Hanabi
Ich verabscheute Situationen wie diese. Wenn ich hilflos dabei zusehen musste, wie jemand innerlich litt, der mir lieb und teuer war. Nach der Sache mit Taigas Entführung und dem damit verbundenen Erinnerungsverlust glaubte ich genügend Schlimmes erlebt zu haben, aber wieder einmal wurde ich eines Besseren belehrt. Ich wollte Fenrir nicht alleine lassen, auch wenn sein Bruder für ihn da war. Ich wollte wissen, was ihn bedrückte. Was ihm Angst bereitete. Ich wollte in sein Herz blicken, auch in die dunklen Ecken und dort ein Licht für ihn entfachen. Nur damit er beim nächsten Mal gleich den Weg aus der Dunkelheit fand.
Aber mir blieb nichts anderes übrig als Taiga etwas abseits des Geschehens zu folgen. Stillsitzen konnte ich nicht, darum lehnte ich mich mit dem Rücken gegen einen Baum und starrte in die unendliche Weite des Meeres. Eigentlich sollte diese Welt hier faszinierend sein. Nur hatte man Fenrir diese Faszination mit Gewalt genommen. Ich musste nicht alle Details kennen, um sein Verhalten so zu interpretieren und es tat mir im Herzen weh, dass er aus diesem Grund das Wasser mied. Jetzt fühlte ich mich schlecht, ihn je zum Baden verführt zu haben. Hatte es ihn jedes Mal große schmerzhafte Überwindung gekostet mir ins Wasser zu folgen? Hatte er stets an das Trauma denken müssen? O bei den Sternen... wie schrecklich...
Malevor
Früher hätte ich ebenfalls die Zähne gefletscht, um ihn zurechtzuweisen. Mich anzuknurren, obwohl ich der Alpha war, gehörte nicht zu seinem sonst üblichen loyalen Verhalten mir gegenüber. Damals war ich ein strenger großer Bruder gewesen, ich hatte es selbst nicht anders gelernt, aber zu hören, was er in meiner Abwesenheit hatte durchmachen müssen, ließ mich innerlich erstarren. Ich nahm meine Hand zurück und richtete mich zu voller Größe auf. Immer, wenn ich glaubte, mein Hass auf unseren Schöpfer könnte nicht größer sein, erfuhr ich solche Dinge und mich überkam die Mordlust wie ein ausbrechender Vulkan.
Drei Tage. Drei Tage lang hatte er im schwarzen Meer überleben müssen, um das Nichts in ihm wach zu rufen und zu kontrollieren. Natürlich erinnerte ich mich an den Tag, als er mir zeigte, wie es funktionierte und ich war verdammt stolz auf ihn gewesen. Er hatte diese spezielle Fähigkeit schneller erlernt als ich meine eigene. Für mich war das schlichtweg eine beeindruckende Leistung gewesen. Ich hatte für ihn ein Festmahl organisiert, meinen Stolz ausgedrückt... Letztendlich hatte ich das Opfer dahinter nicht erkannt. Unsere Bindung war eine andere gewesen. Deutlich schwächer als heute. >Ich weiß, dass die Vergangenheit sich nicht ändern lässt, aber eines ist sicher. Ich hätte dich bestimmt nicht verstoßen. Ich wusste, du gehörst zu mir, als du mir beim Spielen fast den Arm ausgerissen hast.< Trotz des glühenden Hasses in mir, brachte ich ein brüderliches Lächeln zustande und hielt ihm meine Hand hin. >Er wird für alles bezahlen, was er uns beiden und allen anderen angetan hat. Wir beide gegen den Rest der Welt, Bruder.<