Jadis
„Lass uns nach der Mission vermählen. Dein Vater hat uns sein Segen gegeben und bestimmt wird er nichts dagegen sprechen, uns früher zu vermählen. Schon gar nicht, wenn die Zukunft noch ungewiss ist und wir viele Schlachten bestehen müssen. Jadis, bitte werde meine Frau. Ich liebe dich über alles, du bist für mich der Mittelpunkt der Welt und ich verspreche dir, ich werde immer gut auf dich acht geben. Ich werde dir niemals von deiner Seite weichen, meine Prinzessin“, seine Küsse waren sanfter geworden und sein Ton zärtlicher. Während er sprach, ging er in die Knien und griff nahm meine Hände. Er hauchte darauf Küsse und sah mich mit einem feierlichen, hingebungsvollen Blick an. Mein Herz raste und mein Nacken prickelte. Warum spürte ich plötzlich Panik? Das war doch, was ich immer wollte. „Ich weiß, der Zeitpunkt für den Heiratsantrag ist gerade nicht ideal und auch nicht der Ort“, er lächelte verlegen und unsicher sogleich. Dann holte er etwas aus einem Beutel heraus und ich entdeckte einen funkelnder Ring. Meine Kehle wurde trocken. Der Ring sah so…..auffällig aus. Ich musste antworten. Er wartete auf meine Antwort. Oh Himmel. Das kam mir viel zu schnell vor. Zu plötzlich. Eben hatten wir uns noch gestritten und aufeinmal machte Gilbert einen Heiratsantrag. „Ich kann jetzt nicht heiraten, wenn da draußen ein Krieg tobt. Das kommt mir nicht richtig vor“, meine Stimme war leise. „Verstehe“, er stand mit eine verletzte Miene auf: „Ich gehe Inej ablösen.“ Als die Tür zufiel, sank ich auf das Bett und vergrub mein Gesicht in meine Händen. Warum hatte ich nicht einfach Ja gesagt? Meine Augen brannten. Irgendwas stimmte mit mir nicht. Es klopfte an der Tür und meine beste Freundin trat ein: „Ich habe Gilbert mit einer Grabmiene gesehen und ich wollte nach dir sehen, ob alles in Ordnung ist.“ „Ich weiß nicht, was los mit mir ist. Irgendwas läuft ziemlich schief und ich…..ich….“, ich fuhr verzweifelt mit der Hand durch meinem Haar: „Himmel, ich hätte einfach Ja sagen sollen. Was ist denn so schlimm früher zu heiraten? Ich meine, das hatte ich doch immer gewollt.“ „Naja, vielleicht ist Gilbert doch nicht der Richtige für dich“, antwortete Inej geradeheraus. „Natürlich ist er der Richtige, ich liebe ihn doch!“, rief ich aus. „Ich habe nicht gesagt, dass du ihn nicht mehr liebst. Erinnere dich, was ich dir damals erzählt habe. Liebe ist vielschichtig und kann sich unterschiedlich anfühlen. Aber es könnte sein, dass es nicht mehr diese Liebe von Frau zu Mann ist. Manchmal verändert sich die Liebe in der Beziehung, wenn eine Person sich weiterentwickelt. Du hast dich weiterentwickeln, Jadis. Gilbert ist ein netter Mann und ein Art von Mann, der die Prinzessinnen vor gemeine Drachen beschützen will. Aber das Problem ist, dass du selbst die Drachen bekämpfen kannst und du brauchst Jemanden, der dich in deine Sache bestärkt.“ „Gilbert unterstützt mich“, wand ich ein. „Schon, aber er hält dich auch zurück und gibt dir nicht den Freiraum, die du brauchst. Er sieht in dir immer noch die hilflose Prinzessin und es liegt in seiner Natur sehr beschützerisch zu sein. Ich denke, er braucht das Gefühl ein Held für Jemanden zu sein, aber du bist dir dein eigener Held. Ihr seid euch nicht ebenbürtig. Weiß du, als ich gesehen hatte wie der Königsbube dich zudeckte, wirkte so als hätten sich zwei Puzzleteile gefunden, die zueinander passen. Obwohl er fürsorglich gewesen war, hatte er dich nicht als eine schwache Prinzessin behandelt. In seine Augen konnte ich lesen, dass er dich trotzdem für stark hält. Gilbert wäre überfürsorglich gewesen und vermutlich hättest du dann versucht dich zusammenzureißen, um dich nicht schwach zu fühlen. Ich kenne dich, Jadis. Du hast immer noch das Feuer in deine Augen, wenn du den Königsbube siehst. Wie gesagt, ich stehe hinter dir, egal was für eine Entscheidung fällst. Aber ich rate dir, zu überlegen, ob Gilbert wirklich immer noch der richtige Mann für dich ist. Höre auf dein Herz.“ Ich biss auf meine Unterlippe und war noch verwirrter, als vorher. „Du muss heute keine Entscheidung treffen. Vielleicht bringt die Reise Offenbarungen mit“, sanft drückte Inej meine Hand: "Komm, bereiten wir das Abendmahl vor. Trübsal blasen steht dir nicht."
Kenai
Auf dem Meer passierte nichts, ich sah ein paar mal Delfine aus dem Wasser springen. Ich hatte noch nie Delfine gesehen, nicht in diesem Leben. Aber vielleicht in meinem alten Leben. Der alte Mann hatte von einem Zirkus erwähnt, in der ich aufgewachsen sein sollte. Und durch Erzählungen der Menschen wusste ich, dass der Zirkus nie an einem Ort blieb und überall herumwanderte. "Es ist ein gutes Zeichen, dass du Fragen über dich stellst. Dass du mehr über dein altes Leben erfahren möchtest. Das bedeutet du bist auf dem gutem Weg wieder ein Mensch zu sein", der Pixie setzte auf meiner Schulter hin. Ein Mensch sein....Ich starrte weiter auf die blaue Farbe. Der Himmel spiegelte in ihm und es begann sich durch die untergehende Sonne zu verfärben. Plötzlich begann sich das Bild zu verschwimmen und es fühlte sich an, als würde ich mein Körper verlassen. Unbewusst klammerte meine Hände fest an das Reling, während mein Atem schwerer wurde und in meinem leeren Kopf sich mit Stimmen füllte.
„Warum können Akela und ich nicht wie du den Musikzauber? Die Anderen können es auch“, fragte ich Mama, während ich sie dabei beobachtete wie sie die Instrumente pflegte. „Akela und du besitzen die besondere Magie eures Vaters. Die Schattenmagie ist sehr groß und deswegen habt ihr nicht viel Platz für andere Magie. Jedoch kannst du mit deiner Stimme etwas Wundervolles erschaffen. Deine Stimme ist der Ort der Musikzauber, den ich dir vermachtet habe. Und die Stimme ist immer noch das schönste Instrument, sie kann die Gefühle und die Magie in Worte ausdrücken, sie kann die Herzen der Menschen berühren. Das ist ein großes Geschenk, Kenai“, sie küsste auf mein Stirn: „Trage dieses Geschenk in deinem Herzen.“