Ardan
Auch Cain blieb abrupt stehen. Er witterte etwas. Die Anspannung, die ich schon zuvor verspürt hatte, wurde größer. Ich versuchte am Horizont etwas auszumachen, aber ich konnte nichts erkennen. Selbst mein magischer Sinn empfing keine starke, negative Aura. >Was sagt dir der Wind?< fragte ich Jadis, denn ihr Radius reichte weiter als meiner. Außerdem bekam sie sogar Bilder in ihren Kopf geschickt, was das Ganze umso einfacher gestaltete. Sollte sich irgendjemand uns nähern, würde sie es sofort sehen. Wind war überall. Ein klarer Vorteil für uns, insbesondere weil sie unsere Düfte in andere Richtungen schickte, um Bestien zu verwirren.
Jenaya rieb sich über die Arme und wirkte unruhig. Ihr Pferd reagierte nämlich auf ihre Energie. >Ich spüre auch etwas... Ich kann nur nicht genau sagen, was...<
Silia
Ich kniff meine Augen zusammen. Greifbare Spannung lag in der Luft. Mir gefiel es nicht, dass er von mir sprach, als wäre es ein Leichtes mich zu überfallen und zum Dunklen Lord zu bringen. Von wegen. Davon konnte er träumen. Ich lud mich mit meiner Energie auf, pumpte mehr und mehr Licht in meine Adern. Ich war ein einziger Muskel, der bereit für einen brutalen Kampf war. Ich würde diesen Dämon nicht in die Nähe der Menschen lassen. Thales würde sich zusammen mit den anderen um diese gefährlichen Krähen kümmern und ich konnte mich derweil auf den Teppichdämon konzentrieren. Bislang hatte er mich mit seiner Magie nicht beeindruckt, aber man durfte sie nie unterschätzen. Genauso wenig wie mich.
Als ich mich fühlte, als würde ich gleich platzen, warf ich meine Hände nach vorne und damit gewaltig große Lichtbälle, die rein zur Zerstörung gemacht waren. Ich wollte sehen, wie stark seine Verteidigung war, doch anstatt auf einen üblichen Schutzschild zurückzugreifen, schwang er seinen Stab in einem abgehackten Schwung und die Welt stand plötzlich Kopf. Verwirrt schaute ich mich um. Seit wann flog ich kopfüber? Oder war es der Dämon? Nein… die Berge standen ebenfalls Kopf. Verdammt. Illusionszauber. Wie ich solche Spielchen verabscheute.
Mein Licht steuerte nicht mehr auf den Dämon zu, sondern auf die Truppen, was mein Herz einen Schlag lang aussetzen ließ. O verdammt. Rechtzeitig erschien ein Schutzschild, der ganz klar Thales gehörte. Selbst aus dieser sehr großen Entfernung glaubte ich ihn "Das war knapp, Sonnenschein" sagen zu hören. Knurrend wirbelte mein Kopf zurück zu meinem Feind. Er schien amüsiert zu sein. Er flog kopfüber oder war es doch die Realität? War ich diejenige, die falsch flog? Ich musste definitiv vorsichtiger sein, denn er schien die Fähigkeit zu haben meine Attacken in andere Richtungen zu lenken. Das bedeutete, dass ich ihm näherkommen musste. Stellte sich die Frage nach dem Wie…
>Zerbrich dir nicht den hübschen Kopf. Dieser Kampf wird nicht lange dauern. Du magst Viella stark verletzt haben, aber ich gehöre definitiv noch zur gefährlichsten Sorte.<
>Eigenlob stinkt.< knurrte ich und schoss auf ihn zu, nur um mich am selben Ort wiederzufinden. Er verschob die Realität ganz nach seinem Belieben, aber davon ließ ich mich nicht entmutigen. Ich versuchte es aus anderen Winkeln, doch auch da drehte sich die Welt um mich herum, verwirrte mich und spuckte mich an einem anderen Ort aus. Das Lachen des Dämons machte mich extrem wütend. Ehe ich ihm etwas an den Kopf werfen konnte, ging er in die Offensive über und begann Teile des Raums wie Splitter zu verschieben, sodass es aussah, als steckte ich in einer gesplitterten Glaskugel fest. Ich versuchte erneut mein Glück mit dem Licht, diesmal feine Strahlen, die durch alles schneiden konnten, aber sie wurden direkt in den Himmel geleitet. Frust baute sich in mir auf.
