Hallihallo :)
Jadis
„Was war das für ein Gepolter gewesen?“, fragte ich ihn widerwillig. „Das war ich gewesen. Eine Stufe war zugefroren und dadurch bin ich ausgerutscht. Inej nennt es Karma“, er seufzte schwer und fuhr mit der Hand über den Hinterkopf. Er war nervös oder gestresst. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, wir kannten uns schon von Kindesbein an, sodass wir die Körpersprache des Anderen vertraut waren. Aber war es jetzt einfach so vorbei? Nur weil ich eine Harpyie war? Zählten unsere gemeinsame Geschichte gar nichts? Verdammt, er war nich nur mein Geliebter gewesen, sondern jahrelang auch mein bester Freund gewesen. Gilbert war immer an meiner Seite gewesen, ich hatte besonders die Loyalität unserer Freundschaft geschätzt. Ich hatte stets gedacht, dass wir auf uns verlassen konnten, egal was passieren mochte. Mein Glauben an unsere unzerstörbare Freundschaft war fest gewesen, sodass es jetzt besonders wehtat, dass ausgerechnet diese Sache uns trennen sollte. Ich verstand ihn nicht. Hatten all unsere gemeinsame Erinnerungen und Erfahrungen die Bedeutung verloren, nur weil ich eine Harpyie war?„Wir müssen reden. Am Besten an einem Ort, wo wir unsere Ruhe haben“, er sah mich ernst an. Ich musste den Kloß runterschlucken, ehe ich antworten konnte: „Dann lass uns auf dem Land gehen.“ Ich konnte dieses Gespräch nicht vermeiden und ich wusste, dass ich für mich mit ihn aussprechen musste. Ansonsten würde ich ewig mich damit quälen, wie ich es bei Ardan getan hatte. Schweigsam gingen wir gemeinsam auf das Land und unsere Füße versanken in den Schnee. Wir entfernten uns einige Metern von den Schiff, sodass uns Niemand zuhören konnte. Ich konnte diese Kluft zwischen uns spüren, sie war viel größer geworden und ich wusste nicht, ob wir sie jemals überwinden konnte. Es war zu viel passiert. Wir standen gegenüber und ich verschränkte meine Arme, abwartend musterte ich ihn. Alles an ihm war mir vertraut und gleichzeitig war er mir fremd geworden, als er mich verstoßen hatte. „Bevor ich anfange, bitte ich dich mich ausreden zu lassen. In Ordnung?“, seine himmelblaue Augen suchten nach meinem Blick. Knapp nickte ich. Hörbar atmete er tief ein und verzog leicht das Gesicht: „Ich bin wirklich ein Vollidiot. Ich verstehe dich, wenn du mir nicht verzeihen möchtest, denn ich hatte mich gestern zu dir sehr hässlich verhalten und das war nicht richtig gewesen. Wenn es um Mischwesen geht bin ich engstirnig und….verblendet, das ist mir jetzt klar geworden. Inejs Predigt hatte mich dabei wachgerüttelt. Als ich früher bei meinem Großvater lebte, hatte ich immer zu ihm aufgeschaut. Er war fest in der Überzeugung gewesen, dass alle Mischwesen bösartige Monster waren. Dass sie den Menschen nur Schaden anrichten wollte. Ich hatte nie an seine Worte gezweifelt, ich hatte geglaubt er sei ein Held der gegen die böse Wesen kämpfte. Er konnte sehr überzeugend sein, da er ein großes Charismas besaß und bis heute spüre ich noch den Einfluss seiner Erziehung. Aber jetzt….jetzt frage ich mich, ob er vielleicht doch nicht der Held war für den ich gehalten habe. Vielleicht war er wie ich engstirnig gewesen und erkannte nicht, dass auch bei Mischwesen gut und böse gibt, wie bei den Menschen. Als du gestern selbstlos gehandelt hattest, um sein Leben zu retten, wurde es mir klar, dass ich ein völlig falsches Bild von Mischwesen hatte. Dein Charakter hatte sich nicht verändert, nur weil dein Äußeres sich verändert hatte. Seit ich denken kann, warst du immer selbstlos gewesen und hattest nie die Anderen in Stich gelassen. Dafür hatte ich dich in Stich gelassen, als du mich am Meisten gebraucht hattest. Ich schäme mich zutiefst. Ich schäme mich, dass ich dir in den Rücken gefallen bin, obwohl wir uns schon so lange kennen und du niemals einen Grund geliefert hast dir zu misstrauen. Ich weiß nicht wie ich das wieder gut machen kann und ob ich jemals wieder dein Vertrauen genießen darf. Aber ich verspreche dir, dass ich von nun an versuche gegenüber den Mischwesen offener zu sein und sie nicht mit voreilige Vorteilen zu misstrauen. Du hattest Recht gehabt, man sollte bei jedes Wesen nach seinem Handel beurteilen und nicht nach seiner Herkunft. Auch wenn ich es ungern zugebe, so hatte ich auch Ardan voreilig verurteilt. Jadis, ich entschuldige mich bei dir aufrichtig.