Hollaaaa
Ardan
Ich entspannte mich bei ihren Worten und lächelte leicht. Auch wenn ich es nicht gewohnt war, mein Chaos mit jemand anderes zu teilen, wusste ich, dass ich mich auf Jadis zu hundert Prozent verlassen konnte. Wir beide waren Partner. Unsere Leben könnten nicht stärker miteinander verbunden sein. Es könnte mich nicht glücklicher machen.
Ich erwiderte den sanften Kuss, drückte ihren weichen Körper näher an mich und strich dabei über ihren Hintern. Meine Schwachstelle. >Freust du dich schon auf dein Zuhause?< fragte ich in den Kuss hinein und biss ihr neckisch in die Unterlippe.
Jenaya
Meine Atmung wurde schwerer. Ich spürte den kurzen Luftzug, als Kenai mich auszog und genoss den dunklen Blick seiner goldenen Augen. Die Splitter funkelten verheißungsvoll. Sein Atem strich über meine empfindsame Haut und löste eine weitere Hitzewelle in meinem Inneren aus. Dann küsste er mich wieder und mir entwich ein entzückter Laut. Meine Hand auf seinem Bauch strich weiterhin über die festen Muskeln. Meine Fingerspitzen prickelten. Ich liebte es ihn zu berühren, aber umso mehr liebte ich es, wenn er mich mit seinen Händen erkundete. Unruhe erfasste mich, ich suchte mehr Nähe, spürte unbändiges Verlangen.
Meine Hand wanderte tiefer und mir stockte der Atem. Blut schoss in meine Wangen. Ich küsste ihn hungriger als zuvor und zeigte ihm, wie sehr ich ihn wollte. Wie verrückt er mich machte.
Silia
Jemand atmete schwerer. Es wurde sehr warm unter der Decke. Wärmer, als ich es ertrug. Unruhig wälzte ich mich auf die Seite und stieß gegen jemanden. Meine Augen öffneten sich flatternd, erblickten nichts als Dunkelheit. Es war Nacht. Natürlich war es dunkel, doch mein Instinkt meldete sich wie ein wilder Rausch in meiner Brust. Das war keine normale Dunkelheit.
>Zen?< fragte ich schlaftrunken. Meine Ohren zuckten. Ich hörte ihn schwer atmen. Sein Körper zitterte. >Zen? Was ist...los?<
Ich streckte vorsichtig meine Hand nach meinem Bruder aus. Er erschrak bei der sanften Berührung an seiner Schulter und wollte von mir weichen, aber ich ließ das nicht zu. Etwas stimmte mit ihm nicht. Die Schatten in ihm quälten ihn. Ich spürte ihre düsteren Absichten, spürte die Finsternis mit jeder Sekunde stärker werden. >Si-lia, du... du m-m-musst Abstand h-halten.<
Selbst seine Stimme zitterte. Ob vor Anstrengung oder Angst, ich wusste nicht, welcher Teil stärker war. Irgendwie klang es mehr nach Angst. Wider seiner Worte rutschte ich näher zu ihm hin und brachte meine Hände zum Leuchten. Ein sanftes Licht, keines, das lichterloh brannte. So konnte ich endlich sein schmerzverzerrtes, verschwitztes Gesicht sehen. Die Pupillen ganz klein und die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, kniff er die Augen zusammen, um meinem Licht zu entkommen. >Soll ich dir helfen?<
>Niemand kann m-mir helfen...< presste er halb schluchzend hervor. >B-Bitte sag es nicht u-unseren E-Eltern. Ich, ich will n-nicht, dass... dass...<
>Sssh, ist schon in Ordnung. Du willst nicht, dass sie sich Sorgen machen.< beruhigte ich ihn. Ich umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, obwohl er zusammenzuckte und sich sichtlich unwohl fühlte. Mein Licht war in der Lage, ihn mit all seinen Schatten binnen Sekunden auszulöschen, aber das wollte ich selbstverständlich nicht tun. Ich wollte ihm helfen. Darum brannte ich mich nur durch die oberste Schicht der Dunkelheit, die wie schwarzer Nebel aus seiner Haut kroch. Sie schwebte unheilvoll über unseren Köpfen. Sie flüsterte. Sie lockte mit falschen Versprechungen. Ich hörte nicht hin. Ich brauchte nichts von der Dunkelheit.
Zen zitterte noch mehr, doch nur von dem Schmerz, den ich ihm zufügte, um die Schatten zu entfernen. Sie waren ein Teil von ihm, eng verbunden mit seiner Seele. Dennoch sah ich das Licht in ihm. Dieses schöne Licht, das sich vehement gegen die dunklen Wellen wehrte. Allein deswegen war ich in der Lage ihn zu reinigen. Ein kleines bisschen. Ein wenig mehr und ich würde ihn ernsthaft verletzen.
Seine Augen schlossen sich und stumme Tränen rollten ihm übers Gesicht. Sie versanken im Kissen. Traurig dreinblickend ließ ich von ihm ab und griff stattdessen nach seinen geballten Fäusten, die er fest gegen seine Brust gedrückt hielt. >Ich weiß, dass du mein großer Bruder bist, aber auch jüngere Geschwister können auf ihre älteren aufpassen. Ich passe auf dich auf, Zen. Ich unterstütze dich, wo ich kann. Ich werde einen Weg finden, deinen Zustand zu verbessern.<
Er schniefte leise. >Danke... Aber, ich fühle, wie... wie ich mit jedem Mal schwächer werde. Ich schaffe es nicht länger.< Seine Fäuste öffneten sich und ließen zu, dass ich sie festhielt. >Ich will niemanden verletzen, wenn ich die Kontrolle endgültig verliere. Ich will niemandem schaden.<
>Das wirst du nicht.<
>Doch, es wird so kommen... Wenn ich die Kontrolle verliere, dann war's das.< murmelte er tief betroffen. Ich konnte seinen Schmerz spüren, als wäre es mein eigener. Deswegen fasste ich einen Entschluss. >Ich verspreche dir, dass ich dich davon abhalten werde irgendjemanden zu verletzen. Wenn die Dunkelheit irgendwann zu stark sein sollte, werde ich sie vollständig auslöschen.<
Er öffnete die Augen, das Rot schwamm in Tränen. >Wirst du das wirklich tun?<
>Ja. Ich halte meine Versprechen. Ich werde nicht zulassen, dass du von Reue zerfressen wirst.<
Schniefend umarmte er mich und wir hielten uns die restliche Nacht fest. Mein Blick wanderte zum großen Fenster, durch das nun wieder Mondlicht ins Zimmer drang. Ich musste dringend mehr Energie sammeln. Ich musste größer und stärker werden. Ich musste meine gesamte Kraft erwecken. Das war meine Aufgabe, um die zu beschützen, die jemand Starkes brauchten.