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601

12.05.2020, 17:49

Hanabi

Ich zuckte zusammen, als Taigas gedämpfter Schrei erklang. Das war eine weitere Sache, die ich zutiefst bedauerte. Wäre ich nicht so hilflos gewesen, hätte sie sich dem Wolf nicht alleine stellen müssen. Nun trug sie Wunden des Kampfes und viele Schatten. Ich hätte für meine Freundin da sein sollen, aber stattdessen war ich davongelaufen. Fenrirs Worte drangen zwar in mein Gehör ein, aber ich schaffte es nicht nach ihrer Bedeutung zu greifen. Ich hörte nur das Echo von Taigas Schrei in meinem Kopf. Müsste ich nicht auch schreien? Toben? Mir den Schmutz von der Haut kratzen?
Das Brennen in meinen Augen kehrte zurück und Tränen der Verzweiflung rollten mir über die Augen. Ich wollte nicht weinen. Zumindest in dieser Hinsicht wollte ich stark sein und der Dunkelheit lieber ins Gesicht lachen. Doch das war so schwer. Es war schwer nur mein Überleben zu sehen und nicht die Wunden, die in meinem Inneren pochten. Schniefend vergrub ich das Gesicht in den Händen. Meine Schultern bebten. Ich hatte Angst, dass mich diese Sache für immer verfolgen würde. Dass ich nicht draußen gehen konnte, ohne an die Gefahr zu denken. Würde ich wieder aus vollem Herzen lachen können? Ich wollte es, so sehr. Aber mein Körper weigerte. Der kurze Moment des Glücks währte nicht lange und ich fand mich in der Dunkelheit wieder, die mich zuvor ergriffen hatte. >W-warum bin i-ich nur so... so schwach?< schluchzte ich gequält.

Malevor

Schlechte Frage. Und trotzdem wichtig. Als wäre wieder einer dieser Wölfe hinter ihr her, sprang sie über mich hinweg und eilte ins Bad. Ich dachte nicht lange nach, sondern folgte ihr. In Momenten wie diesen war es besser nicht allein zu sein. Vor allem nicht, wenn man apathisch in einer Wanne saß und sie volllaufen ließ. Es schmerzte mich sie so zu sehen. So verloren und... leer.
Kommentarlos stoppte ich die Wasserzufuhr, zündete das Feuer an und sammelte ihre achtlos zu Boden geworfene Kleidung auf, um sie sorgfältig gefaltet auf einen Hocker zu legen. Dann schnappte ich mir den noch trockenen Schwamm, tauchte ihn ins Wasser und rieb die Rosenseife an das Material, bis es leicht zu schäumen begann.
Mir war es egal, dass sie gerade nackt war. Sie erinnerte mich an mein damaliges naives Ich. Als die Wahrheit über meine Existenz mich so tief getroffen hatte, dass ich genauso apathisch geworden war. Und das für einige Wochen. Damals hatte es noch keinen Fenrir in meinem Leben gegeben. Nur mich selbst. Aber Taiga war nicht allein. Sie würde die Zuwendung bekommen, die ich nicht bekommen hatte. Ich würde dafür sorgen, dass ihr Körper frei von dem Schmutz war und dann würden wir dafür sorgen, dass es ihrem Geist gut ging.
>Verzeih, wenn ich dich jetzt berühre. Ich will dich nur säubern.< Eine Frau sollte man nur mit ihrer Erlaubnis berühren, darum hoffte ich, dass sie meine Fürsorge zuließ. Ich fing bei ihrem Nacken an, ihre Schultern, griff behutsam nach jeweils einem Arm, hob ihn hoch, säuberte ihn gründlich, dann weiter bis zum Ansatz ihrer Brust, runter zu ihrem Bauch und schließlich jedes Bein, indem ich sanft ihre Wade packte und bis zur Mitte ihres Oberschenkels das getrocknete Blut entfernte. Ich berührte sie nur dort, wo es angemessen war und blieb dabei sehr konzentriert. >Dreh dich bitte um, dann säuberte ich deinen Rücken.<
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602

12.05.2020, 19:12

Taiga

Ich blinzelte, als Malevor plötzlich vor mir auftauchte und stumm beobachtete ich ihn dabei wie er den Schwamm einschäumte. Seine Entschuldigung verwirrte mich, warum bat er mir um Verzeihung, dass er mich berührte? Dass er mich saubermachen wollte? Das war doch nichts Schlimmes. Ich vertraute ihn. Das Wasser war mittlerweile warm geworden und ich schloss meine Augen, als Malevor begann mein Körper zu reinigen. Er war sanft zu mir und ich konnte spüren wie er den Dreck von meinem Körper entfernte. Rosenduft kroch in meine Nase. Er hatte die Seife genommen, die ich mochte. In meine Augen brannte es. Seine Fürsorge berührte mich tief, obwohl er sich oft zurückhaltend zeigte, war er für Jemanden da, wenn er gebraucht wurde. Ich kehrte ihm den Rücken zu, als er darum bat. "Würdest....würdest du.....mir naher mein Haar kämmen?", wisperte ich und sah zu wie immer mehr Schaum auf der Wasseroberfläche schwamm: "Meine Schwester.....sie hatte das früher oft gemacht. Ich hatte es gemocht." Ich erinnerte mich an ihre liebevolle Fürsorge als ich ein Kind gewesen war.

Fenrir

Ich hasste es sie so zu sehen und erneuert spürte ich das Verlangen den Wolf aus dem Nichts zu holen, um ihn jahrhundertlang foltern zu können. Und das würde immer noch nicht reichen. Nicht, was er Hanabi angetan hatte. "Du bist nicht schwach!", sagte ich mit eine feste Stimme und beinahe knurrte ich. Tief atmete ich ein, zügelte mein Temperament. Hanabi konnte es nicht gebrauchen wenn ich tobte, sie würde es falsch verstehen. Sie war gerade so verletzlich. "Stärken gibt es auf verschiedene Arten. Dein Körper ist nicht für Kämpfen geschaffen, aber du hast ein starkes Herz. Und das ist viel mehr. Glaube mir, ich weiß wovon ich spreche. Ich habe einen starken Körper und Macht, kann Jeden zerfleischen und ein paar Götter besiegen, aber mein Herz ist hingegen nicht stark. Ich hatte mich oft von der Finsternis anlocken lassen. Ich war im letzten Leben echt kein netter Wolf gewesen und Viele wollen lieber mich tot sehen, statt lebendig. Aber du....Du hast ein starkes Herz. Du hast Malevor und mich aufgenommen, obwohl du wusstet, dass wir Raubtiere sind. Du bist nicht von uns gewichen, als Taiga herausfand wer wir sind. Selbst meine Ausbrüche und Blutdurst hat dich nicht davon abgehalten mir weiter zu vertrauen und etwas in mir zu sehen, was ich selbst nicht sehen kann. Du hast deinem natürlichen Instinkt widersetzt, jeder Anderer hätte längst die Flucht ergriffen und uns keine einzige Chance gegeben. Glaube mir ohne dich hätte ich nicht so sein können, der ich jetzt bin. Ich wäre sonst wieder schnell der Finsternis verfallen."


