Hanabi
Taiga kam zu mir rüber und mit ihr der Geruch nach Honig. Ich machte Platz für sie, während ich ihr zuhörte und grübelte kurz. Sie hatte völlig recht. In dem Moment, als Gael sich zu mir vorgebeugt hatte, da... da hatte es sich falsch angefühlt. Irgendwie hatte das mein Herz instinktiv gewusst. Natürlich war ich wie Taiga neugierig, was Küssen und so betraf, auch wenn allein der Gedanke daran mich ein wenig ängstigte. Was, wenn ich mich dumm anstellte? Was, wenn ich dermaßen enttäuscht wurde, dass die schlechte Erfahrung für immer in meinem Gedächtnis blieb? Was, wenn ich ausgelacht wurde? Es gab viele mögliche Szenarien, wie schief dieser eine "einfache" Akt ausgehen könnte.
Seufzend winkelte ich die Beine an und schlang die Arme darum, das Kinn zwischen meine Knie gebettet. >Glaubst du, da draußen gibt es jemanden für uns, der so empfindet? Und wir auch dasselbe fühlen?< Bis vor kurzem hatte ich mir nie den Kopf darüber zerbrochen. Erst seit die Brüder und Taiga in mein Leben getreten waren, kamen in mir Bedürfnisse hoch, die ich gar nicht wahrgenommen hatte. Obwohl ich in vielen Lebenssituationen auf mein Herz hörte, hatte ich es geschafft meine eigenen Wünsche nicht zu erhören. Umso lauter waren sie jetzt.
Malevor
Wie erwartet trocknete meine Kleidung ziemlich schnell, weshalb ich kurze Zeit später zu meinem Bruder stieß. Die Art, wie er das Holz zerhackte, sagte mir, dass ihn etwas schwer beschäftigte. Kaum griff ich nach der Axt und legte los, bestätigte sich meine Vermutung. Dass er über Hanabi nachgedacht hatte, überraschte mich nicht, aber dass ihm das Leben eines Beschützers und Versorgers gefiel, ja das schon. Er hatte nie offen darüber gesprochen. Ich hatte es geahnt, aber es zu hören, war eine ganz andere Sache. Es wurde Realität.
Ich atmete tief durch und schlug auf den nächsten Holzblock ein. >Das ist gut. So sollte es sein.< erwiderte ich ruhig. >Wir haben genügend Schlechtes getan. Es wundert mich noch heute, dass uns das hier...< ich machte eine ausholende Bewegung und bezog das Haus, die Familie und die Mädchen ein. >...gegönnt wird. Manchmal warte ich nur darauf, dass sich ein dunkles Loch auftut und uns beide verschlingt.< Ich sprach aus Erfahrung. Als Sury und ich ein Paar wurden, lebten wir mit allen anderen glücklich zusammen und dann kam der heftige Schlag. Töte deine Freunde, dein Herz oder du wirst zuerst getötet. Die liebevollen Worte eines Schöpfers...
Wut stieg in mir hoch und meine Bewegungen wurden energischer. Der nächste Schlag kam so heftig, dass die Axt bis zum Boden durchschlug und dort bis zum Ansatz stecken blieb. Im Geiste fluchend zog ich das Werkzeug wieder heraus. >Die Schatten werden uns einholen, Fenrir.< murmelte ich düster.