Gute Nacht
Hanabi
Mir war sehr wohl bewusst, dass ich das nicht hätte sagen sollen und nun bezahlte ich den Preis dafür. Durch den Wandel in der Energie, die in der Luft summte, wusste ich, dass Fenrir sich zurückverwandelt hatte. Ich traute mich nicht zu ihm zu sehen, tat es aber dann doch, weil mich sonst die Neugier umgebracht hätte. Leider war das der nächste Fehler. Er zog sich nämlich aus - bis nichts mehr seinen stattlichen Körper bedeckte. Als er dann noch das Band aus seinem Haar löste, schluckte ich schwer und wünschte, ich hätte etwas mehr Selbstbeherrschung. Aber mein Körper wollte nicht nach meinem Verstand reagieren. Mir wurde schlagartig warm. Unwillkürlich nahm ich meine menschliche Gestalt an und blickte wie gebannt auf die Konturen von Fenrirs Körper. Er lag da, als wäre es völlig normal nackt auf der Wiese zu liegen. Wie machte er das bloß? Wie schaffte er es mich jedes Mal aufs Neue um den Finger zu wickeln?
Verlegen biss ich mir in die Unterlippe und machte zögerlich einen Schritt auf ihn zu, dann einen weiteren und noch einen, bis ich ihn schließlich erreichte. Langsam kniete ich mich hin ohne ihn aus den Augen zu lassen. Da war wieder dieses faszinierende Glühen in seinen Augen. Es zog mich in seinen Bann. Trocken schluckte ich. >Was würdest du denn so... fantasieren?<
Malevor
Frustriert biss ich die Zähne zusammen und hätte jetzt gerne irgendetwas in seine Einzelteile zerschlagen. Verflucht nochmal, wieso konnte ich nicht einfach den Mund halten? Wieso konnten wir heute keine Unterhaltung führen ohne uns gleich misszuverstehen? War es meine Schuld? War ich zu weit gegangen? Immerhin war sie wütend auf mich und wollte, dass ich Abstand zu ihr hielt, aber das konnte ich nicht tun. Nicht, wenn überall Gefahren lauerten und jederzeit zugreifen könnten. Das frustrierte mich noch mehr.
Innerlich fluchend richtete ich mich auf und folgte ihr. Dabei wandte ich meine Stille an, um mich für sie unsichtbar zu machen. Trotz allem wollte ich ihren Wunsch respektieren. Ich wollte ihr keinen weiteren Grund geben wütend auf mich zu sein. Ich hatte es auch so wunderbar hingekriegt. Die Kopfschmerzen wurden stärker, dass meine Knöchel knackten, als ich die Hände zu Fäuste ballte. Nur deswegen hatte ich nicht die Klappe halten können. Wegen diesen verfluchten Kopfschmerzen. Weil ich es einfach nicht schaffte Taiga mein wahres Ich zu zeigen, ohne sie gleichzeitig zu verletzen. Ich wusste, dass ich nicht perfekt war und sie wusste es auch. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie in mir nur das sah, was sie sehen wollte. Oder lag ich damit falsch? Was sah sie eigentlich in mir? Was hatte sie dazu gebracht, sich in mich zu verlieben? Ich hatte nichts zu bieten außer ein Leben auf der Flucht... War es vielleicht doch ein Fehler gewesen Nähe zu ihr aufzubauen? Sollte ich es jetzt beenden, um ihr weiteren unnötigen Kummer zu ersparen? Wenn sie jetzt schon so reagierte, wie würde sie mich wohl sehen, wenn sie die restlichen verkorksten Gedanken kannte, die mir täglich im Kopf kreisten? Dann würde sie von sich aus das Weite suchen... wie jetzt...
Immer wieder hörte ich ihre Worte, die sie wütend an mich gerichtet hatte und spürte, wie sich das dunkle Loch in meinem Magen auftat. Wie alles darin verloren ging, wie die Farben verblassten. Mein Blick wurde leer und ich sah nur ihre Gestalt, die sich dem Gasthaus näherte.