603

12.05.2020, 19:50

Hanabi

Schluchzend sah ich zu Fenrir auf und klammerte mich wie eine Ertrinkende an seine Worte. Sie ergaben Sinn. Sie besänftigten den Sturm in mir und doch fühlte ich mich miserabel, weil ich nicht hatte helfen können. Was nützte mir ein gutes Herz, wenn ich meine Liebsten nicht beschützen konnte? Wenn sie starben, weil ich davonrennen musste? Das war schrecklich, schwer zu ertragen. Trotzdem... >Danke.< wisperte ich mit belegter Stimme.
Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und wagte dann einen Blick an mir hinab. An meinem Kleid haftete Dreck und etwas Blut. Auf meiner Haut allerdings nicht. Ob mich Fenrir gesäubert hatte? Wieder nahm ich diese Wärme in der Brust wahr und hielt sie ganz fest, um bei Verstand zu bleiben. >Ich will mich auch waschen. Mich umziehen.< Langsam richtete ich mich auf, als die Tür aufging und eine in ein großes Tuch gewickelte Taiga erschien. Dicht hinter ihr ein ernst dreinblickender Malevor. Ich wollte etwas zu ihr sagen, fand aber nicht die richtigen Worte. Wenn ich jetzt den Mund öffnete, würde ich nur wieder zu weinen anfangen.

Malevor

Behutsam schrubbte ich noch den letzten Dreck von ihrem Körper und legte den Schwamm beiseite. Das gesamte Badezimmer duftete nun nach Rosen. Ein angenehmer Geruch. Ich griff nach einem großen Tuch, das gefaltet in einem kleinen Schrank in der Zimmerecke lag und breitete es aus. >Gerne kämme ich dir das Haar.< Wenn es sie an ihre Familie erinnerte und ihr ein gutes Gefühl gab, war das der richtige Weg. Alles war besser als zurück in dieses tiefe Loch zu fallen. >Steig aus dem Wasser und trockne dich ab, ich werde solange die Wanne säubern.< bat ich sie.
Als sie nach dem Tuch griff, beugte ich mich bereits vor, um das Feuer zu löschen und entstopfte den Wannenboden, damit das dreckige Wasser abfließen konnte. Es blieben Schaumreste zurück, die ich schnell entfernte und dann drückte ich den Schaum aus dem Schwamm, bis er ganz sauber war. Zum Trocknen legte ich ihn einfach auf den Hocker und nahm dabei Taigas Kleidung in die Hand. Immerhin waren sie nicht bei ihrem Ausbruch zerrissen.
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604

12.05.2020, 20:04

Taiga

Erneuert traten die Tränen in meine Augen und schwer schluckend stieg ich aus der Wanne. Ich trocknete mich ab und wickelte mich schließlich in den Tuch ein. Währenddessen machte Malevor die Wanne sauber. Ich fühlte mich unfähig, ich wusste nicht was ich machen sollte und mir fehlte die Kraft dazu. Und ohne Maelvor hätte ich weiter in kaltes Wasser gesessen. Wir gingen zurück in das Zimmer und ich entdeckte Hanabi. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht an sie gedacht hatte. Wieder musste ich schlucken. Sie sah genauso mitgenommen aus und ich sah das trockene Blut an ihrem Körper. Sie wurde auch verletzt. Ich hatte sie nicht beschützen können. Nicht mal in Einsatz meines Lebens. Ich wollte sie um Verzeihung bitten, aber die Worte blieben in meinem Hals stecken. Später. Ich musste mich erstmal hinsetzen, meine Beine fühlten sich aufeinmal schwach an. Ich wischte mir die Tränen von den Augen.

Fenrir

Sie sollte sich nicht bei mir bedanken, nicht dafür. "Schaffst du das alleine?", fragte ich sie und schaute auf, als die Anderen zurückkehrten. Taiga sah wie ein Geist aus und mein Bruder sah so ernst aus, als könnte er niemals wieder lachen. Wir alle hatten einen miesen Tag gehabt. Einen sehr miesen Tag. Fahrig fuhr ich durch mein Haar, das Band hatte sich aufgelöst und ich steckte es weg. Wenn Hanabi sich alleine saubermachen konnte, konnte ich für die Frauen Essen auftreiben. Sie brauchten Nahrung, um wieder neue Energie zu bekommen. Ich nahm es in Kenntnis, dass die Familie sich zurückhielten und den Frauen die Ruhe gaben, die sie brauchten. Vermutlich scharrten sie da unten mit den Füße und ich roch, dass die Lichtgeborene gekocht hatte. Draußen hörte ich Jemand das Holz hacken. Anscheinend musste der Schattenmagier seine Energie loswerden, wie es klang.


605

12.05.2020, 20:21

Hanabi

Taiga sah mich an, aber sie sagte nichts. Noch mehr Steine sammelten sich in meinem Magen und ich nickte langsam. Ich würde es schon hinkriegen mich alleine zu säubern. Wenigstens das sollte mir möglich sein. Den Blick auf den Boden gesenkt, verließ ich das Zimmer und schloss mich im Bad ein. Es roch intensiv nach Rosen. Tränen traten mir in die Augen. Ich hoffte inständig, dass morgen ein besserer Tag wurde. Dass wir weitermachen konnten wie nach dem ersten Angriff. Und ich wünschte mir, dass sich das nicht mehr ereignete. Einen weiteren solchen Fall würde ich seelisch einfach nicht mehr ertragen können. So stark war mein Herz wirklich nicht.
Schniefend füllte ich die Wanne mit Wasser, erwärmte es und stieg langsam hinein. Mein Körper fühlte sich seltsam wund an und Fenrirs Blut zirkulierte immer noch in meinem System. Es war wie ein leises Brummen. Eine starke Energie, die mich bei Kräften hielt. Hätte ich sein Blut nicht getrunken, wäre ich dann überhaupt noch hier? Wäre ich in der Lage mich selbst zu waschen? Wohl eher nicht...

