Hanabi
Es war sehr herzerwärmend, wie Fenrir meine Geste erwiderte. Diese Seite hatte ich von Anfang an sehr an ihm gemocht. Dass er sich nicht zurückhielt und mir offen zeigte, wie er fühlte. Wenn man bedachte, in welch einem Umfeld er damals großgeworden war, benahm er sich äußerst normal. Er hatte bisher nichts getan, was ihn verrückt oder böse machte. Darüber war ich froh. Ich wollte nicht, dass er vom Weg abkam, denn er scheinbar gerne ging. Sonst wäre er längst fort und nicht hier bei Taiga und mir.
Ich protestierte nicht, als er mir dann noch die Tasche abnahm. Zwar hätte ich mich nicht beschwert, aber ich wusste die Geste trotzdem sehr zu schätzen. Gut gelaunt brachen wir auf, nachdem wir uns vom alten Herrn Fynn verabschiedet hatten und kehrten dem Tal aus Farmen und Feldern den Rücken zu. Die Brüder erinnerten sich an den Weg zu den Wasserfällen, was gut war, denn so sparten wir Zeit. Ich schirmte meine Augen mit der Hand ab, als die Sonne mich kurz blendete und schaute zur Waldgrenze, der wir uns langsam näherten. Irgendwie war ich aufgeregt. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals auf einem Wolf reiten würde. Auf einem Wolf wie Fenrir, eindrucksvoll und stark. Und gleichzeitig sehr warm.
Malevor
Ich trug eine Tasche mit den Getränken, während Fenrir den Rest schleppte. Dadurch hatten die Mädchen beide Hände frei und konnten den Spaziergang genießen. >Es ist in Ordnung. Mit jeder Wachstumsphase wird das Licht erträglicher.< ließ ich Taiga wissen. Es war nett von ihr zu fragen, wie es mir damit ging. Im Allgemeinen musste ich mich immer noch daran gewöhnen, dass Fenrir und ich nun wieder Freunde gefunden hatten, die sich um uns sorgten und die uns wirklich mochten. Daran bestand kein Zweifel. Es war die Art, wie sie uns in Schutz nahmen und uns trotz unserer Vergangenheit gern in den Arm nehmen würden. Fenrir ließ es zu, da war er anders als ich. Mit Nähe hatte ich meine Probleme. Nicht, weil ich sie nicht mochte, sondern weil ich mir selbst nicht vertraute. Nähe bedeutete, dass der andere mir seinen Geist nackt darlegte, ob gewollt oder nicht, das spielte keine Rolle. Dann sah ich, was sie antrieb, welche Motive sie hegten und damit weckten sie den unstillbaren Hunger in mir. Den Hunger nach ihrem Willen, ihrem Lebenssinn. Ich wollte nicht riskieren, dass ich eine der beiden umarmte und sie nicht stark genug waren, sich mir zu widersetzen, bevor es zu spät war. Das würde ich mir nie verziehen, wie vieles andere auch.
Ich ließ meine Gedanken weiter treiben und als wir endlich den schattigen Wald erreichten, atmete ich tief ein. Hier fühlte ich mich wesentlich wohler. >Wollt ihr schon mal vorauslaufen?< wandte ich mich an meinen Bruder und Hanabi. Er wollte ja vor ihr mit seiner Gestalt angeben, also konnte er das von mir aus jetzt tun. Taiga und ich würden uns Zeit lassen. Wir mussten nicht eilen.