Hanabi
Wie vor den Kopf gestoßen, sah ich Fenrir nach, der nun Trost bei seinem Bruder suchte. Ich hatte mit meinen Worten nicht erreichen wollen, dass er dachte, ich würde ihn nicht mehr mögen. Ich machte mir nur Sorgen. Sorgen, dass er vom Weg abkam, weil ich nicht einschätzen konnte, wenn er erst einmal erwachsen wurde. Für mich war das alles hier neu. Ich hatte instinktiv reagiert, weil ich nicht wollte, dass den Vögeln etwas passierte. Keine Ahnung, wie Raubtiere ihre Beute aussuchten und wie sie dabei vorgingen. Aber mit Steinen nach jemandem zu werfen und darauf zu hoffen, dass man traf... das... damit kam ich nicht klar.
Taiga kam zu mir und ich wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte. Von mir aus konnte sie den Jungen nachher erklären, worauf es bei der Jagd ankam. Ich hatte keine Erfahrung damit, weil ich im natürlich Zyklus die Beute war und nicht die Jägerin. Etwas betroffen von der Situation drehte ich den Kopf zu den verschiedenen Wegen und dachte nach. >Wie wäre es mit dem mittleren Weg? Er sieht stabiler aus als die anderen beiden. Außerdem ist der Weg breiter, das bietet mehr Sicherheit.< schlug ich vor. >Ich kann vorausgehen und du bildest den Schluss. Dann sind die Kinder sicher zwischen uns beiden unterwegs.<
Malevor
Drama. Immer wieder dieses Drama. Noch bevor mein Bruder mich erreichte, stemmte ich mich gegen sein Gewicht, damit er mich nicht umwarf. Er erinnerte sich vielleicht nicht daran, aber als kleiner Junge war er sehr sensibel gewesen, was andere Leute und ihre Meinung von ihm betraf. Als Dunkelgeborener wurde man schnell verurteilt und in eine Schublade gesteckt. Aber wir Dunkelgeborenen dachten nicht anders. Wir gingen davon aus, dass Sonnengeborene ein perfektes Leben führten, aber dem war nicht so. Manchmal mussten sie Aufgaben ausführen, die sie nicht mochten und es aus Pflichtbewusstsein dennoch taten. Wie Sury damals, als feststand, dass sie mit mir nicht verkehren durfte. Trotzdem hatten sie und ihre Geschwister uns in ihren Kreis aufgenommen. Sie hatten sich ihren eigenen Gesetzen widersetzt.
In diesem Fall konnte ich mit Gewissheit sagen, dass es nicht Hanabis Absicht war Fenrir mit ihren Worten zu verletzen. Sie war selbst noch jung. Sie war ein Hase und er ein Wolf. Ganz klar ein Kommunikationsproblem. Es wäre nicht schwer, meinen Bruder darauf hinzuweisen, aber er sollte selbst lernen, wem er vertrauen konnte und wem nicht. Und wie schmerzhaft Worte waren, wenn man sie nicht richtig einsetzte. Darum hielt ich den Mund und tätschelte bloß fürsorglich seinen Kopf. Ich würde immer für ihn da sein.
Als ich zurück zu den Mädchen schaute, ging Hanabi schon mal los und Taiga forderte uns dazu auf ihr zu folgen. Zeit zu wandern.