Malevor

Nun war Hanabi diejenige, die im Bad verschwand und scheinbar kam sie alleine zurecht. Ich wechselte einen kurzen Blick mit meinem Bruder, der genauso rastlos wirkte wie ich. Ihm sah man das Chaos an, ich versteckte es hinter einer ernsten Miene. Taiga litt schon genug, da wollte ich sie nicht mit meiner düsteren Fassade weiter ins Tief reißen.
Sie setzte sich hin und war völlig neben der Spur. Das Waschen hätte ihre Lebensgeister wecken sollen, aber anscheinend hatte ich zu stark an die Magie des Wassers geglaubt. Es konnte den Körper heilen, nur nicht den Geist. Leider. Seufzend setzte ich mich neben sie und legte meine Hände auf ihre Oberarme, um sie mit Auf und Ab-Bewegungen aufzuwärmen. Dann fiel mein Blick auf ihren Beutel und ich beugte mich vor, um daraus einen Kamm zu fischen, der offenbar ihr gehörte. Er war kunstvoll verziert. Da brauchte sie nicht einmal ihren Namen darauf schreiben, man wusste auch so, wem das gehörte. Fast musste ich darüber schmunzeln. Fast. >Ich kämme dir jetzt das Haar.< sagte ich ruhig, während ich hinter sie rutschte und ihr langes Haar nahm, das ihr wie ein Wasserfall über den Rücken floss. Wie... flüssige Wolken. Silbrig weiß.
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606

12.05.2020, 20:40

Taiga

Das Bett senkte sich ein wenig, als Malevor sich hinter mir setzte und ich schloss bei seine Worte die brennende Augen. Ich spürte wie der Kamm durch mein Haar fuhr und wie er dabei leicht meine Kopfhaut massierte. Das fühlte sich gut an. Auch in Kämmen war Malevor sanft zu mir und behielt seine unerschütterliche Ruhe. Jetzt verstand ich den Spruch: der Fels in der Brandung. Für mich war Malevor dieser Felsen. Dann merkte ich, dass wir alleine im Zimmer waren und ich schaute auf meine Hände. "Ich....ich dachte ich könnte Hanabi beschützen", mein Hals kratzte und ich musste mich räuspern: "Ich bin nicht stark genug, um Jemanden beschützen zu können. Ich konnte euch damals nicht beschützen und jetzt konnte ich nicht Hanabi beschützen. Und ich konnte nicht mal mich selbst beschützen."

Fenrir

Wachsam beobachtete ich wie Hanabi ins Baderaum ging und einen Moment wartete ich, doch sie rief nicht nach mir. Daher ging ich nach unten, wo ich die Lichtgeborene in der Küche fand. Meine Nase hatte Recht gehabt, sie hatte gekocht. Sie fragte mich wie den Frauen ging und einsilbig antwortete ich ehrlich. Dann kam der Schattenmagier herein und erkundigte sich ebenfalls. Schließlich sagte er mir, dass er unsere Sachen ins Wohnzimmer gebracht hatte und ich schaffte ein Danke zu sagen. Oben hörte ich noch das Wasser rauschen und ich ging ins Wohnzimmer, um auf das Essen zu warten, das ich hochbringen würde. Ich starrte auf die Taschen, gefüllt von Obst und Säfte. Ruckartig stand ich auf und wühlte in ihnen herum bis ich die zwei Holzfiguren fand. Der Wolf und der Hase. Ich presste meine Lippen aufeinander. Wie konnte der Tag nur so enden? Konnten wir morgen überhaupt weiterreisen, wenn die Frauen fertig mit der Welt waren? Ich erinnerte mich, dass sie eigentlich heute Abend ein kleines Gartenfest zum Abschied veranstalten wollten. Zum hundertsten Mal dachte ich daran den Wolf bis in die Ewigkeit zu quälen.


607

12.05.2020, 21:02

Malevor

Ich merkte, wie sie sich bei jedem Strich durch ihr Haar ein wenig mehr entspannte. Das war ein kleiner Fortschritt, ein Weg zur Besserung. Sie blieb eine Weile lang still und ergriff schließlich das Wort. Wieder ein gutes Zeichen. Reden war positiv. Es half dabei den inneren Schmerz in Worte zu formulieren und in die Welt hinauszulassen. Und es überraschte mich nicht, dass sie sich Vorwürfe machte. Das war völlig normal, wenn man plötzlich solch einer Gefahr gegenüberstand und sich machtlos fühlte.
>Sei nicht so hart zu dir selbst, Taiga.< Ich fuhr mit den Fingern durch ihr seidig glattes Haar und kämmte an anderen Stellen weiter, die noch etwas Zuwendung brauchten. >Wir werden nicht geboren, um unbesiegbar zu sein. Das Leben an sich ist der größte Kampf, den wir führen. Nur weil du nicht die körperliche Kraft oder Erfahrung besitzt, dich gegen Gefahren wie diese zu behaupten, bedeutet es nicht, dass du im Vergleich zu anderen schwächer bist.< Kurz hielt ich inne. >Ich halte dich jedenfalls nicht für schwach. In meinen Augen bist du stark. Auf deine ganz einzigartige Weise. Das reicht. Mehr brauchst du nicht von dir zu erwarten.<

Hanabi

Ich atmete zittrig ein, während ich mir den ekelhaften Geruch von der Haut wusch. Nach einer Runde wiederholte ich den Vorgang, so lange, bis sie gerötet war und ich mich nicht wund schrubben wollte. Dann starrte ich eine Weile den Schaum im Wasser an. Hing meinen Gedanken nach. Kurz dachte ich sogar an den gehauchten Kuss zurück. An den Geschmack von Glück. Geborgenheit. Sicherheit. Bis jetzt hatte ich nicht geglaubt, dass man Gefühle schmecken konnte, aber in diesen wenigen Sekunden war es passiert. Und dann war dieser kostbare Moment verflogen. Wahrscheinlich hatte das für Fenrir nichts bedeutet. Er hatte es hingenommen, weil es mir nicht gut ging. Er hatte mir einen freundschaftlichen Dienst erwiesen. Mehr nicht.
Ein weiteres Mal holte ich tief Luft, füllte damit meine Lungen und nahm die nächste Bewegung in Angriff. Aufstehen, das Wasser laufen lassen, die Wanne säubern, mich in ein großes Tuch wickeln und das Bad verlassen.
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608

