Gute Nacht
Hanabi
Es waren nicht nur meine Reaktionen, die mir auffielen. Seine waren wesentlich interessanter für mich. Irgendwie gab es Stellen, die ihm mehr gefielen als andere. Dann veränderte sich seine Atmung, seine Muskeln zuckten unter der Haut. Mich faszinierte das. Es stärkte meine Neugier. Dann packte er mich plötzlich an den Hüften und legte sich so hin, dass ich auf ihm saß. Nicht umgekehrt. Von hier oben hatte ich den perfekten Blick auf seinen Oberkörper, der bis zum Ansatz seiner Hose freilag. Irgendwie machte mich dieser Umstand nervös, weil er mich... nun ja... besser beobachten konnte. Aus diesem Winkel hatte er freie Sicht auf meine Gesichtszüge, aber die Art, wie er sich lässig die Arme unter den Kopf schob und mir die freie Wahl überließ, beruhigte mich ein wenig. Immerhin war da diese brennende Neugier in meinen Fingern. Das lag bestimmt an seiner warmen Haut. Ich bekam nicht genug davon.
Da ich diesmal mehr Fläche zum Berühren hatte, setzte ich die Reise meiner Hände fort und erkundete mehr von seinem Bauch. Nur betrachtet, wirkten die Muskeln hart und unnachgiebig, aber im Liegen waren sie weicher als erwartet. Er hatte einen sehr schönen, definierten Oberkörper. Alles hatte seinen Platz. Ich biss mir leicht in die Unterlippe, während ich wieder nach oben zu seiner Brust wanderte und mich das Bedürfnis überfiel diese verlockende Haut zu küssen. Hätte ich ein paar Sekunden länger nachgedacht, wäre ich nicht so mutig wie jetzt. Strähne für Strähne ergoss sich über meine Schulter, als ich mich letztendlich vorbeugte und einen Kuss unterhalb seines Schlüsselbeins hauchte. Dort wirkte die Haut besonders weich. Er duftete außerdem herrlich. Männlich und nach wildem Wolf. Welch Ironie, dass mich der Geruch eines Raubtieres betörte... Mehr und mehr Küsse verteilte ich auf der samtigen Haut, quer über die Brust bis hin zu seinem Hals. Ob er dort empfindlich war wie ich?
Malevor
Jedes Mal, wenn Taiga in eines ihrer Bilder vertieft war, wirkte es so, als gäbe es nichts weiter als ihre Hände, den Stift, den sie hielt und den Zeichenblock, in den sie zeichnete. Bunter Glitzer tänzelte um ihre Finger herum. Das sah ich aus dem Augenwinkel, als ich einen Blick auf sie wagte. Sie schaute mich auch gar nicht mehr an. Sie war vollkommen aufs Zeichnen konzentriert. Geduldig wartete ich und als sie einen zufriedenen Seufzer von sich gab, übermannte mich die Neugier. Mich hatte noch nie jemand gezeichnet. Ich wollte wissen, wie sie mich eingefangen hatte.
>Zeig her.< sagte ich leise, als ich meinen Finger an den Rand des Zeichenblocks legte und ihn leicht runterdrückte. Auch kopfüber hatte ich einen klaren Blick auf das vollendete Werk. Und ich war sprachlos. In kürzester Zeit hatte sie mich gezeichnet, als gäbe es mich zweimal. Als könnte diese Person ihren Kopf drehen und zu mir sprechen. Einerseits war es eigenartig mich selbst so zu sehen, andererseits... >Es fasziniert mich, wie du mich siehst. Du hast meine Stille perfekt eingefangen. Auch wenn ich mir nicht erklären kann, wie das überhaupt möglich ist. Stille ist nicht greifbar und trotzdem...< Ich sah wieder das Bild an, dann Taiga. Ein komisches Gefühl machte sich in meiner Brust bemerkbar. >...siehst du sie mit ganz anderen Augen als ich.<