Gute Nacht
Ardan
Der Erschöpfung allein war es zu verdanken, dass ich die Nacht durchschlief. In letzter Zeit wachte ich manchmal mitten in der Nacht auf, weil ich stets mit Überraschungsangriffen rechnete, doch scheinbar hatte ich unbewusst begriffen, dass wir in meinem Palast vorerst sicher genug waren, um uns ausgiebig auszuruhen. Wenn ich könnte, würde ich die gesunde Portion Schlaf mit mir herumtragen, um nicht zu vergessen, wie toll es sich anfühlte, einmal richtig gut auszuschlafen. Mit Jadis in meinen Armen. Sie hatte sich kaum auf mir geregt, sondern war auf mir liegen geblieben. Nun sah sie mich an, als ich die Lider leicht hob und in die schönsten, grünen Augen blickte, die die Welt je gesehen hatte. Besonders am Morgen, wenn die Sonne das Land berührte, wirkte Jadis wie ein wahrgewordener Traum auf mich. Oder ich schwelgte noch in Erinnerung an die gestrige Nacht. Unvergesslich, was wir hier gestern für unanständige Dinge getan hatten...
Schmunzelnd hob ich eine Hand und legte sie auf ihre weiche Wange, die etwas zerknautscht aussah. >Meine Windprinzessin... hast du gut geschlafen?<
Jenaya
Das letzte Mal, als ich so gut geschlafen hatte, war, als Kenai noch bei mir gewesen war. Zu wissen, dass er neben mir lag, nahm mir jegliche Spannung und machte den Morgen umso schöner für mich. Als ich die Augen flatternd öffnete, bemerkte ich eine nackte Brust und die Runen, die ich oftmals sehr intensiv studiert hatte. Meine Finger legten sich unwillkürlich darauf, malten die Symbole nach. Ich wusste, dass er wach war. Meistens wachte er vor mir auf. Da der gestrige Tag mir viel abverlangt hatte, überraschte es mich nicht, dass ich viele Stunden geschlafen hatte. Ich fühlte mich besser denn je.
Lächelnd neigte ich den Kopf nach hinten und schaute ihm ins attraktive Gesicht. Die goldenen Splitter in seinen Augen funkelten im Schein der Sonne. Ich verlor mich darin, spürte Wärme in mir aufsteigen. >Guten Morgen.<
Silia
Da ich nicht auf viel Schlaf angewiesen war, wurde ich bereits von den ersten Sonnenstrahlen am Morgen geweckt. In der Nacht hatte ich öfters die Seiten gewechselt, darum war die Zimmerwand das Erste, was ich sah, als ich träge die Augen öffnete. Dann fiel mein Blick auf zwei frisch gebackene Brötchen und meine Augen wurden größer. Wie kamen die denn in mein Zimmer? War jemand unerlaubt reingekommen? Gehörte sich das so im Palast?
Ich schnupperte in der Luft und erst dann bemerkte ich die andere Präsenz im Raum. Meine Ohren zuckten zum Fenster, ehe ich mich aufsetzte und den Oberkörper in die Richtung drehte. >Du bist hier.< Eine Feststellung, die wie eine Frage klang. Er hatte nicht mehr auf dem Stuhl gesessen, also hatte ich angenommen, er wäre verschwunden. Stattdessen stand er nun am Fenster. Arme vor der Brust verschränkt. Umgeben von morgendlichen Sonnenstrahlen. Ein sehr ungewohntes Bild und doch sehr faszinierend.
Mein Blick fiel zurück auf die Brote. Akela roch ebenfalls danach, ein leichter Hauch lag auf ihm. >Ist das die Überraschung? Dein Geheimnis? Du kannst backen?< fragte ich ehrlich erstaunt und griff nach dem ersten Brot mit dem Meersalz. Ich schnupperte daran. Tomaten, Oliven... Rosmarin. Neugierig nahm ich einen Bissen und schloss aufstöhnend die Augen. Das schmeckte noch besser als es duftete. Leckeres Frühstück am Bett... Was für ein guter Start in den Tag!