12.05.2020, 21:15

Taiga


"Hm...", murmelte ich nur und starrte erneuert auf meine Hände. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass er Recht hatte, aber mein Herz war noch nicht bereit es glauben zu wollen. Dennoch hellte es in meinem Inneren ein wenig auf, als er sagte, dass er mich für stark hielt. Ich schloss meine Augen und entspannte mich immer mehr, je länger er mein Haar kämmte. Das fühlte sich wirklich gut an und ich spürte Wärme in meinem Brustkorb. Ein kleines, leises Schnurren entfloh meiner Kehle. Ich wollte jetzt nicht mehr denken. Ich wollte einfach dieses Gefühl genießen. Ich wollte mich daran klammern, weil es mir zeigte, dass ich trotz des Grauens etwas Schönes entdecken konnte. Flatternd öffnete ich die Augen, als die Tür sich öffnete und Fenrir mit einem großen Tablett eintrat.

Fenrir


Die Lichtgeborene rief nach mir und auf dem bereits vollen Tablett, legte ich noch ein paar Früchte von dem alten Mann hin und stellte eine Flasche Saft darauf. Dann ging ich damit nach oben und stellte auf dem Tisch im Raum ab. Malevor kämmte gerade Taigas Haare und das sah irgendwie befremdlich an. Ich hätte mein Bruder nie Jemanden kämmen gesehen und war das nicht Frauensache? Egal. In diesem Moment kam Hanabi, wie Taiga war sie nur in Tuch eingehüllt. Sofort ging ich zu ihr und schob sie in ihrem Bett. Dann wickelte ich sie zusätzlich in die Decke ein: "Du wirst noch frieren! Ich habe Essen und Trinken mitgebracht. Dieses Mal gibt es kein Nein, du muss ein bisschen was zu dir nehmen. Du brauchst Kraft." Ich sah Hanabi streng an, es war dieser strenger Blick, den mein Bruder immer aufsetzte, wenn ich was angefressen hatte.


609

12.05.2020, 21:29

Hanabi

Ich hatte nicht einmal Zeit, einen Fuß vor den anderen zu setzen, da kam Fenrir dahergerauscht und schob mich zum Bett. Der Geruch von frischem Essen stieg in meine Nase. Durch den Schock hatte ich nicht wirklich großen Hunger, aber wenn er mich so streng ansah, musste ich wohl oder übel nachgeben. Er würde sonst keine Ruhe geben. Dazu kannte ich ihn gut genug.
Seufzend griff ich nach einem gefüllten Teller und ohne etwas richtig zu schmecken, aß ich Happen für Happen. Dabei fiel mein Blick auf das frische Obst, auf den duftenden Fruchtsaft. Wie ahnungslos wir alle doch gewesen waren. Unbeschwert und frei. Nur um dann umso härter zu Boden geschmissen zu werden. Ich schluckte die Enge in meiner Kehle hinunter. Nicht daran denken, ermahnte ich mich selbst. Nach vorne schauen. Weg von der Angst, hin zu der... Leere. Das war auch so eine Sache, die mich nicht losließ. Meine Mutter hatte zu mir gesprochen. Einige ihrer Worte ergaben keinen Sinn, aber ich vertraute darauf, dass die Sterne über mich wachten. Heute Nacht würde ich zu ihnen zurückkehren. Ich brauchte das.

Malevor

Mein Mundwinkel zuckte, als sie wenig später zu schnurren begann. Es schien ihr zu gefallen, darum machte ich weiter, bis Fenrir das Essen hereintrug. Er hatte nämlich recht. Nach allem, was vorgefallen, brauchten wir alle etwas zu essen. Besonders die Mädchen. Ich legte den Kamm beiseite, stand auf und schnappte mir zwei Teller. Einen davon reichte ich sogleich Taiga. Ich musste ihr nicht sagen, dass sie essen musste. Das wusste sie auch so. Ohne neue Energie würde sie sich sonst weiterhin schlapp fühlen und das wiederum machte sie empfänglich für weitere depressive Gedanken.
Ich selbst ging mit gutem Beispiel voran und begann zu essen. Es schmeckte sehr gut, wie nicht anders zu erwarten. Obwohl die Familie um uns alle besorgt zu sein schien, respektierten sie unsere private Zeit. Dass wir das unter uns klären wollten. Das wusste ich zu schätzen. Außerdem... früher oder später mussten Fenrir und ich den Mädchen erklären, warum diese Dinge geschahen und dass... dass das nicht so schnell ein Ende finden würde.
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610

12.05.2020, 21:45

Taiga


Hanabi erschien ebenfalls und sie sah ein wenig besser aus, dennoch war sie blass im Gesicht. Es wird dauern bis wir unseren Schock überwunden. Falls wir es konnten. Den vollen Tablett beachtete ich nicht, ich hatte nicht das Gefühl etwas aufnehmen zu können. Aber dann drückte Malevor ein Teller in meine Hand und ich starrte auf das Essen. Mein Blick wanderte zu ihm, er selbst hatte für sich Essen geholt. Ich sah wieder das Essen an und zögernd nahm ich einen kleinen Bissen. Dann noch einen. Und noch Einen. Plötzlich wollte mein Magen mehr und mehr. Der Teller wurde leer. Ich hatte nicht gewusst, dass ich einen solchen Hunger gehabt hatte. Jetzt trank ich gierig ein Wasserglas aus. Meine Kehle fühlte sich wie ausgedörrt und die frische Feuchtigkeit war wohltuend. Leise seufzte ich und rieb über meine Augen. Ich wurde müde, obwohl draußen erst gerade anfing zu dämmern. Mein Körper war noch erschöpft von dem Tag. Ich legte mich hin und bettete dabei mein Kopf auf die Beine von Malevor. Ich brauchte seine Nähe, nur bei ihm fühlte ich mich momentan sicher. Aber.....aber verlangte ich nicht zu viel von ihm?

Fenrir


Aufmerksam beobachtete ich wie Hanabi sich einen Teller nahm und begann zu essen. Erst dann entspannte ich mich ein wenig und holte mir mein Teller mit den Fleischgericht. Nach dem Kampf heute musste ich eigentlich naher auf die Jagd gehen, um mich auszutoben. Es war nur eine Frage der Zeit bis ich mich nicht mehr im Griff bekam, ich spürte den unterschwelligen Zorn. "Du muss auch was trinken!", verlangte ich von Hanabi und drückte ein Wasserglas in ihrer Hand. schließlich fragte ich sie: "Brauchst du noch etwas?" Hanabi war so still und das gefiel mir nicht. Ich musste alles dafür tun, damit der Glanz in ihre Augen zurückkam.


