Hanabi
Selten war mein Fluchtinstinkt so groß gewesen wie in diesem Moment. Mit einer solch finsteren Energie hatte ich nicht gerechnet. Dieser... dieser Malevor war nur ein Baby und hatte bereits die Macht, uns diese Menge an Magie spüren zu lassen. Ich wollte mir nicht ausmalen, zu was er sonst noch fähig war. Ehrlich gesagt, würde ich mich wahrscheinlich nie trauen nach ihrer Vergangenheit zu fragen, sonst würde ich wirklich davonlaufen.
Ich zuckte zusammen, als etwas Feuchtwarmes über meine Finger glitt und erleichtert stellte ich fest, dass der Wolfsjunge mich nicht anknabbern, sondern... hm... beruhigen wollte!? Zu wissen, dass sein Bruder und er schreckliche Dinge tun konnten, verunsicherte mich, aber Taiga hatte recht. Die beiden mussten nicht wieder denselben Weg wie damals gehen. Sie konnten diesmal ein besseres, friedlicheres Leben führen. Mir würde das gefallen. Dann müsste ich mich nicht fürchten, auch nicht nachts, wo ich mich am sichersten fühlte, weil die Sterne mit mir über die Welt wachten.
>Ich schätze, wir werden uns gegenseitig vertrauen müssen.< sagte ich an Fenrir gerichtet, meinte damit aber auch seinen Bruder. Leicht lächelnd streichelte ich ihm mit der freien Hand über den weichen Kopf und kraulte ihn sanft am linken Ohr. Vielleicht mochte er das ja.
Malevor
Eins musste man Taiga lassen. Trotz ihres sehr jungen Alters besaß sie viel Mut und gleichzeitig zu viel Neugier. Da sie von Natur aus zu den Geschöpfen gehörte, die gern Fremdes erkundeten, musste das alles für sie sehr aufregend sein. Und trotzdem zeigte sie in diesem Moment nur pure Empathie. Was auch immer sie in mir gesehen hatte, sie lag nicht komplett falsch damit. Ich hatte den Großteil meines Lebens allein verbracht. Weggesperrt in der Ewigen Verdammnis. Diesen Teil meines Lebens hätte ich zu gerne aus meinem Gedächtnis gelöscht, aber leider würde ich weiter damit leben müssen. So wie die Tatsache, dass ich Alitas Mörder war. Ich wusste nicht, ob Fenrir diese Erinnerung schon erlangt hatte, aber wenn... dann hoffte ich, dass es einen Ort in seinem Herzen gab, wo ich noch sein großer Bruder bleiben durfte. Es war mir wichtiger als alles andere.
Mein Blick glitt zu der Animagi zurück und ich musterte sie wieder prüfend. Sie sprach keine leeren Worte. Ehrlichkeit tränkte ihre Stimme. Was sie vorhatte, war edel, aber ich befürchtete, dass sie am Ende sehr enttäuscht sein könnte, wenn meine Kräfte richtig erwachten. Es war schön zu glauben, dass es einen guten Weg für jemanden wie mich gab, aber Glaube allein reichte in meiner Welt nicht. Ich hatte es schon versucht. Vergebens. Leise quengelte ich und schloss die Augen. Genug darüber nachgedacht. Das zerstörte nur meine Laune. Schlafen war besser. Da konnte ich vergessen.