Hab eine gute Nacht
Ardan
Jadis kam sofort zu mir, als diese Frau den Nebel entfernte, der noch in meinem Kopf gewesen war. Ich musterte sie aufmerksam, suchte nach einem Anzeichen, ob sie nicht doch eine Gefahr darstellte. Doch das Gefühl von Kampf blieb aus. Sie schien in der Tat friedlich gesinnt zu sein.
Ihr Blick schweifte umher und als sie ein paar Mal mit den Hufen scharte, hörte auch das nervige Lachen auf. >Entschuldigt... Mein Volk ist von Natur aus sehr neugierig und verspielt. Sie werden Euch in Ruhe lassen, wenn Ihr das ausdrücklich wünscht.< Ihre Stimme klang wie das Rascheln von Blättern und dem Rauschen des Meeres zusammen. Äußerst faszinierend. Ich versuchte mich daran zu erinnern, zu welcher Art sie gehörte, aber mir wollte das Wort schlichtweg nicht einfallen.
>Ich bin Lynelle, eine Animagi.< beantwortete sie sogleich meine unausgesprochene Frage. >Ich bin die Anführerin hier. Ihr seid zwar uneingeladen auf unsere Insel gekommen, aber ich weiß um Eure wichtige Aufgabe im Krieg da draußen Bescheid. Deshalb seid Ihr auch willkommen.<
Animagi. Stimmt. Ein weiteres Bruchstück meiner Erinnerung kam zurück. Das Lachen. Die ausgelassene Stimmung. War etwa auch Alkohol geflossen? Das würde nämlich die Lücken erklären. >Entspannt Euch, nehmt Platz.<
Jenaya
Da ich sichergehen wollte, dass Kenai nicht wegen mir angriff, stand ich auf und ging auf wackligen Schritten zu ihm. Wahrscheinlich hatte ich komisch geschlafen, sonst würden sich meine Beine nicht noch taub fühlen. Ich erreichte ihn und hakte mich bei ihm unter. Damit gab ich ihm zu verstehen, dass alles gut war. Ich war froh, dass es auch auf ihn zutraf. Mir war das Herz stehengeblieben, als ich ihn nicht nach dem Aufwachen gesehen hatte.
Die Animagi, eine höchst seltene Art, die man kaum in ihrer natürlichen Form antraf, stellte sich als die Anführerin vor und schwang erneut ihren Zauberstab, woraufhin ein leichter Wind aufkam, der die Blütenblätter durcheinanderwirbeln ließ und Stühle hervorzauberte. Beeindruckt besah ich mir das Ergebnis, strich mit den Fingerspitzen über die Blüten, die irgendwie zusammenhielten, sodass ich mich problemlos darauf setzen konnte. >Falls Ihr Hunger verspürt, sagt es. Wir haben Vieles zu bieten.<
Um ehrlich zu sein, wollte ich nichts essen, weil ich immer noch nicht wusste, ob man dieser Frau gänzlich vertrauen konnte. Animagi konnten unberechenbar sein, wenn ich den Geschichten, die ich über sie gelesen hatte, vertrauen durfte. Entweder sie brachten reiche Schätze mit sich oder ausschließlich Verderben. Um es mit einfachen Worten zu beschreiben: Sie waren launische Naturgeister.
>Zunächst einmal würde ich gerne wissen, was Euch nach Narda bringt. Sucht Ihr etwas Bestimmtes?<