611

12.05.2020, 22:01

Hanabi

Gerade als ich den letzten Bissen hinunterschluckte, drückte mir Fenrir ein Glas Wasser in die Hand. Ein bisschen überrumpelt blickte ich zu ihm hoch, dann zum Glas. Schluck für Schluck trank ich es aus und es tat wirklich gut. Mir war nicht bewusst gewesen, wie durstig ich war. Jetzt fühlte ich mich etwas besser. Körperlich jedenfalls. In meinen Gedanken herrschte immer noch das totale Chaos, darum griff ich nach seiner Hand, als er mich fragte, ob ich noch etwas brauchte. >Kannst du mich noch... etwas länger halten?<
Ich fühlte mich nicht bereit nach unten zu gehen, in die wissenden sowie fragenden Augen der Familie zu blicken. Dann müsste ich mich wieder den Schatten stellen. Das wollte ich nicht. Nicht jetzt. Fenrir gab mir Halt und genau das benötigte ich. Er hielt die guten Dinge in mir zusammen.

Malevor

Um nicht versehentlich auf Taigas Kopf zu krümeln, legte ich den Teller beiseite und streichelte ihr kurz übers Haar, das sich unfassbar weich anfühlte. Wie flüssige Seide. Sie schien sich wieder zurückzuziehen und das war in Ordnung. Niemand verlangte von ihr, dass sie wenige Stunden nach ihrem Beinahetod quieklebendig herumsprang und wildfremde Leute nach ihrem Tag fragte. In der Ruhe fand sie den Frieden. Da das mein Hauptgebiet war, legte ich die Stille wie eine Decke über sie und bewahrte sie vor negativen Einflüssen. Dasselbe tat ich für Hanabi. Sie war mir ja nicht egal. Auch ihr sollte es gut gehen. >Möchtest du eine kurze Geschichte hören?<
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612

12.05.2020, 22:13

Taiga


Wieder spürte ich diese leichte kühle Brise, die sich sanft auf mich legte wie eine dünne Schneeschicht. Es war seine Magie. Deswegen fühlte es sich vertraut an. Und so tröstlich. In den Legenden wurde nur die zerstörerische Kraft seiner Macht gesprochen. Es mochte vielleicht stimmen, doch das hier zeigte, dass seine Magie nicht nur zerstörerisch war. Das hier war angenehm. Beruhigend. Als säße ich an meinem Wasserfall und lauschte seinem Rauschen. Diese Stille half mir Abstand von den qualvollen Gedanken zu halten. "Ja, bitte", flüsterte ich und fühlte mich wieder in meine Kindheit zurückversetzt. Vor dem Einschlafen hatte Amaya mir immer Geschichten erzählt. Instinktiv schien Malevor zu wissen, was ich brauchte und ich war im unendlich dankbar, dass er auch mir die Dinge gab. Wie seine Nähe und Wärme. Ich schloss meine Augen und atmete seinen Duft ein. Es fühlte sich ein bisschen wie Zuhause an.

Fenrir


Hanabi griff nach meiner Hand und ich rutschte zu ihr, um sie in meine Arme zu ziehen. "Solange wie du willst", murmelte ich in ihr Haar. Sie duftete jetzt viel besser. Mehr nach ihr. Nicht mehr nach Schmutz, Blut und diesem widerlichen Wolf. Und sie roch auch nach mir. Es lag an meinem Blut in ihrem Körper. Ich sollte mich jetzt nicht so fühlen, weil es nicht der richtiger Zeitpunkt war. Dennoch wallte einen kurzen Moment das besitzergreifendes Gefühl in mir auf. Auf dem halbem Ohr hörte ich wie mein Bruder Taiga fragte, ob er ihr eine Geschichte erzählen sollte. Kurze, schwache Erinnerungen flackerten auf. Ich glaubte er hatte früher mir auch Geschichten erzählt. Und ich glaubte sie hatten mir gefallen. Aber ich wusste nicht mehr worum es in den Geschichten ging.


613

12.05.2020, 22:25

Hanabi

Es berührte mich, wie er sofort zur Stelle war und keinen Zweifel zuließ, dass ihm diese Fürsorge zu viel war. Eigentlich war er jemand, der seine Wildheit gerne auslebte und schnell aufbrauste, aber jetzt erlebte ich eine ganz andere Seite an ihm. Ich mochte sie mit jeder Minute mehr und mehr. Die Art, wie er mich in seinen sicheren Armen hielt und seine Lippen nahe meiner Kopfhaut ruhten, vertrieben den letzten Rest negativer Gedanken. Außerdem vernahm ich einen seltsam kühlen Hauch auf meinem Geist. Als würde man mir einen magischen Mantel umlegen. Keine Ahnung, was das war und woher diese Magie kam, ich hieß sie dennoch willkommen. Diese angenehme Ruhe. Und dann vernahm ich Worte. Worte, die Sätze bildeten und eine Geschichte erzählten. Mir war nie aufgefallen, wie warm Malevors Stimme klingen konnte. Warm und besänftigend. Sie war einschläfernd.

Malevor

Ich lächelte leicht, als sie bejahte, denn ich hatte nichts anderes erwartet. Kurz huschte mein Blick zu den anderen beiden, denn Hanabi sah auch so aus, als bräuchte sie eine Geschichte, um gut einzuschlafen. In Gedanken durchforstete ich meine Erinnerungen nach einer passenden Geschichte und wählte eine mit gutem Ende. Mit einer lebensbejahenden Bedeutung. Es war eine Geschichte, die mir einst Sury erzählt hatte. Von Lichtern und Wünschen. Von Hingabe und Freundschaft. Von der Kraft weiterzumachen, selbst wenn es Momente gab, in denen man sich verlor. Am Ende des beschwerlichen Weges wartete stets die einladende Wärme. Die Arme einer liebenden Person. Eines willkommenden Lichtes. Schon damals hatte ich diese Geschichte sehr gemocht. Sie erinnerte mich an gute Zeiten.
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614

12.05.2020, 22:36

Taiga

Seine warme, ruhige Stimme lullte mich ein und die Worte fühlten sich wie Balsam auf die Wunden in meiner Seele an. Ich zog die Beine an mich heran, zog die Decke bis zu meiner Nase und flackernde Bilder von der Geschichte erschienen vor meine innere Augen. Sie machten mir neue Hoffnung. Vielleicht schaffte ich es auch diesen Schrecken durchstehen. Vielleicht wartete am Ende auch Wärme auf mich. Wobei mir die Wärme von Malevor vollkommen ausreichte. Bei ihm fühlte ich mich geborgen und sicher. Ich konnte ihm vertrauen, er würde mich nicht alleine lassen. Langsam glitt ich in einem sanften Schlaf. Vielleicht sah die Welt morgen ein bisschen anders aus. Ein bisschen besser.

