Gute Nacht
Hanabi
Taigas Idee, dass wir blaue Armbänder tragen könnten, klang super. Die Farbe Blau passte sowieso zu mir, darum würde es sich nicht mit meiner Haarfarbe beißen. Und ich fand es lustig, dass wir sowas wie die blauen Abenteurer waren. Im Grunde genommen stimmte das ja auch. Wir reisten weiter, hin zu neuen Abenteuern und neuen Orten. Am Ende des langen Steges entdeckte ich bereits das Schiff, auf das Fenrir zeigte und mein Herz machte einen aufgeregten Satz. Zwei Tage. Ganze zwei Tage würden wir hoch oben in der Luft sein. Wir würden über das Land und das Meer hinwegfliegen. Eine wahnsinnig tolle Vorstellung.
Wir gingen geradewegs auf das prächtige Schiff zu, wo erste Gruppen über eine Planke ins Innere gelangten. Einige standen schon an der Reling und wanken ihren Liebsten zu, während andere nur Waren verluden. Zwei Männer prüften die Papiere, bevor man weitergelassen wurde und als wir an der Reihe waren, hielt Malevor ihnen unser Reisepapier hin. Wir wurden kurz prüfend gemustert, dann konnten auch wir an Deck. Jetzt klopfte mein Herz doch etwas schneller. >Wie aufregend!< Ich schmiegte mich enger an Fenrirs Seite und versuchte jedes noch so kleine Detail in mich aufzunehmen. Die gewaltigen Segel, das bis auf Hochglanz polierte Holz, die sauber gekleideten Menschen, zwei Kinder, die sich lachend jagten und kleine Stände, wo man sich etwas zu essen holen konnte. Irgendwo hörte ich sogar Musik spielen. >Lasst uns zuerst in unsere Kajüten gehen, dort können wir unsere Sachen lagern und uns anschließend frei bewegen.< meinte Malevor. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Es wäre der erste kluge Schritt.
Durch eine Tür gelangten wir zu einem Treppenabgang, der scheinbar zu einem langen Flur führte. Rechts und linken gab es weitere Türen. Die Zimmer. Malevor las sich das Papier durch und glich sie mit den Nummern an den Türen ab. >Ah, da wären wir.< Wie es aussah, lagen unsere Kajüten genau gegenüber. Perfekt. So hatten wir keinen langen Fußweg, um uns zu besuchen. Ich entschied mich spontan für die rechte Tür und öffnete sie neugierig. Dahinter erwartete uns ein angemessen kleines Zimmer mit einem Wandschrank, einem Tisch und einem Hochbett. Zwei kleine Fenster, damit das Sonnenlicht hineinleuchten konnte, gab es auch. Freudig ließ ich Fenrirs Hand los und hüpfte zu der Leiter, die zum oberen Bett führte. >Ich schlafe hier.< grinste ich ihn an. Jetzt war ich größer als er.
Malevor
Es war ganz einfach auf das Schiff zu kommen und die richtigen Zimmer zu finden. Ein gutes System. Mein erster Eindruck war jedenfalls positiv, auch als ich die Kabine betrat, in der Taiga und ich nächtigen würden. Ich besah mir das wenige Mobiliar, schlicht und praktisch. Ideal für Reisende. Mit einem leisen Plopp landete die Tasche auf dem Boden und ich trat ans kleine Fenster, durch das ich nach draußen auf den funkelnden See blicken konnte. Nicht mehr lange und wir würden dieses Stück Land von oben sehen. Ich war schon gespannt, welche Magie man dazu einsetzte und wie sie uns so lange in der Luft halten konnte. Immerhin waren ganz schön viele Passagiere an Bord. Viel Gewicht.
Ich drehte mich zu Taiga herum. >Du kannst dir das Bett aussuchen, mir ist es egal, ob ich oben oder unten schlafe.< Bestimmt freute sich mein Bruder diebisch auf die private Zeit mit seiner Gefährtin. Ich bezweifelte, dass sie in getrennten Betten schlafen würden. Solche Kompromisse machte Fenrir bestimmt nicht. Aber da Taiga und ich sowieso nicht diese Art Beziehung führten, konnten wir entspannt miteinander umgehen. Außerdem hoffte ich, dass die Zeit hier auf dem Schiff sie wieder lockern würde. Sie hatte zwar die Geschenke im Nullkommanichts erschaffen, aber mir war dennoch nicht entgangen, dass sie noch nicht ganz zu sich selbst gefunden hatte. Als ihr Freund fühlte ich mich irgendwie dafür verantwortlich, ihr wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Sie selbst hatte es gesagt... Freunde waren füreinander da. Auch in schlechten Zeiten. >Ich glaube, ich habe eine Idee für ein Bild, das du später für mich zeichnen könntest.< meinte ich mit einem kleinen Lächeln. >Wir vier auf diesem Schiff. Hildegard und die blauen Abenteurer.<