“ Gilbert ging in die Knien und verbeugte sich bis sein Stirn den schneebedeckten Boden berührten. Ich spürte Nässe auf meine Wangen und stellte fest, dass ich weinte. „Du hast mich sehr verletzt, Gilbert. Ich….ich weiß nicht ob ich dir das verzeihen kann“, meine Stimme zitterte und ich schlang meine Arme um den Körper: „Es wird dauern bis diese Verletzung heilen wird. Vielleicht….vielleicht haben wir in der Zukunft eine Chance eine neue Freundschaft zu schließen. Aber jetzt ist es einfach zu viel passiert und ich glaube wir brauchen beide Abstand voneinander. Du bist nicht der Einzige, der mich verletzt hatte, denn auch ich habe dich verletzt, weil ich für Ardan immer noch Gefühle habe und den Ring nicht angenommen habe. Gilbert, ich beende unsere Beziehung.“ Langsam richtete sich Gilbert auf und sah mich traurig an, wie ich mich fühlte: „Diesmal werde ich nicht um dich kämpfen, sondern lasse dich los. Ich weiß jetzt, dass ich dich selbst von mir vertrieben hatte, als ich seit seiner Begegnung immer glaubte dich an ihn zu verlieren. Aber er hatte immer einen besonderen Platz bei dir gehabt, ihm hatte seit damals bis heute dein Herz gehört und ich darf mich glücklich schätzen, dass ich wenigsten für ein paar Jahren dein Herz besaß. Ich werde gleich mich von Inej nach Ardan teleportieren lassen und dort mich von deinem Vater in einem Kampfgebiet versetzen lassen. Gibst du mir die Erlaubnis dich ein letztes Mal umarmen zu dürfen?“ Stumm nickte ich und blinzelte die Tränen weg. Seine Arme umschlossen mich, vertraut und sogleich fremd. „Lebe wohl, Jadis“, murmelte er. „Lebe wohl, Gilbert“, erwiderte ich leise und als er sich von mir löste, drehte er sich um. Gilbert schaute kein einziges Mal zurück, als er zum Schiff ging. Ich setzte mich ins Schnee hin und wischte mir die Augen trocken. Ich war traurig über das Ende und gleichzeitig fühlte mich mich merkwürdig erleichtert. Und das bereitete mir Schuldgefühle. Dann zog ich die Beine an mich ran, schlang die Arme um ihnen und ließ die Tränen zu. Ich weinte um den Verlust und über die zerbrochene Freundschaft.
Kenai
In der Schwärze spürte ich etwas durch meinem Haar fahren und dennoch signalisierte mir mein Körper keine Gefahr. Daher verließ ich nur langsam die traumlose Schwärze. Ein weicher Körper schmiegte sich eng an Meinem, der Duft nach Lavendel lockte mich immer weiter an die Oberfläche und langsam öffnete ich die Augen. Meine Atmung war schwerer geworden, während das Pochen in meinem Brustkorb schneller schlug. Wärme sammelte sich an dieser Stelle und gleichzeitig spürte ich Hitze in meinem Bauch. Den Grund für diese körperliche Reaktionen fand ich schnell heraus. Die Prinzessin hatte ihr Bein über meine Mitte liegen und ihre Lippen wanderten an meinem Kiefer entlang. Ich erschauderte. Mein Kopf bewegte sich, sodass unsere Lippen sich trafen. Lavendel. Sie schien aus Lavendel zu bestehen. Wie war es möglich? Und ihre Lippen waren so weich. Ich legte die Hand auf ihrem Rücken und drückte sie noch enger an mich. Ihr Körper fühlte sich gut an. Ich mochte diese Weichheit. Es.....löste Begehren in mir aus. "Jenaya", murmelte ich an ihre Lippen ihren Namen und erinnerte mich daran, was sie jeden Morgen sagte und ich es nie erwidert hatte: "Guten....Morgen, Jenaya."