Hanabi
Neugierig schaute ich mich um, denn abends wirkte die Stadt irgendwie anders. Selbst die Menschen. Die Hektik des Morgens war wie weggeblasen und alle unterhielten sich sehr entspannt miteinander. Kinder tänzelte umher, zerrten an den Händen ihrer Eltern, weil sie es kaum erwarten konnten ins Innere zu gelangen.
Als Kenai mir die Karten reichte, dankte ich ihm und löste sie sogleich bei dem Mann hinter der Theke ein. Er lächelte in die Gruppe. >Gäste, die wiederkommen, sind das größte Kompliment für uns. Viel Spaß euch allen!< Damit entließ er uns in den großen Saal, wo es deutlich lauter war als heute Vormittag. Irgendwie hatten sich die Leute auch anders gekleidet. Ordentlicher. Und es waren mehr Erwachsene anwesend. Was das über das Stück sagte?
Es hieß "Eine Million Träume". Wieder eine Geschichte, die mir unbekannt war. Wenn es wieder Gesang gab, wäre das toll. Mir hatten schon die Lieder von der ersten Aufführung sehr gefallen. Diesmal saßen wir sogar wieder in der Mitte. Die perfekte Aussicht wie ich fand. Von hier hörte ich außerdem viel mehr, was im Saal und hinter den Vorhängen vorging.
Da die Jungen direkt zwischen Taiga und mir saßen, konnte ich nicht mit ihr reden, aber das war in Ordnung. Es störte mich nicht neben Fenrir zu sitzen. Von dieser Veranstaltung hielt er sowieso nicht viel. Den Blick auf die Bühne gerichtet, faltete ich die Hände in meinem Schoß zusammen und wartete.
Malevor
Stimmen, Gerüche, Magie... es gab viel mehr davon als beim letzten Mal. Diese Aufführung würde wohl mehr zu bieten haben, wenn es so viele Leute anlockte. Schatten gab es keine, wahrscheinlich spürte der Schattenmagier, dass keine Gefahr von meinem Bruder und mir ausging und verzichtete auf diese Kontrolle. Was mir ganz recht war. Beobachtet zu werden, trug nicht gerade zur Unterhaltung bei.
Ich saß zwischen Taiga und meinem Bruder, machte es mir gemütlich wie möglich, als die Lichter langsam erloschen und die Gespräche verstummten. Diese kurze Stille, bevor der Akt begann... Mir gefiel diese Spannung. Dann fiel ein Lichtkegel auf die Bühne und zu sehen waren zwei Gestalten. Ein erwachsener Mann sowie ein Kind. Beim genauen Hinsehen erkannte ich das Kind an seiner Kleidung. >Cael.< sprach ich meine Erkenntnis leise aus. Der Junge stand wirklich auf der Bühne. Allein mit einem Mann in einem dunkelroten Frack. Seine Silhouette verschwand viel zu schnell von der Bühne, denn wenige Sekunden später stand Cael allein da. Und die Lichter gingen an.
https://youtu.be/g9r5PFZihC4