Jadis
Lächelnd schloss ich die Augen und spürte überall die Wärme, sie hüllte mich wie ein schützender Kokon. In seine Arme konnte ich ruhig schlafen. Bis jetzt hatte ich bei ihm keinen einzigen Albtraum gehabt. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern. "Ich liebe dich auch, mein Herz", murmelte ich und dann wurden meine Atemzügen regelmäßig.
Ich öffnete erst am nächsten frühen Morgen die Augen, als ich ein leises Quaken hörte und schlaftrunken schaffte ich mich von den starke Arme zu lösen. Leise gähnend rieb ich mit der Hand über meinem Gesicht und erreichte das Bett von Silia. "Du bist wohl ein Frühaufsteher, mein kleiner Fuchs", sie strampelte freudig mit den Beine und reckte ihre Händchen nach mir aus. Die Sonnenstrahlen spielte mit ihrem Haar, das mir irgendwie mehr vorkam. "Oder möchtest du zu uns kommen?", ich hob sie an und stellte fest, dass Silia schwerer wog. Oder ich bildete es mir bloß ein, weil ich noch nicht richtig wach war. Ich legte mich mit ihr zurück in das Bett und Silia lag nun in der Mitte. Das schien ihr zu gefallen und leise gähnte sie, ehe sie die Augen schloss. Anscheinend wollte sie wirklich nur zu uns. Lächelnd schmiegte ich mein Gesicht an dem weichen Kopf und atmete den Sonnenduft ein. Wärme erfüllte mein Herz und ich könnte ewig Silia beobachten. Ich achtete gar nicht mehr auf die Umgebung.
Kenai
Wir erreichten das Schloss und legten uns in das Bett hinein, kaum waren wir in unserem Zimmer angekommen und hatten uns ausgezogen. Der Pixie war nicht hier. Vielleicht hatte er ein eigenes Zimmer bekommen. Ich zog Jenaya in meine Arme. Ich mochte sie festzuhalten, es faszinierte mich wie sie in meine Arme einschlafen konnte und sich sichtlich wohl fühlte. Dann fiel es mir leichter auch einzuschlafen. Ich brauchte kein Hilfsmittel mehr, wenn sie bei mir war. Meine Augen schlossen sich, sobald ich ihre regelmäßige Atemzügen hörte.
( 1 Jahr vor dem Überfall )
„Du muss mir jetzt gut zuhören, kleiner Bruder“, Akela kniete sich vor mich hin und ich sah in sein goldenes Auge, da das Andere bedeckt war: „Ich werde gehen.“ Verwirrt sah ich ihn an: „Und wohin? Wir sehen uns naher bestimmt beim Essen wieder.“ „Ich komme nicht mehr zurück, Kenai. Ich verlasse euch. Ansonsten tue ich euch weh. Kenai, die Schattenmagie ist mächtig. Sie kann ein Segen und sogleich auch ein Fluch sein. Für mich ist sie ein Fluch. Ich kann mit meiner Magie nicht was Schönes erschaffen, wie Vater und du. Ich bringe nur Verderbnis. Jeden Tag wächst die Dunkelheit in mir und ich kann sie langsam nicht mehr kontrollieren. Vater kann mir nicht mehr helfen. Wenn ich bleibe, werde ich für euch gefährlich. Ich kann euch wehtun. Deswegen muss ich gehen, um euch vor mich zu beschützen“, Akela stand auf und wuschelte durch mein Haar: „Jetzt muss du unsere Familie beschützen und bleibe deinem Herzen treu, es kann die Welt erwärmen, auch wenn in dir die Dunkelheit wohnt. Du bist ein guter Mensch, Kenai. Vergiss das niemals.“ „N…nein, du darfst nicht gehen.… Lass mich mitkommen, wir gehen zusammen weg!“, ich klammerte mich an seinem Arm. „Du muss hierbleiben, du möchtest doch nicht, dass Mutter noch trauriger wird? Ich muss diesen Weg alleine gehen, das ist mein Schicksal. Auf Wiedersehen, kleiner Bruder“, er ließ mich los. „Nein!“, schrie ich wütend und wollte ihm nachlaufen. Plötzlich schossen Schatten vor mir in die Höhe und ich stolperte nach hinten. Mein Herz klopfte wild bis zu meinem Hals. Ich konnte kaum durch ihnen schauen, sie waren so dunkel. So kalt. Unüberwindbar. „Akelaaa!“, rief ich verzweifelt nach meinem großen Bruder. Aber er antwortete nicht. Er war verschwunden. Mein großer Bruder.
Ich lag unter dem Wohnwagen und mein Körper zitterte, während meine Augen furchtbar brannten. Ich wusste, dass man nicht lauschen durfte. Aber niemand wollte mir sagen, was mit Akela war, als Papa nach ihm gesucht hatte. Warum hatte er ihn nicht gefunden? Papa war doch gut in Finden von Menschen, wie Akela. Im Boden des Wohnwagens gab es ein kleines Loch, deswegen konnte ich die Stimmen hören. "Wo ist mein Sohn?", Mama weinte. "Liebling, es....es tut mir leid", das war Papa: "Seine Spuren gingen bis zur Klippe....." "Nein! Nein, du willst mir doch nicht sagen, dass er sein Leben genommen hat?", keuchte Mama entsetzt. Meine Augen weiteten sich. "Seine Spur endet dort und am Ufer hatten wir seine Schuhe gefunden. Die Wellen sind zu stark, um gegen sie ankämpfen zu können und dann sind da auch noch die gefährliche Felsen.....wir haben ihn nirgendwo gefunden. Er ist im Meer verschwunden", Papa begann mit Mama zu weinen. Ich war wie erstarrt. Er war endgültig verschwunden. Mein großer Bruder.
Schwertatmend riss ich meine Augen am nächsten Morgen weit auf und mein Körper bebte, während der Schmerz in meinem Brustkorb brannte. Meine Schattenmagie pulsierte unruhig und ich ballte meine Hände zu Fäuste. Ich versuchte an die Atemübung zu denken. Ich versuchte daran zu denken, dass Akela nicht mehr tot war. Dass er irgendwo auf dem Meer war und lebte. "Jenaya", meine Stimme klang kratzig.