinem Kopf bleiben. Begehren. Körperliche Nähe. Fortpflanzung. Verlangen. Sehnsucht. Berührungen. Wonne. Eins werden. Das war also, was ich empfand, aber eigentlich nicht empfinden sollte. Als sie den Frühstück erwähnte, richtete ich mich auf der Stelle auf: "Zu Befehl." Ich konnte immer noch den Kuss auf meinem Kopf spüren. "Prinzessin, ich bin für Euch nicht der ideale Fortpflanzungspartner. Ich bin kein Mensch", mein Kopf verschwand wieder in der Kapuze bis mein Gesicht nicht mehr zu sehen war. Ich bin kein Mensch. Ich spürte einen stechender Schmerz in dem Brustkorb. Ich würde niemals als ihr Fortpflanzungspartner in Frage kommen, sie würde einen anderen Mann nehmen, der kompatibler war. Ich war eine lebendige Waffe. Diente nur zu einem Zweck. Ich war ein Schatten, ich hatte mich selbst in die Irre geführt, als ich glaubte ein Teil von ihrem Licht zu sein. Der Schmerz ließ nicht nach. Ich merkte nicht, wie ich meine Hände zu Fäuste ballte. Begehren. Körperliche Nähe. Fortpflanzung. Verlangen. Sehnsucht. Berührungen. Wonne. Eins werden. Nicht umsetzbar. Ich hatte nur einen einzigen Pflicht zu erfüllen. Berührungen. Sehnsucht. Lavendel. Wolken. Blumen. Himbeerplätzchen. Ihr Lächeln. Licht. Abendblaue Augen. Seidiges Haar. Weich. Verlangen. Küsse. Brennen. Wärme. Begehren. Ihr Körper. Ihre Stimme. Sehnsucht. Prinzessin. Meine Prinzessin. Sehnsucht. Sehnsucht nach ihr. Ich war ein Schatten. Schatten. Schatten...