>Dein Gesichtsausdruck ist köstlich!< grinste der Mistkerl und leckte sich dabei genüsslich über die Lippen. Was auch immer er dachte, ich wollte es nicht wissen. >Lass doch mal sehen, zu was eine Sonnenfüchsin wirklich fähig ist.<
Ich hatte keine Zeit ihm den Mittelfinger zu zeigen. Stattdessen musste ich mich selbst davor bewahren plattgedrückt zu werden, weil aus den verschiedenen Fragmenten der Realität Felsen auf mich zugeschossen kamen, die mich ganz klar zermalmen wollten. Wieder schnitt ich mühelos durch sie hindurch, aber sie kamen so schnell und aus diversen schrägen Winkeln, dass ich meine gesamte Konzentration dafür aufbringen musste. Im letzten Moment bemerkte ich die finstere Präsenz direkt hinter mir und wirbelte herum, bereit den nahen Angriff abzuwehren. Ein Schlag von seinem Stab in meinen Bauch und ich stürzte wie ein Stern in den Boden. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mit einem gezielten Schlag, der auch wirklich saß. Verletzungen wie diese… ich hatte schon ganz vergessen, wie sich das anfühlte. Etwas Warmes floss meine Schläfe hinab und als ich in den Himmel hinaufsah, entdeckte ich den Dämon, in dessen Augen pure Gier aufblitzte. >Wunderbar. Du blutest wie ein Mensch, aber dein Blut schimmert wie das eines göttlichen Wesens. Wie gern ich dich in meiner Sammlung hätte!<
Grimmig dreinblickend erhob ich mich aus dem Krater, der durch meinen Aufprall entstanden war und schnaubte. Sammlung? Ich? Nicht mal über meine Leiche. Das Licht, das mich umgab, war so stark, dass es die Luft um mich herum vibrieren ließ. Reine Energiewellen wie Steine, die man ins Wasser warf, gingen von mir aus. Ich war sehr, sehr wütend un das schien ihn wohl noch mehr zu belustigen. Dieses Grinsen würde ich bald vollständig auslöschen.
Schnell wie Licht schoss ich auf ihn zu und diesmal reagierte er nicht rechtzeitig genug, um meinen Verstand zu verwirren. Ich kam nahe genug an ihn ran, dass ich ihm mit einem satten Kick von der Seite von diesem bescheuerten Teppich schleuderte. Das Knacken, das dabei in meinen Ohren hallte, stellte mich mehr als zufrieden. Ihn hingegen so gar nicht. Sein Grinsen erlosch und die roten Augen funkelten noch gefährlicher als zuvor. Nicht, dass mich das wirklich einschüchterte... Dass ich nicht lache. Mit dem Stab in der Hand flog er auf mich zu, während er wieder seine Magie anwandte und ich musste erneut darauf aufpassen mich nicht in der Illusion zu verlieren. Ich wagte es nicht mein Licht anzuwenden, weil ich nicht versehentlich die Guten treffen wollte. Darauf wartete dieser Mistkerl bestimmt. Stattdessen ließ ich mich auf sein krankes Spiel ein und fluchte laut, als sich eine Fessel aus Erde um meinen Fußknöchel legte und mich quer durch verzerrte Bilder der Realität schleuderte. Sein Lachen erklang aus diversen Richtungen und ich hatte tatsächlich Schwierigkeiten seinen genauen Standort herauszufinden. Meine Ohren zuckten unruhig, während ich versuchte mich aus der Kopfstand-Position zu lösen. Dadurch, dass mein Rock und Mantel nach unten gerutscht waren, fühlte ich mich vor einem widerlichen Dämon wie ihm besonders entblößt. Wütend spannte ich die Muskeln in meinem Bauch an, zog meinen Oberkörper in die Höhe und rammte eine Lichtfaust in die Fußfessel, wodurch ich endlich freikam. Im nächsten Moment rasten die nächsten Felsbrocken auf mich zu, die ich erneut gekonnt in Einzelteile hackte. Meine Lichtstrahlen waren so stark, dass sie durch das Gestein schnitten und direkt auf meinen Feind zu, allerdings sah er diesen Angriff kommen, weil sein folgender Akt mich mit voller Wucht zurück auf die Erde beförderte. Diesmal krachte ich jedoch nicht wie ein Stern in den Boden und errichtete einen Krater, sondern zog eine feine Linie, die bestimmt an einige Kilometer grenzte. Meine Kleidung lag bereits in Fetzen an meinem Körper. Ich atmete schwerer. Er hatte es tatsächlich gewagt meine eigene Energie gegen mich zu wenden. Er hatte die Realität wie einen Spiegel genutzt und das Ergebnis ließ sich sehen. Ich hatte mich an meinem eigenen Licht verbrannt, doch die Wunden heilten sowieso schnell. Nur nicht die Kleidung, was mir im Moment sowas von egal war. Ich wollte diesen Hohedämon tot sehen.
Mit einem tödlichen Gesichtsausdruck griff ich nach meinem Schwert und zog es mit einem scharfen Kling aus der Scheide. Dann eben die ganz üble Nummer.