Fenrir

Diese Geschichte kam mir nicht bekannt vor, aber es schien den Frauen zu gefallen. Jedenfalls beschwerten sie sich nicht, sondern entspannten sich. Das war ein gutes Zeichen. Ich streichelte den Rücken von Hanabi und ich merkte, dass sie in meine Arme schwerer wurde. Sie war kurz davor einzuschlafen und daher legte ich sie hin. Dabei ließ ich sie keine einzige Sekunde los, sondern legte mich einfach mit ihr hin. Ich strich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, damit sie sie nicht störten. Diese Geschichte hatte ein gutes Ende und vermutlich sollte sie aufbauend für die Frauen sein. Ich entspannte mich auch ein wenig, fühlte mich nicht mehr als könnte ich noch ausrasten. Vielleicht musste ich heute Nacht doch nicht jagen gehen. Ich wollte Hanabi nicht alleine lassen, wenn sie mich brauchte.


Gehe offline, gute Nacht :)


615

12.05.2020, 23:01

Gute Nacht :*

Malevor

Mit dem letzten Worte beendete ich die schöne Geschichte und stellte zufrieden fest, dass beide Mädchen eingeschlafen waren. Mein Bruder hatte sich zusammen mit Hanabi ins Bett gelegt, während Taiga eingekuschelt in ihre Decke dalag und tief schlief. Ich streichelte ihr nochmals über den Kopf, betrachtete ihr entspanntes Gesicht und fasste zurselben Zeit einen Entschluss. Vorsichtig rutschte ich zur Seite und ersetzte meine Beine mit dem gemütlicheren Kissen. Stets darauf bedacht sie nicht zu wecken. Den Mantel aus Stille ließ ich dabei weiterhin auf ihr liegen. Sie brauchte ihn genauso wie Hanabi.
Dann stand ich auf und starrte zum Fenster. Der Himmel hatte sich in einem tiefen Orangerot gefärbt. Wie das Haar von Sury. Wäre sie an meiner Stelle, würde sie ebenso alles dafür tun diejenigen zu beschützen, die ihr am Herzen lagen. Jedes Herzenslicht war es wert gerettet zu werden. Eine ihrer ersten Lehren, nachdem sie genau das getan hatte. Sie hatte mich aus den Tiefen der Dunkelheit gezogen. Mit ihrem Licht. Mit ihrer unbändigen Stärke. Hanabi und Taiga mochten nicht in der Lage sein sich selbst zu beschützen, Fenrir und ich allerdings schon. >Wir können nicht länger auf den nächsten Wachstumsschub warten. Ab morgen müssen wir auf alles gefasst sein.< murmelte ich in die Richtung meines Bruders, während ich das Fenster öffnete. Frischer Wind streifte mein Gesicht. Ich atmete tief ein. >Bleib hier. In der Zwischenzeit besorge ich uns genügend Energie für unser Wachstum.< Das bedeutete, dass ich jagen und töten musste. Nicht ein Opfer, nicht zwei, sondern mehrere. Zwar wäre ich gerne bei Taiga geblieben, doch diese eine Sache war im Moment wichtiger. Um die beiden richtig beschützen zu können, mussten Fenrir und ich all unsere Kräfte aktivieren.
>Bis später.< Mit diesen Worten sprang ich hinaus und verschwand in der Dämmerung. Ich würde nicht in unmittelbarer Nähe jagen, denn das würde bloß Aufsehen erregen. Stattdessen setzte ich all meine Energie ein, dieses große Gebiet zu verlassen, bis ich Land erreichte, das unbewohnt war und viel Frischfleisch zu bieten hatte. Reines Blut. Viel Lebensenergie, die für meinen Bruder und mich reichte. Darum würde ich heute Nacht die nette Seite ablegen und stattdessen das Monster in mir befreien.
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616

13.05.2020, 08:35

Fenrir

Als die Geschichte endete, war Hanabi tief und fest eingeschlafen. Trotzdem hielt ich sie weiter in meine Arme, damit sie sich sicher fühlen konnte. Sie brauchte den Schlaf, um sich erholen zu können. Ich sah zu meinem Bruder hinüber, als er geräuschlos aufstand und zum Fenster ging. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck. Knapp nickte ich, mein Bruder hatte Recht. Wir mussten vollständig ausgewachsen sein, um die Frauen richtig beschützen zu können. Wir brauchten unsere volle Macht, denn wer wusste welche Gegner uns der Schöpfer schicken würde. Die Wölfe waren bestimmt nur der Vorhut. Die Bauern auf einem Spielbrett. Ich hatte genug Kämpfe und Schlachten in meinem Leben gehabt, um zu wissen, dass hier erst der Anfang war. Am Meisten machte mich wütend, dass die Frauen trotzdem gejagt werden, wenn wir sie verlassen würden. Damit überschritt der Schöpfer eine Grenze. Und ich wusste er tat das nur, weil er damit uns treffen konnte. Wie gesagt, er wollte unsere Seelen zum Boden zertrampeln. Malevor verschwand aus dem Fenster. Taiga regte sich kurz, indem sie sich schlafend umdrehte und den Namen meines Bruders murmelte. Dann war sie wieder still wie Hanabi. Hanabi. Ich musste wieder an diesen Kuss denken. Oder war es doch kein Kuss? Er war hauchzart gewesen, als hätte ein Geist mich geküsst. Innerlich zuckte ich zusammen und plötzlich befiel mich heftige Kopfschmerzen. Ich unterdrückte ein Keuchen, versuchte mein Körper zu entspannen. Ich wollte Hanabi nicht wecken, sie musste schlafen. Eine Erinnerung wollte sich nach oben drängen. Aber das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, ich musste bei Sinnen bleiben und energisch stieß ich sie zurück in die Dunkelheit. Später. Später konnte ich mich der Erinnerung stellen.


