Malevor
Nach nur Aufpassen sah das für mich aber nicht aus. Mir kam es vor, als wäre er eifersüchtig. Weil er nicht derjenige war, der sie über die Tanzfläche führte, sie berührte, ihr Lächeln nur für ihn bestimmt war. Keine Ahnung, ob er ihr verfiel. Ob er verzweifelt nach Alita in ihr suchte, einen Ersatz. Gefühle konnten verdammt kompliziert sein. Mir selbst ging es genauso. Als ich mich auf den Bauch drehte und zu den Frauen sah, beobachtete ich Taiga dabei, wie sie sich führen ließ und wie viel Spaß sich auf ihrem Gesicht zeigte. In Momenten wie diesen erinnerte sie mich an Sury und allein das bereitete mir Bauchschmerzen. Lange genug hatte ich versucht, diese Gefühle niederzuringen, aber das war genauso dumm, wie wenn man einen Vulkan verstopfen wollte. Gefühle blieben da, wo sie hingehörten. Präsent, wie Schatten oder Geister, die sich an jemanden klammerten. Immerzu wurde man daran erinnert, was man verloren hatte. Nach was man sich sehnte. Warum sonst dachte ich an Sury, wenn ich sah, wie losgelöst Taiga wirkte... sie hatte Spaß. So wie ich damals. Man mochte es mir nicht zutrauen, aber ich stellte mich beim Tanzen äußerst gut an. Entweder es lag mir im Blut oder Sury war eine hervorragende Lehrerin gewesen. Wahrscheinlich beides. Was ich vorhin zu Fenrir gesagt hatte, stimmte. Die Menschen und deren Stimmung waren mir egal, aber ich wäre dennoch zu solch einer Feier gegangen. Nur kurz zum Spaß.
Ich wandte den Blick ab und sah stattdessen meinen Bruder an. >Sie mag dich, Fen. Wenn sie zwischen dir und diesem Kerl wählen müsste, würde sie binnen Sekunden dich wählen.< Ob ihn das beruhigte ich, wusste ich nicht, aber einen Versuch war es wert.
Hanabi
Am Anfang stellte ich mich etwas dumm an, weil mir die Schrittfolge leider nicht vertraut war, doch Gael machte sich zumindest nicht über mich lustig. Ganz im Gegenteil, er bewies Geduld mit mir und bedeutete mir seinen Schritten zu folgen. Mit Blick auf seine Füße tat ich das und als ich mich sicherer fühlte, konnte ich wieder aufsehen und mich mehr entspannen. Es war zwar etwas ungewohnt für mich, wie er seine Hand an meine Hüfte legte und wie fest umschlossen er meine andere Hand hielt, doch diese Gedanken verflogen, je länger wir uns drehten und drehten... und drehten. Bei den Sternen, wir tanzten so viel, dass ich fast die Besinnung verlor. >Eine kleine Pause wäre jetzt angebracht.< schnaufte ich mit erröteten Wangen.
Gael lachte leise und legte mir eine Hand auf den unteren Rücken, um mich von der Tanzfläche zu führen. Taiga tanzte auch nicht mehr. Sie trank wieder dieses süße Getränk. Ich wollte auch wieder etwas davon haben. Es würde bestimmt meinen Durst löschen. Als hätte mein freundlicher Begleiter meinen Gedanken erhört, reichte er mir daraufhin ein Glas. Die Früchte dufteten herrlich und schmeckten noch besser. Ich aß sie zuerst und dann nahm ich einen großzügigen Schluck. Hach, schon viel besser. >Dir scheint das Getränk sehr zu schmecken.<
Ich summte bejahend und wollte zwei anderen Damen Platz machen, da wurde mir kurz schwummrig. Fast wäre ich zur Seite geknickt, aber Gael schlang rechtzeitig einen Arm um mich und drückte mich an seine Seite. >Vorsichtig, Prinzessin. Wir wollen nicht, dass du dich verletzt.< Wärme drang durch seine Kleidung und sprang auf mich über. Oder kam die Wärme von mir selbst? Wieso wurde mir plötzlich so heiß? Mit der freien Hand fächerte ich mir Luft ins Gesicht. >Können wir kurz rausgehen? Ich brauche frische Luft.<
>Aber natürlich, ich führe dich.<