Hanabi
Fenrir war wieder in miserabler Laune, denn er war Envar gegenüber nicht sehr freundlich. Obwohl er derjenige war, der die beiden Brüder vor dem sicheren Tod bewahrt hatte und sie dadurch Taiga und mich kennenlernen konnten. Vermutlich lag das wieder an dieser Familienfehde. An das, was in der Vergangenheit vorgefallen war. Trotzdem verstand ich nicht, warum er Envar nicht mochte. Oder es waren die Gefühle von Alita, die mich durcheinander brachten und der Grund, warum ich wollte, dass sich die beiden vertrugen. Envar hatte mich quasi zurück in die Familie eingeladen und auch wenn meine Loyalität einem anderen Rudel galt, so... empfand ich auch für diese Animagi eine Art Zugehörigkeit.
Der Katzenanimagi zuckte bloß lässig mit der Schulter, als wäre er an Fenrirs grobe Art gewöhnt. >Immer diese grimmige Fassade, das wird langsam langweilig.< seufzte er theatralisch, ehe sein Gesichtsausdruck ernst wurde. Er sah mich, dann wieder meinen Gefährten an. >Es ist kein Geheimnis, in welcher Lage ihr euch befindet und dass Malevor und du in der Unterzahl seid. Sich mit einem Schöpfer anzulegen, ist kein Spaziergang. Mir wäre es natürlich lieber, Hanabi und Taiga aus der ganzen Sache rauszuhalten, aber das Herz begehrt, was das Herz begehrt.<
Diesmal schenkte er mir ein warmes Lächeln und ich spürte meine eigenen Mundwinkel nach oben wandern. Gleichzeitig bildete sich ein schwerer Kloß in meinem Magen, denn ich befürchtete, dass schlechte Nachrichten folgten. Wie so oft in den letzten Tagen.
>Es ist auch kein Geheimnis in Hana'yei, dass die Dunkelgeborenen nun Jagd auf euch machen, um sich den ersten Platz in der Hierarchie zu erkämpfen. Das bringt das Gefüge ziemlich durcheinander und wirft zudem ein schlechtes Licht auf euren Schöpfer. Er hat seine Animagi nicht mehr unter Kontrolle. Schlecht für euch, super für uns Lichtgeborene, denn man lässt uns endlich in Frieden.< Er hob den Zeigefinger in einer deutlichen Aber-Geste. >Das Problem ist, dass seine blinde Wut ihn außer Kontrolle geraten lässt. Er mischt sich zu stark in das natürliche Geschehen ein und wie es aussieht, hat seine Rache auch unsere Schöpfer erreicht. Sie sind sehr unzufrieden mit der aktuellen Situation. Deshalb wird es fortan mehr Unruhen in diesem Land geben.<
Wie erwartet... schlechte Nachrichten. Ich hatte keine Ahnung, was wir tun sollten, um dieses Chaos zu beheben. Konnten wir überhaupt etwas ausrichten? Ich sah den Animagi erwartungsvoll an, denn momentan schien er mehr zu wissen als irgendein anderer.
>Ich habe gesehen, dass ihr vorhabt euren Schöpfer mit Gewalt in seine Schranken zu weisen, doch das wird euch nicht gelingen. In jeder Version der Zukunft scheitert ihr kläglich und reißt eure Gefährten mit euch in den Abgrund. Da ich nicht vorhabe zum zweiten Mal meine Schwester zu verlieren, hier mein Ratschlag: Sucht Verbündete, geht neue Wege und findet Oalh'ey. Wir alle kennen die Sage über den Ort, an dem alles begonnen hat. Dort, wo Hana'yeis Herz liegt. Wenn ihr den Beginn der Zeit gesehen und verstanden habt, werdet ihr wissen, was zu tun ist.< In einer unschuldigen Geste hob er die Hände. >Mehr darf und kann ich nicht sagen.<
Malevor
In meinem Inneren empfand ich gerade nur tiefe Ruhe und Zuneigung. Taiga so glücklich zu sehen, machte mich irgendwie selbst glücklich. Eine faszinierende Art miteinander verbunden zu sein. Es freute mich, dass sie zu ihrem Licht zurückgefunden hatte und dass sie wieder lächelte. Und nun waren wir offiziell Gefährten. Ich hatte es tatsächlich gewagt eine neue Beziehung einzugehen. Hoffentlich führte das nicht erneut zu einem tragischen Ende, denn das würde mich endgültig zerstören. Ein zweites Mal würde ich einen Verlust in diesem Ausmaß nicht überleben. Dann war mir auch das Schicksal dieser Welt egal. Ich war mir sicher, dass mein Schöpfer genau das wusste, sonst würde er nicht mit allen Mitteln versuchen Taiga zu schaden oder gar zu töten. Nur würde ich das nicht zulassen. Niemals. Nur über meine Leiche. Und selbst dann wäre mein Wille stark genug, um sie zu schützen. Das schwor ich mir.
Ich küsste meine Gefährtin ein letztes Mal innig und musterte ihr hübsches Gesicht. >Sollen wir die anderen beiden aufsuchen?<