Hanabi
Angenehme Wärme umgab mich, als ich aus der Dunkelheit auftauchte und die Augen langsam öffnete. Die Erkenntnis, dass ich lebte, traf mich als Erstes, dann dass ich nicht mehr auf dem Waldboden lag, sondern im Bett und in den Armen von... Fenrir. Er war immer noch bei mir. Er war mir nicht von der Seite gewichen.
Ich erinnerte mich vage an den brennenden Schmerz, an den Geschmack von Blut im Mund. Wie das taube Gefühl eingesetzt hatte. Die willkommene Bewusstlosigkeit. In meiner Brust pochte es schmerzhaft, als ich daran dachte, wie kurz ich davor gewesen war in Stücke gerissen zu werden. Dieser Wolf, meine Wade, der Aufprall und mein Rücken. Mein Geist spielte diese schreckliche Erinnerung ab, während ich auf Fenrirs nackte Brust starrte. Ich wollte nicht zurück an diesen Ort, wo mir kalt wurde ich mich allein fühlte.
Stattdessen konzentrierte ich mich mit aller Macht darauf, mir bewusst zu werden, dass ich lebte, atmete, fühlte. Ein kalter Schauder durchlief meinen Körper, während sanfte Bewegungen an meinem Rücken die Wärme zurückbrachten. Noch nie in meinem Leben zuvor hatte ich mich so stark nach Wärme und Nähe gesehnt. Mit glasigen Augen sah ich langsam auf und direkt in Fenrirs Gesicht. Seine Züge waren nicht weich. Er wirkte angespannt. Er hatte mich beschützt, mich gerettet. Wieder erschauderte ich und diesmal zögerte ich nicht, als ich mich näher an ihn kuschelte und mein Gesicht an seiner Brust vergrub.
Sein Duft, der mich nun vollständig einhüllte, beruhigte meine sensiblen Nerven. Ich atmete tief ein, und wieder aus.
Malevor
Um zur Ruhe zu finden, hatte ich meine Augen geschlossen und nutzte die Stille in meinem Inneren. Mit chaotischen Gefühlen sowie Gedanken konnte ich nicht viel anfangen. Ich musste klar bei Verstand bleiben, mir gut überlegen, wie wir fortan handeln mussten. Mein Bruder und ich befanden uns in einer sehr verzwickten Lage, da es uns nicht möglich war einfach zu verschwinden und die Gefahr mit uns zu nehmen. Nein. Natürlich wurde uns das Leben erschwert, indem wir gezwungen waren die Mädchen weiterhin dieser tödlichen Gefahr auszusetzen. Dem Zorn unseres Schöpfers.
Hätte ich die Kraft mich ihm zu widersetzen und es zu schaffen, ihn zu vernichten oder ihm seine Macht zu entreißen, ich würde es sofort tun. Ohne mit der Wimper zu zucken. Allerdings war das für simple Animagi wie mein Bruder und mich reines Wunschdenken. Fenrir hatte zwar den ein oder anderen Gott getötet, aber selbst unter Göttern gab es Rangfolgen und Schöpfer standen an oberster Stelle. Sie waren die Ursache für die Wirkung in unseren Leben. Die einzige Option wäre es, andere Schöpfer gegen ihn zu hetzen. Sie dazu zu bringen, uns zu helfen. Aber wer hörte schon auf die Gebete eines Dunkelgeborenen? Das hatte niemand während meiner Zeit in der Ewigen Verdammnis getan. Auch nicht, als ich Alita tötete.
Plötzlich regte sich Taiga und ich sah, wie sich ihr Körper verkrampfte und die ersten Tränen ihre Wangen benetzten. Ihr Schluchzen war wie ein Fausthieb in meinen Magen. Bevor sie noch weiter in Panik geriet, nahm ich ihre Hand behutsam und gleichzeitig bestimmt von ihrem Hals. >Taiga, du kannst atmen.< Ich sah ihr unverwandt in die Augen und weitete meine Sinne, um wieder auf ihren Willen zuzugreifen. Diesmal, um ihn zu stärken. >Du bist am Leben, du bist stark und hast den Angriff überlebt.< fuhr ich mit fester Stimme fort. >Horche in dich hinein. Hör auf dein schlagendes Herz. Es ist da. Deine Lügen füllen sich mit Luft. Du atmest. Dein Körper ist nicht mehr kalt, Wärme fließt in dir.< Ich legte ihr eine Hand auf die Wange. >Konzentriere dich auf deine Stärke, nicht die Angst.<