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13.05.2020, 09:31

Malevor

Blut tropfte von meinem Kinn zu Boden und meine Arme waren bis zu den Ellbogen voll davon. Bei jedem Ausatmen knurrte es leise aus meiner Kehle, während ich das letzte Opfer betrachtete, das zerrissen zu meinen Füßen lag. Ich hatte es irgendwie geschafft nur Tiere zu töten, keine Menschen. Zwar hätte es den Vorgang beschleunigt, aber diese Grenze wollte ich ungern überschreiten. Ich hatte genug gejagt. Genügend Energie für meinen Bruder und mich.
Jetzt galt es mich an einem Fluss zu waschen, um den strengen Geruch nach Blut und Innereien loszuwerden. Damit sorgte ich, dass keine feine Nase mir folgte. Setzte ich die Stille dazu ein, war ich wie ein lautloser Schatten, der durch den Wald streifte. Keine Ahnung, wo genau ich mich befand und wie weit das Haus entfernt lag, aber es war weit genug, dass ich eine Weile für die Rückkehr brauchte.
Schließlich sprang ich durch das Fenster zurück ins Zimmer und stellte erleichtert fest, dass Taiga nicht aufgewacht war. Sie schlief immer noch tief und fest. Ein gutes Zeichen. Ich drehte mich zu meinem Bruder und beugte mich über ihn, ebenso darauf bedacht Hanabi nicht zu wecken. >Trink.< sagte ich bloß und hielt ihm mein Handgelenk hin. Auf diese Weise würde er die in mir tobende Energie in sich aufnehmen. Sie reichte für uns beide. Und Morgen würden wir keine lästigen Heranwachsende sein, sondern endlich Männer, die vollen Zugriff auf ihre Magie hatten.
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13.05.2020, 11:05

Taiga

Helle Sterne funkelten am schwarzen Himmel und ließen die Welt weniger dunkel aussehen. Der Himmel war nicht gänzlich schwarz, wer genau hinschaute sah das tiefe, dunkle Blau. Und eine leuchtende Milchstraße aus bunt funkelnde Sterne verzierte den Himmel. Ich entdeckte den Mond, sein silbriges Licht deckte sanft die schlafende Welt zu. Der Nachthimmel war ein stilles Reich, ein Reich der Unendlichkeit. Ich streckte meine Hand nach den Sternen aus. Der Nachthimmel war nicht einsam, wie viele es glaubten. Die Sterne waren seine Kinder und sie leisteten uns in der Nacht Gesellschaft. Stille bedeutete nicht gleich Einsamkeit und Dunkelheit bedeutet nicht gleich Schrecken. Ich ließ meine Hand senken, ging weiter über den knirschender Schnee. In den silbrigen Licht glänzte das Weiß geheimnisvoll. Es war so kühl, wie das Mondlicht selbst. Aber es war keine Kälte, die mich frieren ließ. Um mich herum war alles ruhig, denn zu dieser Stunde schlief die Welt. Dennoch fühlte ich mich nicht alleine und die Stille beängstigte mich auch nicht. Es war friedlich. Mein Blick fiel auf eine Gestalt an der Klippe der eingeschneiten Bergspitze. Sein Haar erinnerte mich an die Farbe des Abends, wenn die Sonne hinuntergegangen war und der Mond langsam aufwachte. Ich trat zu ihm und er drehte sich zu mir um. Dunkle, honigfarbene Augen wärmten mein Inneren. Ich lächelte ihn an. Dieser Ort, das war er. Seine Arme umschlangen mich und ich ließ mich in seine Wärme sinken. Ich fühlte mich so geborgen, als wäre ich endlich heimgekommen. Ich hatte nicht gewusst, dass ich nach einem Zuhause gesucht hatte. "Wir bleiben für immer Freunde", flüsterte ich und atmete den Duft nach Honig ein. "Und viel mehr", antwortete er. Der Nachthimmel erhellte sich und ein atemberaubendes, türkisfarbenes Lichterspiel tanzte für uns dort oben.

Fenrir

Sofort schlug ich meine Augen auf, als ich mein Bruder spürte. Ich hatte nur ein wenig gedöst, denn auch ich musste Kräfte sammeln, damit ich Hanabi richtig beschützen konnte. Meine Augen verdunkelten sich, als ich die tobende Energie in ihm spürte und sofort reagierte meine eigene Dunkelheit darauf. Ein anderer Art von Hunger packte mich und ich griff nach seinem Handgelenk. Ich stieß meine Zähne in seine Haut und sattes Blut rann in meiner Kehle. Meine Nasenflügeln blähten sich leicht auf und ein Schaudern erfasste mich. Die gesammelte Energie in seinem Blut berauschte meine Sinnen, belebte meinen Geist und die Dunkelheit in mir schnurrte geradezu. Ich wurde gierig, ich wollte mehr und riss mich schweratmend von seinem Handgelenk los, bevor ich ganz die Kontrolle verlor. Mein Bruder wäre stark genug mich in die Schranken zu weisen, aber die Frauen wären in Gefahr gewesen. Und wir hätten alles hier verwüstet. Ich leckte über meine Lippen und sagte mit einem schiefen Grinsen: "Sehr aromatisch. Ein guter Wein." Noch einmal atmete ich tief ein. Ich hatte mich in den Griff. Vielleicht lag es daran, dass Hanabi direkt neben mir lag. Oder ich war in diesem Leben vielleicht etwas selbstbeherrschter. Bevor Malevor sich aufrichten konnte, packte ich nach seinem Handgelenk und musterte die Bisswunde. Zum Glück hatte ich die Haut nicht zerfetzt. Das war schon ein paar Mal passiert. Im alten Leben. Ich fuhr mit der Zunge über die Einstiche und sie verschlossen sich. Dann ließ ich ihn wieder los.


