Hanabi
Ich lachte leise, als Taiga wie von Bienen gejagt nach draußen eilte und sich regelrecht in den neuen Tag stürzte. Unser Plan für heute war perfekt. Wir würden neue Orte sehen, neue Dinge tun und dann zusammen mit der Familie feiern. Einen besseren Abschluss konnte ich mir nicht vorstellen.
Gut gelaunt folgte ich meiner Freundin, die Brüder in unserem Rücken. Hatte mich die Sonne vorher stark geblendet, hieß ich ihr Licht nun willkommen und tankte neue Energie. Es tat mir zwar noch etwas leid, dass ich nicht zur Arbeit erschienen war, dafür würde ich mir heute Nacht mehr Mühe geben. Die Sterne würden es mir schon verzeihen. Wünsche konnten trotzdem in Erfüllung gehen.
Wie immer, wenn ich neue Orte besuchte, schaute ich mich neugierig um, beobachtete die Menschen, die nach wie vor ihren Geschäften nachgingen und vertraute dabei auf den Orientierungssinn der Brüder. Sie hatten sich den Weg erstaunlicherweise gut gemerkt. Kein einziges Mal mussten wir Passanten nach dem Weg fragen. Sie hatten klar vor Augen, wo wir als Nächstes abbiegen und durch welches Waldstück wir spazieren mussten. Außerdem spielte das Wetter mit. Sonnig und gleichzeitig angenehm frisch. Das war bestimmt ideal für Malevor und Fenrir, wobei Fenrir sich nie wirklich über das Sonnenlicht beschwert hatte. Mir fiel zudem auf, dass er sich besonders im Wald wohlfühlte. Ihn umgab dann eine entspannte Aura, seine Gesichtszüge wirkten weicher als sonst und in seinen Augen lag ein seltsames Funkeln, das ich noch nicht richtig verstand. Dass mir das überhaupt auffiel, bewies, wie aufmerksam ich ihn manchmal beobachtete. Hoffentlich hielt er mich deswegen nicht für komisch. Ich gab mir schon große Mühe anderweitig beschäftigt zu sein. Zum Beispiel lauschte ich dem Vogelgezwitscher und versuchte herauszufinden, ob es denselben Klang in Hana'yei gab. Meistens lautete die Erkenntnis... Nein. Hier gab es etliche Unterschiede, aber nicht weniger faszinierend oder schön.
Malevor
Mein Mundwinkel zuckte, als ich Taigas übliche Ausbrüche erlebte. Sie strotzte wieder vor Energie und ließ es uns alle wissen. Die ganze Zeit machte sie Bemerkungen zu den Dingen, die ihr fremd waren oder die ihr Inspiration lieferten. Ich fragte mich, wann sie wohl das nächste Bild malen würde. Sie hatte die letzten Tage zu keiner magischen Feder gegriffen. Irgendwann müsste sie doch platzen. Hanabi hingegen war die freundliche Ruhe in Person. Sie freute sich jedes Mal mit Taiga mit, unterhielt sich angeregt mit ihr und man sah deutlich, wie gut sie sich mittlerweile verstanden. Sie hatten nicht nur meinen Bruder und mich getroffen und in ihr Leben gelassen, sie hatten zudem eine sogenannte Schwesterfreundschaft am Laufen. Irgendwie war schön anzusehen. Wie sich Beziehungen zum Guten entwickelten.
Heute Morgen hatten noch Schatten und finstere Gedanken meinen Kopf erfüllt, aber jetzt ging es mir deutlich besser. Der Ausflug tat gut. Vielleicht lag es an der Bewegung oder allgemein am Miteinander. Zu wissen, dass ich zwei weitere Personen Freunde nenne durfte, das war... wertvoll. >Dort hinten ist es.< verkündete ich, als wir ein schattiges Stück Wald verließen und sich vor uns ein flaches Tal aus Farmen auftat. Große Höfe soweit das Auge reichte. Tiere in Herden, Menschen auf den Feldern. Ein neuer Blick auf die sterbliche Welt.