Hanabi
Ich hörte das, was Taiga zu Malevor sagte und spürte sogleich einen Stich im Herzen. Nicht mehr in ihrer Nähe willkommen zu sein, war sehr verletzend, auch wenn ich größtenteils verstand, dass ihr das alles immer noch zu viel war. Trotzdem... es fühlte sich falsch an, mich wie eine Fremde zu benehmen, den Tisch abzuräumen und sie zurückzulassen. Diese kleine Tätigkeit reichte einfach nicht aus, mich auf andere Gedanken zu bringen. Deshalb hoffte ich, dass der Spaziergang mir helfen würde mit allem besser zurechtzukommen.
Gedankenverloren wusch ich das Geschirr und die Teller sauber, stellte sie zum Trocknen ab und hörte, wie Kenai die Treppen hinunterkam und nach draußen verschwand. Was auch immer Jenaya vorhatte, ich hoffte, es half Taiga weiter. >Ich wäre dann bereit.< wandte ich mich an meinen Gefährten. Dabei griff ich nach seiner Hand. Seine Wärme hatte nach wie vor eine beruhigende Wirkung auf mich.
Malevor
Obwohl sie leise sprach, saßen Animagi am Tisch, deshalb verstanden Hanabi und Fenrir die Botschaft. In diesem Moment hasste ich Cyrill und meinen Schöpfer noch mehr, denn sie waren der Grund dafür, dass Taiga sich an die beiden nicht mehr erinnerte. Wäre sie nicht zerbrochen, würde sie weder ihre Schwesterfreundin noch Fenrir gehen lassen. Wir waren ein Rudel, verdammt, eine Familie. Mir entwich fast ein dunkles Knurren bei dem Frust, der sich erneut in mir aufbaute, doch dann erschien der Schattenmagier und lenkte meine Aufmerksamkeit auf das Buch in seinen Händen. Es sah ziemlich schlicht aus. Nichts Besonderes.
Jenaya nahm es dankend entgegen, öffnete es und blätterte darin herum, bis sie das fand, wonach sie gesucht hatte. Sie las es sich konzentriert durch. Schürzte die Lippen. >Hmmm, das müsste klappen.< murmelte sie mit Blick auf das Buch, dann auf Taiga. >Am besten du legst dich hin. Dann ist der Energiefluss in dir offen und leichter für mich zu beeinflussen.< Sie klappte das Buch wieder zu und legte es auf dem Tisch ab.
>Was ich gleich tun werde, ist nicht schmerzhaft. Du musst dir deinen Geist wie ein zerbrochenes Glas vorstellen. Manche Scherben sind größer als der Rest, deshalb benutzt man sie als Basis beim Zusammenkleben aller Teile. Dasselbe Prinzip gilt für einen Geist. Im ersten Schritt werde ich die größtenteils unversehrten Teile herausfischen und sie aneinanderkleben, damit sie nicht auch noch kaputt gehen. Anschließend werde ich die größeren Teile dazupflegen, bis man metaphorisch gesehen den Ursprung der Form wieder gut erkennen kann. Der Rest liegt dann allerdings bei dir.< Ihr Blick wurde weich. >So wie bei einem wieder zusammengesetzten Glas werden die Narben für immer bleiben. Genauso wie kleine Lücken. Scherben, die verlorenengegangen oder so klein sind, dass sie nicht mehr in das Ganze passen. Diese Lücken kannst du natürlich mit neuen Erinnerungen heilen. Bis du irgendwann deinen Geist wieder befüllen kannst, ohne dass dabei etwas verlorengeht.<