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13.05.2020, 11:44

Malevor

Sein wilder Durst brachte mich fast dazu ihm meinen Arm wieder zu entreißen, weil der animalische Instinkt nicht teilen wollte, doch meine Vernunft war größer. So viel Energie sollte ich nicht in meinem Körper verstauen. Zu groß war die Gefahr, dass das Gleichgewicht in meinem Inneren kippte und ich etwas tat, was ich später definitiv bereuen würde. Darum blieb ich ruhig und achtete darauf, dass Fenrir nicht zu viel trank. Selten hatte er diesen Grad an Kontrolle gezeigt, denn ich musste ihn nicht einmal aufhalten. Er hörte von selbst auf. Bemerkenswert. Zu dem Kommentar mit dem Wein schmunzelte ich nur. Es gab besseren Wein da draußen, aber der war für uns tabu.
Ich strubbelte ihm brüderlich durchs Haar und lächelte, nachdem er die Bisswunde inspiziert und verschlossen hatte. Früher hätte er größeren Schaden angerichtet, aber in diesem Leben schienen einige Dinge anders zu sein. Besser. >Ich hab dich auch lieb, Bruder.< Damit ließ ich ihn in Ruhe, denn die restlichen Stunden der Nacht sollten wir schlafen. Unsere Körper mussten sich voll und ganz auf das Wachstum konzentrieren.
Leise ging ich zurück zu Taiga, kletterte vorsichtig über sie hinweg und hob die Decke an, um darunter zu schlüpfen und sie anschließend an mich zu ziehen. Wenn sie aufwachte, sollte sie wissen, dass ich ihr nicht von der Seite gewichen war. Der Mantel aus Stille lag noch auf ihr und ich ließ es dabei bleiben. Hauptsache, die Schatten in ihrem Geist wurden nicht laut und sie konnte sich von diesem schrecklichen Tag erholen. Morgen würden wir weiterplanen.

Hanabi

Mir kam es vor, als müsste ich ersticken. Es war so warm. Überall. Ich konnte mich nicht einmal bewegen, irgendwie... war ich eingeschlossen. Aber in was? Verwirrt kämpfte ich mich an die Oberfläche, raus aus der Dunkelheit meines Schlafes und hin zum Tageslicht. Es bestand keine Gefahr, so viel wusste ich, denn Fenrir war bei mir. Genau. Fenrir. Leise seufzend öffnete ich die Augen und stutzte sogleich. Brust. Da war eine nackte Männerbrust vor mir. Aber sie... sie war breiter und... mein Blick wanderte nach unten... und mein Atem stockte. Das war nicht der Oberkörper eines Jungen, in dessen Armen ich noch gestern gelegen hatte. Das... das... war ein Mann. Ein erwachsener Mann mit einem sehr, sehr attraktiven Körper. Hitze strömte in meine Wangen und ich wagte es nicht nach oben zu schauen. Ich kam mir plötzlich so klein vor. Seine Arme lagen schwerer auf mir. Kräftig und mit deutlich definierten Muskeln, dass ich bei ihrem Anblick schwer schlucken musste. Kein Wunder, dass mir so unendlich warm war. Sein gesamter Körper heizte, als läge ich neben einem Lagerfeuer.
Nun erwachte auch mein Herz, denn es stolperte unbeholfen, als mein Blick langsam nach oben wanderte. Vorbei am Schlüsselbein zu einem markanten Unterkiefer und Lippen, die ich gestern für eine Sekunde gespürt hatte. Jetzt wirkten sie voller, weicher und... einladender. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich hatte nicht vergessen, was gestern passiert war und dass die Ereignisse mir nach wie vor schwer im Magen lagen, doch diese Wendung traf mich genauso unvorbereitet. Fenrir war kein Jugendlicher mehr. Er war ein Mann. Ein kräftiger Mann, der mich im Schlaf hielt. Würde ich es überhaupt schaffen, seinen Arm von mir zu nehmen? Ich musste von ihm loskommen, sonst verbrannte ich. Innen und außen... besonders innen schien ich zu verglühen. Aber der Versuch meine Hand dazu zu nutzen, seinen Arm zu heben, scheiterte kläglich. Ich bräuchte zwei Hände dazu. Nein, vier. Sollte ich ihn aufwecken? Was, wenn er erst vor kurzem eingeschlafen war? Ich wollte seine Ruhe nicht stören. Einen schlafenden Wolf weckte man nicht.
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13.05.2020, 12:55

Taiga

Es war behaglich warm und schnurrend kuschelte ich mich enger an die Wärmequelle. Es fühlte sich fest an, beinahe hart und blinzelnd öffnete ich die Augen. Ich starrte verwirrt auf einem breiten und muskulösen Brustkorb. Mein Kopf schob sich in den Nacken und ich erblickte Malevor. Wieder blinzelte ich. Er sah anders aus. Größer. Stärker. Muskulöser. Markanter. Und sehr....männlich. Dieser Gedanke war für mich befremdlich und ich fühlte mich komisch. Da war ein Kribbeln in meinem Bauch, aber mir war nicht schlecht. Ich musterte sein schlafendes Gesicht. Er musste über die Nacht gewachsen sein. Er war jetzt ein Mann. Sein Gesicht hatte jetzt vollständig die weiche Zügen eines Heranwachsende verloren und die Konturen wirkten beinahe kantig. Dennoch war er wunderschön. Auf eine Weise, die ich nicht erklären konnte. Er hatte etwas an sich, was mich anzog wie bei den Farben. Meine Wangen brannten und da war wieder dieses Flattern in meinem Brustkorb. Es war stärker geworden. Was war mit meinem Körper los? Warum fühlte ich mich komisch? Er war doch immer noch Malevor, nur einfach männlicher. Wieder dieses Wort in meinem Kopf. Dann bemerkte ich, dass ich unter der Decke nur in einem Tuch eingewickelt war und ansonsten nackt war. Und er war selber halbnackt. Das Kribbeln in meinem Magen wurde stärker. Diese Nähe fühlte sich plötzlich anders an. Vielleicht lag es noch an den Schrecken von gestern, dass mein Körper irgendwie komisch war.

Fenrir

Grunzend rollte ich mich auf dem Bauch und stellte fest, dass das Bett sich seltsam weich anfühlte. Außerdem war es hubbeliger. Brummen öffnete ich die Augen und schaute hinunter. "Verflucht!", hastig rollte ich von Hanabi herunter, bevor ich noch sie mit meinem Gewicht erstickte. Dann richtet ich mich gähnend auf und fuhr mit der Hand durch das Haar. Ich hielt inne, als ich merkte, dass die Länge nicht bei Schulter endete. Meine Augen begannen aufzuleuchten und ich schaute auf mich herab. Das Haar reichte mir wieder bis zum Rückenende und ich war endlich erwachsen geworden. Ich hatte meinen alten Körper wieder zurück und das fühlte sich richtig gut an. Außerdem konnte ich so Hanabi viel besser beschützen. Es war von meinem Bruder eine gute Idee gewesen uns einen Energieschub zu verpassen. "Jetzt bist du wirklich ein Zwerghase", grinste ich Hanabi frech an. Selbst meine Stimme klang viel tiefer. Vorbei war es mit den Stimmbruch.