Taiga
Meine Wangen wurden von seinem Lob warm und ich schnappte nach den braunen Stiefeln: „Die fehlen noch.“ Als er sie ebenfalls angezogen hatte, richtete ich mich auf und musterte ihn eingehend. Die Kleidung saß perfekt an seinem Körper, als hätte er sie schon immer angehabt und sie schmeichelte seine männliche Statur. Es war der erste Entwurf mit der Weste. „Du siehst wie ein Abenteurer aus“, meine Augen glänzten begeistert und ich neigte leicht den Kopf zur Seite, dabei biss ich in meine Unterlippe. Malevor sah unglaublich gut aus und ich wollte meine Hände unter seinem Oberteil fahren, um seine seidige, feste Haut zu fühlen. Meine Wangen wurden noch wärmer und mein Magen kribbelte aufgeregt. „Den zweiten Entwurf werde ich vielleicht heute nicht mehr schaffen, aber bestimmt morgen“, lächelte ich ihn an. Es war der mit den edleren Stil und dieser Entwurf würde ein wenig länger dauern, da es viele Feinheiten zu beachten gab. Ich konnte mein Blick kaum von ihm reißen und sah kurz zum Fenster. Draußen fing es langsam zu dämmern an, der Abend brach an. Überrascht blinzelte ich: „Ich habe völlig das Zeitgefühl verloren!“ Als ich an den Grund dachte, wurden meine Wangen nochmals warm. „Ich ziehe mich schnell auch an, gleich gibt es bestimmt Abendmahlzeit und danach können wir tanzen. Ich freue mich schon darauf“, sprudelte es aus mir heraus und ich rauschte durch den kleinen Raum, um meine Kleidungsstücke aufzusammeln. Kaum hatte ich sie angezogen, ließ ich meine glitzernde Finger darüber gleiten. Es war das fedrige, kleidähnliches Aufmachung und meine Schöpferin hatte es mir geschenkt. In ihr war eine besondere Magie gewoben, sodass ich jederzeit nach meiner Vorstellung die Aufmachung verändern konnte. Ich tat es selten, weil mir der kreativer Prozess zu sehr gefiel. Aber jetzt hatte ich nicht die Zeit für mich etwas Neues zu schneidern und daher nahm ich die kürzere Abkürzung. Seidiger, kühler Stoff strich über meine Beine bis zu meine Knöcheln. Es war ein wallendes Rock aus zwei dünne Stoffe, die bei jeder Bewegung leise rauschen würde wie Blätter im Wind. Der blickdicke Innenstoff war der Seidige in einem sanften Braunton und der durchsichtigere Stoff darüber hatte sich in einem feuriges Rot verwandelt. Der Rock saß tief an meiner Hüfte und ein breiter, goldener Seidenband umschlang die Hüfte. Das Besondere an dem Rock war, dass bei jedem Schritt mein linkes Bein entblößt werden würde. Fast bis zu meiner Oberschenkel. Das Oberteil mit dünnen Träger, ebenfalls in den feurigen Rot mit goldene Nähten, bedeckte nur das Nötigste.
Fenrir
Hanabi richtete sich sofort auf und ich sah, dass ihr Körper auch angespannt war. Mein Kieferknochen trat deutlich hervor und ich hegte gegenüber meinem Schöpfer noch finstere Gedanken. Ich würde einen Weg finden, wie wir ihn vernichten konnten. Meine Augen wurden schmal, als sie von der Angst sprach und der Beschützerinstinkt übermannte mich beinahe. Ich war kurz davor sie einfach in den Zimmer einzuschließen, um so sie vor der Welt zu beschützen. Hart schluckte ich und stieß die Luft aus, als ich ihre Lippen spürte. Ich wollte sie an mich zerren. Sie leidenschaftlich küssen. Ihr zeigen, was mit ihre Worte bedeutete. Ich hatte Hanabi nicht verdient, sie war viel zu gut für mich. Ich griff nach ihrer Hand und presste einen Kuss in die Handfläche, denn würde ich sie direkt küssen, würde ich die Kontrolle verlieren und ich hatte Hanabi versichert, dass ich mich in der Öffentlichkeit nicht nochmals so gehen ließ wie vorhin. Mit glühender Blick sah ich Hanabi an: „Und ich bleibe auch an deiner Seite.“ Ich hob meine Hand und strich sanft über ihre Wange. Die Wärme in meinem Brustkorb wurde beinahe schmerzhaft. Ich wollte es ihr sagen. Ich wollte diese Worte aussprechen. Aber ich fand den Mut nicht, weil die Worte zerbrechlich waren. Und gleichzeitig mächtig. „Lass uns reingehen, es wird kühler und ich will nicht, dass du frierst“, sagte ich stattdessen. Es fing langsam an zu dämmern und hier oben wurde die Luft schneller kalt, als unten auf der Erde.